Gestern war es soweit: Da ich nach langer Zeit mal wieder zu Besuch in Bremen war, konnte endlich der geplante Lauf mit Eddy stattfinden. Wir kennen uns schon seit längerem über unsere Lauf-Blogs und waren jeder gespannt, welcher Mensch sich hinter dem jeweils anderen Blog verbirgt…
Nach fast 4 Kilometern „einlaufen“ kam ich bei Eddy an und wir verstanden uns sofort bestens. Es konnte also losgehen auf unseren gemeinsamen langen Lauf, den er vorher extra zusammengestellt hatte.
Ungefähr 18 Kilometer waren verabredet, die uns gleich vorbei an einem großen Bahngelände in Walle führten.
Vom ersten Laufschritt an hatte eine rege Unterhaltung begonnen, und die landschaftlichen Eindrücke der Strecke mischten sich mit den diversen Geschichten aus unseren „Biografien“.
Ohne vorherige Absprache hatten wir uns jeder für das „repräsentative“ Laufshirt entschieden: Ich trug das rote startblog-f-Shirt, das sonst eigentlich nur bei Wettkämpfen zum Einsatz kommt, und Eddy hatte sein oranges Shirt des Tiger Balm Teams an.
Zusätzlicher Clou in der Laufshirt-Frage: Als Alternative hatte sowohl er als auch ich zuvor das Finisher-Shirt des Bremen-Marathons in Betracht gezogen. Aber damit nicht genug, stellten wir nun auch noch fest, dass wir beide 2010 in Bremen gemeinsam am Start gewesen waren, ohne voneinander zu wissen! In gemütlichem Tempo hatten wir nun plaudernd den Waller Feldmarksee erreicht.
Da wir uns spontan für einen kleinen Extra-Schlenk entschieden hatten, bekam ich noch die schöne Landschaft am Maschinenfleet zu sehen.
Ich hatte Eddy inzwischen die Geschichte meiner Buchstaben-Läufe erzählt, denen ich ja auch mein Lauf-Foto-Handy verdanke, und er hatte mir geschildert, wie er sich damals mit Videos für das Tiger Balm Team beworben hatte.
So ergänzten wir mit jedem Laufschritt das, was wir aus den Blogs übereinander wussten mit neuen Puzzleteilen. Sehr spannend ;-) Und zu lachen hatten wir auch immer wieder.
Interessant war auch, dass wir zwar unsere Blogs etwas unterschiedlich auffassen – Eddy setzt als begeisterter Filmer verstärkt auf Video, während ich mehr ein „Mann des geschriebenen Wortes“ bin – aber beide ähnliche Auffassungen von dem haben, was ein Lauf-Blog bieten sollte.
Während all dieser gegenseitigen Fragen und Antworten schien es eher so, als würde die Landschaft an uns vorbeilaufen, so vertieft waren wir ins Gespräch. Nur Steigungen und Punkte, an denen kurz geklärt werden musste, wo der Weg weiter ging, rissen uns kurz aus den Gedankengängen.
Wir kamen durch unzählige Kleingartengebiete und ich hatte trotz vorheriger Karteneinsicht keinen Schimmer mehr, wo wir uns auch nur ungefähr befanden.
Immer wieder gab es nette Details am Rande der Strecke – und auch im Gespräch.
Da ich wusste, dass die Strecke zwei Seen als markante Außenpunkte aufwies, war klar, dass es nach Umrundung des zweiten Sees (Stadtwaldsee) wieder Richtung Start gehen würde.
Ein besonderes Highlight hatte sich Eddy aber für den Schluss aufgehoben. Auf den letzten Kilometern liefen wir nämlich durch den Bremer Bürgerpark.
Und während wir uns über unsere Einstellung zum Laufen und unsere weiteren Ambitionen unterhielten, gab es wunderschöne Impressionen am Rande des Weges.
Der Bürgerpark ist von Gräben und kleinen Seen durchzogen, die auf vielen „verwunschenen“ Brücken überquert werden können.
Während wir also diese Landschaft genossen, kamen wir überein, dass für uns beide nicht (mehr) Bestzeiten zählen, sondern die Freude am Laufen. Getreu dem Motto des Tiger Balm Teams „Es ist nicht die Zeit, die zählt – es ist Deine Leidenschaft!“
Wobei Eddy dieses Motto völlig verinnerlicht hat, während ich die kleine Einschränkung machte, dass es noch ein oder zwei Wettkampf-Distanzen gibt, auf denen ich gerne noch ein kleines bisschen besser werden würde. Beide waren wir aber der Meinung, dass es das Schönste wäre, mit 80 Jahren noch laufen zu können; Zeiten sind da mit fortschreitendem Alter – wir stellten übrigens fest, dass wir gleich alt sind – vollkommen nebensächlich.
Zum Schluss wurde es wieder einmal lustig, da wir wie bereits zuvor schon zwei, drei Male an anderer Stelle, dieses schöne Foto noch einmal stellen mussten. Mein Handy löst immer Ewigkeiten später aus, da waren wir durch diesen idyllischen, bewachsenen Gang schon durchgelaufen. Also noch einmal zurück, und „Action!“ ;-)
Schließlich kamen wir wieder am Ausgangspunkt an und der interessante lange Interview-Lauf war leider zu Ende. Die Kilometer waren wie im Fluge vergangen. A pro pos Kilometer: Meine Laufuhr hatte irgendwo auf der Hälfte der Strecke keinen Saft mehr und den Dienst eingestellt, was etwas ärgerlich war. Aber dazu gleich mehr.
Zuerst zeigte Eddy mir noch, wie ich wieder auf den rechten Weg Richtung (Übernachtungs-)Heimat komme, dann verabschiedeten wir uns. Es war wirklich ein sehr unterhaltsamer Lauf mit einem sehr angenehmen und interessanten Läufer. Das wiederholen wir selbstverständlich, Eddy, wenn ich mal wieder in Bremen bin!
Aber jetzt stand mir noch „das dicke Ende“ bevor, denn nach meinem Trainingsplan sollte mein langer Lauf an diesem Wochenende eigentlich 27 Kilometer lang sein. Und da meine Uhr ja nichts mehr anzeigte, schwebten beim Weiterlaufen nun die Fragezeichen über meinem Kopf. Ich war nicht ganz 4 Kilometer zu Eddy gelaufen, die gemeinsame Strecke war mit etwa 18 Kilometer veranschlagt gewesen, Eddy hatte aber kurz vor Ende etwas von 17,5 auf seiner Uhr gemurmelt. Stimmte das alles? Wie viel sollte ich denn jetzt noch laufen? Der Neptun vor der Hochschule für Nautik wies den Weg „Nicht lange überlegen! Vorwärts! Lauf einfach!“.
Ich nahm mir vor, einfach noch am Werdersee entlang eine Pendelstrecke zu laufen, um sicherheitshalber auf weitere 6-7 Kilometer zu kommen. Da mein Handy auch einen GPS-Tracker hat, konnte ich zumindest das wieder messen.
Das Problem war nur, dass ich doch inzwischen deutlich müder in den Beinen geworden war, und nach all dem netten Geplauder mit Eddy war es schon eine harte Nummer, jetzt noch alleine Kilometer abreißen zu müssen. Ich lief (gar nicht mal langsam) bis zur DLRG-Station, drehte dann um und versprach mir als Belohnung eine Cola am Kiosk bei der Brücke. Das funktionierte und ich hatte das Gefühl, mir das eiskalte, süße Getränk wirklich verdient zu haben. Mit gluckerndem Bauch machte ich mich auf die letzten 1,5 Kilometer.
Mit Hilfe von Eddys Aufzeichnungen konnte ich dann später auf gpsies meine komplette Strecke nachbauen und musste erstaunt feststellen, dass ich versehentlich deutlich mehr als nötig gelaufen war: 30,7 Kilometer!
Also ein langer Lauf, der mir aus mehreren Gründen lange in Erinnerung bleiben wird ;-)
PS: Eddys Bericht zu unserem Lauf findet ihr hier.
…ich glaube, wir hätten auch gemeinsam die 30 Kilometer “voll gemacht”, wenn wir quatschend und in “meinem Tempo” einfach weiter gelaufen wären. ;-)
Ich habe mich sehr gefreut, Dich endlich auch persönlich kennenzulernen. Und ich stelle einmal mehr fest: wir läufer sind unglaublich sympathische Menschen! :-)
Gerne bis zum nächsten mal, Andreas!!
@Eddy
Nach einer kleinen gemeinsamen Erfrischungspause am Kiosk hätten wir plaudernd sogar noch den Marathon vollgemacht ;-) Nächstes Mal die Runde zu den Häfen… Oder eine deiner Fahr-weg-lauf-zurück-Strecken!
Ein Blogger-Treffen – wie schön !
Eine Person real zu treffen, die man vorher nur “virtuell” kannte, ist immer spannend. Ihr habt dann ja bei der Runde reichlich Zeit gehabt, euch auszutauschen.
LG
Carsten
@Carsten
Ja, solch ein Treffen ist eine tolle und spannende Sache, wenn aus der virtuellen Person ein „richtiger“ Mensch wird! Und man stellt fest, dass man durch das Virtuelle schon ziemlich viel übereinander weiß und das Bild vom anderen auch größtenteils stimmt, dass aber eine „echte“ Begegnung sehr viel ergiebiger, facettenreicher, schöner ist!
Da hast du recht. Ich hab im letzten Jahr ja mal den Volker besucht:
http://dankvolker.wordpress.com/2012/07/12/wer-zu-zweit-lauft-lauft-nicht-so-allein/
Das war aber etwas ungerecht: Ich “kannte” Volker ja von seinem Blog und er mich nur aus meinen Kommentaren.
@Carsten
Solche Treffen sollte man viel öfter machen, denn Läufer und Läuferinnen sind eigentlich immer nette Menschen!
Ja, ja, der Eddy, wer kennt ihn nicht in der Bloggerszene, ich habe ihn noch nie getroffen, aber habe das Gefühl, als kenne ich ihn schon ewig !!
Schön solche Treffen, gibt es bei mir auch in jedem Jahr – erst kürzlich, hast du wohl nicht verfolgt – und es kommen noch mindestens zwei in diesem Jahr dazu.
Ja, ich finde das auch schön !
@Margitta
Ich hoffe doch sehr, dass wir beide uns auch irgendwann mal „über den Weg laufen“! Sag’ auf jeden Fall Bescheid, wenn du mal in Berlin bist!
Danke, ein Sightrunning in Berlin – das wäre was, als ich dort war vor ein paar Jahren, wusste ich von diesem Angebot leider noch nichts !
Hallo Andreas,
bin mal wieder auf Deinem Blog gelandet. Toller Lauf in Bremen und toller Bericht. Bei mir hat es immer nur für ein paar Kilometer an der Weser lang gereicht, war aber auch nett und Du hattest ja auch eine nette Begleitung.
Viele Grüße
Andreas (IV)
@Andreas IV.
Schön mal wieder von dir zu hören! Wann laufen wir mal wieder zusammen? Läufst du den HM in Tegel?
Das hört sich ja nach einem ganz tollen Lauf an. Schön geschildert!
@Din
Dabei haben wir beide doch hier in Berlin auch schon den einen oder anderen gemeinsamen Blogger-Lauf gemacht, aber still und heimlich, ohne darüber zu berichten ;-) Vielleicht sollten wir noch mal solch einen „Interview-Lauf“ verabreden?!