Nun ist das Laufjahr 2013 bald vorüber und ich hatte gestern bei dem strahlenden „Winter“-Wetter (ungefähr 7-8 Grad) den unwiderstehlichen Drang, noch einmal einen schönen langen Lauf zu machen. Und da ich mich zum einen für die Jahreszeit recht fit fühle und zum anderen wieder Lust auf Läufer-Neuland hatte, wurde daraus ein Sightseeing-Lauf von der südlichen Berliner Stadtgrenze bis in die Innenstadt zum Brandenburger Tor – und natürlich auch wieder zurück…
Nach 3 Kilometern das erste Fotomotiv: Der Gasometer Mariendorf.
Kurz darauf kam ich an diesem schönen Industriegebäude des ehemaligen Gaswerks Mariendorf vorbei.
Nachdem ich die Brücke über den Teltowkanal überquert hatte (Kilometer 4), ging es erst einmal durch einige weniger interessante Straßen, bis ich ab Kilometer 6 wieder in schönere Laufgegenden kam.
Parallel zur S-Bahn-Strecke führt ab der Station Priesterweg der Hans-Baluschek-Park, ein schmaler, neu angelegter Grünstreifen mit Parkweg, der sich wunderbar laufen lässt.
Da die Strecke immer flach geradeaus verläuft, war sogar Zeit, ein Selbstporträt (neudeutsch „Selfie“) zu machen. Der angestrengte Blick rührt allerdings eher vom Hantieren mit der Kamera während des Laufs als vom Laufen selber, denn ich war wirklich entspannt unterwegs ;-)
Das Wetter war einfach herrlich, besseres Laufwetter gibt es nicht!
Kurz vor Erreichen des Bahnhofs Südkreuz grüßte von der gegenüberliegenden Seite ein Löwe von einer Fassade.
Kilometer 8: Der Bahnhof Südkreuz, an dem neben S-Bahnen auch Nah- und Fernverkehrszüge halten, und der täglich von fast 90.000 Reisenden und Besuchern frequentiert wird. An diesem Tag nach Weihnachten schien mir allerdings nicht so viel los zu sein.
Um meine Laufstrecke weiter verfolgen zu können, musste ich die Bahnhofshalle – die noch weihnachtlich geschmückt war – durchqueren.
Weiter ging es entlang der Bahngleise bis zum Alfred-Lion-Steg, der mich auf die andere Seite der Bahntrasse brachte.
Ein Läufer-Blick zurück: Der Bahnhof Südkreuz im Gegenlicht.
Nachdem ich zuerst auf der General-Pape-Straße parallel zur Bahnstrecke gelaufen war, musste ich wieder einen längeren Umweg durch die Straßen machen, um etwas weiter nördlich zurück zu den Gleisen zu kommen. An der Yorckstraße liegt der Eingang zum erst in diesem Jahr freigegebenen Park am Gleisdreieck, durch den ich nun laufen wollte.
Offensichtlich führt hier der Radweg Leipzig-Berlin entlang (Wikipedia sagt „irgendwann einmal“, und der Berliner weiß, dass zwischen Planung und Umsetzung in der Regel viele Jahre liegen).
Im Park – ich lief gerade im „Ostpark“ – gab es neben Basketball- und Fußball-Käfigen sowie Skateranlagen auch schöne Ausblicke über Schotterflächen auf ein Birkenwäldchen.
Spannender noch waren aber die Blicke auf alte Bahnanlagen und Lagerhallen am Wegesrand.
Graffiti gabe es selbstverständlich zuhauf, sowohl „wilde“ als auch „offizielle“.
Ich war inzwischen im „Westpark“ angekommen, der neben vielen Spielflächen für Kinder auch einen beeindruckenden Blick auf Großbaustellen bot.
An der neben dem Park verlaufenden Flottwellstraße entstehen nämlich aufgrund der attraktiven Nähe zum Potsdamer Platz etwa 1000 neue Wohnungen – für den Berliner Durchschnittsverdiener aber wohl kaum erschwinglich.
Nach etwa 12,5 Kilometern war ich dann am Potsdamer Platz angekommen.
Hier gab es einen Weihnachtsmarkt, dessen altmodisches Karussell in merkwürdigem Kontrast zu den Glasfassaden der umgebenden Bürohäuser stand.
Endlich hatte ich nach etwas mehr als 13 Kilometern das Brandenburger Tor erreicht. Ich war zwar nicht ganz so langsam gelaufen, hatte aber durch die zahlreichen Fotostopps doch wesentlich länger gebraucht als gedacht.
Ich beschloss, noch ein paar Sightseeing-Fotos im Innenstadt-Bereich zu machen, aber dann den Rückweg doch eher zügig und fotolos zu laufen.
So hielt ich noch kurz am Denkmal für die ermordeten Juden Europas…
… und an der Niedersächsischen Landesvertretung (so kühl wie immer behauptet sind die Norddeutschen offensichtlich gar nicht ;-)
Am Otto Bock Science Center – dessen Ausstellung ich nur empfehlen kann – hingen beeindruckende Sport-Motive mit Paralympics-Athleten.
Die Hochhäuser am Potsdamer Platz im abendlichen Gegenlicht.
Ein Mauersegment am Potsdamer Platz.
Die Rodelbahn im frühlingshaften Berlin.
Ein letzter Blick auf die Hochhäuser (der Baum ist nur winterlich dekoriert, bei allen anderen Bäumen hatte man eher das Gefühl jeden Moment Knospen sehen zu können).
Über den Marlene-Dietrich-Platz ging es an der Spielbank vorbei wieder auf den Rückweg.
Die Gegenlicht-Stimmung am Piano-See musste ich dann doch noch festhalten, aber ab da wurde (fast) nur noch gelaufen.
Ich lief nun zügig in die Abenddämmerung hinein und war tatsächlich deutlich schneller als auf dem Hinweg. Waren die ersten 13 Kilometer mit 5:50 min/km noch moderat, so kam ich bei den 13 Kilometern zurück schon auf etwa 5:35 min/km. Und da ich nun schon mal kurz vor dem „30er“ war, lief ich – angespornt vom 30-km-Ziel und dem nahen Zuhause – noch vier schnelle Bonus-Kilometer in 5:10 min/km ;-)
Oh, die Fußgängerbrücke über den Teltowkanal, meine alte Heimat, als kleiner Junge habe ich dort viele Tage bei meiner Oma am Maulbronner Ufer verbracht und als Schüler später selber dort gewohnt ;-) habe viele deiner Fotos wiedererkannt
Vielen Dank, dass Du uns mit diesen wirklich tollen Bildern an Deinem Sightseeing-Run hast teilhaben lassen. Da darf man auch mal angestrengt gucken! ;)
Schöne Grüße aus Bremen, Eddy
@Gerald
Erstaunlich, wie klein die Welt (oder Berlin) manchmal ist! Sag Bescheid, wenn du mal einen „Erinnerungslauf“ machen möchtest ;-)
@Eddy
Ich sehe wirklich sehr viel angestrengter aus, als ich mich gefühlt habe. (Kamera)Technik ist eben anstrengender als Laufen ;-)
Ich bin so neidisch,hier regnet es jeden Tag heftig.
Freue mich schon auf das nächste Jahr mit zu laufen und den nächsten Sightseeinglauf nach “AMBEG”
Grüße aus Freiburg
Andreas V.
Gestern habe ich das 4. Jahr beendet
@Andreas V.
Glückwunsch zum 4. Streak-Jahr! Wir sehen uns spätestens beim nächsten Sightseeing-Lauf – mit Berliner Sonnenschein, hoffe ich ;-)
Wow! Das ist mal ein geiler Blog-Post! Für jemand, der weit weg von Berlin wohnt, super interessant. Viele Grüße.
@Jochen
Freut mich, dass dir die kleine Sightseeing-Tour gefällt!
Wie wunderbar! Ich bin jetzt echt richtig neidisch, deshalb stelle ich zwei Anträge:
1. Könntest du das oder so ähnlich bitte wiederholen und mich mitnehmen?
2. Ich möchte auch mal den Gasometer Mariendorf und das Werk in der Nähe sehen.
Ein richtig krönender Abschluss und dann auch direkt noch die 30km voll gemacht. Sehr sehr schön. Aber das Wetter ist auch perfekt. Ich muss auch momentan den ein oder anderen km laufen, einfach weil das Wetter noch so fein ist. Man weiß ja nie, was kommen wird.
@Andreas V.: herzlichen Glückwunsch. Nicht nur den 3000er voll gemacht, sondern auch noch das 4. Jahr. Wahnsinn!
@Din
Das machen wir auf jeden Fall, ich denke, da werden auch die anderen gerne mitlaufen wollen. Ist eine interessante Stadtstrecke.