Gestern fand in Berlin mal wieder der große Frühjahrs-Halbmarathon statt. Und da wir uns beide für dieses Jahr nicht angemeldet hatten, war Andreas V. auf die schöne Idee gekommen, einfach unseren langen Sonntagslauf quer durch die Stadt hin zum Massen-Spektakel zu machen, um dort dann „unsere“ Läuferinnen und Läufer anzufeuern. Ein Halbmarathon zum Halbmarathon sollte es werden…
Um 9:30 Uhr liefen wir bei Sonnenschein, kühlen Temperaturen und Wind los und machten uns auf unseren Weg durch die Stadt. Meine Wadenzerrung hatte sich bereits vor Tagen still und leise zurückgezogen, so dass einem langen Lauf nichts im Wege stand.
Auf der Tempelhofer Freiheit – dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhofs – kamen wir an einem alternativen Gemeinschaftsgarten vorbei, der dort aufgebaut wird.
Über die Startbahn ging es dann weiter und wieder vom Gelände herunter (am Horizont konnte man bereits den Fernsehturm am Alexanderplatz sehen, den wir heute noch umrunden wollten).
Nun ging es hinüber in den Volkspark Hasenheide, den wir von Süden nach Norden durchliefen. Hinaus kamen wir an der großen Straße Hasenheide, die ja auch ein Streckenabschnitt des Berlin-Marathons ist.
Nach ein paar hundert Metern auf „Marathon-Spuren“ bogen wir ab in die kleinen Straßen Kreuzbergs, in denen es beim Laufen allerhand am Rande zu sehen gab.
Schließlich kamen wir am „Kotti“ raus, dem Kottbusser Tor, Zentrum des früheren Kreuzberger „SO 36“. Vorbei an buntem Markt und Satellitenschüsselgespicktem Hochhaus ging es weiter auf der Adalbertstraße Richtung Norden.
Zwischendurch riefen uns ein paar vor einem Haus hockende Punks zu, ob wir Halbmarathonläufer wären, um dann mit etwas schwerer Zunge lachend hinzuzufügen, dass wir etwas ab von der Strecke wären…
Unsere persönliche Halbmarathon-Strecke führte uns nun nach rechts, wo wir auf dem Engeldamm auf die St.Thomas-Kirche am Mariannenplatz zuliefen.
Mit Blick auf die Spree und den Fernsehturm am Alexanderplatz ging es nun über die Schillingbrücke…
…direkt in die Andreasstraße hinein. Eigentlich naheliegend, dass, wenn zwei Andreasse laufend unterwegs sind, sie ihr Weg auch durch die gleichnamige Straße führt. Zufall war das jedenfalls nicht, denn bereits vor einigen Jahren war ich ebenfalls mit einem Andreas, nämlich Andreas II., hier bei der 3. Etappe des Buchstabenlaufs.
Wir liefen nun in einem riesigen Bogen um den Fernsehturm herum…
…kamen am Platz der Vereinten Nationen vorbei…
…und näherten uns dem Zentrum, wie man unzweifelhaft an den immer breiter werdenden Straßen und den großen Schildern erkennen konnte. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass die „richtigen“ Halbmarathon-Läufer vor etwa einer Viertelstunde gar nicht weit von hier gestartet sein mussten.
Auch am Rande der ganz großen Straßen kann man schöne Details entdecken.
Dass hier auf den großen Straßen am Sonntagmorgen kaum ein Auto zu sehen war, lag wohl hauptsächlich daran, dass wir uns dem weiträumig für den Verkehr abgesperrten Halbmarathon-Kurs näherten.
Weiter ging es durch beschaulichere Straßen, in denen Menschen beim Frühstück in den Cafés und zum Teil auch in der Sonne draußen saßen.
Da konnten wir auch nicht anders, als sich uns diese wunderbare Sitzgelegenheit für ein schnelles Fotoshooting bot.
Zwischendurch gab es auf unserer kleinen Halbmarathon-Sightseeing-Tour durch die Stadt sogar kurzzeitig ein wenig Wettkampf-Feeling, als wir einen anderen, nichtsahnenden Läufer überholten.
Wir waren so gut in der Zeit, dass ich nicht umhin konnte, wieder zahlreiche Foto-machen-und-schnell-hinterherlaufen-Intervalltrainingseinheiten einzulegen. Etwas anstrengend, aber hätte ich mir dieses Foto entgehen lassen sollen?
Oder dieses vom „ringenden“ Rudolf-Virchow-Denkmal auf dem Karlplatz?
Wir hatten inzwischen auf unserem kurzweiligen Lauf Kilometer 19 hinter uns und liefen nun in der Nähe des Hauptbahnhofs die Treppen hinunter zur Spree.
Weiter ging es in Richtung Reichstag, auf der Promenade, die wir beide schon 2008 beim Lichtenauer Wasserlauf als „Rennstrecke“ kennen gelernt hatten.
Andreas V. wollte sich angesichts des Wassers und des sonnigen Wetters gleich mit einem Startsprung in die Fluten stürzen, ließ sich angesichts unseres Zeitplans aber glücklicherweise gerade noch davon abhalten ;-)
Ein merkwürdiges Bild: Der beflaggte Reichstag (man sieht: es war windig!), munter tuckernde Ausflugsschiffe und weiße Kreuze zur Erinnerung an die Mauertoten, die hier umgekommen sind.
Als wir uns nun Unter den Linden näherten gab es eine Überraschung. Hier mussten wir eigentlich überqueren, aber ein Strom von Halbmarathon-Läufern versperrte uns den Weg. Was machen die denn noch hier? Es war genau 11:37 Uhr, der offizielle Start war um 10:45 Uhr… und die Läufer bewegten sich auf das Brandenburger Tor und Kilometer 3 (in Worten: drei) zu!
Als wir am Stelenfeld des Denkmals zur Erinnerung an die ermordeten Juden Europas entlang laufen und uns somit unserem Ziel, dem Potsdamer Platz, nähern, stelle ich beim Blick auf die Uhr fest, dass wir „erst“ 20,3 km gelaufen sind…
Wenn schon, denn schon, Halbmarathon ist 21,1 km, und die müssen es jetzt auch sein. Also bauen wir noch einen kleinen Schlenker am Lessing-Denkmal vorbei ein…
…und nähern uns dem Potsdamer Platz mit unserem „Endspurt“ von der Rückseite.
Wir sind im Ziel, haben unseren persönlichen Halbmarathon in aller Stille bei schönstem Frühlingswetter und nettem Sightseeing hinter uns gebracht, und genießen nun das Halbmarathon-Spektakel.
Die Stimmung an der Strecke ist wie immer super.
Und natürlich ist auch die nach den Deutschen zahlenmäßig am häufigsten vertretene Läufernation nicht ohne lautstark jubelnden Anhang gekommen.
Andreas V. und ich stellen uns an die Strecke und genießen gemeinsam mit seiner Familie den Anblick der unaufhörlich an uns vorbeiströmenden Läufer-Massen.
Es fasziniert mich immer wieder, wie unterschiedlich Läuferinnen und Läufer von der Statur und dem Laufstil her aussehen, und dass so mancher Teilnehmer überhaupt nicht nach der Geschwindigkeit aussieht, die er hier zeigt.
Während ich fotografiere stürmen plötzlich Andreas IV. und Thomas an mir vorbei. Großes Hallo und schon sind sie wieder weg. Waren gut in der Zeit, die beiden, und sahen auch noch frisch dabei aus ;-)
Immer mehr Läufer ziehen hier – am Boulevard der Stars – vorbei und wir halten angestrengt Ausschau nach Bekannten.
Das Sebamed-Männchen, Supermann, ein American-Football-Spieler… alles mögliche, nur Jeanette und Becky nicht.
Plötzlich läuft Jeanette direkt an mir vorbei. Ich rufe ihr hinterher und auch Andreas V. schließt sich dem aufmunternden Gejohle an. Ihr zurückgrüßend erhobener Arm verschwindet schnell wieder in der Läufer-Menge.
„Nur noch 4 km!“ rufen wir den Läufern zu und klatschen uns dabei die Hände warm. Ich würde liebend gerne mit dem Pulk weiter laufen, damit mir wieder richtig warm wird. Wir stehen zwar in der Sonne, es ist aber doch kälter als man es wahrhaben will.
Wir lassen die Läuferinnen und Läufer – viele davon in den offiziellen orangen Halbmarathon-Shirts diesen Jahres – noch eine Weile an uns vorüber ziehen und machen uns dann mit der S-Bahn auf den Heimweg.
Ein wirklich gelungener Lauf-Ausflug war das – danke an Andreas V. für die sehr schön ausgetüftelte Strecke! Und für einen „gemütlichen“ Sightseeing-Lauf waren wir gar nicht mal so langsam: Unsere persönlichen 21,1 km hatten wir mit einem Schnitt von 5:38 min/km in etwa 1:58:45 zurückgelegt.
eine schöne Idee und tolle Fotos von vielen mir bekannten (Lauf-)Orten, mit dem American-Football-Spieler bin ich zusammen im Block B gestartet, habe ihn dann aber nicht mehr gesehen; mein (kurzer) Bericht von gestern http://berlinerlaufen.blogspot.de/2012/04/lauf-fur-carlotta-amalia-es-gab-auch.html
Hallo “Andreasse”,
tolle Idee mit dem Lauf zum Lauf :-)
Super, das Ihr da wart, das hebt die Motivation ungemein und wenn ich gewusst hätte, das vor mir noch ein “Startblog-f” Läufer ist, wäre ich 7 Minuten schneller gewesen :-)! Glückwunsch Gerald zu der tollen Zeit. Vielleicht laufen wir mal zusammen. Du bist schon ziemlich dicht an meiner “Traumzeit”.
Viele Grüße
Andreas IV
Na das ist doch mal eien Idee ! Mein Freund Hans lief ja auch mit und berichtete mir schon von der Stimmung ;-)
Wenn du hier einen HM in “meiner” Stadt laufen willst musst du schon viele, viele Runden drehen ;-)
@Gerald
Du warst sicher schneller, als der Football-Spieler. Schade, dass wir dich nicht mehr gesehen haben.
@Andreas IV.
Ich habe mir gleich gedacht, dass bei euch eine gute Zeit herauskommt, so flott und locker, wie ihr an uns vorbei wart.
@Martin
Kann ja sein, dass man bei dir mehr Runden drehen muss, um auf die HM-Distanz zu kommen, aber die sind dann vielleicht auch landschaftlich schöner ;-)
Eine tolle Idee, den HM zum HM zu machen! Und die Fotostrecke, die dabei entstanden ist, ist ein Hammer – und ein echter Genuss: schönen Dank dafür!
@Eddy
Danke, hat mich gefreut, dir mal ein bisschen von Berlin zu zeigen ;-)
wär ich gerne mitgelaufen, tolles wetter,
sehr schöne fotos, und viel erlebt!
@Der Blaue
Ingo, wenn du mal in Berlin bist, sag Bescheid, dann machen wir ein wenig Sightseeing-Laufen!
auf den sightseeinglauf werde ich
sicherlich einmal zurückkommen!