Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

19. Potsdamer Schlösserlauf 10-km-Lauf am 02.06.2024

Veröffentlicht am 04.06.2024 | 4 Kommentare

Zufriedener 10-km-Finisher mit Medaille um den Hals

Also, ich wäre ja nicht auf die Idee gekommen, Anfang Juni bei über 20 Grad einen 10-km-Wettkampf zu laufen. Aber es sollte ein gemeinsamer Lauf mit meiner Tochter werden, als entspannter Begleiter sozusagen. Eigentlich. Bis sie sich kurz vorher verletzte und aus dem entspannten Begleiter ein angespannter Solo-Starter wurde…
Denn soviel war klar: Die 10 Kilometer sind nicht meine Lieblings-Wettkampfdistanz (zu hektisch), der letzte 10-km-Event lag schon 6 Jahre zurück (und verlief gar nicht gut), ein 10k-Wettkampftempo war ich gefühlte Ewigkeiten nicht gelaufen und darüber hinaus sollte es warm werden („21 Grad, fühlt sich 6 Grad wärmer an“ lautete die Vorhersage).

Ich reiste also wirklich sehr unentspannt nach Potsdam an – und dann kam alles anders!

Wolken am Start

Läuferinnen und Läufer heben vor dem Start gemeinsam die Hände

Das Wetter vor Ort war nämlich besser als gedacht. Eine Wolkendecke hielt die Sonne in Schach. Nur wenn sie mal durchkam und man nicht gerade im Schatten stand, begann man zu „brutzeln“. Gut, es waren trotzdem 21 Grad, aber zusammen mit einem Hauch Wind kam bei mir die Hoffnung auf, dass es doch alles noch ein gutes Ende nehmen könnte.

Die Halbmarathon-Teilnehmer:innen waren bereits auf der Strecke, ich machte mich noch kurz ein wenig warm und war dann bald darauf schon im Startblock. Die beiden Moderatoren erzählten von einem Teilnehmer-Rekord, denn zum ersten Mal waren alle 5.000 verfügbaren Startplätze (1.700 für die 10 km und 3.300 für den Halbmarathon) ausverkauft.

Tja, und dann kam der Startschuss und ich war auf der Strecke!

Läuferinnen und Läufer des 10 km Schlösserlaufs in potsdam auf der Strecke (Straße mit Tram-Schienen)

Wie üblich war es anfangs noch ein wenig eng, ich musste ein paar Läufer:innen und Laufgrüppchen umkurven, aber das Startgetümmel löste sich dann doch recht schnell auf. Der erste tümmelige Kilometer ging mit 5:18 min/km durch. Das war eigentlich genau das Tempo, das ich mir vorgestellt hatte. Angesichts der Temperaturen war das sogar besser als gedacht.

Den zweiten Kilometer zeigte mir meine Uhr allerdings mit 5:06 min/km an. War ich gerade dabei, es zu übertreiben? Nee, wird schon, einfach weiterlaufen. Um mich herum lauter junge Leute, deren leichtfüßige Dynamik mich einfach mitriss.

Brandenburger Tor in Potsdam

Am Brandenburger Tor gab es nach etwas mehr als drei Kilometern den ersten Getränkestand. Die Wärme machte mir zwar gerade nichts aus – ich war so froh, dass die Bewölkung hielt! –, aber obwohl es „nur“ 10 Kilometer waren, trank ich kurz einen Schluck Wasser und kippte den Rest über meine Arme. Das kostete zwar zehn Sekunden, aber die waren gut investiert in Renntempo, Wohlbefinden und Gesundheit.

Verbindungsstrecke

Läuferinnen und Läufer auf Höhe des Dreikönigstors mit Blick auf den Obelisk

Ich hatte beschlossen, bei diesem Wettkampf nur wenige Fotos auf der Strecke zu machen. Beim 10k-Lauftempo stört das Herumnesteln an Oberarmtasche und Handy schon sehr. Aber das nun kommende Verbindungsstück war mir ja neu, das musste dokumentiert werden.

Nach dem Brandenburger Tor bogen wir nämlich von der Halbmarathonroute ab, um nach einer Abkürzung weiter nördlich wieder auf die gemeinsame Strecke zu stoßen. Vorbei am Dreikönigstor liefen wir auf den Obelisk zu und kamen gleich darauf auch am Triumphtor vorbei.

Läuferinnen und Läufer auf einer sanften Steigung

Nun gab es sogar eine kleine Steigung zu bewältigen…

Läufer laufen an den Kolonnaden des Ehrenhofs von Schloss Sanssouci vorbei

… die uns immerhin am Ehrenhof auf der Rückseite von Schloss Sanssouci vorbeiführte.

Läuferfeld auf Höhe der historischen Mühle

Als ich die Historische Mühle sah, wusste ich, wir sind wieder auf der gemeinsamen Strecke, aber von Halbmarathonläufer:innen war noch nichts zu sehen.

Immer geradeaus

Läuferinnen und Läufer auf leicht abschüssiger Straße mit Blick auf die Neuen Kammern (Orangerie)

Ab den Neuen Kammern ging es auf die Maulbeerallee – ewig lang geradeaus, aber immerhin grün, schattig und anfangs sogar bergab. Während die historischen Gebäude und Statuen an mir vorbeizogen – wir durchliefen ja den Park Sanssouci –, dachte ich darüber nach, ob ich das Lauftempo wohl bis zum Ziel durchhalten könnte. Immerhin waren bis zu diesem Zeitpunkt erstaunlicherweise fast alle Kilometer unter 5:10 min/km durchgerauscht. Mal abwarten, aber den Getränkestand nahm ich auf jeden Fall wieder mit.

Lässige Tempomacher

Junge Läuferin und Läufer auf Sand-Parkweg

Im Verlauf der letzten Kilometer hatte ich hin und wieder Leute überholt, aber an der jungen Dreiergruppe, auf die ich nun kurz vor dem Neuen Palais langsam aufgelaufen war, gab es kein Vorbeikommen. Sie liefen nahezu exakt mein Tempo.

Läuferinnen und Läufer laufen am prunkvollen Neuen Palais vorbei

Aber der junge Mann vor mir machte das so sichtbar unterfordert lässig, dass ich mir den frustrierenden Anblick nicht länger antun wollte und zum Überholen ansetzte. Das gelang auch… nur wurde ich von den dreien kurz darauf selber wieder überholt!

Das Überholen-und-überholt-werden wiederholte sich dann sogar nochmal, aber als wir dann auf der ebenfalls langen Forststraße endlich Richtung Ziel unterwegs waren, hatte ich sie – wenn ich mich richtig erinnere – wieder (kurz) hinter mir gelassen.

Noch zwei Kilometer bis zum Ziel

Auf diesem Streckenabschnitt begann ich mit mir und dem Tempo zu kämpfen. Ich wusste, dass es sich noch lange hinziehen würde (ca. 2 km bis zum Zieleinlauf), aber ich dachte auch daran, dass ich es gleich geschafft haben würde und an den Halbmarathon 2022, bei dem Andreas V. mich auf diesem Stück noch mit dem Fahrrad begleitet hatte. Also weiter und möglichst das Tempo halten.

Endlich war das Areal des Stadions Luftschiffhafen erreicht! Wir hatten gerade die erste Abbiegung nach links auf das Gelände gemacht, als mich plötzlich lautes Rufen aus den Vorfreude-Gedanken riss: Ein Radfahrer warnte vor dem ersten Halbmarathon-Läufer, der im Anrauschen war. Unsere bewundernden Blicke waren ihm sicher (dem Läufer, nicht dem Radfahrer ;-)

Schein-Ziel

Noch zwei Strecken-Schlenker und dann war der Riesen-Aufblas-Zielbogen zu sehen! Aber, nein, das wusste ich noch von meinen früheren Schlösserlauf-Teilnahmen, das war ja nur ein „Vor-Zielbogen“ – keine Zeitmessmatte zu sehen. Und ausgerechnet in diesem Moment überholten mich die zwei jungen Männer und die junge Frau, die ich schon fast wieder vergessen hatte, mit einem Zielsprint… und trudelten glücklich und zufrieden direkt hinter dem Schein-Zielbogen aus und blieben stehen! Nein, weiter, weiter, rief ich ihnen im Vorbeilaufen zu, denn das Ziel – ohne Bogen, mit Banner und mit vielen jubelnden Menschen und Lautsprechergetöse – lag wirklich nicht mal 100 Meter entfernt vor uns.

Was soll ich sagen: Sie haben mich natürlich trotz der Schrecksekunde noch locker im Schlusssprint überholt und sich gleich im Ziel nett für meinen Hinweis bedankt. Kein Problem, gern geschehen ;-)

Im echten Ziel

Läufer-Selfie im Ziel

Beim Zieleinlauf hatte ich auf dem großen Display nur eine digitale rote „51“ gesehen und war darüber absolut happy. Mit so einer schnellen Zeit hatte ich nicht gerechnet. Zu verdanken hatte ich das sicherlich zum großen Teil den Wolken, die noch immer über dem Gelände hingen und verhindert hatten, dass die Sonne richtig durchkam (Notiz an mich selbst: Bewölkte 21 Grad sind im Großen und Ganzen schon okay.). Ich bekam meine Medaille und stapfte zufrieden über das Gelände, um mir etwas zu trinken zu holen.

Zielbereich mit Verpflegung und vielen Finishern

Überall um mich herum Menschen im typischen Zielbereich-Zustand zwischen erschöpft und aufgekratzt, und vor allem viele nette Helferinnen und Helfer, ohne die solch ein Event nicht zu realisieren wäre.

Sieger des Halbmarathons unterhält sich am Verpflegungsstand

Schön fand ich auch, dass der Halbmarathon-Sieger von anderen Teilnehmenden persönlich beglückwünscht und in anerkennende (Fach-)Gespräche verwickelt wurde.

Zahlen und Fragen

Pace-Grafik des 10-km-Laufs mit ziemlich gleichen Kilometerzeiten um die 5:06 min/km

Meine offizielle Zielzeit von 51:03 kam für mich schon unerwartet, aber die Platzierung unter den ersten zehn meiner Altersklasse war die absolute Überraschung. Das ist mir meines Wissens noch nie zuvor passiert.

Nach meiner Uhr bin ich (bis auf Anfangsgetümmel, Getränkeaufnahme und einem dezent angezogenen Schluss) absolut gleichmäßig gelaufen: 5:18, 5:06, 5:06, 5:18, 5:10, 5:07, 5:09, 5:07, 5:04, 4:51 – und einen negativen Split hat es auch gegeben (26:00, 25:03).

Bleibt die große Frage, warum ich mir vor dem Lauf so viele Gedanken gemacht habe. Und warum ich auch nach 20 Laufjahren noch denke, dass die 10 Kilometer nicht meine Wettkampfstrecke sind, obwohl ich altersbereinigt dort die besten Ergebnisse erziele…

PS: Danke nochmal an alle Helfer:innen und Veranstalter:innen für dieses wirklich sehr schöne und gelungene Laufevent. Der einzige Wermutstropfen für 10-km-Teilnehmer:innen ist allerdings, dass man danach nicht so schnell wieder nach Hause kommt. Ich stand um 11 Uhr an der Straße – die Shuttle-Busse zum Hauptbahnhof fuhren erst ab 12 Uhr und die Tram stand hinter der vom nicht enden wollenden Halbmarathon-Strom blockierten Kreuzung. Nach zehn Minuten vergeblichen Wartens habe ich mich dann zu Fuß auf den 4-km-Weg zum Bahnhof gemacht. Das hat allerdings meine gute Laune aufgrund der Zielzeit und der schönen Veranstaltung auch nicht trüben können ;-)

PPS: Und der Vater-Tochter-Lauf als „entspannter Begleiter“ wird auf jeden Fall nachgeholt!

Kategorien

F-Klasse-Laufen, Laufevents

4 Kommentare zu “19. Potsdamer Schlösserlauf 10-km-Lauf am 02.06.2024”

  1. Martin sagt:

    Boah, ein ziemlich langer Text und eine fette Medaille für ‘nen 10er. Das hat sich gelohnt – für dich und für deine Leser. Gratuliere zur Zeit.

    Schöne Strecke. Ich würde definitiv den Halben laufen. 10er laufe ich auch nur (noch) ungern, weil ich es wie du sehe – kurz ist hektisch.

  2. Andreas sagt:

    Hallo Martin, ich hatte tatsächlich vorher überlegt, ob ich am Event-Tag noch auf den Halben ummelden sollte – aber manchmal muss man sich ja auch mal seinen Ängsten stellen ;-)

    Du warst ja gerade wieder sehr lang unterwegs, wie ich gerade gesehen habe. Bei dir ist aber zumindest die Länge des Textes der Strecke angemessen ;-)

  3. Andreas IV sagt:

    Hallo,
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !! Coole Leistung. Viel wichtiger als die Zeit finde ich den psychologischen Effekt – Du bist angetreten, obwohl Du allein warst, das Wetter (vermeintlich) schwierig und die Streckenlänge nicht Dein Ding. Das war definitiv außerhalb Deiner “Komfortzone”.
    Gruß
    Andreas IV

  4. Andreas sagt:

    Wirklich, die Komfortzone war extrem weit weg, als ich am Start stand! Mit zunehmendem Alter wird die Zeit auch unwichtiger. Für die Zufriedenheit zählt viel mehr, wie man gelaufen ist. Und da kann man sich manchmal auch selber überraschen ;-)

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