Nachdem er aufgrund der Corona-Pandemie zwei Mal verschoben wurde, fand der S25 in Berlin nun doch endlich statt. Ungewöhnlich dabei die Jahreszeit: Statt im Frühling mit den manchmal eher warmen Temperaturen, liefen wir nun im Herbst bei 7-8 Grad! Es war bereits meine 14. Teilnahme bei diesem sehr schönen 25-km-Lauf, zu dem ich gemeinsam mit Klaus, Lisa, Jakob, Anke und Josefine angereist war…
Vor dem Lauf
Nach meiner langen Sommer-Verletzungspause nervten mich immer noch leichte alte und neue Probleme. Ich hatte daher vorsichtig ein Lauftempo von 5:45 min/km geplant. Klaus hatte zwei Wochen nach seinem Marathon auch keine größeren Ambitionen und wollte gerne mit mir zusammen laufen.
Anke und Josefine wiederum, die zu Besuch in Berlin waren und die ich erst in der U-Bahn kennengelernt hatte, hatten zufällig vom S25 erfahren und ein paar Tage zuvor spontan entschieden, hier mitzulaufen. Lisa und Jakob wiederum waren für die 10 km gemeldet.
Dank Corona-Nachweis bereits bei der Startunterlagenausgabe, konnten wir uns gleich in die „Fast Lane“ beim Einlass einordnen. Josefine musste noch durch die „3G-Kontrolle“, aber nach kurzer Zeit konnten wir dann alle gemeinsam auf das Gelände und uns startbereit machen.
Da neben dem 25-km-Lauf auch zeitgleich über die Halbmarathon- und 10-km-Distanz gestartet wurde, war es recht voll. Aber alle Läuferinnen und Läufer hielten sich vorbildlich an die Corona-Maßnahmen und trugen Masken.
Auffällig war, dass man viel Französisch um sich herum hörte…
… sogar die Sprecher-Ansagen zum Start wurden auf Deutsch und Französisch gemacht. Hatte man die Französinnen und Franzosen extra zum Jubiläum eingeladen? Die von den französischen Alliierten 1981 als erster Berliner City-Lauf ins Leben gerufenen „25 km de Berlin“ heißen schließlich seitdem umgangssprachlich „Franzosenlauf“ und fanden an diesem Sonntag zum 40. Mal statt!
Es geht los!
Der Startschuss fiel und es ging los! Bei herrlich sonnig-kaltem Herbstwetter liefen Klaus und ich in unseren roten startblog-f-Shirts …
… anfangs zwischen karnevalistischem Rot-Weiß…
… und polnischem Rot-Weiß.
Es kam uns sehr viel voller vor als sonst. Aber wahrscheinlich lag das daran, dass wir von weiter hinten im Startblock gestartet waren.
Pläne? Welche Pläne? Klaus und ich waren auf den ersten Kilometern mit 5:35 min/km unterwegs, und Anke und Josefine liefen ebenfalls schneller als im angekündigten 6er-Schnitt – nämlich zusammen mit uns ;-)
Auf der Brücke über die Stadtautobahn stand Nia, die als offizielle Helferin im Einsatz war, und jubelte uns zu. Woraufhin Klaus gleich quer durchs Feld hinüber zu ihr lief, um abzuklatschen.
Berlin-Sightseeing
Wir bildeten nun mit Anke und Josefine eine kleine spontane Laufgruppe. Es machte Spaß, mit den beiden Berlin-Besucherinnen zu laufen (die nebenbei bemerkt erfahrene Vereinsläuferinnen sind), und wir nutzten die Gelegenheit, ihnen die Sehenswürdigkeiten an der Strecke – wie z.B. hier die Deutsche Oper – zu zeigen.
Wenn gerade keine Sehenswürdigkeit in Sicht kam, unterhielten wir uns über das Laufen, das Leben und die Arbeit und ließen die Stadt an uns vorüberziehen.
Kurz hinter dem Ernst-Reuter-Platz…
… überholten wir einen Pacemaker mit 2-Stunden-Fahne auf dem Rücken. Aber so flott waren wir doch nun wirklich nicht unterwegs? Falscher Alarm: Er lief „nur“ den Halbmarathon.
Als wir auf die Siegessäule zuliefen, kam das Thema auf Bestzeiten und ich erwähnte den Altersleistungs-Rechner. Worauf ein Läufer neben uns kommentierte: „Ja, man muss so einen Lauf genießen, das mache ich auch gerade!“
Vorbei am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten…
… und der Skulptur „Der Rufer“…
… liefen wir immer geradeaus. Dann durch das Brandenburger Tor…
… auf den Pariser Platz…
… wo uns schon Andreas V. erwartete…
… und Fotos von uns machte,…
… während wiederum ich ihn bei der Begrüßung von Klaus fotografierte.
Über die Prachtstraße Unter den Linden führte die Strecke erst geradeaus…
… und dann nach rechts, zum nächsten Getränkestand. Nachhaltigkeit ist wichtig, also gleich den leergetrunkenen Mehrwegbecher wieder an die vorgesehene Stelle werfen.
Klaus wies auf die Galeries Lafayette hin, in deren Glasfassade sich die andere Straßenseite spiegelte…
… und ich wollte auf den – ja, auf welchen? den französischen oder deutschen? – Dom hinweisen. Ein Mitläufer half mit einer Eselsbrücke aus: Wir liefen gerade auf der Französischen Straße, also war das hier zuerst der Französische Dom. Wissen macht Ah! Danach am Gendarmenmarkt und dem Deutschen Dom vorbei…
… liefen wir wenig später auf den Potsdamer Platz zu. Natürlich nicht, ohne als gute Reiseleiter zuvor auf das Museum für Kommunikation, die Mall of Berlin und den Bundesrat hinzuweisen ;-) Anke wiederum erzählte von ihrem kürzlichen Besuch auf dem Parkplatz über dem ehemaligen Führerbunker, nicht weit von hier. Das war wiederum für Klaus und mich neu.
Schneller als geplant
Ein Blick auf die Laufuhr zeigte: Wir waren bei all der Plauderei mit unter 5:40 min/km immer noch schneller als geplant unterwegs. Ich wies kurz darauf hin – und dann liefen wir vier in exakt demselben Tempo weiter ;-) Wir fühlten uns als Gruppe zusammen wohl, ausscheren kam nicht in Frage.
Ein vorbeilaufender Blick auf die Philharmonie und das Musikinstrumenten-Museum, und dann bogen wir ab auf die Tiergartenstraße…
… wo es zwischen Botschaftsviertel und Tiergarten wieder einiges zu entdecken gab: Neben Richard Wagner, der unter seinem Baldachin thronte, unter anderem die Landesvertretung Baden Württemberg, dann die Indische, Türkische, Italienische und Japanische Botschaft.
Am Wittenbergplatz („Da vorne ist das KaDeWe!“) gab es wieder Wasser, und wir erfuhren, dass Anke 1995 den Berlin-Marathon gelaufen war. Damals war hier (oder in der Nähe?) das Ziel.
Die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer machten übrigens einen tollen Job: alle waren freundlich und alles funktionierte reibungslos.
Auf dem Tauentzien gab es nun pures „Sightseeing City West“ mit der bekannten Skulptur „Berlin“ aus Chromnickelstahl-Röhren, dem Europacenter, …
… der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und dem 118 Meter hohen Neubau „Upper West“.
Am Rande des Ku’Damms feuerten uns drei Helferinnen mit ansteckend guter Laune an, toll!
Drei Hasen für Andi
Inzwischen spürte ich doch das Tempo, es wurde anstrengender. Gleichzeitig unterhielten wir vier uns aber so angeregt, dass man kaum mitbekam wie die Zeit verging. Außerdem – so ging es mir plötzlich durch den Kopf – liefen hier gerade drei „Hasen“ für mich und sorgten dafür, dass ich das Tempo halte. Danke! Keilformation wäre natürlich noch besser gewesen, aber es war ja kein Weltrekord-Versuch ;-)
Selbst die „gefürchtete Steigung“ an der Neuen Kantstraße verlief einfacher als sonst (Kommentar Anke und Josefine: „Ach, das war es schon?“). Hier hatte ich mal bei einem früheren Lauf Klaus mitgezogen, heute musste eher ich etwas gezogen werden.
Aber ich blieb dran! Es machte weiterhin Spaß mit unserer spontanen Laufgruppe, und ich wollte unbedingt gemeinsam mit den anderen ins Ziel laufen. Trommelgruppen – wie hier an der Neuen Kantstraße – gab es übrigens wesentlich weniger als in den vergangenen Jahren, und auch Zuschauerinnen und Zuschauer waren meist rar.
Wenn beim Lauf im Mai wesentlich höhere Temperaturen herrschten, war ein zweiter Becher – über den Kopf gegossen – Pflicht. Bei 8 Grad konnte heute darauf verzichtet werden.
Es wird anstrengend
Weiter ging es mit dem Sightseeing: Klaus und ich zeigten das stillgelegte ICC (in dem aktuell ein Kunstprojekt stattfindet) und den Funkturm, …
… kurz darauf das historische Haus des Rundfunks und das rbb-Gebäude. Sogar ein Lächeln für die Fotografen war kurz vor der Halbmarathon-Marke noch mühelos möglich.
Am Theodor-Heuss-Platz sahen wir wieder Nia mit Kim und einer Freundin, die vorbildlich als Helferinnen im Einsatz waren. Und uns gleich erkannten und klatschten!
Das ließ sich Klaus nicht entgehen und erwiderte die begeisterte Begrüßung.
Die Reichsstraße hinauf wurde es langsam anstrengend. Das merkten wohl wir alle vier. Aber während ich angesichts der noch verbleibenden Kilometer versuchte, etwas Tempo herauszunehmen, beschleunigten die anderen drei immer mehr!
Für Josefine war sogar noch Zeit, ein paar Fotos von uns zu machen.
Anke und Josefine wurden jetzt offensichtlich vom „Sog“ des Olympiastadions angezogen…
… und liefen zielstrebig – im wahrsten Sinne! – voraus.
Aus dem Dunkel ins Licht
Wir liefen nun alle in die Tiefgarage ein, wo leider Stille herrschte. Die von Klaus und mir angekündigte große Trommelgruppe, die sonst hier für die übliche Gänsehaut sorgte, war nicht da!
Aber auch so waren unsere beiden Lauf-Begleiterinnen begeistert.
Und dann gab es kurz vor Ende der Tiefgarage doch noch ein winziges Trost-Trommelgrüppchen…
… das uns mit jedem Dezibel weiter zum Licht trieb.
Zieleinlauf im Olympiastadion
Das Einlaufen ins Stadion auf die blaue Bahn haben Klaus und ich ja schon oft erlebt. Aber zu beobachten, wie Josefine und Anke sich darüber freuten, machte einfach Spaß, und so genoss ich die Meter auf der Tartanbahn noch einmal mehr.
Die beiden zogen noch einmal an, während Klaus und ich etwas dahinter Seite an Seite die Stadionrunde liefen.
Noch die letzte Kurve…
… und dann nur noch geradeaus auf die Cheerleader und den Zielbogen zu.
Kurios: Auf den letzten 10-20 Metern meldete sich noch ein Läufer hinter uns, mit der gehechelten Bitte, ihn durchzulassen, was wir natürlich etwas verwundert getan und ihm damit eine um etwa eine Sekunde bessere Zeit gesichert haben ;-)
Gut angekommen
Wir holten uns unsere Medaillen ab…
… und genossen noch etwas die Atmosphäre im Stadion…
… bevor wir dann die Treppe hinauf zum Marathon-Tor zu den Erfrischungsständen gingen.
Klaus und ich waren mit 2:20:28 ins Ziel gekommen, Anke und Josefine 5 Sekunden vorher.
Wir waren alle vier überglücklich mit diesem Rennen. Es war nicht mein schnellster, aber sicherlich einer der schönsten 25-km-Läufe: das sonnig-kalte Wetter, die schöne Strecke und vor allem die unverhofft zustande gekommene, nette Laufgruppe – alles hat gestimmt.
So müssen Rennen für mich in Zukunft sein: Anstrengend, aber auch mit Spaß und der Freude am gemeinsamen Erleben. Mit ein bisschen mehr Training im Vorfeld und ohne Verletzungsvorgeschichte geht es sicherlich bald auch mal wieder etwas schneller ins Ziel ;-)
PS: Danke an Andreas V. sowie Anke und Josefine für die ergänzenden Fotos. Und natürlich an Nia, Kim und Andreas V. für den Support. Und vor allem: Danke, Anke und Josefine, für den wunderbaren gemeinsamen Lauf!
PPS: Meine Laufuhr hat wieder ein wenig gesponnen. Anfangs hat sie meinen Normalpuls nicht schnell genug gefunden, so dass die ersten Kilometer mit einer Herzfrequenz von 170-180 aufgezeichnet wurden (der Rest des Rennens bewegte sich dann in den für mich normalen 130-140). Auch die Kilometerzeiten erscheinen im Vergleich zu den vom Veranstalter genannten Zeiten nicht so ganz nachvollziehbar. Laut Messmatten war das Tempo bis km 11 bei 5:36 min/km (Laufuhr: 5:32), von km 12 bis km 21 bei 5:40 min/km (Laufuhr: 5:31) und für die letzten vier Kilometer bei 5:33 min/km (Laufuhr: 5:40). Merkwürdig. Aber halt: die Laufuhr zeigt insgesamt 25,43 km an… liegt es daran, dass ich nicht Ideallinie gelaufen bin? Können das fast 0,5 km mehr sein?
Lieber Andreas, ein sehr schöner Text. Macht Spaß zu lesen, fast wie wenn ich selbst die ganzen 25 gelaufen wäre ;) Liebe Grüße, Lisa
Hallo Lisa, dann hast du jetzt ja quasi zwei Läufe an einem Tag erlebt ;-) War schön, dass du auch mal wieder mit uns bei einem Laufevent warst!
Schöne Grüße
Andreas
Klaus’ Vater hat den Bericht mit Wonne gelesen. Zum Dank wird Klaus zum nächsten Lauftreff eine Flasche Rotwein (oder was sonst genehm ist) mitbringen.
Oh, das freut mich sehr, vielen Dank und schöne Grüße!
Lieber Andreas,
herzlichen Dank für den tollen Bericht!!! Es richtig schön unser tolles Lauferlebnis noch einmal in Ruhe revue passieren zu lassen!!! Ich bin noch immer ganz beschwingt und hoffe auf einen weitern gemeinsamen Lauf!!!
Tipp: Am 10.05.2022 geht der Weinstraße Marathon an den Start. Unterwegs gibt es Weinduschen ?
Hoffentlich bis bald!!
LG Anke
Liebe Anke,
vielen Dank, es war wirklich ein tolles gemeinsames Lauferlebnis! Den Vorschlag mit dem Weinstraßen-Marathon lasse ich mir noch einmal durch den Kopf gehen. Es klingt auf jeden Fall sehr verlockend (laut Website „einer der landschaftlich schönsten Läufe in Deutschland“). Leider kollidiert er wahrscheinlich ausgerechnet mit dem S25-Termin. Aber wir werden sehen…
Schöne Grüße
Andreas
Lieber Andreas, ein toller Laufblog, den ich durch Zufall gefunden habe.
So konnte ich auch Stimmung und Wetterlage bei einigen meiner Läufe als g- oder jetzt r-Läufer (r wie Rentner) der vergangenen Jahre wieder in Erinnerung bringen.
Du hast mich übrigens auf einem der Fotos hier von seitlich hinten erwischt. (Trommelgruppe Neue Kantstr.)
Es macht Spaß, in Deinem liebevoll gestaltetem Blog zu stöbern.
Grüße aus Berlin Biesdorf
Peter
Lieber Peter,
es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt. Es ist einfach schön, wenn man seine Freude am Laufen mit anderen teilen kann. Und sie im besten Falle vielleicht auch motiviert.
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß bei deinen Läufen, bleib dran!
Schöne Grüße nach Biesdorf
Andreas
Glückwunsch zum Finish und danke für den Bericht und die vielen Bilder. Ich muss diesen Lauf unbedingt mal mitmachen. Bisher hatte ich stets den Halbmarathon im Blick und der 25er war mir zu dicht dran… vielleicht drehe ich das nächstes Jahr mal um!
Liebe Grüße
Martin vom Ma San Blog
Hallo Martin,
das solltest du unbedingt tun – ich glaube, ich habe das hier schon mehrfach gesagt: Der S25 ist in Berlin das absolute Highlight! Tolle Strecke, viele Sehenswürdigkeiten, noch übersichtliches Starterfeld (im Vergleich zum HM) und ein toller Zieleinlauf.
Wir sehen uns im nächsten Jahr ;-)
Andreas