Nach meinem Debüt vor 6 Jahren stand ich am Sonntag zum zweiten Mal auf dem Gelände des Luftschiffhafens Potsdam und wartete auf den Startschuss zum Potsdamer Schlösserlauf...
Schon kurz nach der Anreise zeigte sich das erste Plus dieses Events – eine stressfreie Toilettensituation.
Ganz locker zu sein vor so einem Lauf-Wettkampf schaffe ich nicht, aber für meine Verhältnisse war ich doch relativ entspannt.
Andreas V. war mit mir angereist und wollte mich auf dem Rad ein wenig begleiten. Er war selber angemeldet für diesen Halbmarathon, konnte aber aufgrund einer Verletzung nicht mitlaufen. Kurz nach dem Startschuss ging es auch schon durch das historische Tor des Luftschiffhafens Potsdam hinaus (der eine bewegte Geschichte von der Zeppelin-Produktion bis zum Olympiastützpunkt hinter sich hat)…
… und da erwartete mich auch schon Andreas V. auf der breiten Zeppelinstraße!
In der ersten Sekunde bin ich im Vorbeilaufen tatsächlich auf dieses Wandgemälde hereingefallen.
A propos Sekunde: Mein erster Kilometer war mit knapp unter 5:40 min/km exakt in der geplanten Zeit!
Ähnlich wie vor 6 Jahren war es nämlich auch an diesem Wettkampf-Tag sehr warm – beim Start um 9 Uhr morgens 20 Grad. Im Gegensatz zu damals verdeckten aber noch Wolken die Sonne, was es wesentlich erträglicher machte.
Kurz und gut: Ich hatte geschätzt, dass ich vernünftigerweise 5:40 min/km laufen sollte, um gut und gesund ins Ziel zu kommen. Wenn allerdings die Sonne rauskommen sollte, war auch das nicht sicher.
Wir kamen inzwischen am Brandenburger Tor an. Auf dem Foto sieht das Wetter sogar etwas frisch aus, aber es waren tatsächlich 20 Grad und ich war bis hierhin schon ausreichend ins Schwitzen gekommen.
Es gab sogar hin und wieder Zuschauerinnen und Zuschauer.
Der Läuferpulk bewegte sich ohne allzu viele Geräusche durch die Fußgängerzone in der Brandenburger Straße.
Am Ende musste man vor der Kirche und unter den Augen von Peter, Paul und Maria abbiegen.
Am Rande des Holländischen Viertels kam uns auf dem Fußweg eine Läuferin entgegen, die beim Laufen Seil sprang – sehr cool und lässig!
Stuck-Fassaden und Backstein – sehr schön!
Auf der Humboldtbrücke kam es dann zu einem kleinen Zwischenfall. Andreas V. fuhr mit seinem Rad direkt am Geländer entlang, um möglichst niemanden zu behindern. Trotzdem wurde er plötzlich sehr rüde von einem Läufer angemacht, der sogar damit drohte, ihn bei der Rennleitung anzuzeigen („dann wird dein Kumpel hier disqualifiziert!“). Wie kann man schon nach nicht einmal 6 Kilometern so aggressiv und unhöflich sein? Denn wie man auf dem Foto sieht, war ja trotzdem noch ausreichend Platz zum Überholen da. Aber da hätte er ja einen langsameren Mitläufer anmeckern müssen…
Damit nicht genug, kaum war er nach vorne verschwunden, ertönte von hinten „PLATZ DA!“. Wahrscheinlich dachten außer mir noch andere, dass das ja nur ein Scherz sein konnte, aber wenige Sekunden später dröhnte es wieder laut von hinten „PLATZ DA!“. Noch ein „freundlicher“ Mensch, dem es anscheinend nach 5 Kilometern aufgefallen war, dass er sich für einen Platz auf dem Siegertreppchen am Start etwas zu weit hinten eingeordnet hatte…
Andreas V. beschloss daraufhin, nun einen Umweg durch die Stadt zu fahren und mich nur noch an einzelnen Punkten zu erwarten. Unter der Humboldtbrücke ging es nun für mich weiter in den Park Babelsberg.
Mein Tempo stimmte immer noch und ich versuchte, mich mehr auf die schönen Ausblicke im Park zu konzentrieren.
Eine fröhlich „knatternde“ Zuschauerin sah mich beim Laufen hektisch mit dem Handy hantieren und musste lachen.
Das Läuferfeld zog sich auf dem staubig-sandigen Parkweg immer mehr in die Länge.
Auf der Wiese am Ufer relaxten Helferinnen in ihren neongelben Warnwesten, im Hintergrund war bereits die Glienicker Brücke zu sehen.
Jetzt noch durch das Areal des historischen Dampfturbinenhauses und dann einen kleinen fiesen Anstieg hinauf…
… und wir waren auf der kleinen Brücke, die auch zur Strecke des Drittelmarathons gehört. Bei mir schon immer sehr beliebt, da es hier bergab geht und man sich plötzlich schnell und leicht fühlt…
… ein Effekt, der aber gleich darauf wieder vergessen ist, wenn es zur Glienicker Brücke hinauf geht.
Gleich hinter der Brücke entdeckte ich Andreas V., fotografierte ihn…
… und wurde zurückfotografiert.
Von der Brücke ging es runter und dann gleich wieder unter der Brücke hindurch, auf der oben unsere „Verfolger“ liefen.
Vier Ruderer sahen sich das Spektakel vom Wasser aus an.
Nun ging es in den Neuen Garten und auf sandigen Parkwegen…
… bis ans Ufer des Jungfernsees zur Eremitage, die ja auch eine interessante Geschichte hat.
Kurzzeitig hatten wir einen Blick auf das Wasser…
… bevor es wieder ins „Landesinnere“ und vorbei am Schloss Cecilienhof ging (vor 6 Jahren war es noch eingerüstet gewesen).
Nach dem Neuen Garten verlief die Strecke wieder durch Wohngebiete und kleine Straßen. Immer wieder standen Anwohnerinnen und Anwohner vor ihren Häusern und feuerten uns Läufer*innen an.
Obwohl ich diesen Halbmarathon schon mal gelaufen war, war ich doch erstaunt, wie oft es bergauf (uff!) und natürlich auch wieder bergab (juhu!) ging. Potsdam ist definitiv nicht so ein flaches Pflaster wie Berlin.
Auch in der Kolonie Alexandrowka gab es Beifall für die Halbmarathon-Teilnehmenden.
Zur Freude eines Kindes habe ich das Pappschild abgeklatscht, dass es mir hinhielt: ein 1-up-Pilz zum „Energie aufladen“.
An dieser Stelle mussten viele Autos auf uns warten…
… bis wir wieder in einen staubigen Parkweg abbogen.
Wir passierten die Historische Mühle von Potsdam…
… und kurz darauf sah ich Andreas V. am Straßenrand stehen. Er war weit herumgefahren, um hier auf mich zu warten.
Hurra, es ging wieder bergab! Bei den Neuen Kammern, die zum Schloss Sanssouci gehören, konnte man noch einmal kurz Fahrt aufnehmen.
Flinke Füße und Irokesen liefen mir voraus…
… und das im Folgenden sehr, sehr lange, denn die Straße zog sich schier endlos hin.
Am Schlossgarten verfehlt die offizielle Strecke nur knapp das imposante Tor.
Wieder mal ein staubiger Sandweg. Immerhin nicht ganz so heiß wie vor 6 Jahren, als hier die Sonne ungehindert auf die Köpfe der Läufer*innen prallte. Auf dieser zweiten Hälfte des Halbmarathons kam sie zwar nun immer öfter strahlend hinter den Wolken hervor, das reichte aber nicht mehr, um ernsthafte Probleme zu machen.
Das Neue Palais war das letzte Highlight der Potsdamer Sightseeing-Tour.
Kurz danach entdeckte ich Andreas V. wieder an einer Straßenbiegung, von der an er mich nun – auf der gegenüberliegenden Straßenseite – auf der „Zielgeraden“ begleitete.
Ich wusste, jetzt geht es auf das letzte Stück, und lief beharrlich weiter. Meine Lauf-Uhr dagegen hatte sich irgendwann verlaufen und zeigte inzwischen fast einen Kilometer mehr an.
Die „Zielgerade“ Forststraße wollte kein Ende nehmen…
… aber irgendwann hatte ich auch diese Geduldsprobe hinter mir, lief in den anfänglichen Startbereich ein, bog nach rechts ab…
… und dann wieder nach links und sah das Ziel! Meine Mitläufer der letzten Kilometer zogen merklich an…
… aber ein Läufer überholte uns plötzlich alle wie aus dem Nichts in einem Wahnsinnstempo – wo kam der in dieser Geschwindigkeit her, was hatte er auf den letzten 21 Kilometern gemacht, bis Kilometer 20 gebummelt?
Mit einer Zeit von 1:58:39 war ich kurz darauf im Ziel, holte mir meine Medaille und bewunderte den Ventilator, der feuchte Luft zur Erfrischung versprühte.
Ich war absolut zufrieden mit mir und meinem Lauf, erfrischte mich mit zahlreichen Bechern diverser Getränke und suchte mit Andreas V. eine Zeit lang vergeblich den Ort, wo es Nudeln zur Stärkung geben sollte. Neben dem Zelt der „Pasta Party“ waren Bänke aufgebaut, auf denen wir uns ausruhten und unsere Teller Pasta aßen, bevor es dann mit drei S-Bahnen – immerhin mit nahtlosem Anschluss – wieder zurück nach Marienfelde ging.
Die Medaille ist sehr schön, die Altersklassen-Platzierung war es auch endlich mal wieder. Und ähnlich wie bei meinem ersten Schlösserlauf-Halbmarathon 6 Jahre zuvor, war ich erstaunlich konstant das Tempo zwischen 5:35 und 5:40 min/km durchgelaufen – und wieder mit einem minimalen negativen Split.
PS: Danke an Andreas V. für die Begleitung und die Fotos – und nächstes Jahr laufen wir dort zusammen, irgendwann muss es ja mal klappen!
PPS: Und Grüße an Andreas IV., der zur gleichen Zeit – und bei gleichen hohen Temperaturen – in Bad Saarow deutlich flotter 27 Kilometer um den Scharmützelsee gelaufen ist!
Meine Empfehlung für diesen Lauf, es wird viel geboten für das Startgeld.
Nächstes Jahr versprochen!
Ja, den Lauf kann man wirklich empfehlen! Und nächstes Jahr schaffen wir es gemeinsam ;-)