Unser Ferienhaus in Schweden lag am Rande des Färgensjöarnas Naturreservats. Der Zugang war – wie anscheinend oft in Schweden – nicht so einfach zu finden, aber durch Nachfrage bekam ich dann den richtigen Tipp und beschloss, auf läuferische Entdeckungstour zu gehen…
Bereits kurz nach dem ersten etwas breiteren Waldweg, ging es über in einen zugewachsenen Single Trail. Es ging etwas auf und ab und das hohe Gras war feucht vom Regen der Nacht. Etwas riskant wurde das Ganze dadurch, dass häufig mittelgroße Steine halbverdeckt über den Weg verteilt waren. Lauftechnisch durchaus anspruchsvoll; ich musste mich auf jeden Fall höllisch konzentrieren und manchmal auch einfach gehen, weil mir die Verletzungsgefahr zu groß schien.
Ich bekam einen Blick auf den Stora Färgen, „unseren See“ mit der kleinen Insel Granö.
Es gab durchaus so einige Höhenmeter zu überwinden, aber die Wege wurden jetzt wieder besser.
Ich lief durch Wald, der aussah, wie aus dem Märchenbuch. Alles komplett mit Moos und Farnen bedeckt. Hinter welchem verrottenden Baumstumpf kam wohl gleich ein Troll hervor?
Kurz darauf mein erster Blick auf den nächsten See, den Rydbosjön. Schweden ist voller Seen, und wo in Deutschland ein See meist einen markanten Orientierungspunkt bildet, weiß man hier schnell nicht mehr, welchen See man gerade vor sich hat. Ein Smartphone mit GPS-Punkt auf der Karte hilft enorm, aber die Wege, die ich lief waren zum Beispiel bei Google kaum eingezeichnet: Ein blauer Punkt in der Landschaft.
Da wurde es dann wenig später wieder leichter: Ein richtiges Straßenschild! Und sogar eine Tempobeschränkung!
Ich war wieder halbwegs in der Zivilisation, am Ufer mähte irgendjemand Rasen und die Briefkästen warteten fein säuberlich aufgereiht auf Post.
Ich war noch nie in Irland, aber so ungefähr hatte ich es mir vorgestellt: moosbewachsene Natursteinmauern rahmten meinen Laufweg ein.
Als ich an eine normale Straße mit daneben verlaufendem Fußweg kam, war ich zuerst froh, einfach ohne Nachzudenken laufen zu können. Aber ich kam nicht allzu weit: Kurz hinter Hemsjö kirka, der Kirche in Hemsjö, war der Fußweg zu Ende…
… und ich stand an einer Kreuzung von der nur Autostraßen ohne Fußweg weiterführten. Zeit, dass sich was dreht. Nämlich der Läufer – um 180 Grad. Da ich inzwischen 5 Kilometer auf der Uhr hatte, darunter durchaus ein paar Höhenmeter und sehr „trailige“ anspruchsvolle Abschnitte, machte ich mich auf den Rückweg.
Ich kam an einem Gedenkstein vorbei. Wenn ich es richtig verstanden habe, stand an dieser Stelle einmal eine Kirche.
Eine schwedische Idylle mit typischem Haus in „Faluröd“.
Jetzt machte ich auch Halt bei einem alten Schild, das auf einer Mauer lag. Ich hatte es bereits auf dem Hinweg bemerkt. War das etwa die Silhouette von Pippi Langstrumpf?
Wieder kam ich am Rydbosjön vorbei, und glücklicherweise hatte ich mir auf dem Hinweg die Weggabelungen gut gemerkt. An einer Stelle musste ich nämlich wirklich zweimal nachdenken. Irgendwie sah alles gleich aus.
Mein Weg führte wieder an Heidekraut und Ameisenhaufen vorbei…
… ich bekam die Bestätigung, dass ich mich in einem Naturreservat befand, weiß auf blau…
… und sah eine alte Hütte mit Boot am Seeufer des Stora Färgen.
Dann wurde es wieder „trailiger“ und ich musste auf dem schmalen unebenen Weg konzentrierter laufen.
Die vielen versteckten Steine machten mir wieder etwas Sorgen: Jetzt nur nicht mit dem Fuß umknicken…
… oder auf einem nassen Stein ausrutschen! Ich bin ja kein so geübter Trailläufer, und verletzt im Nirgendwo herumzuliegen ist auch nicht meine Idealvorstellung von Urlaub.
Aber es ging alles gut, und ich kam zufrieden und voller schöner Eindrücke wieder bei meiner Familie an.
Das sind wirklich sehr schöne Eindrücke. So kann man sich wirklich sicher einen ganzen Tag lang in den herrlichen Wäldern verlieren. Diese Natursteinmauern finde ich unglaublich schön!
Es muss herrlich, wenn auch nicht einfach für die Orientierung sein, an so vielen Seen vorbeizukommen. Wie stand es denn da mit Mücken und anderem Getier?
Bei so einem Naturreservat hätte ich erwartet, dass irgendwo ein großes Schild zu finden ist.
@Din
Nee, Mücken waren weit und breit nicht zu sehen, ebensowenig wie Schilder ;-) Mir scheint, die Schweden genießen die Natur so wie sie ist, sie strukturieren sie nicht…
Das hört sich gut an mit den Mücken. Ich war nur als Kind in Schweden und fand es unglaublich schön. Haus am See und das Meer nicht fern.
Das ist auch fein mit dem Genuss. Wenn man das so sieht. Stimmt total.
Danke für so schöne Aufnahmen! Ich sehe schon: dieses Lauf-Ziel muss ich mir unbedingt auch mal in meinen Kalender eintragen. Sieht wirklich sehr klasse aus!
@Eddy
Die Landschaft ist wirklich klasse, aber mein Tipp: Vorher erkundigen, ob und wo man am Ferienort laufen kann. Es gibt unendlich viel Natur in Schweden, aber man kommt manchmal nicht so einfach rein ;-)
Wunderschöne Landschaft und ich bin inzwischen ja auch ein Fan von (nicht matschigen) Trailläufen geworden. Mit der Orientierung ist es für mich (ohne GPS) manchmal schwierig ohne markante Punkte, wobei dieselbe Strecke zurück meist gut funktioniert oder immer an einem Fluss entlang.
Ich bin letztens als Trainingslauf um den Plöner See. Eine sehr familiäre Veranstaltung mit tlw. herrlichen Passagen, den ich gut empfehlen kann.
Wie sieht eigentlich die Regeneration nach deinem Ultra Lauf aus?
@Ingo
Plöner See hört sich gut an. Regeneration lief gut: Ich bin 3 Wochen lang jeweils nur 1x pro Woche gelaufen, und jetzt bin ich wieder „normal“ bei 4x. Nur der Oberschenkel zieht noch hin und wieder, wenn ich mal länger schnell laufe.