Andreas V., Klaus, Monika und ich waren neulich am Berliner Olympiastadion beim Big25 der inzwischen S25 heißt. Warum, das sollten wir schnell erfahren…
Das „S“ steht nämlich für den neuen Sponsor, die Sparkasse, und das war nicht zu übersehen: Aus ganz Deutschland waren Läuferinnen und Läufer in roten (aber auch weißen) Sparkassen-Shirts angereist! Andreas V. schlug vor, meinen Artikel gleich „Laufen durch das Rote Meer“ zu nennen ;-)
Die Sparkassen-Läufer liefen – neben der Gesamtwertung – in allen Disziplinen in eigenen Wertungen und machten unter sich auch noch einen Marathon aus. Nach den späteren Ergebnislisten waren fast ein Drittel der späteren Finisher von der Sparkasse (2.905 von 10.330 Läuferinnen und Läufern, ohne Kinderlauf).
Die Sonne schien auf den Olympischen Platz und Gaststar Jan Fitschen sprach noch ein paar mahnende Worte an das Läuferfeld: viel trinken und nicht unbedingt eine Bestzeit erwarten! Aber das wollte ich – eine Woche nach dem Hamburg-Marathon – ohnehin nicht. Klaus ordnete sich weiter vorne ein, Monika etwas hinter Andreas V. und mir.
Der Startschuss fiel und es ging los. Ich fühlte mich durch den Marathon noch ziemlich ausgelaugt. Eine Zeit knapp unter 2:30h sollte das Maximalziel sein. Hauptsache überhaupt heil ankommen. Wenn ich nicht schon vor dem Marathon für diesen Lauf gemeldet gewesen wäre, wäre ich hier sicherlich nicht gelaufen. Aber so wollte ich erst einmal mit Andreas V. – der für den Halbmarathon gemeldet war – ruhig im 6er-Schnitt loslaufen. Alles weitere würde sich dann ergeben.
Natürlich waren wir schneller, pendelten uns auf der anfangs abschüssigen Strecke bald bei 5:40 min/km ein. Mein Marathontempo vom Sonntag davor…
Die Sparkasse Bremen war offensichtlich auch dabei.
Andreas V. lief gut und locker, und ich freute mich, dass wir nach sehr langer Zeit mal wieder zusammen einen Wettkampf liefen. Bei Kilometer 8 war das aber schon vorbei, denn hier bogen die Halbmarathon-Läufer in den Tiergarten ab, während wir 25-km-Läufer noch weiter geradeaus mussten.
Beim Blick auf den Fernsehturm und das Brandenburger Tor überlegte ich, dass ich zufrieden wäre, wenn ich die 5:40 min/km möglichst lange würde halten können. Aber mein Oberschenkel meldete sich bereits dezent. Mal abwarten.
Beim Brandenburger Tor herrschte gute Stimmung. Eine Trommelgruppe trieb die Läuferinnen und Läufer voran. Obwohl ich den Marathon noch spürbar in den Knochen hatte, fühlte ich mich sehr wohl.
Am Gendarmenmarkt wiederholte sich, was man schon vom Start weg beobachten konnte: Alle Läufer suchten den Schatten.
Inzwischen war ich etwas schneller geworden. Wäre natürlich klasse, wenn ich die zweite Hälfte schneller laufen könnte… Mal sehen, wie lange die müden Muskeln das Tempo mitmachten.
Beim Blick auf den Potsdamer Platz lag mein Tempo bereits unter 5:30 min/km. Weit unter meinem sonstigen 25-km-Tempo, aber nach dem „schönen Debakel“ von Hamburg unerwartet „rasant“.
In einer Glasfassade spiegelten sich die Läufer. Ich freute mich schon auf Doro, die gleich bei Kilometer 13 auf mich warten wollte. Ich entdeckte sie sofort, wir wechselten ein paar kurze Worte (ja, es geht mir sehr gut!) und weiter ging es.
Die Taktik bei warmem Wetter wie immer: An jedem Getränkestand immer einen kleinen Becher Wasser trinken und einen über den Kopf gießen. Am Wittenbergplatz nahm ich ein Gel. Nur eines. Für den gesamten Lauf. Keine Experimente, nicht wie in Hamburg.
Vor dem KaDeWe stand eine weitere Trommelgruppe. Noch fotografierte ich fleißig, es musste mir also gut gehen ;-)
Der 25-km-Lauf ist das schönste Laufevent in Berlin: Geballtes Sightseeing auf 25 Kilometern – hier die Tauentzienstraße mit Blick auf die Gedächtniskirche.
Vorbei am Café Kranzler liefen wir durch die Sonne…
… und bogen auf die etwas schattigere Leibnizstraße ab, bevor es auf der Kantstraße wieder sonnig warm für uns wurde.
Das hatte ich noch nie erlebt: Das Läuferfeld wechselte kurz darauf geschlossen auf die linke Fahrbahnseite in den Schatten, wobei eigentlich die rechte Fahrbahn für den Lauf vorgesehen war!
Der darauf folgende Anstieg zur Messe ist gefürchtet, weil er dir noch einmal vor der Halbmarathonmarke die Kraft aus den Beinen zieht. An diesem Tag lief ich ihn trotz schwerer Beine „locker“ hoch und verlor durch den Getränkestand und die Steigung nur etwa 20 Sekunden – vom Laufgefühl her kein Vergleich zu vergangenen Jahren!
An der Halbmarathon-Marke wartete wieder Doro auf mich. Ich freute mich sehr, blieb sogar für ein paar kurze Sätze stehen und lief dann motiviert weiter.
Zwischendurch hatten kurzzeitig einmal meine rechten Adduktoren gezogen. Aber jetzt war alles einfach, ich hielt mein Tempo und freute mich, dass ich noch Kraft hatte.
Der Klassiker: Man erblickt das Olympiastadion und denkt, man wäre da… aber es sind noch etwas mehr als zwei Kilometer! Ich überholte so einige Läufer. Schräg vor mir rief ein Zuschauer einem Läufer zu: „Da hinten wartet ein Bier auf dich!“ Und bekam die Antwort: „Ich trinke kein Bier!“ Klasse!
Ein Déjà-vu: Wie eine Woche zuvor beim Marathon sah ich auf dem letzten Stück ein Schild mit der Aufschrift „Läuft bei dir“. Aber dieses Mal lief es wirklich!
Auf die Laufstrecke am Olympischen Platz hatten Zuschauer viele motivierende Sprüche gesprüht. Ich konnte zwar im Laufen keinen lesen, fand die Aktion aber trotzdem toll.
Nur noch ein Kilometer inklusive dem tollem Finale auf der blauen Tartanbahn!
Die letzte Kurve zur Tiefgarage…
Die Einfahrt war in schönes Licht getaucht, ich hörte den Stadionsprecher, aber ansonsten nur die leisen Laufschritte um mich herum.
In der Tiefgarage wurde kräftig getrommelt, und durch die abschüssige Einfahrt liefen die Beine nun fast von selbst.
Eine Woche lang hatte ich gezweifelt, ob ich diesen Lauf so direkt nach dem Marathon überhaupt machen sollte, aber spätestens jetzt weiß ich: Genau wegen dieses Moments habe ich ihn gemacht!
Auf der Schlussrunde im Stadion gingen tatsächlich noch einige, aber mich hielt jetzt gar nichts mehr.
Ein paar Läufer überholte ich noch, dann war ich im Ziel!
2:18:36… in meiner „Big25-Historie“ eines der schlechtesten Ergebnisse, aber eine Woche nach dem „schönen Debakel“ von Hamburg viel besser als zuvor gedacht – ich war selten so zufrieden hier im Ziel!
Im Zielbereich traf ich Klaus, der kurz vor mir angekommen war. Gemeinsam stiegen wir die Treppen zu den Verpflegungsständen hinauf. Ich horchte in mich hinein, aber es war alles klar: keine Probleme mit dem Kreislauf.
Nach der Verpflegung trafen wir dann auch Halbmarathon-Läufer Andreas V. am verabredeten Treffpunkt. Er war gut im Tempo durchgekommen, das wir gemeinsam auf den ersten 8 Kilometern gelaufen waren. Und auch Monika traf bald ein, ebenso zufrieden mit ihrer Leistung. Was will man mehr?
Andreas V. war übrigens bei Kilometer 13 von Oliver im rasanten Tempo überholt worden, Klaus hatte Stocki gesehen und ich im Ziel Chris von den Flitzpiepen getroffen – die Berliner Laufwelt ist klein.
Meines Wissens bin ich noch nie einen Lauf so gleichmäßig leicht schneller werdend gelaufen: Erste Hälfte in ø 5:31 min/km, zweite Hälfter in ø 5:27 min/km. Die Aufteilung in Drittel ist sogar noch erstaunlicher: ø 5:32 min/km, ø 5:29 min/km, ø 5:27 min/km.
Mann Andreas: eine Woche nach dem Marathon auch noch die anspruchvollen S25…nicht gerade vorbildlich! Meine Frau hätte das nicht genehmigt. Übrigens: So rasant war ich dieses Jahr nun auch wieder nicht, wenn es auch Andreas V. so vor kam. Aber 1:44:58 sind für einen bald 50 jährigen OK; und ich würde auf hohem Niveau. jammern…..
@Schinderhannes
Richtig vorbildlich war das tatsächlich nicht, und meine Frau war auch nicht erbaut, aber manchmal ergeben dich Dinge einfach… Im Gegensatz zu Sub-1:45, die muss man sich richtig hart erarbeiten, erst Recht als Fast-50er! Respekt und Glückwunsch!