Nach einem ruhigen, leckeren Frühstück (Wie viel isst man, wenn man den ganzen Tag laufen will?) ging es um halb zehn los von Saarmund in Richtung Treuenbrietzen. Ich hatte schon beim Frühstück viel getrunken, denn es sollte recht warm werden…
Während Andreas V. und Eyyüp noch ihre Räder klarmachten, startete ich schon mit meinem ersten Geh-Kilometer – um dem Magen noch etwas Zeit zum Verdauen und den Muskeln zum entspannten Aufwärmen zu geben.
Das Plakat erinnerte an die gestrige Nacht. Von dem Trubel hatten wir aber nichts gehört.
An der Saarmunder Kirche bog ich in die Hauptstraße ein…
… und kam kurz darauf an der Ruine des ehemalige Hotels „Zur Stadt Leipzig“ vorbei. Ein entgegenkommender Walker sprach mich nach meinem Ziel an, und es entwickelte sich ein sehr nettes Gespräch. Er hatte eine ähnliche Tour vor vielen Jahren mit Rad und Anhänger gemacht (und jeden Abend neu nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht), aber nun laufe er nur noch täglich gegen sein Parkinson an. Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute, und ich setzte meinen Weg fort.
Andreas V. und Eyyüp hatten mich kurz darauf eingeholt (durch ein Missverständnis hatten sie anfangs woanders auf mich gewartet), und wir folgten ab nun wieder gemeinsam laufend und radelnd der Muschel.
Hinter der A10, dem südlichen Berliner Ring, ging es gleich nach rechts in die Büsche.
Die Muschel war handgemalt, aber offiziell und korrekt – hier mussten wir lang.
Meine Beine fühlten sich von gestern noch etwas schwer an, aber die Laune war gut.
Zumindest, bis ich plötzlich stolperte und stürzte! Der Stein des Anstoßes war auch im Nachhinein kaum zu sehen. Aber ich hätte die Füße auch etwas weiter heben können, man neigt bei so langen Distanzen zum flachen Energiespar-Schritt. Glücklicherweise war bis auf ein paar kleine Aufschürfungen nichts passiert.
Wir kamen bald darauf nach Wildenbruch hinein…
… wo in den Vorgärten die Rhododendren blühten.
Eyyüp fuhr meist mit wachen Augen voraus, um nach der nächsten Muschel zu suchen.
An der Dorfkirche Wildenbruch gab es eine erste Pause…
… die für Verpflegung (Andreas V. hatte leckeres Iso für mich dabei) und Fotos genutzt wurde.
Ich legte auch meinen Trink-Rucksack kurz ab. Mit der Zeit drückte er auf die Schultern.
Weiter ging es…
… über sandige – aber halbwegs feste – Feldwege bis zum Horizont.
… durchquerten wir das Strandbad…
… und kamen weiter nach Kähnsdorf.
Häufig gab es kleine Tische vor den Häusern, die selbstgemachte Marmelade oder Honig anboten.
Den Findlingsgarten Seddiner See habe ich mir nur kurz angesehen…
… und noch kürzer das Dixi-Häuschen, das auf dem Vorplatz wie bestellt stand.
Immer wieder wechselten idyllische (und schattige) Abschnitte durch Waldgebiete…
… mit Abschnitten in der Sonne „über Land“ ab.
Die Jakobsmuschel war meist gut zu sehen und wies den Weg.
Nach einer Trink- und Selfiepause an der Dorfkirche Schlunkendorf beobachteten wir, wie ein Greifvogel (ein Bussard?) geduldig über einer Wiese kreiste.
Jetzt waren wir im „Spargel-Land“ – um uns herum weite Felder mit den typischen Sandhügeln, die aber meist schon abgeerntet in der Sonne lagen.
Wir hätten auch etwas über den „Bleichspargel“ lernen können, aber ich war gerade läuferisch im Flow, und außerdem waren wir zeitlich eingeplant: Zur Halbzeit sollte es nämlich mit den Freundinnen und Freunden aus Berlin ein Spargelessen auf einem Hof an der Strecke geben!
Ich lief durch pure Sommer-Idylle, am Wegesrand war immer häufiger und immer mehr Mohn zu sehen, teilweise ganze Felder der markanten roten Blüten.
Ein Wellness-Dixi in Pink? Nee, passte nicht in unsere Reihe!
Stapelweise graue Plastikkörbe zeugten von der Spargel-Ernte. Andreas V. und Eyyüp fuhren Richtung Beelitz voraus…
… und ich trabte stoisch hinterher.
Kurz vor dem Ortseingang fand ein Oldtimer-Treffen statt.
Handgeschriebener Humor oder ausbaufähige Rechtschreibung?
Ich war absolut begeistert von den Feldblumen, die prächtig wie auf einem Gemälde aussahen.
A propos Gemälde: Kurz darauf wurden wir von der Königin begrüßt, das Spargel-Mekka war erreicht!
Und weil anscheinend Spargelfest war, gab es einiges zu sehen: Menschen in historischen Kostümen, …
… vorbeifahrende Oldtimer, …
… die Stadtpfarrkirche St. Marien und St. Nikolai (na gut, die ist seit 1247 immer da gewesen) …
… sowie Wimpel, Fahnen und eine künstliche Storchenfamilie!
Schön restaurierte Häuser gab es auch…
… und natürlich wieder ein blaues Dixi!
Ich durchlief die kleine Stadt, bog ein letztes Mal links ab…
… und war mit meinen beiden Begleitern wieder außerorts.
Jetzt sollte es geradewegs zum Spargelhof Elsholz weitergehen. Schien aber heute die falsche Richtung zu sein: Alle anderen wollten nach Beelitz zum Spargelfest!
Mehrere Traktoren mit Anhängern voller fröhlich winkender Menschen kamen uns entgegen.
Aber wir hielten Kurs…
… und ließen uns auch nicht von noch mehr Traktoren…
… ob mit echten oder künstlichen Spargelessern…
… irritieren und bogen nach Elsholz ab. Halbzeit! Mahlzeit!
Manuela, Monika, Klaus und sein Vater erwarteten uns schon fröhlich. Nach 20 Kilometern hatten wir uns wirklich ein leckeres Essen und nette Gespräche verdient! Ein tolles Treffen mit den Freundinnen und Freunden mitten im Nirgendwo.
Wie viel ich denn essen möchte?, wurde ich vom Koch gefragt, der über unsere Lauf-Aktion informiert war. Klar, wenn ich danach noch fast 20 Kilometer weiterlaufen wollte, musste ich mich etwas zurückhalten, aber drei Kartoffeln müssten schon gehen. Und auf Sauce Hollandaise verzichte ich mal nicht, selbst wenn das sicherlich kein Läufer-Power-Food ist ;-)
Nach gut anderthalb Stunden Aufenthalt ging es dann schließlich weiter. Habe ich eigentlich schon die mentale Komponente so einer tagelangen Laufaktion erwähnt? Nach einer (längeren) Pause ist es nicht leicht, wieder in Schwung und Laune zu kommen…
An der Dorfkirche Elsholz vorbei…
… ging es wieder auf lange Landstraßen unter der Sonne! Bei einer Temperatur von 23 Grad im Schatten war es sicherlich in der prallen Sonne, noch dazu auf Asphalt, weit über 30 Grad warm.
Auf einer Straußenfarm gab es, nun ja, Strauße zu sehen, die uns misstrauisch beäugten.
Eyyüp fuhr wieder voraus und vertrieb sich die Zeit in Salzbrunn…
… bis ich endlich angetrabt kam, mit Beobachtung einer Katze, die gerade eine Maus fing.
Die Dorfkirche Salzbrunn sahen wir nur von weitem, denn wir mussten direkt vorher abbiegen.
Wie trocken und staubig es war, wurde deutlich, als uns ein Auto überholte und in einer Wolke um die Ecke verschwand.
Eine andere Wolke machte uns mehr Sorgen: Am Horizont war die Rauchwolke des Waldbrandes in Jüterbog zu sehen. Würden wir vielleicht auf der Strecke ein Gebiet aufgrund der erhöhten Waldbrandgefahr nicht durchqueren können?
Andreas V. und Eyyüp blieb nichts erspart: Über eine lange Kopfsteinpflaster-Straße…
… kamen wir in das nächste Örtchen Buchholz…
… und wurden freundlich begrüßt.
Auch hier gab es wieder festlich geschmückte Traktoren – Spargel, Wimpel und Luftballons wohin man sah.
Die Dorfkirche Buchholz (auf Wikipedia noch in altem Grau) beeindruckte mit einem frischen Zartrosa-Anstrich.
Nach kurzem Foto-Stopp…
… gelangten wir auf einen langen Asphalt-Radweg zwischen Bundesstraße…
… und Spargelfeldern und bogen dann links ab in den Wald.
Dort – in der Ramboldtheide – bemerkte ich leider zu spät, dass wir falsch abgebogen waren. Wir beschlossen, einfach weiter zu laufen/radeln. Eine gute Entscheidung, denn es gab etwas zu sehen!
Mitten im Wald entdeckten wir eine alte Militäranlage mit ehemaligen Garagenbunkern der DDR.
Welch ein Kontrast: Der lichtdurchflutete Wald drumherum strahlte nur so vor Sommerstimmung.
In Niebel waren wir auf jeden Fall wieder „auf dem Track“…
… und konnten ein rotes Goggomobil…
… und die breite Dorfallee bewundern. Warum musste ich nur plötzlich an High Noon denken?
Wieder eine Kirche (Dorfkirche Niebel)…
… und wieder sandige Wege! Da kam keine große Freude bei den beiden Radfahrern auf… aber wir kämpften uns gemeinsam in der Sonne im Schneckentempo durch.
Der folgende Radweg war aber zur allgemeinen Erleichterung wieder asphaltiert, hatte nur den Nachteil, dass er scheinbar endlos lang war.
Aber gegen 17 Uhr erreichten wir endlich nach 38 Kilometern unsere Unterkunft in der „Sabinchenstadt“ Treuenbrietzen.
Meine „Erstversorgung“ nach diesem sonnigen Lauf bestand in einer Cola, einem am Morgen eingepackten Brötchen und einem Proteinriegel. Anschließend gab es etwas Kühlspray für die Knöchel und Waden. Gleich darauf mussten unbedingt die Sachen gewaschen (ihr ahnt nicht, wie staubig die Strümpfe waren!) und zum Trocknen aufgehängt werden. Erst danach war Zeit für die Dusche und eine halbe Stunde Dösen auf dem Bett. Tja, und dann sind wir noch die 2 km zum nächsten Restaurant (und natürlich später auch wieder zurück) spaziert ;-)
Andreas, das ist einfach to toll zu lesen!! Das ist als wäre man dabei und wenn mann die Bilder ganz schnell hintereinander anschaut, ist das fast wie im Film ;-)
Das “schreit2 fast nach einem “DIA-ABEND” ??
Achso – gelernt habe ich auch was – “Sabinchenstadt” Treuenbrietzen. Jetzt weiß ich Bescheid!!
Freue mich jetzt schon auf die Berichte der nächsten Tage!!
Keine Panik, eine Nachbereitung ist schon in Planung
Termin folgt…
Danke, ich bemühe mich, die nächsten Etappen bald online zu stellen – es kann aber ein bisschen dauern bis zum Finale ;-)