Der Mercedes-Halbmarathon in Tegel heißt jetzt „Halbmarathon Berlin-Reinickendorf“ und startet nicht mehr am Autohaus sondern am Rathaus Reinickendorf. Nach exakt zwei Jahren Corona-bedingter Laufevent-Pause waren Monika, Klaus, Andreas V. und ich natürlich gespannt auf das Rathaus, die Läuferinnen und Läufer und das nicht mehr gewohnte Wettkampferlebnis. Um es vorweg zu nehmen – es wurde ein toller, aufregender Vormittag im Berliner Norden…
Klar, dass der Lauf nur unter den gültigen Hygienebedingungen und Auflagen stattfinden durfte. Also: „3G“ (geimpft, genesen oder getestet), Abstände und Masken auf dem gesamten Start-Ziel-Gelände. Das Abenteuer begann also mit der Prüfung der Impfzertifikate gleich beim Einlass.
Nach ein bisschen Anfangsaufregung waren wir dann drin und gingen geradewegs ins Rathaus.
Unter von der Decke hängender Häkelkunst…
… zogen wir uns dann um…
… und bereiteten uns auf den Halbmarathon vor.
Wir hatten alle den Eindruck, dass längst nicht so viele Leute da waren, wie gedacht. Wegen der aktuellen Corona-Lage waren schon im Vorfeld deutlich weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugelassen als sonst. Aber selbst diese Zahl wurde anscheinend längst nicht erreicht, was sicherlich an den zwei Faktoren Corona-Vorsicht und Regenwetter lag.
Zur Abgabe unserer Beutel mussten wir in den Ernst-Reuter-Saal wechseln.
In stimmungsvoller 50er-Jahre-Architektur machten wir noch das klassische Gruppenfoto vor dem Start (s.o.). Traditionell fand das bisher vor einem Luxusauto statt, aber da Autos und Autohäuser inzwischen etwas aus der Zeit gefallen sind, begründeten wir eine neue Tradition: Gruppenfoto vor dem Berliner Bürgermeister (1948-1951) und Namensgeber des Saals Ernst Reuter.
Da er leider beim Gruppenfoto nur mit einem Auge hinter uns hervorlugen wollte, hier noch einmal komplett und alleine.
Nach diesem historischen und architektonischen Ausflug ins vergangene Jahrhundert…
… empfing uns rechtzeitig zum Start die Wirklichkeit – und das Regenwetter – eines Sonntagmorgens im Jahr 2021.
Unmöglich, im Startblock die eigentlich gebotenen 1,50 m Abstand zu halten, aber wir waren schließlich an der frischen Luft und alle trugen ordnungsgemäß ihre FFP2-Masken.
Und dann ging es auch schon nach einem gemeinsamen Countdown-Herunterzählen auf die Strecke!
Einige der folgenden Fotos sind durch das Regenwetter mehr oder weniger arg verwackelt, aber was zählt ist die Stimmung: Lauf, Papa, lauf!
Denn trotz des sehr bescheidenen Regenwetters gab es fast so viele Unterstützer wie in den vergangenen Jahren. Hinter diesen Sonnenblumen verbarg sich übrigens ein sehr lautstarkes Unterstützer*innen-Team!
Die sonst gefürchtete „Schnecke“ war durch den neuen Streckenstart etwas entschärft und befand sich nun etwa bei km 3 und km 13.
Klaus, der durch das konsequente Marathontraining in sehr guter Form war, lief weit voraus, weiter hinten folgten Monika und Andreas V. – und dazwischen lief ich. Wie sich bald herausstellte, eigentlich schneller als geplant.
Angesichts der langen Laufpause und der noch nicht 100%-ig überstandenen Oberschenkel-Probleme, hatte ich mir nämlich ein vorsichtiges Ziel von 2:05 bis 2:10 h gesetzt. Bemerkte aber bald, dass ich zumindest in Richtung 2:00 h lief.
Zusätzlichen Schub verursachten auch die 10-km-Läufer*innen, die uns schon bald in deutlich schnellerem Tempo überholten.
Ich lief konstant in meiner Zufallsgruppe als wir auf die Greenwich-Promenade einbogen.
Ein bisschen Sorgen machte ich mir natürlich schon um meinen Oberschenkel und die nach 7 fast lauflosen Wochen eingerostete Kondition.
Aber, hey, so angenehme Temperaturen (ca. 16 Grad bei Nieselregen) gab es nicht oft hier in Tegel – also aufpassen und einfach weiterlaufen!
Die Straße zum Borsig-Tor war flankiert von weißen Amazon-Lieferwagen.
Am Autohaus in der Holzhauser Straße musste ich an all die Jahre denken, die hier der Start-Ziel-Bereich gewesen ist. Viele Zuschauer*innen, Lautsprecherdurchsagen, die Zeitmessmatten… Und heute? Nur Leere und die leise patschenden Laufschuhe auf dem nassen Asphalt.
Egal, nicht weiter über die Vergangenheit sinnieren, weiterlaufen!
Vorbei an einigen Grüppchen klatschender Zuschauer*innen…
… und freundlicher Helferinnen und Helfer, die eisern im Regen ihre Stellung hielten…
… liefen wir auf den neuen Start-Ziel-Bereich am Rathaus Reinickendorf zu.
Ein kleines, regenbeschirmtes Völkchen an der Kurve…
… und wir liefen auf das Ziel zu. Dummerweise hatten wir erst die erste von zwei Runden hinter uns: „Halbmarathon – links halten!“ rief ein Ordner…
… und schon waren wir auf Runde 2!
Irgendwie lief das Rennen anders als ich mir das gedacht hatte. Wegen meines Konditionsdefizits wollte ich ursprünglich mit 6:10 min/km starten und in der zweiten Hälfte auf 6:00 min/km beschleunigen. So hätte ich meinen Oberschenkel geschont und im zweiten Teil auch noch Leute überholen können – die Garantie für ein schönes Wettkampffinale.
Nun lief ich aber schon seit dem Start immer um die 5:40 min/km. Und wusste nicht, ob ich das auf der zweiten Runde würde durchhalten können. Tja, von wegen „überholen“.
Aber ich blieb dran, hatte immer die Läufer*innen vor mir und um mich herum im Blick. Auf der Pendelstrecke hielt ich auch Ausschau nach Klaus (vor mir) und Monika und Andreas V. (hinter mir), konnte aber niemanden entdecken. Kann auch daran gelegen haben, dass ich wegen des Regens ohne Brille gestartet war ;-)
Da, endlich das Borsig-Tor! Ich versuchte, mir klarzumachen, dass das Ziel nicht wie sonst hinter den nächsten zwei Straßenecken lag, sondern noch einige Kilometer mehr zu laufen waren.
Dann das gefühlte Finish an der Auto-Niederlassung…
… und das anschließende Weiterlaufen Richtung Rathaus. Weiter, weiter, weiter…
… bis es endlich um die Kurve ging und der Zielbereich zu sehen war! Auch hier machte ich noch ein, zwei Fotos (einfach ins Ziel laufen kann jeder) und war schließlich angekommen. Wie sich herausstellte sogar noch sehr klar unter der 2-h-Marke: 1:56:55 zeigte das offizielle Ergebnis!
Nun war das sicherlich eines meiner bisher schlechtesten Halbmarathon-Ergebnisse, aber nach der langen Verletzung und dem Trainingsrückstand war ich überrascht und glücklich, dass ich ein so konstantes Rennen gelaufen war (siehe unten).
Wegen Corona musste man sich die Medaille anschließend selber abholen, aber das fand ich völlig in Ordnung und richtig so.
Da ich Klaus nirgends entdecken konnte…
… besorgte ich mir erst einmal ein Getränk…
… und hielt mein medailletragendes Ich für die Familie fest („Gut angekommen!“).
Bevor ich Monika, Klaus und Andreas V. traf, fotografierte ich noch einige Details…
… am Rathaus.
Die Siegerehrung bekam ich noch von weitem mit…
… und auch, wie die Veranstalter ein überzähliges Sieges-Bier unter die Leute bringen wollten, was mit viel Humor über die nicht vorhandene Bühne ging!
Die Pace-Grafik sieht etwas zerklüfteter aus, als mein Lauf eigentlich war. Insgesamt bin ich recht gleichmäßig gelaufen und habe sogar einen negativen Split hinbekommen: Die 1. Hälfte in ø 5:41 min/km und die zweite Hälfte in ø 5:34 min/km. Sagt zumindest meine Uhr, denn die offizielle Durchschnittszeit sind 5:33 min/km, und da kann dann ja was mit meiner Uhr nicht so ganz stimmen…
Auch die anderen drei waren sehr zufrieden mit dem Lauf an sich und mit ihren persönlichen Zeiten. Andreas V. war ja z.B. seit vielen Jahren keinen Halbmarathon mehr gelaufen, und Monika und Klaus – aber auch Andreas V. – waren auf ihren jeweiligen Leistungsstufen wesentlich schneller als gedacht im Ziel angekommen.
Es war toll, nach zwei Jahren Corona-Wettkampfpause mal wieder an den Start eines Halbmarathons zu gehen – und der neue Start-Ziel-Bereich am Rathaus Reinickendorf machte schon Lust auf das nächste Jahr… in dem der Halbmarathon Reinickendorf (und alles andere) dann hoffentlich nach bestmöglich überstandener Pandemie wieder ohne Auflagen stattfinden kann!