Vergangenen Sonntag war es mal wieder soweit: Zeit für den S25! Mein insgesamt 15. Start bei diesem schönen Lauf vom Olympiastadion in einer schönen Sightseeing-Runde durch Berlin wieder zum Olympiastadion. Mit mir dabei waren Marie, Nicklas, Lisa, Jakob, Josefine, Monika und Klaus…
Vor dem Start hatten wir noch Gelegenheit, einen Blick in das leere Stadion zu werfen. Durch das rote Tor würden wir hier später aus der Tiefgarage ins Stadion kommen und auf der blauen Tartanbahn – auf der Usain Bolt 2009 mit 9,58 Sekunden den damaligen Weltrekord pulverisierte – unsere letzte kleine Runde bis ins Ziel drehen. Die Vorfreude stieg!
Als wir in den Startblock kamen, war ich erstaunt, dass sich gerade etliche Teilnehmer*innen von einer jungen Dame auf dem Podest mitreißen ließen und sich begeistert „warm machten“.
Dabei schien die Sonne schon kräftig und es würde offensichtlich ein sehr warmes Rennen werden.
Pünktlich um 10 Uhr setzte sich das Feld mit dem Startschuss in Bewegung.
Klaus und ich wollten den Lauf wie schon so oft gemeinsam bestreiten – im moderaten Tempo von 6:00 min/km. Das hatte ich vorgegeben, da ich mir nach der Corona-Erkrankung noch nicht so sicher war, was ich mir zumuten konnte. Klaus dagegen hatte sich vor einiger Zeit die Rippen geprellt – und beide wiesen wir ein klares Trainingsdefizit auf. Da aber die Zeitvorgabe niedrig war, waren wir guter Laune und starteten einfach drauflos.
Manche setzten ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.
Die erste Trommelgruppe an der Strecke zauberte uns ein Grinsen ins Gesicht…
… denn wir liefen wirklich entspannt. Wenn auch mit 5:40 min/km etwas zu schnell. Das kommt bei der anfangs abschüssigen Strecke so gut wie immer vor – kein Grund zur Beunruhigung.
Kurz vor Kilometer 4 wartete bereits Doro auf uns. Nach kurzer, aber sehr freudiger Begrüßung liefen wir motiviert weiter.
Den Spruch auf dem Laufshirt fand ich so gut, dass ich den Läufer ansprach. Aber der hatte Kopfhörer in den Ohren und begriff erst nicht, was ich von ihm wollte.
Nach den ersten 5 Kilometern hatten wir unseren Schnitt von 5:40 min/km gehalten.
Weiter ging es auf der Straße des 17. Juni, die mit Absperrungen gesäumt und deshalb nicht so großzügig wie sonst zu belaufen war.
Die Goldelse winkte uns aufmunternd mit dem Lorbeerkranz zu, wie es sich für eine Siegesgöttin gehört. Naja, auf der Siegerspur waren wir nicht gerade.
Vor uns lief jetzt ein Team der Sparkasse, die ja Sponsor des S25 ist („S“ wie Sponsor und Sparkasse). Den Shirtspruch der jungen Frau rechts fanden wir auch lustig: „Viel Arbeit für eine kostenlose Banane“.
Das Sowjetische Ehrenmal war aufgrund der politischen Lage abgesperrt, und die davor postierten Polizisten wiesen uns den Weg zum Ziel.
Wir waren nun am Brandenburger Tor angekommen…
… überquerten die Kopfstein-Markierung der ehemaligen Berliner Mauer…
… ließen uns von den enthusiastischen Trommler*innen Flügel mitgeben…
… und kamen durch das historische Tor auf den Pariser Platz, wo der große Springbrunnen daran erinnerte, dass es heute wirklich warm war und man gerade wieder eine Erfrischung gebrauchen könnte.
Die gab es dann auch kurz darauf nahe Kilometer 10 – und gleich dahinter ein Treffen mit Andreas V., der hier als Streckenposten seinen Teil zum Gelingen des Events beitrug.
Ein paar kurz gewechselte Worte (ich bekam zu Recht Schimpfe, weil ich kein Cap gegen die Sonne trug)…
… und schon liefen wir weiter. Auch die zweite 5-km-Einheit hatten wir flotter als geplant mit durchschnittlich 5:40 min/km absolviert.
Am Gendarmenmarkt blühten die Kastanien…
… aber die Läuferinnen und Läufer ignorierten die Schönheiten von Natur und Architektur und suchten schnell den Schatten. Soviel zum euphorischen „Warmmachen“ vor dem Start.
Und ja, es war warm, aber erstaunlicherweise kam es mir nicht ganz so schlimm wie sonst unter solchen Bedingungen vor. Vielleicht, weil uns auch ab und zu ein Lüftchen entgegen wehte.
Für mein Gefühl stehen beim S25 von Jahr zu Jahr weniger Zuschauer am Straßenrand, aber das mag täuschen. Am Leipziger Platz waren auf jeden Fall sehr begeisterte Grüppchen dabei, was einen als Läuferin oder Läufer natürlich sehr freut.
Über den Potsdamer Platz…
… liefen wir jetzt nach kurzem Abbiegen vorbei am Musikinstrumenten-Museum. Auf der Schattenseite natürlich.
A propos Schattenseite: Den S25 kann man einfach nicht nach der 51/49-Regel angehen (von wegen negativer Split und so). Auf der ersten Hälfte ist er leicht abschüssig und man kann oft im Schatten laufen – und auf der zweiten Hälfte gibt es viele sonnige Abschnitte, die Temperatur ist weiter gestiegen und am Ende geht es noch einmal spürbar bergauf.
Insofern war schon klar, dass wir auf der zweiten Hälfte ab jetzt unser Tempo nicht würden steigern können – den Durchschnitt halten wäre schon prima, etwas langsamer werden völlig ok. Also am Wittenbergplatz noch einmal auftanken und einfach mal sehen, wie lange wir uns mit dem Tempo noch wohlfühlen.
Eine bunt gemischte Trommelgruppe gab alles, um uns anzufeuern.
Es ging auf dem Tauentzien durch die City West.
Man konnte schon das Upper West und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche sehen. Vor uns lief ein Paar, bei dem der Mann ein Shirt des Bremen-Marathon von 2010 trug – das ich mir damals auch erlaufen hatte. Klaus sprach ihn von der Seite auf Bremen an und gratulierte zum Wiederaufstieg (Werder hatte Tags zuvor am letzten Spieltag alles klar gemacht). Aber er blickte in ratlose Gesichter… Das Shirt war nur geliehen, die beiden kamen gar nicht aus Bremen!
Es ging weiter auf dem Kurfürstendamm…
… und nach einem Knick nach rechts und wieder einem Knick nach links in die Kantstraße.
Langjährige S25-Läufer denken hier schon so langsam daran, dass nun bald die stetige Steigung hinauf zum Messedamm beginnt. Aber eine einsame Anwohnerin hoch oben auf ihrem Balkon vertrieb diese Gedanken mit lauten Aufmunterungsrufen.
Die neongelben Shirts der „Lustigen Schleicher“ waren uns schon vorher aufgefallen. Nachdem wir ein paar dieser Läuferinnen und Läufer auf den vergangenen Kilometern passiert hatten, vermutete Klaus hier nun die „Spitzengruppe“.
Ein sonnenbebrilltes Paar hielt Motivationssprüche auf Pappen hoch.
Der Verpflegungsstand bei Kilometer 20 erinnert Klaus auf ewig an den heißen 25-km-Lauf 2017, bei dem ich ihn hier „hochgeschleppt“ hatte. Auch an diesem Tag mussten wir daran denken, aber ich wies noch einmal darauf hin, dass bei so gut wie allen anderen 25ern, die wir hier gemeinsam durchgemacht hatten, ich derjenige gewesen war, der an dieser Stelle Anschub und Aufmunterung gebraucht hatte.
Und dieses Jahr? Alles prima! Ich hatte zwar das Gefühl, dass Klaus noch etwas frischer war als ich, aber uns ging es beiden gut.
Also schnell ein bisschen Wasser getrunken, ein bisschen Wasser über den Kopf, den Helferinnen und Helfern „Danke“ sagen und weiter. Wir kamen dabei mit einem Läufer im „artiva Athletix“-Shirt ins Gespräch, der bereits seit einigen Kilometern mal kurz vor, mal kurz hinter uns lief.
Die nächste Trommelgruppe – dieses Mal in Grün – trieb uns weiter…
… in Richtung Funkturm und Messe.
Letztes Jahr, beim verschobenen S25 im Oktober, gab es hier am Haus des Rundfunks ein schönes Foto gemeinsam mit Anke und Josefine.
Nachdem wir uns die letzte langgezogene Steigung die Masurenallee hinaufgekämpft hatten, erwartete uns „oben“ am Theodor-Heuss-Platz, kurz vor der Halbmarathon-Marke, eine fröhlich winkende Doro.
Noch einmal Trommelpower am Anfang der Reichsstraße – auf geht’s, die letzten Kilometer!
Kilometer-Schild 23 passierten wir konzentriert, nur kurz aufgeschreckt von einer Gruppe wild jubelnder junger Leute, die offensichtlich jemanden begrüßt hatten.
Angestrengt, aber beharrlich liefen wir unser Tempo, das auf der zweiten Hälfte zwar etwas nachgelassen hatte, aber immer noch deutlich schneller als der anfangs mal geplante 6er-Schnitt war.
Noch über den staubigen Weg, dann in die Jesse-Owens-Allee…
… und von dort endlich abbiegen in die Tiefgaragen-Einfahrt. Der artiva-Mann tauchte unerwartet wieder vor uns auf…
… und in seinem Kielwasser durchliefen wir die Katakomben des Stadions. Leider ist die legendäre Tiefgaragen-Trommelgruppe in den letzten Jahren ans Ende der Passage verlegt worden. Früher stand sie mehr im vorderen Bereich und war daher schon von draußen zu hören und auch gefühlt viel lauter.
Aber auch so gab sie uns den letzten Kick vor dem Einlauf ins Stadion. Der, immerhin, war rot ausgekleidet und „festlicher“ als sonst.
Über die letzte Runde auf der blauen Bahn des Berliner Olympiastadions habe ich schon so viel geschrieben – das genossen wir mal ohne Worte.
Kraft zum Endspurt hätten Klaus und ich wohl noch gehabt, aber wozu hätten wir das tun sollen? Nach 2:24:05 waren wir gesund und zufrieden im Ziel – immerhin 6 Minuten schneller als (vorsichtig) geplant –, was will man mehr?
Natürlich waren wir auf dieser Distanz schon mal deutlich schneller, aber, hey, da waren wir auch noch jünger, hatten komplett trainiert und waren nicht „vorbelastet“ durch Corona und Rippe! Faktisch war dieses Ergebnis mein bisher langsamstes, aber wenn man die Alters-Leistung in Betracht zieht (Age-Grading Calculator), steht die Leistung auf Platz 10 meiner 15 Läufe ins Olympiastadion.
Nach ein paar Fotos und gegenseitigem Gratulieren mit dem netten artiva-Mann im Zielbereich, stapften wir mit schweren Beinen die Treppe zum Marathon-Tor des Stadions hoch und genossen oben ein paar Erfrischungen.
Und dann trafen wir auch schon die anderen, die allesamt gute, wenn auch etwas zu warme Läufe gehabt hatten. Marie und Nicklas sowie Monika und Lisa hatten die 10 Kilometer und Josefine und Jakob die 25 Kilometer jeweils gemeinsam erfolgreich hinter sich gebracht.
Rund um das Stadion ging es sehr relaxt zu – es ist schon ein Unterschied, ob man sich bei solchen Temperaturen auf eine Wiese legt oder 25 Kilometer läuft ;-)
Gelöst und voller schöner Eindrücke machten wir uns auf den Heimweg.
PS: Glückwunsch an alle Mitläuferinnen und Mitläufer, und danke an Doro und Andreas V. für die Aufmunterung vom Streckenrand!
PPS: Beim Lauf im letzten Oktober hatte ich die Messung meiner Laufuhr bezweifelt, da die gemessenen Zwischenzeiten am Ende stark von den offiziellen Zeiten abwichen. Die damals gemessene Gesamtdistanz betrug 25,43 km. Dieses Mal standen 25,47 km auf der Uhr, was ja dann kein Zufall ist. Ich gehe also davon aus, dass die real gelaufene Strecke durch Abweichung von der Ideallinie tatsächlich ein ganzes Stück länger ist. Insofern ist das von der Laufuhr gemessene Tempo (über 25,47 km) mit ø 5:39 min/km klar höher als die uns „angerechnete“ Zeit von ø 5:46 min/km (über 25 km Ideallinie) – abgesehen von GPS-Messfehlern, die das Ergebnis zusätzlich beeinflussen. Fakt am Rande: Auf den ersten ca. 8-10 km hat meine Uhr jeden Kilometer nahezu exakt „angepiepst“ (meist ca. 10 m davor), erst danach wurden die Abstände zwischen Pieps und Schild größer.
Fazit: Wer sich beim Wettkampf auf die gemessenen Durchschnittszeiten seiner Uhr verlässt, ist verlassen ;-)
Mehr Interessantes zu diesem Thema in Elke’s Runningblog und bei der Runner’s World.
Glückwunsch!
Sieht ja schon irgendwie ein wenig aus wie der “Berlin Marathon light”. Was kostet der Spaß? Ein Losverfahren gibt’s da aber nicht auch noch, oder?
Hallo Martin,
man könnte statt „Berlin Marathon light“ auch sagen: Das beste der Marathonstrecke ohne die „überflüssigen“ Kilometer – und als Bonus der Einlauf ins Olympiastadion. Das Ganze ohne Losverfahren und – aus meiner Erinnerung – selbst als Spätmelder für „nur“ 45€. Und noch ein Plus gegenüber dem „großen Bruder“: Man kann den Startplatz bis wenige Tage vorher problem- und kostenlos auf eine andere Person übertragen. Fazit: Absolute Empfehlung!
Ja, hört sich im Prinzip gut an. Nur: Wenn ich schon den langen Weg bis nach Berlin auf mich nehme, will ich auch eine entsprechend lange Strecke laufen.
Kann man auch zwei Runden rennen? :D
Ich kenne zumindest Leute, die über 20 km mit dem Rad zum Start fahren, dann 25 km laufen und wieder mit dem Rad zurück ;-)