Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Berlin-Marathon – Anmeldungen, Teilnehmer, Finisher und andere Zahlen

Veröffentlicht am 18.09.2016 | 5 Kommentare

Statistik Berlin-Marathon 2011-2015: Teilnehmer gemeldet, gestartet, im Ziel

Ich habe bereits öfter kritisiert, dass der Berlin-Marathon über keine Möglichkeit verfügt, Startplätze zurückzugeben oder umzumelden. Auf Nachfrage beim Veranstalter SCC Events im Jahr 2014  hatte ich die Antwort bekommen, dass etwa 10% der gemeldeten Läuferinnen und Läufer nicht antreten. Den aktuellen Presseinformationen kann man aber ganz andere Zahlen entnehmen…

Wie viele Läufer waren für den Berlin-Marathon gemeldet, traten aber nicht an?

Statistik Berlin-Marathon 2011-2015: Gemeldete, aber nicht angetretene Teilnehmer

Nach den Statistiken der letzten 5 Jahre lag die Zahl nur 2013 und 2015 im 10%-Bereich, sonst aber deutlich darüber mit einem Rekordwert von 25,37% im Jahr 2014. Wir reden in diesem Fall von 10.151 gemeldeten Läuferinnen und Läufern, die nicht antreten konnten, ohne eine Möglichkeit zur Ummeldung zu haben! Bei einer Startgebühr von ungefähr 100 Euro entspricht das über 1 Million Euro, die ein Jahr im voraus bezahlt wurden, ohne eine Gegenleistung dafür bekommen zu haben!

Selbst im sehr guten Jahr 2015 zahlte die Gruppe der Nichtantreter noch eine Summe von weit über 300.000 Euro. Natürlich bleiben viele Kosten für den Veranstalter bestehen, ob gelaufen wird oder nicht. Der Berlin-Marathon ist nach wie vor sehr gut organisiert, und wie intern kalkuliert wird, hängt von vielen Faktoren ab, die ich von außen nicht beurteilen kann. Das steht mir auch nicht zu.

Nichtsdestotrotz muss sich der SCC Events aber fragen lassen, ob angesichts solcher Zahlen nicht die Möglichkeit besteht, Ummeldungen in irgendeiner Form möglich zu machen.

Es kann einfach nicht sein, dass jedes Jahr Läuferinnen und Läufer, die – nach einer Anmeldung und Zahlung ein Jahr im voraus – aus verschiedensten Gründen nicht antreten können, den Berlin-Marathon mit einer Summe von durchschnittlich 300.000 bis 500.000 Euro mitfinanzieren.

Bei solchen Summen spielen die Preisgelder für die Profis übrigens eine gar nicht so große Rolle. Dieses Jahr werden insgesamt für die Top 10 der Männer und der Frauen zusammen 237.000 Euro verteilt. Dazu kommen noch Zeitboni für das Unterschreiten bestimmter Zeiten (wenn ich richtig gerechnet habe maximal 90.000 Euro) und die Prämie für einen Weltrekord von jeweils 50.000 Euro.

Die Teilnehmerstatistiken für den Berlin-Marathon 2011-2015 im Detail

2015 Männer Frauen Gesamt Gesamt %
gemeldet 31.096 10.128 41.224 100 %
gestartet 28.698 9.215 37.913 91,97 %
im Ziel 27.857 8.910 36.767 96,98 %
nicht gestartet 2.398 913 3.311 8,03 %
DNF 841 305 1.146 3,02%
2014 Männer Frauen Gesamt Gesamt %
gemeldet 30.018 9.986 40.004 100 %
gestartet 22.841 7.012 29.853 74,63 %
im Ziel 22.178 6.768 28.946 96,96 %
nicht gestartet 7.177 2.974 10.151 25,37 %
DNF 663 244 907 3,04 %
2013 Männer Frauen Gesamt Gesamt %
gemeldet 30.584 10.536 41.120 100 %
gestartet 28.070 9.186 37.256 90,60 %
im Ziel 27.547 8.980 36.527 98,04 %
nicht gestartet 2.514 1.350 3.864 9,40 %
DNF 523 206 729 1,96 %
2012 Männer Frauen Gesamt Gesamt %
gemeldet 31.461 9.526 40.987 100 %
gestartet 27.244 8.197 35.441 86,47 %
im Ziel 26.472 7.905 34.377 97,00 %
nicht gestartet 4.217 1.329 5.546 13,53 %
DNF 772 292 1.064 3,00 %
2011 Männer Frauen Gesamt Gesamt %
gemeldet 31.460 9.503 40.963 100 %
gestartet 26.445 7.747 34.192 83,47 %
im Ziel 25.567 7.410 32.977 96,45 %
nicht gestartet 5.015 1.756 6.771 16,53 %
DNF 878 337 1.215 3,55 %

DNF steht für „Did not finish“ (gestartet, aber nicht im Ziel angekommen). Die Prozentangaben bei „gestartet“ und „nicht gestartet“ beziehen sich auf alle gemeldeten Teilnehmer, die Prozentangaben bei „im Ziel“ und „DNF“ beziehen sich auf die gestarteten Teilnehmer. Besonders hohe oder niedrige Werte habe ich hervorgehoben.

Quelle der Zahlen für „gemeldet“, „gestartet“ und „im Ziel“: Presseinformation www.scc-events.com. Die Zahlen „nicht gestartet“ und „DNF“ wurden von mir errechnet. Alle Angaben vorbehaltlich von Tipp- und Rechenfehlern ohne Gewähr.

Wer sich für Marathon-Statistiken interessiert, dem sei die Presseinformation des SCC Events zum Berlin-Marathon sehr empfohlen. Dort gibt es Infos und Statistiken zu den Topläufern dieses Jahres, Jahresbestzeiten, deutsche Rekorde, internationale Rekorde, etc., etc. Ein wahres Fest für Statistik-Fans des Laufsports!

Wie könnte eine Ummeldung beim Berlin-Marathon aussehen?

Als Marathonläufer fallen mir spontan zwei Möglichkeiten ein, die Rückgabe von Startplätzen zu regeln, die ich als angemessen und fair empfinde.

Man könnte zum Beispiel anbieten, den bereits bezahlten Startplatz bis zu zwei Monaten vor dem Event an den Veranstalter zurückzugeben, der diese wiederum an Nachrücker verteilen kann. Ich hätte sogar dafür Verständnis, das Zurückgeben mit einer Gebühr (20 Euro?) zu belegen und die neugewonnenen Last-Minute-Startplätze mit einer erhöhten Startgebühr (120 Euro?) zu vergeben. Warum nicht? Der Verlust für den Zurückgeber ist nicht so hoch und der andere freut sich darüber, doch noch am Berlin-Marathon teilnehmen zu können. Und eine „Bearbeitungsgebühr“ von somit 40 Euro sollte für den Veranstalter im digitalen Zeitalter mehr als ausreichen, um diesen Vorgang zu finanzieren.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass man für seinen Startplatz einfach bis zu einer Deadline noch einen Ersatzläufer benennen kann. Auch das bringt den Veranstalter zwei Monate vor dem Event und gegen eine entsprechende Ummeldegebühr in keine organisatorische oder finanzielle Bedrängnis.

Fazit

Ich wiederhole mich am Ende noch einmal: Der Berlin-Marathon ist eine gut organisierte Veranstaltung, die vielen Menschen Freude macht, aber angesichts der oben genannten Zahlen ist es für mich unverständlich, warum man darauf beharrt, die hohe Startgebühr ein Jahr vor dem Event einzufordern und dabei den Läufern keine Option zur Ummeldung gibt.

Kategorien

F-Klasse-Laufen, Laufevents

5 Kommentare zu “Berlin-Marathon – Anmeldungen, Teilnehmer, Finisher und andere Zahlen”

  1. Markus sagt:

    Hi Andreas,

    ehrlich gesagt: ich finde das gar nicht so schlimm. Es laufen auch so ca. 40000 Menschen – eine enorme Zahl!

    Die Veranstalter kann ich verstehen, weil das Geld im Sack ist und kein Aufwand mehr betrieben werden muss.
    Für die Teilnehmer, die unbedingt starten wollen, ist es natürlich schade, wenn das Los für andere entscheidet, aber dann kann nach guten Alternativen Ausschau gehalten werden. Wenn aber eine Startmöglichkeit kurzfristig entsteht, hat die Vorbereitung meist gelitten.

    Viele Grüße
    Markus

  2. Andreas sagt:

    @Markus
    Na, du bist aber großzügig! Da würden sich Fluggesellschaften und Hotels sehr freuen, wenn man mit dem Argument „Pech gehabt!“ nicht mehr stornieren dürfte. Meine Vorstellung von Fairness ist die aktuelle SCC-Praktik leider nicht.

  3. Martin sagt:

    Hallo Andreas
    Danke für deine interessante Auswertung. Ich denke auch, dass eigentlich eine Ummeldungsmöglichkeit gegen eine Umtriebsgebühr geben muss.
    Das einzige aktzeptable Argument für diese starre Haltung des Veranstalters ist, dass damit ein Handel mit Startplätzen zu überhöhten Preisen ausgeschlossen wird.
    Beste Grüsse martin-laufen.blogspot.com

  4. Jörg sagt:

    Ich vermute mal, die scheinbar geringe Anzahl von nicht angetretenen Läufern im vergangen Jahr kommt daher, dass mehr als 40.000 Startplätze verkauft wurden. So gesehen ist es ein gute Geschäft, der erwarteten Schwund einfach mehr zu verkaufen. Da die Veranstaltung schon lange existiert, kann man den Schwund sicher ziemlich genau voraussagen.

    Grüße

    Jörg

  5. Andreas sagt:

    @Martin
    Ah, stimmt, dein Argument für den Veranstalter kann ich nachvollziehen, aber das wäre durch meinen ersten Vorschlag (Rückgabe der Startnummer) eigentlich auch geregelt.

    @Jörg
    Sicherlich ist der Schwund einkalkuliert. Ohne dem Veranstalter dabei Böses unterstellen zu wollen, wäre es ziemlich unprofessionell, z.B. 41.000 Medaillen zu ordern, wenn man weiß, dass in der Regel 10% nicht antreten (können). Das kann man auch hier (Artikel der BZ über den Medaillenschwund 2013) nachlesen.

Comments are closed.