Beim Laufblogger-Camp 2015 war Samstag der „richtige“ Lauftag! Miele und Olli von den Flitzpiepen waren in der Frühe angereist, so dass wir nun insgesamt 13 Läuferinnen und Läufer waren, die in drei Gruppen auf unterschiedlichen Strecken losliefen: 14 km, 28 km und 60 km. Vorab sei soviel verraten: Bei allen wurde es mehr…
Ich hatte mich gemeinsam mit Olli, Heimo und Daniel für die 28-km-Runde entschieden.
Schilder gab es zwar, sie waren aber keine große Hilfe, da unsere – von Gerd geplante – Laufstrecke normale Wege anscheinend völlig uninteressant fand.
Es ging von Anfang an deutlich auf und ab.
Die Aufstiege waren meist nur gehend zu bewältigen.
Langsam wurde uns klar, warum „Trail-Runde“ auf Gerds Karte gestanden hatte!
Aber die Natur war wirklich idyllisch, wir trafen auf der gesamten Strecke kaum einen Menschen.
Die Navigation übernahmen Olli (mit Gerds Karte) und Heimo, der sich die Strecke auf den Garmin geladen hatte
Allerdings ist ein kleiner schwarzer Pfeil auf einem Mini-Display nicht wirklich optimal, wenn man quer durch die Pampa muss! Wenigstens sahen wir so, wenn wir nicht mehr auf der offiziellen Strecke waren (und das war oft!).
Überall blühte Fingerhut am Wegesrand.
Streckenplaner Gerd hatte wohl ein paar Hindernisse liegen lassen, um uns das richtige Trail-Feeling zu geben.
Hin und wieder gab es schöne Panorama-Blicke.
Die Passagen zwischen den „Und-wo-geht-es-jetzt-weiter?“-Stops waren sehr spannend zu laufen.
Der Nullpunkt gab uns auch später im Gespräch mit den anderen Bloggern noch Rätsel auf. Ich habe mal auf Wikipedia nachgelesen: „Der Nullpunkt im Harz ist mit 603,4 m ü. NHN der höchste Punkt an der heutigen Landesstraße 600 […] Hier begannen 1864 vermutlich die Vermessungsarbeiten bei der Neuanlage der Fahrstraße, die – abseits der heutigen Landesstraße – abschnittsweise nur noch als Waldweg benutzt wird.“
Querfeldein liefen wir weiter…
…durch hohes Gestrüpp und Gräser…
…bis wir den Kaiserweg kreuzten, der seinen Namen der erfolgreichen Flucht Kaiser Heinrich IV. vor den Sachsen im August 1073 verdankt.
Es hatte etwas von einem Orientierungslauf, wie wir da auf der Suche nach dem richtigen Weg durchs hohe Gras liefen. Heimo meinte, wir wären richtig, aber es war nicht einmal die Andeutung von einem Pfad erkennbar.
Daniel entdeckte beim Laufen allerlei am Wegesrand: Walderdbeeren, Heidelbeeren und sogar eine Eidechse, die allerdings nicht für seine Kamera stillhalten wollte.
Unsere Strecke schien aus dutzenden von Weggabelungen zu bestehen, die uns immer wieder vor die Frage stellten: Wie geht es jetzt weiter? Es schien nur eine Regel zu geben: Im Zweifelsfall nach oben!
Ein Schild verwies auf den Stöberhai. Merkwürdiger Name, was das wohl war? (Auflösung weiter unten)
Hinter einer Wegbiegung eröffnete sich uns plötzlich der atemberaubendste Blick unserer Tour: Vor uns türmten sich hohe, dunkle Wälder auf, während der Weg hinab ins Tal führte.
Die Stimmung war bei uns vieren trotz der Anstrengungen sehr gut.
Nach etwa 15 Kilometern waren wir am äußersten Punkt unserer Strecke angelangt, der Odertalsperre.
Nun hatten wir den schwierigsten Teil zu bewältigen, der Plan zeigte 300 Höhenmeter auf 1,5 km an! Auf allen Vieren gingen Olli und Heimo allerdings nur für’s Foto ;-)
Selbst das Gehen war aufgrund der nicht enden wollenden starken Steigung in der Muskulatur zu spüren.
Da war doch gleich der bergerfahrene Wandersmann vom Flachlandtiroler zu unterscheiden!
Die ewige Frage: Links, rechts oder gar wieder nach oben geradeaus?
Daniel hielt sich im Hintergrund und alles mit der Kamera fest.
Yiihaah! Endlich ging es wieder bergab – und zwar rasant!
Allerdings mussten wir hochkonzentriert laufen, denn das Terrain war nicht gerade einfach! Da hatte Gerd aber mit dem Wörtchen „Trail“ nicht übertrieben.
Erneut bot sich uns ein schöner Blick auf den See der Odertalsperre…
…als wir am Jagdkopf, einem 600 m hohen Berg des Harzes, Rast machten. Zünftig mit Gels und Sportgetränken ;-)
Eine vorbeikommende Wandergruppe hielt uns im Foto fest…
…bevor es wieder weiter ging. Natürlich bergauf…
…bis wir oben auf dem Stöberhai ankamen, wo eine Jungengruppe Fußball spielte. Wie es zu dem merkwürdigen Namen kam, erläutert Tante Wikipedia: „Der Stöberhai im Mittelgebirge Harz ist mit etwa 720 m ü. NHN der höchste Berg des Südharzes. Es wird angenommen, dass hier ein Köhler namens Stöber seinen „Hai“ hatte, womit im Harz die Kohlstelle des Köhlers im Wald bezeichnet wurde.“
Von hier aus hatten wir einen weiten Blick auf den Brocken. Ob Henrik, Marek und Hannes jetzt dort liefen?
In der Schutzhütte versahen wir unsere Streckenkarte mit einem Wanderstempel – nur echt mit Brockenhexe!
Und wieder ging es durch hohes Gras weiter. Man sah die Zecken förmlich mit der Zunge schnalzen.
Immer schön auf die Füße achten, auf dem anschließenden Downhill lag so einiges an Ästen und Steinen herum!
Weg? Welcher Weg?
Olli befragte zum wiederholten Male die Karte.
Egal, wir mussten irgendwie quer bergab durch den Wald, um auf den nächsten Forstweg zu kommen – sogar mit kleiner Sprungeinlage auf dem letzten Stück,
Die beiden Navigatoren ergänzten sich hervorragend und brachten uns wieder in die Spur.
Heimo konnte über den Zustand des Waldes nur den Kopf schütteln: In Bayern dagegen sind die Wälder aufgeräumt! Sakra! Oder waren hier nicht faule norddeutsche Forstarbeiter sondern geniale Trail-Präparatoren am Werk gewesen?
„Der längste Weg beginnt mit einer Abkürzung!“ Und trotzdem versuchten wir es wieder quer durch den Wald!
Im Anschluss an diese Waldabkürzung gab es eine wirklich tolle Downhill-Passage, die zwar etwas halsbrecherisch mit vielen Steinen gespickt war, aber trotzdem der pure Lauf-Genuss nach all den Steigungen.
Wir näherten uns jetzt der Straße (es muss die L600 gewesen sein)…
…die hinter üppiger Vegetation versteckt lag.
Die Laune war immer noch bestens!
Vor lauter Eifer vergaßen wir, im Waldgasthaus Stöberhai kurz einzukehren – und dabei hatten alle genau für diesen Fall Geld dabei.
Olli lief bzw. ging meist ein paar Meter voraus.
Hier war es so steil, dass an Laufen überhaupt nicht zu denken war.
Es war immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man oben angekommen war. In der irrigen Hoffnung, das sei jetzt die letzte Steigung gewesen ;-)
Hinter einer brüchigen Holzbrücke…
…erwartete uns ein schöner Single-Trail. Wenigstens war mal zu erkennen, dass hier ein Pfad war.
Eine tolle Sache, nach einer Querfeldein-Passage wieder auf befestigte Wege zu stoßen.
Und wieder ein toller Single-Trail, dieses Mal entlang des Sprakelbachs, der mit all den gestürzten, bemoosten Bäumen sehr verwunschen wirkte.
Ah, Zivilisation! Aber ausgerechnet, als wir die Straße kreuzen wollten kam eine mittelgroße Radgruppe vorbeigerauscht.
Bis Hohegeiß sollten es nun nicht mal mehr 4 km sein.
Auf einer Hangwiese grasten dutzende, wenn nicht gar hunderte von Schafen.
Als wir den Neuen Teich erreichten, kam spontan die Idee auf, ein erfrischendes Bad zu nehmen.
Das Wasser war ziemlich kalt, aber sehr erfrischend!
Beim späteren Weiterlaufen war ich erstaunt, wie schnell ich wieder durch die Sonne und die Bewegung komplett trocken war (Handtücher hatten wir natürlich nicht dabei).
Nach einer sehr idyllischen Etappe am Neuen Teich entlang…
…stießen wir bald wieder auf das große Fragezeichen: Wo ging es denn jetzt weiter?
Aber irgendwie kamen wir wieder auf die Spur…
…und fanden die Straße, die bergab auf Hohegeiß zu führte.
Eine kleine Irritation gab es noch an der Holzbrücke. Waren wir hier richtig?
Aber nachdem auch das geklärt und ein letzter Anstieg bewältigt war, sahen wir schon „Haus Gifhorn“, unsere Unterkunft.
Die anderen erwarteten uns schon, sich sonnend auf der großen Wiese. Sie waren statt der geplanten 14 km mehr als 21 km gelaufen! Erst sehr viel später trafen dann auch unsere drei „Ultras“ ein, die nach 65 km (statt 60 km) bewundernd empfangen wurden.
Das Höhenprofil unserer Strecke erklärt, warum wir für die 30,5 km, die es am Ende geworden waren, 6 Stunden gebraucht hatten.
Den wunderbaren Lauftag ließen wir mit einem Grillabend und Lagerfeuer-Gesprächen bis tief in die Nacht ausklingen.
Und am Tag darauf mussten wir auch schon schweren Herzens „Gifhorn (unten)“ wieder verlassen.
Eine tolle Truppe, eine wunderbare Landschaft, zwei herrliche Läufe, nette Gespräche… Was will man mehr?
Klar, das Laufblogger-Camp 2016! Und zwar sofort ;-)
Danke an alle – und besonders an Henrik und Marek für die Organisation – es war mal wieder das pure Laufblogger-Wochenend-Laufabenteuer mit euch!
PS: Und danke an Eddy und Olli für die ergänzenden Fotos!
Mein lieber Mann, was für eine Bildersammlung! Da könnt ihr doch gar nicht gelaufen sein, wenn ihr ständig nur am Fotografieren wart!
Danke für die schönen Eindrücke – auch wenn es mir jetzt die Begründung nimmt, nächstes Jahr vor dem Brocken noch an der Odertalsperre vorbei zu laufen – jetzt war ich ja quasi schon da ;)
@Hannes
Die Netto-Laufzeit war ja auch ungefähr die Hälfte ;-)
Und, nee, Fotos können einem das „richtige“ Laufen nicht ersetzen, sonst würden wir ja Bildbände wälzen statt Kilometer abzureißen ;-)
Was für eine geniale Zusammenfassung unserer 30 km Tour, als wäre man sie nochmal gelaufen. Die Bildersammlung kann sich sehen lassen, besonders der Badestopp lockte mir ein Lächeln ins Gesicht.
Danke für diesen schönen Bericht.
@Daniel
Hat mich gefreut, dich kennenzulernen und gleich so eine tolle Tour gemeinsam zu laufen. Ich hoffe, wir sehen uns demnächst mal in Bremen!
Hallo Andreas,
wow, eine richtige Foto-Story…
Wirklich schöne Bilder von einem wirklich schönen Lauf. Toll dass Du dabei warst. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Grüße -timekiller-
Boah, was für tolle Fotos. Und so viele! Jetzt weiß ich, was ich falsch mache, wenn ich nur mit der GoPro herum laufe. Ich muss aufrüsten… ;-)
Danke für die tollen Eindrücke und bis bald in Bremen!
Hehe ich mag das Bild wo Olli wie Gollum auf dem Baumstamm hockt und verzückt in die Karte starrt:d
Sage mal hast du ein Handy dabei oder ne Digicam? Ist das ne kleine? :-) Bin auch grad auf der Suche.
Lg
@-timekiller-
Vielleicht ja mal in München? Da bin ich nämlich noch nie gelaufen!
@Eddy
Himmel, Eddy, nein, nicht aufrüsten! Sonst kann man ja vor lauter Ballast gar nicht mehr laufen…
@Joshly
Das ist eine kleine billige Digicam. Die stößt bei ungünstigen Lichtverhältnissen auch schnell an ihre Grenzen, ist aber weitaus besser als ein normales Handy. Aktuelle Smartphones machen auch schon sehr gute Bilder, aber zum einen mag ich nicht so ein „Brett“ dabei haben und zum anderen ist das „Handling“ beim Laufen etwas komplizierter.
Sehr starke Bilder Andreas, das vermittelt ein tolles Bild von eurer Laufstrecke am Samstag. Und die war ja nun wirklich nicht ohne! Sehr coole trails, ups and downs, genauso stellt man sich doch das Laufen im Harz auch vor. Die schönen Passagen sollten wir uns in jedem Fall merken für das kommende Jahr. Da kommen wir dann sicher nochmals dort vorbei. Schön, dass du wieder mitgemischt hast bei unserem kleinen Abenteuer abseits des Alltags!
Hey Andi, tolles Review vom Lauf! Musste auch bei ein paar Bildern gut schmunzeln man sieht förmlich die Fragezeichen auf dem Kopf. :) Herrlich war es!
@Marek
Danke, Marek, es war mir wie immer eine große Freude, dabei zu sein! Ich freue mich schon auf weitere interessante Harz-Strecken im nächsten Jahr!
@Olli
Du hast uns aber auch trotz aller Fragezeichen gut durch die Pampa geführt! Hat wirklich Spaß gemacht, mit dir zu laufen. Vielleicht bekommen wir das ja mal in Berlin (Grunewald?) wieder hin: flitzpiepen meets startblog-f ;-)
Wirklich ganz tolle Berichte hast du verfasst und ich beneide euch, um die schöne Runde. Nicht, dass meine nicht auch super war, aber nächstes Mal dann mit etwas Training und Ruhe vorher, bin ich sicher bei der mittleren Runde am Start. Aber da wirst du ja vielleicht den Ultra angehen. Na warten wir es ab. Auf jeden Fall war es eine tolle Gruppe und ich freue mich auf nächstes Jahr.
Noch einen zweiten Kommentar hier, weil es bei dem ersten Beitrag schon beendet ist :D
Ich fand es total super, dass wir dieses Mal auch Freitag die Gelegenheit hatten, eine Runde zu drehen. So konnte man schon schön in das Camp hineinkommen, die Landschaft entdecken und die Neuigkeiten austauschen.
@Din
Na, die Runde hättest du bei deiner Fitness auch so gut geschafft. Mehr als 30 würde ich nächstes Jahr schon laufen (können/wollen), aber mit den Ultras? Nee, die sind eine andere Liga ;-)
Ich habe diese „Klassenfahrt“-Auszeit auch sehr genossen, und das frühere Losfahren am Freitag fand ich ebenfalls perfekt! Bis nächstes Jahr also!