Am vergangenen Wochenende war ich mit Laufbloggern aus ganz Deutschland beim Laufblogger-Camp 2016 in Hohegeiß im Harz. Wie in den vergangenen Jahren wurde es wieder ein sehr herzliches Treffen mit viel Spaß, interessanten Gesprächen und kurzen Nächten. Und natürlich wunderbaren Lauftouren…
Nachdem am Freitag alle nach und nach angekommen waren – inkl. unserem prominenten Gast Jan Fitschen – bildeten sich am Samstagmorgen die Gruppen für die unterschiedlichen Laufrunden. Als erstes machten sich die „Harten“ auf ihren „Sprint“ (O-Ton Hannes): Die Running Twins Marek und Henrik, Hannes und Jan Z. wollten eine 45-km-Tour mit reichlich Höhenmetern über den Brocken machen!
Wir anderen – Gerd, Eddy, Martin, Philipp, Thomas, Caro 1, Caro 2, Heimo, Daniel, Jan und ich – hatten uns auf die von Gerd ausgearbeitete „Bambini“-Laufrunde über 20 km geeinigt und liefen kurz darauf gemeinsam los. Nur Judith und Michael konnten verletzungsbedingt leider überhaupt nicht laufen, wollten aber wenigstens auf einer Wandertour die schöne Landschaft im Harz genießen.
Der Himmel zeigte sich bereits bedeckt – es waren für später Gewitter vorhergesagt – aber noch hielt das Wetter.
Alle freuten sich, dass wir nun endlich gemeinsam laufen konnten.
Wir wechselten häufig die Reihenfolge beim Laufen, so dass man immer wieder neu mit anderen ins Gespräch kam. Es waren in diesem Jahr mehrere Laufblogger dabei, die zum ersten Mal am Camp teilnahmen, und die „Neuen“ waren sofort mittendrin.
Ultraläufer Daniel hielt sich bei den beiden Caros am Ende der Gruppe…
… während Eddy etwas voraus förmlich durch den Harz flog ;-)
Die „Führungsgruppe mit Europameister“ lief meist voraus, wartete an Weggabelungen aber immer auf den Rest der Gruppe.
Es gab so einige Steigungen zu überwinden.
Das Wetter war wärmer als es auf den Fotos aussieht, aber die Stimmung auf solch einem Laufblogger-Camp ist ohnehin wetterunabhängig immer gut.
Wir kamen an einem See mit Anglern vorbei und ich erinnerte mich an unseren Badestopp im letzten Jahr.
Sobald wir stehenblieben, wurden wir von hungrigen Bremsen attackiert. Eddy wurde dadurch sogar genötigt, die Bremer Version eines Schuhplattlers aufzuführen.
Der Lauf war so entspannt, dass immer Zeit blieb, Fotos von plätschernden Bächen zu machen, vereinzelte Erdbeeren am Wegesrand zu pflücken oder Zecken zum Mitlaufen einzuladen.
Elf kleine Läuferlein…
… die liefen um die Eck’
Die einen liefen weit voraus,
da waren’s nur noch sechs!
Nach einigen Kilometern gab es tatsächlich direkt hintereinander zwei Möglichkeiten, tiefer in den Wald abzubiegen. Die vordere Gruppe traf ihre Entscheidung und lief los, während ich auf die Nachzügler wartete. Als sie bei mir angekommen waren, entschied Gerd nach kurzem Blick auf die Navigation seiner Laufuhr: Nein, der andere Pfad sei der richtige! Und so ging es mit halber Gruppe weiter.
Ob die anderen durch eine Kurve ihres Pfads irgendwo wieder auf uns treffen würden? Auf unserem Weg hatte schon jemand die Strecke markiert, wir waren also nicht im Nirgendwo – wenn es auch manchmal so aussah.
Wir liefen durch die Landschaft und ich genoss die Gelassenheit, die von unserer Gruppe ausging: Es ging nicht um Zeit, keiner preschte voran, bei Steigungen wurde einfach gegangen, und es wurde stets auf die anderen gewartet.
Und wir hatten natürlich auch unseren Spaß! Caro 2 war völlig euphorisch, weil sie gerade die längste Strecke ihres Lebens lief. Eine tolle Sache: Ihr längster Lauf bis dahin waren 12 km gewesen, und nun war sie dabei, fast einen Halbmarathon mit etlichen Höhenmetern zu laufen – und es ging ihr bestens!
Hin und wieder lief ich voraus, um Fotos zu machen.
Wenn man nicht eine Allergie gegen Steigungen hat, ist der Harz ein wunderbares Laufrevier.
Im Winter gehört er aber natürlich den Skifahrern und Ski-Langläufern.
Wir erzählten uns Geschichten von Ultra-Laufevents wie der TorTour de Ruhr (Gerd), dem Thüringen Ultra (Daniel) und extrem langen Wanderungen, wie dem Bavaria Königsmarsch (Heimo) und dem Mammutmarsch (Caro 1).
Das interessierte mich natürlich besonders wegen meiner bevorstehenden 59-km-Etappe bei den 100 Meilen von Berlin.
Jetzt liefen wir auf einem schmalen Pfad durch hohes Gras, Traumbedingungen für Zecken.
Zwischenzeitlich mussten wir aber auch einmal für ein paar hundert Meter auf die Bundesstraße, um unseren Weg durch den Wald an anderer Stelle fortsetzen zu können.
Gerd war zufrieden: Die bei gpsies geplante und auf die Laufuhr geladene Strecke stimmte – im Gegensatz zu der vom letzten Jahr – sehr genau!
Die beiden Caro-Damen waren ebenfalls guter Dinge.
Plötzlich war ein Teilstück unseres Weges abgesperrt, aber wir beschlossen, erst einmal zu gucken, und siehe da: Es gab nur eine für Läufer absolut harmlose Mini-Baustelle.
Auf den letzten Kilometern gab es einige fiese Steigungen, die wir mit Traben und Gehen bewältigen.
Bald waren wir am Ende des abgesperrten Teils angekommen.
Ein Schild in Tannenbaumform wies auf die alte Poststraße hin, die sich hier mal befunden hatte.
Kurz bevor wir unsere Unterkunft, die „Heimathütte“, wieder erreichten, kamen Gerd und mir Jan und Eddy entgegen. Ihre Gruppe hatte die „Elf kleinen Läuferlein“ offensichtlich weiter gespielt und unterwegs Philipp verloren.
Während wir noch gemeinsam beratschlagten, tauchte der Vermisste aber plötzlich wieder auf – eingefangen von unserer „Nachhut“.
Auf dem letzten Stück gab es noch schöne Ausblicke. Wenn man einmal davon absah, dass es beängstigend steil bergab ging.
Nachdem es eine Zeit lang genieselt hatte, fing es direkt bei unserer Ankunft an der Heimathütte an zu gewittern! Glück gehabt! Oder auch nicht, denn ich wollte im Hinblick auf meinen ersten Ultra eigentlich noch einige Trainingskilometer anhängen. Ich versuchte es, musste aber nach einem halben Kilometer umkehren, da es zu stark regnete, donnerte und blitzte.
Fischer, Fischer, wie lang’ läuft das Wasser?
Und wenn es stoppt?
Dann laufen wir!
Erneut an unserer Hütte angekommen, ging ich aber nicht hinein, sondern unterhielt mich noch etwas mit Eddy unter dem Dach der Feuerstelle, während es um uns herum plätscherte. Mit der Zeit regnete es aber immer weniger und hörte schließlich ganz auf. Und Eddy gab mir den letzten mentalen Schubs mit den Worten: „Dann kannst du ja eigentlich noch loslaufen…“
Da ich keine Karte und nur wenig verlässliche Ortskenntnis hatte, nahm ich mir vor, einfach ein Stück in eine Richtung zu laufen und dann wieder umzukehren. Ich begann also einfach unsere vorherige Tour in Gegenrichtung…
… lief aber immer geradeaus und kam so nach etwa 2 km auf die Landstraße.
Mit dem Laufen an Auto-Schnellstraßen habe ich ja schlechte Erfahrungen gemacht, aber da kaum ein Auto unterwegs war, lief ich immer weiter auf der Landstraße. Die Straße schien sich endlos durch den Wald zu winden, aber ich wollte ja auch nicht ihr Ende sondern nur die „5“ (km) auf meiner Laufuhr sehen. Mitten im Nirgendwo war es dann soweit und ich kehrte um. Etwas fantasielos, aber, Himmel, es gibt Leute, die reißen ihre Laufkilometer im Stadion auf der Bahn ab…
Der Holztransporter markierte für mich die Stelle, an der ich wieder in den Wald abbiegen musste.
Zum Schluss wurden die Steigungen noch einmal sehr anstrengend, aber ich gönnte mir auch jetzt die eine oder andere Gehpause. Trotzdem hatte ich die 10-km-Extrarunde am Ende fast exakt im 6er-Schnitt geschafft (bergab liefen die Beine nämlich von alleine, zum Teil sogar unter 5er-Schnitt). Mit den 31 Kilometern inklusive diverser Höhenmeter war ich sehr zufrieden und konnte den Grill-Abend im Laufblogger-Camp bei Steak und Bier umso mehr genießen.
Hakuna Matata im Harz
Bis spät in die Nacht hinein saßen wir dann noch gemeinsam am Lagerfeuer und hörten Jan zu, der mit Stirnlampe über sein Buch gebeugt begeistert von Kenia erzählte. Nachdem wir bereits beim Grillen Ugali – die Hauptspeise kenianischer Läufer – probieren durften, gab es am Abreisetag sogar noch für jeden ein kenianisches Armband, das ebenfalls über die Kraft verfügen soll, Läufer schneller zu machen. Das wird in nächster Zeit sicherlich von zahlreichen Laufbloggern getestet, und ich bin gespannt auf die Ergebnisse ;-)
Insgesamt war das Laufblogger-Camp 2016 also ein sehr gelungener Harz-Laufurlaub mit kenianischer Note!
PS: Für die Nicht-Kenianer unter den Lesern: Hakuna Matata ist Swahili und bedeutet ungefähr soviel wie „Alles in bester Ordnung!“
Hach, was für ein schöner Bericht! Dank Deiner Schreibe und den vielen wunderbaren Fotos bin ich gerade noch einmal durch den Harz gelaufen! Danke dafür, Andreas! Dafür verzeihe ich Dir auch, dass Du meinen Blog als einzigen nicht verlinkt hast… *heul!* ????
@Eddy
Eddy, das würde ich doch niemals tun! Dein Blog ist verlinkt wie alle anderen, oder gibt es da ein technisches Problem, das ich übersehen habe…?
Klasse Bericht! Das macht einfach Lust auf Mitmachen!
Mit meine Eltern habe ich früher in Hohegeiß/ Zorge oft Urlaub gemacht… Kann mich noch lebhaft an die Steigungen erinnern…
Hallo Andreas,
da erfährt man ja noch ungeahnte Dinge! Ich habe weder mitbekommen, dass Eddy und Jan nochmal zurück gelaufen sind, noch dass Du weitere Kilometer gemacht hast. Verrückt. Es ist auf jeden Fall sehr spannend zu lesen.
@Michael
Na, denn: Mitmachen! Und die Steigungen einfach ignorieren ;-)
@Thomas
In so einer großen Gruppe kann man ja nicht alles mitbekommen ;-) Hat mich auf jeden Fall gefreut, dass du dieses Jahr dazugestoßen bist. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!
Da habe ich auch nix von mitbekommen. Ich weiß nur noch, dass du völlig durchnässt im Flur gestanden bist und ich gedacht hatte, du hättest mit Klamotten geduscht! :D
Sehr schöner Bericht. Bei mir fehlen ein paar Details, die du hier Preis gibst. Aber etwas kann ja auch im Harz bleiben, oder wie war das? ;)
@Martin
Na ja, als ihr euch kurz vor dem Regenguss in die trockene Heimathütte gerettet habt, war ich ja auch noch draußen, da kann man schon mal etwas Feuchtigkeit abbekommen ;-)
Aber wie ich auch nachher erst mitbekommen habe, hast du ja ebenfals noch einen kleinen Extraschlenk eingebaut, um auf die HM-Distanz zu kommen.
Ich hoffe, dem Knöchel geht es wieder besser!
Einfach nur herrlich. Da hattest ihr ja wieder ein wunderbares Wochenende! Sieht nach viel Spaß und großartigen Laufmomenten aus!
Nächstes Jahr bin ich dann hoffentlich wieder mit von der Partie.
@Din
Ja, du hast wirklich gefehlt, Nadin! Aber im nächsten Jahr dann…
Die schönsten Bilder – die macht immer der Andreas. Ich mag dieses Bilderbuch. Hakuna Matata!
@Henrik
Na, ich würde sagen, wir alle haben vom Laufblogger-Camp nur schöne Fotos gemacht ;-) Ist ja auch keine Kunst bei so einem schönen Event in so schöner Landschaft!
“Ich versuchte es, musste aber nach einem halben Kilometer umkehren, da es zu stark regnete, donnerte und blitzte.”
– Soll ich erwähnen, wie lange unsere Truppe durch das Wetter gelaufen ist? Aber na gut, du hast uns ja bereits in der Einleitung als die “Harten” vorgestellt ;)
Und wenn dir auch für die kommenden Jahre die Bambini-Runde eigentlich zu kurz ist: Zum Brocken ist es gar nicht so weit und wir kennen den Weg ;)
@Laufhannes
Es ist leichter, an eine schöne Runde noch etwas anzuhängen, als mich von euch „Ultra-Turbos“ in einem Tempo jenseits meiner Vorstellungskraft marathonweit über den Brocken schleppen zu lassen… Danke für das Angebot, Hannes, aber irgendwie stecke ich wohl auf ewig zwischen den „Bambini“ und den „Harten“ fest ;-)
Hehe, mir geht es so wie einigen anderen hier: von deiner Extrarunde habe ich erst jetzt in deinem Bericht erfahren. Da war ich wahrscheinlich gerade damit beschäftigt, sämtliche Zecken des Harzes von meinem Körper zu entfernen.
Vielleicht finden wir uns mal für eine zeckenfreie Runde rund um den Mauerweg zusammen. Würde mich freuen :)
@Caro
Dass du wirklich sämtliche Zecken der Runde einsammeln musstest, war natürlich ungerecht… Würde mich auch freuen, wenn es mal klappt mit einem gemeinsamen Mauerweglauf!
Eigentlich schade dass man sich nur einmal im Jahr trifft. Aber dafür freue ich mich umso mehr wenn wieder Bloggercamp ist. Hoffentlich auch wieder im kommenden Jahr.
Ansonsten gibt?s ja auch in Berlin ein paar Läufe auf meinem imaginären ToDo-Zettel.
@Gerd
Genauso geht es mir auch, Gerd. Wenn dein imaginärer Berlin-ToDo-Zettel konkreter wird, sag’ Bescheid, dann klappt es vielleicht ja mal mit einem Treffen/Lauf hier!
Hui, da fühl ich mich als wär ich dabei gewesen bei euer 20km Runde:-) Schön, dass du dieses Jahr dabei warst. Ich freu mich schon aufs nächste!
@Mietze
Nächstes Jahr brauchst du keine Fotos vom Lauf, da läufst du „live“ mit ;-) Bis (spätestens) dann!