Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Ein langer Lauf entlang der Panke und durch Berlin-Mitte bis nach Marienfelde

Veröffentlicht am 04.11.2020 | Kommentare deaktiviert für Ein langer Lauf entlang der Panke und durch Berlin-Mitte bis nach Marienfelde

Läufer im Bürgerpark Pankow am Denkmal für Julius Fu?ík

Oft sind die spontanen Ideen die schönsten: Am Samstagmorgen schlugen Monika und Klaus vor, man könne doch mal von Pankow entlang der Panke bis zu uns nach Marienfelde laufen – und keine 24 Stunden später, am Sonntag den 25.10., starteten wir zu viert im Bürgerpark Pankow Richtung Süden…

Herbstlaub und Läufer

Vorbei am Denkmal für den tschechischen Schriftsteller und Widerstandskämpfer Julius Fucik („Menschen, ich hatte Euch lieb, seid wachsam!“ wird er, in Stein gehauen, zitiert) liefen wir die ersten Meter durch den herbstlichen Park.

Blaue Bienenkörbe auf einer Wiese

Die Bienen machten blau…

Schilder „Berliner Mauerweg“ und „Pankeweg“

… während wir uns erst etwas orientieren mussten, um den Weg entlang der Panke zu finden.

Panke mit Brücke

Im 19. Jahrhundert bewohnten hauptsächlich Handwerker, Müller und Gerber die Ufer der Panke. Wenn man den Berichten Glauben schenken darf, verwendeten allein die Gerber im Weddinger Abschnitt täglich 500 Eimer Hundekot – was dem Flüsschen den Beinamen Stinke-Panke einbrachte.

Wo die Panke durch den Wedding rinnt, hält sich die Nase Mann, Frau und Kind.“

Berliner Spruch aus der Zeit

Laufgruppe läuft über eine Panke-Brücke

Und die legendäre Claire Waldoff sang damals:

Und steh’ am Ufer ich der Panke,
Möcht jleich ich wieder Leine ziehn:
Bei dem Jestanke. Na, ick danke.
Ne dufte Stadt ist mein Berlin“

Von all dem ist aber heutzutage nichts mehr zu riechen und zu hören. Im Gegenteil: Die Panke ist ein wirklich idyllisches Flüsschen…

Bunt bemalter Holzzaun mit Kinderfiguren

… und wir genossen die Strecke und die Atmosphäre von Anfang an.

Aufkleber an einem Mast: Weiße 5 auf blauem Grund

Anscheinend folgten wir entlang der Panke auch einem offiziellen Weg, denn hin und wieder war ein „5“ ausgeschildert.

Läufer in schöner Park-Landschaft

Wir liefen und guckten (Zitat Klaus: „Das ist doch wie Urlaub!“).

Kleingarten-Hütten an der Panke

Zu den vielen Lauben, die wir an der Panke sahen, passt das alte Lied von Fredy Sieg, das ich nachträglich gefunden habe:

Janz draußen an der Panke
Hab ich mein kleenes Haus
Davor steht eene Banke
Da ruh ich abends aus.“

Holzschild „Walter-Nicklitz-Promenade“

Der nächste Abschnitt entlang der Panke trug den Namen „Walter-Nicklitz-Promenade“. Walter Nicklitz (1911-1989) war ein SPD-Politiker, der zeitweise als stellvertretender Bürgermeister Berlins amtierte und mehrfach für seine Verdienste um die Stadt geehrt wurde.

Graffitibeschmierte Tore einer ehemaligen Feuerwache

„Punk macht gesund“ fand ich lustig. Punk und Panke übrigens auch ;-)

Läufer auf einem Parkweg

Backsteingebäude hinter dichter Vegetation

Bald liefen wir auf die ehemalige Panke-Insel zu. Vorbei an beeindruckenden Backstein-Fabrikhallen, in denen sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts Deutschlands größte Tresorfabrik befand…

Altes Backsteingebäude mit Inschrift am Giebel: 1892

… an die auch eine alte Werbeschrift am Giebel eines alten Mietshauses erinnert, das damals für deren Arbeiter und Angestellte gebaut wurde.

Parkbank mit alter Decke und Müll, davor Papiertüte mit Aufdruck „Hallo, Umwelt“

„Hallo, Umwelt“ – ohne Worte!

Rückseite Amtsgericht Wedding

Im Vorbeilaufen fragten wir uns, was das für ein Gebäude sein mochte, von dem wir gerade die Rückseite sahen. Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass es das imposante Amtsgericht Wedding war.

Schönes schmiedeeisernes Brücken-Geländer

Immer wieder gab es schöne Details zu sehen…

Hausfassade mit Stuck und Ornamenten

Läufer auf Parkweg

Andreas V. war sich sicher, dass hier in der Nähe auch das Geburtshaus von Harald Juhnke steht (und Recht hatte er!).

Backsteinfassade mit grafischen Stein-Mustern

Das hier war es sicher nicht. Aber trotzdem schön.

Läufer an der Panke

Ohne es zu wissen, liefen wir auch am Gedenkstein für den Blutmai vorbei. Kaum zu glauben, dass parallel zu unserem schönen Laufweg, in der Kösliner Straße, am 1. Mai 1929 Straßenschlachten tobten, die mindestens 19 zivile Todesopfer forderten. Dieses Gebiet war damals eine kommunistische Hochburg, die den Bezirks-Beinamen „Roter Wedding“ prägte.

Graffiti mit großem schwarz-weißen Sonnen-Gesicht, im Hintergrund Läufer

Bald führte uns unsere Strecke vorbei am Kulturzentrum Panke e.V.

Graffiti-Illustration

Gebäude panke gallery

Gebäude panke gallery

Schild am Metallzaun „Dreharbeiten! Bitte leise vorbei laufen“

Das Schild habe ich erst im „Rückblick“ gesehen, sonst hätte ich mir natürlich mehr Mühe gegeben, die Laufschuhe sanft aufzusetzen ;-)

Panke fließt zwischen Ufer-Backsteinmauern

Schild Walter-Nicklitz-Promenade neben schmiedeeisernem Zaun mit Ornamenten

Läufer im sonnenbeschienenen Park

Gitter halten die Panke sauber

Backsteingebäude

Wir hatten nun die Pankemündung erreicht, an der das Abspannwerk Scharnhorst – ein Baudenkmal von 1929 – steht. Ursprünglich saß hier in einem Glasturm auf dem Dach ein Wärter, der zu entscheiden hatte, wann die Berliner Straßenbeleuchtung ein- und auszuschalten war.

Mann macht Gymnastik vor Neubauten

Nun hatten wir die Panke hinter uns gelassen und liefen auf den Hauptbahnhof zu.

Berliner-Bär-Graffiti

Ehemaliger DDR-Wachturm vor Neubauten

Ziemlich absurd, wie der ehemalige DDR-Wachturm „Kieler Eck“ nun umringt von Neubauten am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal steht. Inzwischen ist er eine Gedenkstätte zur Erinnerung an den ersten Mauertoten Günter Litfin.

Neubauten am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal

Auf der Promenade am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal

Mauer des Invalidenfriedhofs, dahinter Neubauten

… führte uns unser Weg durch das Areal des Invalidenfriedhofs.

Gedenktafel mit Presse-Ausschnitten BRD und DDR zum Tod von Günter Litfin

Hier stehen noch Reste der Berliner Mauer („Hinterlandmauer“) und Infotafeln mit historischen Presseartikeln zum Tod von Günter Litfin und des DDR-Grenzsoldaten Peter Göring.

Engel-Statue auf dem Invalidenfriedhof, dahinter Neubauten

Der sanftmütige Engel auf dem Foto wacht über die Grabstätte des preußischen Generals und Kriegsministers Julius von Verdy du Vernois.

Ausgang Invalidenfriedhof, Sonne scheint durch die Bäume

Neue Gebäude am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal

Zwischen den sich im ewig gleichen Muster wiederholenden Fenstern der Neubauten am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal zeigte sich kurz ein wenig Farbe im Hintergrund.

Läufer im Gegenlicht

Wir waren nun an der Invalidenstraße angelangt…

Hauptbahnhof, im Vordergrund ein großer Steinhaufen

… und liefen vorbei am Hauptbahnhof zur Spree.

Läuferin und Läufer in Häuserschlucht am Futurium

Auch hier etliche Neubauten, aber zumindest das Futurium sah spannend aus.

Markierung auf dem Fußweg „Berliner Mauer 1961-1989“

Wir kreuzten den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer…

Regierungsviertel mit Reichstag im Gegenlicht

… und standen für eine kleine Pause an der Spree, mit Blick auf das Regierungsviertel.

Spreebogen mit Hauptbahnhof und Cube

Noch ein kurzer Blick zurück auf den Hauptbahnhof und den futuristischen „Cube“

Läufer auf Kronprinzenbrücke, im Vordergrund Absperrgitter

… und dann ging es über die Kronprinzenbrücke

Läufer im Regierungsviertel, Spree mit Paul-Löbe-Haus

… direkt hinein ins „Zentrum der Macht“. Hier gab es eine tolle Gegenlichtstimmung an der Spree zu bewundern, als wir das Paul-Löbe-Haus – in dem Bundestagsabgeordnete und Ausschüsse ihre ungefähr 1.000 Büros haben – an der Uferseite passierten.

Läufer spiegelt sich in Glasfassade des Paul-Löbe-Hauses

Noch ein fixes Selbstporträt vor der „Lampenladen“ genannten Kantine des Hauses und dann gleich schnell weiter, wieder die anderen einholen.

Weggeworfene Corona-Maske, im Hintergrund die Spree und Regierungsgebäude

Die obligatorische weggeworfene Corona-Maske, zu sehen fast bei jedem Lauf in diesem Jahr  – dieses Mal mit Blick auf die Spree und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das ebenfalls zum „Band des Bundes“ gehört.

Ziegelsteinmauer an Ecke des Reichstags – Erinnerung an die Gründung der polnischen Gewerkschaft Solidarno??

Derweil entdeckten die anderen drei einen den meisten Berlinern unbekannten Gedenkort an der hinteren Ecke des Reichstags: Ein kleines Stück Ziegelmauer, das zur Mauer der Danziger Werft gehörte, die Arbeiterführer Lech Walesa im August 1980 überkletterte, um den Streik zu organisieren, der zur Gründung der Gewerkschaft „Solidarnosc“ führte.

Ecke des Reichstags vor blauem Himmel

Vom Reichstag

Läufer am Brandenburger Tor

… zum Brandenburger Tor

Holocaust-Mahnmal

… vorbei am Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Plakat „Smalltalk auf Niedersächsisch“ mit Corona-Masken

… und der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund

Läufer überqueren die leere Straße am Potsdamer Platz

… liefen wir zum Potsdamer Platz. Kaum etwas los hier am frühen Sonntagmorgen.

Aufkleber mit Pfeil zum Jakobsweg an einem Ampelmast

An einem Ampelmast entdeckte ich diesen Hinweis auf den Jakobsweg.

Erste Aufbauten für den Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz

Die ersten Bauten inklusive der Rutschbahn für den Weihnachtsmarkt auf dem Potsdamer Platz standen schon.

Aufgeklebte Illustration einer Frau, die eine Fahne schwenkt

Auf dem Boden entdeckte ich eine Illustration, die mit #freedombelarus beschriftet war.

Bauten am Potsdamer Platz

Durchgang zum Park am Gleisdreieck

Vom Potsdamer Platz ging es über den Landwehrkanal und in den Park am Gleisdreieck (Westpark).

Sandkiste mit Kiefern, Läufer

Läufer

Panda-Graffiti

Skulptur von Horst Antes an der Yorckstraße

Nach Überquerung der Yorckstraße liefen wir auf der südlichen Seite vorbei an Skulpturen des Bildhauers Horst Antes

Neubau an der Yorckstraße

… und – wieder mal – Neubauten.

Strauch mit rotem Herbstlaub, im Hintergrund Läufer

Wir folgten der Schöneberger Schleife entlang der S-Bahn-Strecke…

Bahnhofsuhr und Vogelschwarm

… bis zum Bahnhof Südkreuz.

Läufer auf Fußgängerbrücke am Bahnhof Südkreuz

Banner mit Hinweis auf den Jakobsweg: 2963 km bis Santiago de Compostela

Kurz darauf ein Banner am Wegesrand: Wir waren tatsächlich noch auf dem Jakobsweg!

Aufgemalter Hinweis auf die Nr. 5 der Grünen Hauptwege

Aber im Hans-Baluschek-Park, den wir nun durchliefen, gab es auch wieder Hinweise auf den Weg Nr. 5! Wie sich nachher herausstellte, ist dies einer der 20 grünen Hauptwege durch Berlin, dem wir, ohne es zu wissen, von Pankow bis hierher gefolgt waren.

Blau bemalter Trafokasten: 2961 km bis Santiago de Compostela

Alle Wege führen nach Rom… oder Santiago de Compostela… oder Marienfelde.

Wohnmobil am Straßenrand mit Aufschrift Ukulelenprediger

Am S-Bahnhof Priesterweg trennten wir uns. Monika und Andreas V. hatten genug Kilometer in den Beinen und nahmen die Bahn, während Klaus und ich weiter liefen. Auf dem Wohnmobil steht oben übrigens in Spiegelschrift „Ukulelenprediger“. Sachen gibt’s!

Nr. 5 der Grünen Hauptwege – Schild an einem Baum am Steglitzer Damm

Kaum zu fassen: Wir waren eine unscheinbare Verbindungsstraße zum Steglitzer Damm gelaufen – und befanden uns immer noch auf auf dem Grünen Hauptweg Nr. 5!

Baustelle an der S-Bahn-Brücke Attilastraße

Vorbei an der wegen eines Wasserrohrbruchs gesperrten Attilastraße…

Fußgängerbrücke über den Teltowkanal

… liefen wir zum Teltowkanal und überquerten ihn auf dem Mariendorfer-Hafen-Steg.

Blick über den Teltowkanal auf die Teubertbrücke

Ein kurzer Blick auf die Teubertbrücke

Hinweis mit weißer 5 auf blauem Grund an einem Laternenpfahl

… und – das konnte doch nicht wahr sein! – wir waren immer noch auf dem Weg Nr. 5!

Mariendorfer-Hafen-Weg

Vom uns völlig unbekannten Pankow bis zu diesem Trampelpfad zwischen Solarfeld und S-Bahn-Trasse – laut Karte der Mariendorfer-Hafen-Weg – waren wir die ganze Zeit ahnungslos auf der „5“ gelaufen!

Gasometer Mariendorf

Jetzt waren wir wirklich fast zuhause! Noch kurz am Gasometer Mariendorf vorbei…

Ortsteilschild Tempelhof Marienfelde

… durch ein paar kleine Straßen bis auf die Großbeerenstraße mit Finish am S-Bahnhof Marienfelde, wo wir in der Frühe mit der Bahn nach Pankow gestartet waren. Eine tolle Aktion – wir waren 20 Kilometer von Nord nach Süd durch Berlin gelaufen und hatten enorm viel dabei gesehen!

Strecke des Laufs von Pankow über Mitte nach Marienfelde

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