Mal wieder ein Big25, bei dem es unerwartet warm war! Gestern stand ich mit Klaus, Andreas V., Stocki und vielen anderen am Start und ahnte schon, dass es anstrengend werden würde. Aus Sicherheitsgründen verschob sich der Start um 10 Minuten, so dass wir schon mal eine ganze Zeit in der kräftig strahlenden Sonne „vorgegrillt“ wurden, bevor es dann so richtig los ging…
Walter und seine Tochter hatten wir schon vorher mal wieder zufällig getroffen (das dritte Mal in diesem Jahr, solche Zufälle gibt es doch eigentlich nicht!) und Andreas IV. sahen wir in letzter Minute noch von weitem im Starterfeld.
Andreas V. war für den Halbmarathon gemeldet, und um das Ganze etwas spannender zu machen, hatte er seinen Laufchip zuhause vergessen. Mit Last-minute-Leihchip konnte er dann aber erleichtert starten. Kurz nach dem Startschuss verloren wir ihn – Andreas V. , nicht den Chip – allerdings im Getümmel aus den Augen.
Klaus und ich hatten ein ruhiges Tempo abgesprochen. Ich hatte aufgrund meiner kleinen Beschwerden kaum lange Läufe in den letzten Wochen gemacht, und Klaus war sogar noch untrainierter als ich. Aufgrund der Wärme – am Start waren es ungefähr 19 Grad im Schatten (nachdem wir zuletzt meist bei 2-8 Grad trainiert hatten) – schien mir nun selbst das moderate Ziel von 2:10h bis 2:15h kaum mehr realistisch.
Nachdem wir für solche Umstände mit 5:10-5:20 min/km schon fast zu schnell gestartet waren, pendelten wir uns bald bei 5:20-5:25 min/km ein. Ein bisschen half uns dabei ein Kölner Piraten-Duo, das das Umfeld mit lauter Musik beschallte. Nicht immer unser Geschmack, aber es half, das Tempo und die Motivation zu halten. Die kölschen Karnevals- und Fußballhits waren nicht so mein Ding, aber spätestens „TNT“ von AC/DC ließ meine Füße fast von alleine laufen.
Am Wittenbergplatz gab es wieder einen Getränkestand und wir nutzten die Gelegenheit. Wie immer bei warmem Wetter nahm ich gleich zwei Becher: einen für den Magen, den anderen für den Kopf.
Irgendwo zwischen Kilometer 17 und 18 war dann plötzlich bei Klaus die Luft raus. Hatte er mich bis dahin wie immer leichtfüßig begleitet, so wurden die Schritte jetzt schwerer und er fiel immer mal wieder zurück. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich jemals bei einem Wettkampf um eine Gehpause gebeten hätte – das ist traditionell mein Part – aber dieses Mal war es soweit. Da an solch einem Tag aber ohnehin keine Rekorde zu brechen sind, beschlossen wir, gemeinsam ins Ziel einzulaufen. Egal wie langsam, Hauptsache gesund!
So kämpften wir uns die lange Steigung der Kantstraße bis zum ZOB und dem Haus des Rundfunks hoch. Natürlich wurden wir von vielen überholt, aber es gab auch so einige, die am Straßenrand gingen. Mal abgesehen von denen, die sogar medizinisch behandelt wurden.
Ich vermute, Klaus war ziemlich erleichtert, als wir schließlich das Olympiastadion zu sehen bekamen. Abgesehen von ein paar aufmunternden Worten meinerseits redeten wir nicht mehr viel. Zuschauer hatten Sprüche für die Läufer auf den Asphalt gesprüht, was uns kurzzeitig etwas ablenkte.
Klar wussten wir, dass wir zwar schon am Stadion waren, es aber noch fast genau zwei Kilometer dauern würden, bis wir im Stadion ins Ziel laufen würden.
Noch einmal von außen um das Stadion herum…
… den staubigen Weg entlang…
… und die letzte Biegung (hier lag wieder jemand, der gerade ärztliche Hilfe bekam)…
… bis es dann in die Katakomben des Stadions ging. Ich versuchte Klaus zu motivieren: „Jetzt kommt das Highlight: erst die Trommelgruppe im Dunkeln und dann die blaue Tartanbahn! Dafür machen wir das hier! Dafür sind wir diese ersten 24 Kilometer gelaufen! Für diesen letzten Kilometer!“ Ein Läufer neben mir stimmte sofort lachend zu.
Fotografieren lässt sich das Szenario leider nicht richtig (es ist viel dunkler), aber dieses kurze Stück durch die von Trommeln dröhnende dunkle Tiefgarage treibt jedes Jahr wieder den Puls in die Höhe und die Beine voran.
Und kurz darauf dieses Licht am Ende des Tunnels…
… und das „Eintauchen“ ins helle Stadion – Wahnsinn!
Manche machten jetzt noch einmal richtig Tempo, aber auf diese paar Sekunden kam es Klaus und mir jetzt überhaupt nicht mehr an. Wir freuten uns, dass es gleich geschafft sein würde.
Mit einer Zeit von 2:23:56 liefen wir an den Cheerleadern vorbei ins Ziel ein. So langsam waren wir hier noch nie gewesen, aber das spielte keine Rolle, wir waren happy, dass wir tatsächlich gut und gesund angekommen waren!
Zu unserer großen Freude trafen wir auch die beiden Kölschen Musik-Piraten wieder, die wir irgendwann auf der Strecke aus den Augen verloren hatten.
Nach einem letzten Blick zurück ins Stadion machten wir uns auf zu den Erfrischungen und trafen kurz darauf auch Andreas V. wieder, der seinen Halbmarathon ebenfalls gut, aber unter ähnlichen Schwierigkeiten aufgrund der Wärme, überstanden hatte.
Die Pace-Grafik haben wir für diesen Lauftag nicht exklusiv – soweit ich es in den Ergebnissen von Freunden und Bekannten ablesen konnte, verlief die „Kurve“ bei vielen ähnlich. Manchmal auf besserem, schnellerem Niveau, aber immer mit der „Wärme-Bremse“ am Ende.
Solche Tage gibt es, da muss man eben den Umständen Tribut zollen. Spaß gemacht hat es trotzdem, und das ist das Wichtigste!
Hallo Andreas, ich kann deinem Artikel uneingeschränkt zustimmen! Was für eine Hitzeschlacht, aber Ende haben wir es doch geschafft und das zählt manchmal mehr, als eine neue Bestzeit!
Hi!
Schade, dass die “Wärme-Bremse” zugeschlagen hat. Was sagst du zum Vergleich zwischen Halbmarathon und 25 km in Berlin? Ich war bis jetzt “nur” zwei Mal zum Halbmarathon in der Hauptstadt, ist der 25er zu empfehlen (wenn es etwas kühler ist)?
Viele Grüße
Markus
@Andreas IV
Genau richtig, manchmal muss man einfach sehen, dass unter den Umständen nichts zu holen ist. Da zählt die Gesundheit einfach mehr.
@Markus
Unbedingt! Der 25er ist mit einer meiner Lieblingsläufe: Eine schöne (Sightseeing-)Strecke und ein toller Zieleinlauf ins Olympiastadion! Klare Empfehlung von mir!
@markus
klare Empfehlung ==> echtes Marathon Feeling durch Stadioneinlauf
Hallo Andreas, toll, dass wir uns vor dem Start getroffen haben. Deinem Artikel kann ich nur zustimmen, ich bin auch kein Hitzeläufer und hatte auf den letzten Kilometern ganz schön zu leiden. Aber der Einlauf ins Olympiastadion entschädigt dafür! Nur leider konnte ich mich nicht auf der Leinwand sehen, da in dem Moment gerade die Siegerehrung übertragen wurde. Vielleicht klappt das im nächsten Jahr besser.
Viele Grüße
Stocki
@Stocki
Ja, war nett, mit dir vor dem Start noch ein bisschen zu plaudern! Was die Leinwand angeht, kann ich dich trösten: Es war mein 11. Start beim Big25 und ich habe mich noch NIE auf der Leinwand gesehen ;-)
Vielleicht sehen wir uns ja beim Tegel-HM im Herbst wieder?!
Hallo Andreas,
da habe ich also Deinen Blog gefunden. Klar Musik ist Geschmackssache, aber sie wirkt. Entweder gefällt es, dann bleibt man bei uns und wird gezogen. Oder es gefällt nicht, dann treiben wir Dich vor uns her. Gut für den Pace :-)).
Viele Grüße aus Kölle
Carsten (rechter Pirat)
@Carsten
Hey, schön von dir zu hören bzw. zu lesen! Exakt, die Musik hat gewirkt – und dass wir euch irgendwann aus den Augen und Ohren verloren haben, lag sicherlich nicht an der Musikauswahl ;-) Schöne Grüße zurück aus Berlin! Und zukünftig werde ich bei Laufevents nach Piraten Ausschau halten ;-)