Letzten Freitag war ich zum ersten Mal in meinem Läufer-Leben bei der 5-x-5-km-Team-Staffel im Berliner Tiergarten dabei. Noch erstaunlicher: Es war mein erster 5-km-Wettkampf in den 10 Jahren, die ich schon Wettkämpfe laufe! Und es war ein Wettkampf-Erlebnis der etwas anderen Art…
Bisher hatte ich 5-km-Wettkämpfe vor allem aus einem Grund gemieden: Viel zu stressig! Schon bei 10 km mag ich das Tempo nicht so besonders. Vielleicht war es daher auch gut, dass alle Zeichen auf Entspannung standen. Durch meine lange Verletzung – die jetzt glücklicherweise fast kaum noch zu spüren ist – hatte ich einen deutlichen Trainingsrückstand, und dank des mit 24 Grad sehr warmen Wetters war für mich ohnehin Vorsicht angesagt. Also konnte und musste ich die Sache recht locker angehen. Vorher also noch entspannt den Bambini beim Laufen zugesehen…
… die Atmosphäre im „Läuferdorf“ genossen…
… und den einen oder anderen Becher getankt…
… und dann den Start der über 1.400 Teams bestaunt.
André, unser erster Läufer, war sehr flott unterwegs.
Während er auf den Wechselbereich zulief…
… wartete ich dort auf ihn, eingekeilt zwischen hunderten von aufgeregten Läuferinnen und Läufern. Das Foto ist übrigens vom vorletzten Wechsel, bei dem sich alles bereits sehr entzerrt hatte. Der erste Wechsel, den ich als zweiter Läufer des Teams erleben durfte, war unvorstellbar.
Wechselbad der Gewühle
Als ich etwa 10 Minuten vor Andrés erwarteter Ankunftszeit im Wechselbereich ankam, standen bereits 6-7 dichtgedrängte Reihen euphorisierter Wartender vor mir. Alle reckten Schilder, Banner und sonstige Erkennungszeichen hoch und schrien durcheinander, um den ankommenden Läufern ihre Position zu signalisieren. Ich habe anhand der Fotos im Nachhinein ermittelt, dass für jeweils 250 Team-Läufer nur eine Absperrgitter-Breite von ca. 6 Metern vorhanden war.
Jetzt kommt man also wie ich dort an, kann durch die vielen Köpfe und Schilder kaum einen ankommenden Läufer sehen und muss irgendwie nach da vorne ans Gitter, um den Staffelstab im richtigen Moment entgegen zu nehmen. Die Hölle! Und jeder, der vorne seinen Stab in Empfang genommen hatte, musste natürlich auch mit Geschrei und Armeinsatz wieder durch diese dichtgedrängte Menschenmenge zurück, um auf die Laufstrecke zu kommen.
Ich kann immer noch nicht begreifen, welch glücklichem Umstand ich es verdankte, dass ich durch eine Lücke zwischen den Köpfen plötzlich André entdeckte, meine Arme mit Mühe im Gedränge hochbekam, um mich mit unserer Kuhglocke bemerkbar zu machen, und dann aus der dritten Reihe hinübergreifend den Staffelstab in die Hände bekam! Etwas zerzaust – die Startnummer war mir im Gedränge an einer Ecke abgerissen worden – machte ich mich erleichtert auf die Strecke…
… und kam kurz darauf auf Höhe des Reichstags an meinen Team-Mitgliedern vorbei, die mich anfeuerten.
Mein erster Kilometer war mit unter 4:30 min viel schneller als ich es mir vorgenommen hatte. Das entsprach zwar meinem sonstigen 10-km-Tempo – und 5 km sollte man schon noch schneller laufen können – aber bei den Temperaturen und meiner Wärmeempfindlichkeit wollte ich wirklich kein Risiko eingehen und trat etwas auf die Bremse.
Die folgenden Kilometer durch den Tiergarten, ein Schlenker hier, eine Kehrtwende da, verliefen ereignislos. Ich überholte so manche Läuferinnen und Läufer, wurde zwischendurch von den „Cracks“ der schnellen Teams – die bereits ihren dritten Läufer auf der Strecke hatten – im D-Zug-Tempo überholt, blieb aber ansonsten bei meiner Geschwindigkeit von 4:40 bis 4:55 min/km und gönnte mir sogar nach der Hälfte einen Schluck Wasser und den Rest des Bechers für den Kopf.
Obwohl meine Herzfrequenz sogar noch etwas niedriger lag als bei dem auch recht warmen Stadtlauf Frankfurt vor zwei Wochen, empfand ich die Wärme schon als sehr drückend und einschränkend. Ich bin halt ein 15-Grad-Läufer ;-)
Nach handgestoppten 23:44 min kam ich an und konnte Guido problemlos den Staffelstab übergeben. Das war dann also mein erster 5-km-Wettkampf: Eine recht bescheidene Zeit, aber unter den Voraussetzungen in Ordnung. Das Beste daran ist auf jeden Fall, dass es dank erstem Mal automatisch Bestzeit war, und dass diese Zeit sich beim nächsten Mal relativ leicht toppen lassen wird.
Nun war also unser dritter Läufer, Guido, unterwegs. Wir anderen plauderten ein wenig und gingen dann wieder an die Strecke, um ihn auf den letzten Metern noch einmal kräftig anzufeuern.
Mit extra für uns und die letzten Meter nach hinten gedrehtem Cap ging er in den Schlussspurt und übergab den Stab an unseren jüngsten Läufer, Julius.
Wieder war etwas Zeit zum Relaxen und zum Genießen der schönen Atmosphäre zwischen all diesen vielen Firmen-Läufer-Teams.
Julius war nicht nur der Jüngste sondern auch der Schnellste unseres Teams, so dass ich mich schon bald wieder aufmachen musste, um sein Finish einzufangen.
Lässig lief er seine 5 km zu Ende und konnte im inzwischen sehr übersichtlichen Wechselbereich unseren Schlussläufer Klaus schnell entdecken.
Eine geglückte Übergabe später war Klaus dann auf der Laufstrecke…
… und wurde nach seinen 5 Kilometern von uns kurz vor dem Ziel ebenfalls angefeuert. Es sah ganz nach einer Team-Bestzeit aus!
Leider machten Guido und ich unabsichtlich einen kleinen Umweg über das Gelände, so dass wir Klaus’ Zieleinlauf nicht mehr mitbekamen, aber selbst bei dieser angezeigten Nettozeit (wir waren erst im dritten Block gestartet) musste es Bestzeit gewesen sein.
Und richtig: 2:02:52! Platz 804 in der Gesamtwertung aller 4438 Männer-Teams der drei Staffel-Tage, Glückwunsch an meine Team-Läufer!
Fazit: Ein Event mit schöner Atmosphäre, etwas schnörkeliger Strecke und einem Wechselerlebnis, das ich nicht unbedingt ein zweites Mal haben muss.
Hehe – Teamstaffel eben! Wir sond jedes jahr dabei und mit den Jahren kommt auch Routine rein. Das Event ist einfach klasse, im Team laufen ist etwas besonderes. Im November zur Marathonstaffel gibt’s dieses feeling wieder!
@Marek
Hi, Marek, ich habe Henrik gegenüber schon angedeutet, dass mein ursprünglicher Entschluss, die Marathonstaffel im November dieses Jahr nicht zu laufen, bereits bedenklich wackelt ;-) Und nach diesem Wechselzonen-Erlebnis, fühlt sich der Wechsel im Hangar auf dem Tempelhofer Feld wahrscheinlich wie Urlaub an…
Einfach Klasse! Gratulation an alle Läufer. So ein Teamevent ist doch einfach ein tolles Erlebnis, auch wenn es mal eng wird :-)
@Andreas IV.
Ja, Team macht Spaß! Und von der Wechselzone kann man ja nach dem Lauf noch lange erzählen…