Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Lauf auf dem Jakobsweg von Berlin nach Leipzig – Etappe 2: 38 km von Saarmund nach Treuenbrietzen

Veröffentlicht am 15.06.2023 | 3 Kommentare

Karte mit der Strecke von Saarmund über Wildenbruch, Kähnsdorf, Schlunkendorf, Beelitz, Elsholz, Salzbrunn und Buchholz nach Treuenbrietzen

Nach einem ruhigen, leckeren Frühstück (Wie viel isst man, wenn man den ganzen Tag laufen will?) ging es um halb zehn los von Saarmund in Richtung Treuenbrietzen. Ich hatte schon beim Frühstück viel getrunken, denn es sollte recht warm werden…

Zwei Radfahrer packen ihre Räder

Während Andreas V. und Eyyüp noch ihre Räder klarmachten, startete ich schon mit meinem ersten Geh-Kilometer – um dem Magen noch etwas Zeit zum Verdauen und den Muskeln zum entspannten Aufwärmen zu geben.

Plakat an einem Laternenpfahl wirbt für das Schlager Open Air Saarmund mit zahlreichen Star-Doubles

Das Plakat erinnerte an die gestrige Nacht. Von dem Trubel hatten wir aber nichts gehört.

Saarmunder Kirche

An der Saarmunder Kirche bog ich in die Hauptstraße ein…

Ruine des ehemaligen Hotels „Zur Stadt Leipzig“

… und kam kurz darauf an der Ruine des ehemalige Hotels „Zur Stadt Leipzig“ vorbei. Ein entgegenkommender Walker sprach mich nach meinem Ziel an, und es entwickelte sich ein sehr nettes Gespräch. Er hatte eine ähnliche Tour vor vielen Jahren mit Rad und Anhänger gemacht (und jeden Abend neu nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht), aber nun laufe er nur noch täglich gegen sein Parkinson an. Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute, und ich setzte meinen Weg fort.

Schilder für Wander-Rundwege in Saarmund und ein Jakobsweg-Schild

Andreas V. und Eyyüp hatten mich kurz darauf eingeholt (durch ein Missverständnis hatten sie anfangs woanders auf mich gewartet), und wir folgten ab nun wieder gemeinsam laufend und radelnd der Muschel.

Rot-weiße Metall-Bake vor einem Waldpfad auf dem weit im Hintergrund die Radbegleiter stehen

Hinter der A10, dem südlichen Berliner Ring, ging es gleich nach rechts in die Büsche.

Holzpfeiler mit Richtungsschildern und einer aufgemalten Jakobsweg-Muschel

Die Muschel war handgemalt, aber offiziell und korrekt – hier mussten wir lang.

Läufer-Selfie im Wald

Meine Beine fühlten sich von gestern noch etwas schwer an, aber die Laune war gut.

Waldweg-Fußboden mit hervorstehendem Stein, der kaum zu sehen ist

Zumindest, bis ich plötzlich stolperte und stürzte! Der Stein des Anstoßes war auch im Nachhinein kaum zu sehen. Aber ich hätte die Füße auch etwas weiter heben können, man neigt bei so langen Distanzen zum flachen Energiespar-Schritt. Glücklicherweise war bis auf ein paar kleine Aufschürfungen nichts passiert.

Ortsschild Wildenbruch, Gemeinde Michendorf, Landkreis Potsdam-Mittelmark

Wir kamen bald darauf nach Wildenbruch hinein…

Rosarot und helllila blühende Rhododendron-Büsche am fußweg vor den Häusern

… wo in den Vorgärten die Rhododendren blühten.

Schild Jakobsweg an Metallpfahl zeigt nach rechts

Eyyüp fuhr meist mit wachen Augen voraus, um nach der nächsten Muschel zu suchen.

Dorfkirche Wildenbruch

An der Dorfkirche Wildenbruch gab es eine erste Pause…

Radbegleiter stehen neben ihren bepackten Fahrrädern

… die für Verpflegung (Andreas V. hatte leckeres Iso für mich dabei) und Fotos genutzt wurde.

Abgelegter Trink-Rucksack auf einer efeuberankten Backsteinmauer

Ich legte auch meinen Trink-Rucksack kurz ab. Mit der Zeit drückte er auf die Schultern.

Radbegleiter auf sandigem Weg neben einem Feld

Weiter ging es…

Sandiger Feldweg schlängelt sich bis zum Horizont

… über sandige – aber halbwegs feste – Feldwege bis zum Horizont.

Drei dunkle schattige Bäume zwischen denen der große See zu sehen ist

Am Großen Seddiner See

Wiese des Strandbades

… durchquerten wir das Strandbad…

Ortsschild Kähnsdorf, Gemeinde Seddiner See, Landkreis Potsdam-Mittelmark

… und kamen weiter nach Kähnsdorf.

Selbsgemachte Marmelade in vielen Gläsern unter einem schattigen Schirm vor einem dörflichen Backstein-Haus

Häufig gab es kleine Tische vor den Häusern, die selbstgemachte Marmelade oder Honig anboten.

Runde Granit-Wasser-Skulptur

Den Findlingsgarten Seddiner See habe ich mir nur kurz angesehen…

Blaue Dixi-Toilette am Straßenrand

… und noch kürzer das Dixi-Häuschen, das auf dem Vorplatz wie bestellt stand.

Radfahrer auf Sandweg am Waldrand mit hohen Kiefern

Immer wieder wechselten idyllische (und schattige) Abschnitte durch Waldgebiete…

Ortsschild Schlunkendorf, Spargelstadt Beelitz, Landkreis Potsdam-Mittelmark

… mit Abschnitten in der Sonne „über Land“ ab.

Blaues Jakobsweg-Schild mit gelber Muschel an einem Holzpfeiler im Dorf

Die Jakobsmuschel war meist gut zu sehen und wies den Weg.

Selfie der drei Läufer/Radfahrer vor der Kirche Schlunkendorf

Nach einer Trink- und Selfiepause an der Dorfkirche Schlunkendorf beobachteten wir, wie ein Greifvogel (ein Bussard?) geduldig über einer Wiese kreiste.

Dunkle Silhouette eines Radfahrers vor einem Spargelfeld in der Sonne

Jetzt waren wir im „Spargel-Land“ – um uns herum weite Felder mit den typischen Sandhügeln, die aber meist schon abgeerntet in der Sonne lagen.

Erläuterungstafel „Der Bleichspargel“

Wir hätten auch etwas über den „Bleichspargel“ lernen können, aber ich war gerade läuferisch im Flow, und außerdem waren wir zeitlich eingeplant: Zur Halbzeit sollte es nämlich mit den Freundinnen und Freunden aus Berlin ein Spargelessen auf einem Hof an der Strecke geben!

Feldweg mit zwei Radfahrern, Felder mit vielen Mohnblumen

Ich lief durch pure Sommer-Idylle, am Wegesrand war immer häufiger und immer mehr Mohn zu sehen, teilweise ganze Felder der markanten roten Blüten.

Rosa Toilettenhäuschen am Feldwegrand

Ein Wellness-Dixi in Pink? Nee, passte nicht in unsere Reihe!

Radfahrer auf Weg zwischen Spargelfeldern, am Rande viele aufgetürmte graue Plastik-Spargelkisten

Stapelweise graue Plastikkörbe zeugten von der Spargel-Ernte. Andreas V. und Eyyüp fuhren Richtung Beelitz voraus…

Läufer mit Trinkrucksack auf Weg zwischen Spargelfeldern

… und ich trabte stoisch hinterher.

Läufer vor einer Reihe von Oldtimern

Kurz vor dem Ortseingang fand ein Oldtimer-Treffen statt.

Selbstgemaltes Hinweissschild „Mühle geöffnet“, darunter ebenfalls handschriftlich „Olteimer an der Mühle“

Handgeschriebener Humor oder ausbaufähige Rechtschreibung?

Prächtige Feldblumen am Wegesrand

Ich war absolut begeistert von den Feldblumen, die prächtig wie auf einem Gemälde aussahen.

Bemalter Stromkasten neben der Straße mit Spargelkönigin und Schrift „Willkommen in der Spargelstadt Beelitz“

A propos Gemälde: Kurz darauf wurden wir von der Königin begrüßt, das Spargel-Mekka war erreicht!

Historisch gekleidete Mensche in Beelitz: alter Mann mit langem Bart, grauem Filzhut und knorrigem Holzstab, Frau mit rotweißem langen Kleid und Kranz im Haar

Und weil anscheinend Spargelfest war, gab es einiges zu sehen: Menschen in historischen Kostümen, …

Lindgrün-schwarzer Oldtimer fährt auf der Straße vorbei

… vorbeifahrende Oldtimer, …

Stadtpfarrkirche Sankt Marien und Sankt Nikolai in Beelitz

… die Stadtpfarrkirche St. Marien und St. Nikolai (na gut, die ist seit 1247 immer da gewesen) …

Skulptur Storchennest mit vier Störchen, daneben Fahnen „Spargelfest“

… sowie Wimpel, Fahnen und eine künstliche Storchenfamilie!

Historisches Gebäude mit Beschriftung „Ausspannung“ und „Schmiedemeister“

Schön restaurierte Häuser gab es auch…

Blaue Dixi-Toilette am Straßenrand zwischen jungen Bäumen

… und natürlich wieder ein blaues Dixi!

Efeuberankte Fassade mit rotem Holz-Eingangstor, darüber das Schild „Zur Alten Brauerei“

Ich durchlief die kleine Stadt, bog ein letztes Mal links ab…

Radbegleiter stehen auf Radweg und diskutieren über Oldtimer auf der Wiese daneben

… und war mit meinen beiden Begleitern wieder außerorts.

Vorbeifahrender Traktor mit überdachtem roten Anhänger mit feiernden Menschen

Jetzt sollte es geradewegs zum Spargelhof Elsholz weitergehen. Schien aber heute die falsche Richtung zu sein: Alle anderen wollten nach Beelitz zum Spargelfest!

Vorbeifahrender Traktor mit überdachtem braunen Anhänger mit feiernden Menschen

Mehrere Traktoren mit Anhängern voller fröhlich winkender Menschen kamen uns entgegen.

Gelbroter Mini-Heißluftballon wirbt im Garten für Ballonreisen

Aber wir hielten Kurs…

Roter Traktor mit feiernden Menschen, Fahrer winkt

… und ließen uns auch nicht von noch mehr Traktoren…

Grüner Traktor, der auf dem Anhänger eine große spargelessende Männerfigur zieht

… ob mit echten oder künstlichen Spargelessern…

Radfahrer biegen nach rechts ab, Schilder „Spargelholf Elsholz“ und Straßenschild „Bahnhofsweg“

… irritieren und bogen nach Elsholz ab. Halbzeit! Mahlzeit!

Siebenköpfige Gruppe beim Spargelessen lächelt fröhlich in die Kamera

Manuela, Monika, Klaus und sein Vater erwarteten uns schon fröhlich. Nach 20 Kilometern hatten wir uns wirklich ein leckeres Essen und nette Gespräche verdient! Ein tolles Treffen mit den Freundinnen und Freunden mitten im Nirgendwo.

Spargel mit Sauce Hollandaise, Tomaten, Petersilie, Lauchzwiebeln und Kartoffeln

Wie viel ich denn essen möchte?, wurde ich vom Koch gefragt, der über unsere Lauf-Aktion informiert war. Klar, wenn ich danach noch fast 20 Kilometer weiterlaufen wollte, musste ich mich etwas zurückhalten, aber drei Kartoffeln müssten schon gehen.  Und auf Sauce Hollandaise verzichte ich mal nicht, selbst wenn das sicherlich kein Läufer-Power-Food ist ;-)

Vier Menschen auf dem Hof winken zum Abschied

Nach gut anderthalb Stunden Aufenthalt ging es dann schließlich weiter. Habe ich eigentlich schon die mentale Komponente so einer tagelangen Laufaktion erwähnt? Nach einer (längeren) Pause ist es nicht leicht, wieder in Schwung und Laune zu kommen…

Dorfkirche Elsholz

An der Dorfkirche Elsholz vorbei…

Läufer auf einsamer Asphaltstraße zwischen den Feldern

… ging es wieder auf lange Landstraßen unter der Sonne! Bei einer Temperatur von 23 Grad im Schatten war es sicherlich in der prallen Sonne, noch dazu auf Asphalt, weit über 30 Grad warm.

Zwei Strauße im Gehege einer Straußenfarm

Auf einer Straußenfarm gab es, nun ja, Strauße zu sehen, die uns misstrauisch beäugten.

Ortsschild Salzbrunn, Spargelstadt Beelitz, Landkreis Potsdam-Mittelmark

Eyyüp fuhr wieder voraus und vertrieb sich die Zeit in Salzbrunn

Radfahrer wartet an einsamer Straße, am Rand bemalte Feldsteine und Palmen in Töpfen

… bis ich endlich angetrabt kam, mit Beobachtung einer Katze, die gerade eine Maus fing.

Dorfkirche Salzbrunn

Die Dorfkirche Salzbrunn sahen wir nur von weitem, denn wir mussten direkt vorher abbiegen.

Breiter Sand-Schotter-Weg an dessen Ende es kräftig staubt

Wie trocken und staubig es war, wurde deutlich, als uns ein Auto überholte und in einer Wolke um die Ecke verschwand.

Rauchwolke am Horizont über einem Waldgebiet

Eine andere Wolke machte uns mehr Sorgen: Am Horizont war die Rauchwolke des Waldbrandes in Jüterbog zu sehen. Würden wir vielleicht auf der Strecke ein Gebiet aufgrund der erhöhten Waldbrandgefahr nicht durchqueren können?

Kopfsteinpflaster-Straße, im Hintergrund ein Radfahrer

Andreas V. und Eyyüp blieb nichts erspart: Über eine lange Kopfsteinpflaster-Straße…

Ortsschild Buchholz, Spargelstadt Beelitz, Landkreis Potsdam-Mittelmark

… kamen wir in das nächste Örtchen Buchholz

Mit Kreide beschriftete Tafel in einem Holzkarren mit Blumen an einer Gaststätte „Willkommen in Buchholz“

… und wurden freundlich begrüßt.

Vorbeifahrender Traktor mit Anhänger mit Luftballons und winkendem Mann

Auch hier gab es wieder festlich geschmückte Traktoren – Spargel, Wimpel und Luftballons wohin man sah.

Rosa Kirche Buchholz

Die Dorfkirche Buchholz (auf Wikipedia noch in altem Grau) beeindruckte mit einem frischen Zartrosa-Anstrich.

Radbegleiter stehen zusammen und unterhalten sich

Nach kurzem Foto-Stopp…

Asphalt-Radweg neben der Bundesstraße, daneben weite Felder

… gelangten wir auf einen langen Asphalt-Radweg zwischen Bundesstraße…

Spargelfeld mit grünen Spargelstrünken

… und Spargelfeldern und bogen dann links ab in den Wald.

Kartenausschnitt mit GPS-Standort, der neben der blauen Routen-Linie ist

Dort – in der Ramboldtheide – bemerkte ich leider zu spät, dass wir falsch abgebogen waren. Wir beschlossen, einfach weiter zu laufen/radeln. Eine gute Entscheidung, denn es gab etwas zu sehen!

Verwittertes militärisches Beton-Gebäude mit offenem Eingangstor

Mitten im Wald entdeckten wir eine alte Militäranlage mit ehemaligen Garagenbunkern der DDR.

Waldweg zwischen hohen Kiefern, lichtdurchflutet

Welch ein Kontrast: Der lichtdurchflutete Wald drumherum strahlte nur so vor Sommerstimmung.

Ortsschild Niebel, Stadt Treuenbrietzen, Landkreis Potsdam-Mittelmark

In Niebel waren wir auf jeden Fall wieder „auf dem Track“…

Rotes Goggomobil neben einem alten Baum vor einem Scheunentor

… und konnten ein rotes Goggomobil…

Schmale Kopfsteinpflaster-Straße durch breite Dorfschneise, im Hintergrund ein Kirchturm

… und die breite Dorfallee bewundern. Warum musste ich nur plötzlich an High Noon denken?

Dorfkirche Niebel

Wieder eine Kirche (Dorfkirche Niebel)…

Sehr sandiger Feldweg, am Rand Mohnblumen

… und wieder sandige Wege! Da kam keine große Freude bei den beiden Radfahrern auf… aber wir kämpften uns gemeinsam in der Sonne im Schneckentempo durch.

Asphalt-Radweg zwischen Landstraße und Wiese bis zum Horizont

Der folgende Radweg war aber zur allgemeinen Erleichterung wieder asphaltiert, hatte nur den Nachteil, dass er scheinbar endlos lang war.

Schild im Schatten einer Eiche: „Pension Britta“

Aber gegen 17 Uhr erreichten wir endlich nach 38 Kilometern unsere Unterkunft in der „Sabinchenstadt“ Treuenbrietzen.

Meine „Erstversorgung“ nach diesem sonnigen Lauf bestand in einer Cola, einem am Morgen eingepackten Brötchen und einem Proteinriegel. Anschließend gab es etwas Kühlspray für die Knöchel und Waden. Gleich darauf mussten unbedingt die Sachen gewaschen (ihr ahnt nicht, wie staubig die Strümpfe waren!) und zum Trocknen aufgehängt werden. Erst danach war Zeit für die Dusche und eine halbe Stunde Dösen auf dem Bett. Tja, und dann sind wir noch die 2 km zum nächsten Restaurant (und natürlich später auch wieder zurück) spaziert ;-)

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F-Klasse-Laufen, Lauferfahrungen

3 Kommentare zu “Lauf auf dem Jakobsweg von Berlin nach Leipzig – Etappe 2: 38 km von Saarmund nach Treuenbrietzen”

  1. Andreas IV sagt:

    Andreas, das ist einfach to toll zu lesen!! Das ist als wäre man dabei und wenn mann die Bilder ganz schnell hintereinander anschaut, ist das fast wie im Film ;-)
    Das “schreit2 fast nach einem “DIA-ABEND” ??
    Achso – gelernt habe ich auch was – “Sabinchenstadt” Treuenbrietzen. Jetzt weiß ich Bescheid!!
    Freue mich jetzt schon auf die Berichte der nächsten Tage!!

  2. AndreasV sagt:

    Keine Panik, eine Nachbereitung ist schon in Planung

    Termin folgt…

  3. Andreas sagt:

    Danke, ich bemühe mich, die nächsten Etappen bald online zu stellen – es kann aber ein bisschen dauern bis zum Finale ;-)

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