Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Lauf auf dem Jakobsweg von Berlin nach Leipzig – Etappe 1: 34 km von Marienfelde nach Saarmund

Veröffentlicht am 12.06.2023 | Kommentare deaktiviert für Lauf auf dem Jakobsweg von Berlin nach Leipzig – Etappe 1: 34 km von Marienfelde nach Saarmund

Karte mit der Strecke von Berlin-Marienfelde über Teltow, Stahnsdorf, Güterfelde und Philippsthal nach Saarmund

Jetzt geht es los! Jetzt geht es los! Ich war ganz schön aufgeregt, als ich am ersten Samstag im Juni das Haus verließ. Die Trainings-Vorbereitung meines großen Laufprojekts war nicht so optimal verlaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Vor wenigen Tagen mussten darüber hinaus leider Monika und Klaus absagen, und auch Eyyüp hatte aufgrund seiner Wadenverletzung vom letzten Sonntag seinen Teilnahme-Status tags zuvor vernünftigerweise von „Läufer“ auf „Radbegleiter“ geändert – und mich bedauernd an diesem Morgen in aller Frühe angerufen, weil ihm plötzlich schlecht war! Er wollte aber später dazustoßen. So lief ich dann erst einmal mit vielen im Kopf schwirrenden Gedanken los…

Dorfkirche Marienfelde

Am Stadtrand sollte ich mich mit Andreas V. treffen, der mich die gesamte Zeit mit dem Rad begleiten und den Transport und Support übernehmen wollte. Ein großer Rückhalt! Der Jakobsweg ist ja ein Pilgerweg und führt entsprechend von Kirche zu Kirche. Unsere Dorfkirche Marienfelde liegt zwar nicht direkt am Jakobsweg Berlin-Leipzig, aber natürlich musste sie als erstes fotografisch festgehalten werden.

3 Läufer*innen und 1 Radfahrer posieren für das Foto

Um kurz nach 10 Uhr kam ich am Treffpunkt an und freute mich, neben Andreas V. auch Monika und Klaus zu sehen, die ein Stück der 1. Etappe mitlaufen wollten.

Radfahrer und Läuferpaar auf dem neu asphaltierten Berliner Mauerweg

Über den frisch asphaltierten Berliner Mauerweg ging es los. Die Temperatur von 14 Grad war optimal, für später waren noch 20 Grad vorhergesagt.

Mit Kreide beschriftete Tafel am Straßenrand: „Beelitzer Spargel 2 kg=16,-€“

Am Straßenrand wurde Beelitzer Spargel angeboten – ha, da laufen wir jetzt (bzw. auf Etappe 2) hin!

Aufkleber Jakobsweg an einem Metallpfeiler

Plötzlich entdeckten wir ihn: unseren ersten Jakobsweg-Aufkleber! Mit allen Stationen bis Santiago de Compostela. So weit wollten wir aber wirklich nicht ;-)

Läuferpaar auf Asphaltweg, auf den jemand mit Kreide eine Sonne gemalt hat und den Spruch „Hab einen schönen Tag“

Der Jakobsweg von Berlin nach Leipzig ist übrigens auch Teil der Via Imperii. Wie heißt es so schön: Alle Wege führen nach Rom!

Läuferin und Läufer kommen einen Anstieg hinauf

Wir liefen am Teltowkanal entlang und kamen auch über den bei uns legendären „Cola Hill“. Klar, dass noch einmal die Geschichte erzählt werden musste, wie ich mich bei den 100 Meilen von Berlin auf seiner Kuppe kaum zur Belohnungs-Cola bücken konnte.

Denkmal für den Schöpfer des Teltowkanals auf dem Marktplatz in Teltow

Am Marktplatz von Teltow wollten Monika und Klaus umkehren. Aber zuerst machten wir noch ein wenig Sightseeing und sahen das Denkmal für Ernst von Stubenrauch, den Schöpfer des Teltowkanals

Rathaus mit schmiede-eiserner Verzierung auf dem Dach „Stadt Teltow – Neues Rathaus“

… das schöne Rathaus…

St. Andreas-Kirche in Teltow

… und die Kirche.

Läufer und Radfahrer posieren vor einem Tor der Kirche

Andreas und Andreas vor der St.-Andreas-Kirche.

Am Boden ausgestellte Kirchenglocke mit der Inschrift „Hoffnung“

„Hoffnung“ – ein wichtiges Wort, auch auf diesem Lauf. Denn ich hatte angesichts meines Trainingszustands ernsthafte Zweifel, ob es mir gelingen würde, so viele Tage hintereinander so viele Kilometer zu laufen.

Maibaum mit Kranz, vielen Wappen und wehenden rot-weißen Bändern

Ein Maibaum (äh, wir hatten Juni?) machte die Idylle perfekt. Fehlte nur noch…

Bäckerei an einer Straßenecke

… ein Stück Käsekuchen aus der legendären Bäckerei Neuendorff.

Käsekuchen mit Blaubeeren auf einem Pappteller

Wir machten also eine leckere Käsekuchen-Pause, wobei für mich ein halbes Stück reichen musste – ich wollte ja noch weiter laufen.

Läuferin und Läufer winken auf dem Marktplatz zum Abschied

Dann verabschiedeten wir uns von Monika und Klaus und setzten den Weg zu zweit – laufend und radelnd – fort.

Ortsschild Kleinmachnow, Landkreis Potsdam-Mittelmark

Bald war Kleinmachnow erreicht.

Dorfkirche Kleinmachnow

Vorbei an der Dorfkirche Kleinmachnow

Medusenportal Kleinmachnow

… dem Medusenportal

Blick auf den Machnower See mit Uferblumen im Vordergrund

… und dem Machnower See

Ortsschild Stahnsdorf, Landkreis Potsdam-Mittelmark

… kamen wir nach Stahnsdorf. Wir machten gerade eine kleine Trinkpause, da rief Eyyüp an: Ihm ging es etwas besser, und er würde am Nachmittag an der Unterkunft dazu stoßen.

Blaues Dixi-Toilettenhäuschen am Wegesrand

Beim Weiterlaufen staunten wir über den unerhofften Service am Rande unseres Projekts: Da stand tatsächlich ein freies, supersauberes Dixi-Häuschen für den Läufer bereit!

Erinnerungstafel an die Friedhofsbahn in Stahnsdorf

Als nächstes sahen wir die Gedenkstelle für die Stahnsdorfer Friedhofsbahn

Skulptur eines nachdenklichen Jünglings im Garten des Friedhofssteinmetzen

… nachdenkliche Skulpturen…

Eingangsportal Südwestkirchhof Stahnsdorf

… und den Eingang zum Südwestkirchhof Stahnsdorf. Hier liegen nicht nur zahlreiche historische Berühmtheiten begraben – die hölzerne Friedhofskapelle nach dem Vorbild norwegischer Stabkirchen war auch Drehort für Szenen der deutschen Netflix-Serie Dark.

Sandweg mit zwei Spuren zwischen ausgetrockneten Wiesen

Für Andreas V. und mich ging es aber nicht so düster weiter. Im Gegenteil, wir verließen jetzt das Stadtgebiet und kamen über sandige Feldwege im Sonnenlicht.

Wiese mit vielen blauen Kornblumen und vereinzelten Mohnblumen

Weite Wiesen voller blauer Kornblumen und vereinzelter roter Mohn-Farbtupfer boten einen wunderschönen Anblick.

Asphaltweg zu einer Brücke über die Autostraße

Wir überquerten die L40…

Dorfkirche Güterfelde

… und kamen bald zur Dorfkirche Güterfelde.

Blick auf Strandgäste am Güterfelder Haussee

Am Güterfelder Haussee machten wir kurz Rast. Für den begeisterten Schwimmer Andreas V. eine große Versuchung, einfach Fahrrad Fahrrad sein zu lassen und spontan hineinzuspringen, zumal sich die Temperaturen inzwischen bei 20 Grad im Schatten eingependelt hatten.

Wegweiser mit Jakobsweg-Symbolen und Schild u.a. in Richtung Saarmund (9,8 km)

Die Hinweis-Aufkleber für den Jakobsweg („Camino de Santiago“) waren nicht immer vorhanden, wenn man sie brauchte. Oder nur sehr versteckt. In diesem Fall aber gleich doppelt und deutlich. Fun fact am Rande: Die Ausrichtung der gelben (Jakobs-)Muschel zeigt ebenfalls, wo es lang geht – immer dem „Zentrum der Strahlen“ nach.

Gut befestigter Weg mit Laternen durch ein Waldgebiet

Nach einem halben Bogen um den See führte der Weg durch die Parforceheide.

Weg durch den Wald

Auf den einsamen Wegen genossen wir die Stille und den Geruch des Waldes…

Schild „FriedWald Nuthetal-Parforceheide“ mit erläuterungen

… bis ich feststellte, dass wir ein wenig vom Weg abgekommen waren. Neben der offziellen Karte hatte ich noch den GPX-Track auf dem Handy dabei. Und der zeigte eindeutig: Unser Standort lag nicht mehr „auf der blauen Linie“!

Radfahrer auf Trampelpfad über eine sehr große Wiese

Merkwürdigerweise zeigte der Track nach ein bisschen „Korrekturlaufen“ quer über eine große Wiese. Wir vertrauten mal den angedeuteten Pfaden…

Birkenstamm und Hinweispfeiler mit Schild Richtung Saarmund (5 km) und Philippsthal, außerdem ein Jakobsweg-Muschel-Symbol

… und waren wenig später am Waldrand wieder auf Kurs – eine Muschel!

Breiter sandiger Weg, Radfahrer schiebt an der Seite entlang

Muschel klingt nach Strandurlaub. Und genauso sah es hier auch aus: Radfahren war im tiefen Sand unmöglich und Laufen anstrengend.

Kopfsteinpflasterweg zwischen Bäumen, die ein Schattenmuster werfen

Weiter über schattige Wege…

Radfahrer betrachtet einen Hinweispfeiler

… und Kopfsteinpflaster.

Haus in historischer Bauform am waldrand

Wir näherten uns dem nächsten Ort…

Hinweispfeiler mit einer großen hölzernen, bunt bemalten Schnecke oben

… namens Philippsthal.

Dorfkapelle Philippsthal zwischen Bäumen

Die Dorfstraße führte uns vorbei an der Kapelle…

Restaurant in einem historischen Haus, über der Tür der geschwungene Schriftzug „Philippsthal“

… und einem Restaurant. Dem Restaurant, in dem wir möglicherweise zu Abend essen wollten. Aber es hatte unerklärlicherweise mitten in der Saison wegen Urlaub geschlossen. Und viel mehr an Gastronomie gab es im weiten Kilometerradius nicht.

Weiter Blick über eine große gelb-grün vertrocknete Wiese mit vereinzelten Feldblumen

Erst einmal weiter. Statt geradeaus die Landstraße direkt nach Saarmund zu nehmen, führte uns der Jakobsweg nun in einer Extra-Runde über die Felder.

Läufer-Selfie auf einem Feldweg

Meine Stimmung war trotzdem gut, schließlich näherten wir uns dem Ende der 1. Etappe.

Mit Graffiti besprühte Ecke einer Unterführung, im Hintergrund der Rad-Begleiter

Andreas V. fuhr voraus. Erst unter der Bahnlinie hindurch…

Radfahrer auf staubigem Feldweg zwischen Zaun und Gebüschen

… anschließend daran entlang…

Fahrrad-Detail mit Blick auf den Boden mit groben Schottersteinen

… und dann… nee, ernsthaft? Vor uns verlief eine recht steile Rampe mit groben Schottersteinen hinauf zum Bahndamm. Zu zweit schoben wir das schwer bepackte Rad über die kantigen Steine die Steigung hoch.

Breiter Platz mit Steinplatten neben der Bahnstrecke, am Rande ein ausgedienter Doppeldecker-Bus

Oben erwartete uns ein alter ausrangierter Doppeldecker-Bus.

Zugang zum Bahnsteig am Bahnhof Saarmund

Wir passierten den Bahnhof Saarmund (mir ging es gut bisher, kein Grund mit der Bahn zurückzufahren)…

Wehr an der Nuthe

… und schwenkten dann wieder auf die Landstraße, die uns über ein Wehr an der Nuthe nach Saarmund hinein führte.

Rot-weiß bemalter Stein in Form eines Fisches am Wegesrand

Fisch-Skulpturen begrüßten den Läufer und seinen radfahrenden Begleiter mit offenem Mund, …

Fassade der Pension „Zum Mühlengrund“

… und kurz darauf kamen wir auch schon bei unserer Unterkunft „Zum Mühlengrund“ an, wo wir ebenfalls sehr nett empfangen wurden.

Läuferuhr mit Zeit 4:32:36 und Distanz 33,59 km (Schnitt 8:07/km)

Knapp 34 Kilometer zeigte meine Laufuhr an. Dieses Mal verlässlich, weil ohne eingeschaltete Autopause (und von Andreas V.s Uhr gegengecheckt). Das Durchschnittstempo war gemütlicher als sonst gewesen, enthielt aber auch nahezu sämtliche Foto- und Gehpausen. Nur längere Trinkpausen hatte ich „weggedrückt“.

Bald kam auch Eyyüp an, der netterweise inklusive Fahrrad von Aylin mit dem Auto gebracht wurde. Zum Glück ging es ihm inzwischen wieder besser.

Weißer Metall-Klappstuhl im Hof auf dem Läufersocken und -Shirt trocknen

Nachdem ich meine Sachen gewaschen und zum Trocknen in den Hof gehängt hatte…

Radbegleiter bringt 4 Pizzakartons in den Hof

… kam schon bald „Pizzabote“Andreas V. um die Ecke! Um uns drei vor dem sicheren Verhungern zu bewahren, war er nach der Etappe direkt weiter zu einem 4 km entfernt gelegenen italienischen Restaurant gefahren. Die gute Tat des Tages!

Während der Ort nicht weit entfernt beim Schlager-Open-Air feierte, verbrachten wir einen netten Abend bei Pizza, alkoholfreiem Bier und netten Gesprächen im Hof, bevor es dann zur wohlverdienten Ruhe ging.

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