Die befürchtete Hitzeschlacht wurde es nicht, aber ganz schön warm war es schon beim Scharmützelseelauf 2019 am vergangenen Sonntag! Ich war mit „Trainingsgruppe 1“ (Oliver, Hartmut und Markus) angereist, was mich ein wenig unter Druck setzte, nicht allzu spät ins Ziel zu kommen, wo die drei sicherlich schon lange auf mich warten würden. Naja, erst einmal loslaufen…
Ganz wichtig bei so warmem Wetter: Erst einmal gucken, wo die Getränkepunkte an der Strecke sind!
Nach der Abholung der Startunterlagen machten wir uns in Ruhe fertig. Obwohl der Sanitärbereich im angrenzenden Schulgebäude wegen einer Lokal-Wahl nicht wie sonst nutzbar war, gab es keine Probleme, wir konnten die Toiletten direkt am Sportplatz nutzen.
Kurz vor dem Start liefen wir uns noch „warm“ – bei fast 20 Grad im Schatten um kurz vor 9 Uhr! Oliver war mit Rippenprellung angereist, und spürte gleich, dass er nicht wie gewohnt würde laufen können. Aber er wollte es zumindest versuchen, obwohl eine 27-Kilometer-Seeumrundung nicht der ideale Kurs ist, um bei Problemen mittendrin auszusteigen.
Wie immer gab es im familiären Kreis der ungefähr 80 Teilnehmer eine kurze Einweisung. Ich kannte das ja von meinen beiden vorherigen Teilnahmen in den Jahren 2011 und 2012.
Und dann ging es auch schon los! Meine drei „Trainingsgruppe-1-Läufer“ setzten sich sofort in die Spitzengruppe ab und ich versuchte, im Starttrubel die Ruhe zu bewahren und mein Tempo zu finden.
Hinweis: Mein Laufhandy hat seit kurzem eine Macke und macht total verbogene Fotos. Bitte also im Folgenden nicht wundern, wenn der ein oder andere Läufer*in oder die Umgebung merkwürdig schräg erscheint ;-)
Nach dem ersten Lospreschen beruhigte sich das Feld schon ab dem zweiten Kilometer und wir liefen alle still vor uns hin, den Karl-Marx-Damm entlang.
Das Läuferfeld zog sich schon bald deutlich auseinander.
Ah, der erste Blick auf den See!
Eine Werbung am Wegesrand versprach Eis und Getränke. Das wäre schon zu diesem Zeitpunkt nicht schlecht gewesen: Es war warm, aber glücklicherweise liefen wir meist im Schatten
Ungefähr bei Kilometer 4,5 sah ich ein Dutzend Meter vor mir ein winziges Tischchen mit vielleicht sechs Wasserbechern drauf. Und während ich darauf zulief, musste ich zusehen, wie alle sechs Becher nacheinander von Vorläufern gegriffen wurden! Das wird doch hoffentlich nicht der offizielle Getränkestand gewesen sein? Nein, Glück gehabt, einen halben Kilometer weiter gab es noch einmal offiziell und reichlich Wasser.
Weit auseinandergezogen liefen kleine Grüppchen und Einzelläufer vor mir. Ich blieb meist dahinter, versuchte meine Kräfte einzuteilen – und überholte dann irgendwann doch.
An der Strecke war so gut wie gar nichts los (ich mag das ja), da war die entgegenkommende Kutsche schon ein echtes Highlight.
Wir hatten die Häuser nun hinter uns gelassen und liefen durch die Landschaft. Da, Kilometer 10 (es sind nur alle 5 km ausgeschildert), ich sah kurz auf die Uhr: Alles gut, ich lief genau wie geplant zwischen 5:20 und 5:30 min/km. Dummerweise hatte ich wohl vergessen, vor dem Lauf die Autopause der Laufuhr zu deaktivieren. Egal, so wichtig war die Uhr an diesem Tag nicht für mich.
Eine Besonderheit beim Scharmützelseelauf ist, dass die Teilnehmer zweimal bei Wendisch-Rietz eine Bahnstrecke kreuzen – und mit ein bisschen Pech vor der geschlossenen Bahnschranke warten müssen! Der erste Bahnübergang war schon mal frei und auch der Autoverkehr wurde von freiwilligen Verkehrshelfern sehr gut geregelt. Wir konnten also ungestört weiterlaufen.
Auch den zweiten Bahnübergang passierte ich ohne Zwangsstopp…
… und lief weiter durch die einsame Ortschaft. Das Läuferfeld hatte sich weit auseinander gezogen, man hatte die Straße fast für sich.
An der Schleuse vorbei ging es weiter…
… bis wir irgendwann am Campingplatz ankamen. Nun wurde die Straße zum Weg und der Weg zum Pfad…
… und der Crosslauf-Teil der Strecke begann. Mit sandigem Boden…
… und über unzählige Baumwurzeln durch den Wald. Obwohl dieser Streckenabschnitt anstrengender war, genoss ich den Lauf durch die Natur doch sehr.
Nach kurzer Zeit kamen wir an den berüchtigsten Teil der Strecke: Hier mussten wir erst eine Waldtreppe hinunter mit Stufen, die manchmal einen halben Meter hoch waren…
… und auf der anderen Seite eine Steintreppe mit vielen Stufen wieder hoch! Das ging auf die Muskulatur!
Damit nicht genug, führte uns der Weg bald über den Privatstrand des Golf-Hotels. 50 Meter durch den Sand zu stapfen (während Gäste versuchten, trotz der Läufer zu entspannen) machte mir aber nicht so viel aus, ich befürchtete eher, dass ich etwas von dem feinen Zeug in die Laufschuhe bekommen könnte. Glücklicherweise fing ich mir aber nichts ein, was hätte scheuern können.
Jetzt sah ich das Kilometer-20-Schild vor mir – und nur noch eine Frau und einen Mann, beide in Blau. Beim Getränkestand kurz darauf wurde meine Vorläuferin mit den Worten „Du bist die zweite Frau!“ empfangen. Und auch ich wurde angesprochen, denn einer der Helfer zeigte auf mein Shirt, und erzählte, dass er Startblog-f kenne. Wir wechselten zwei, drei nette Worte und dann war ich auch schon wieder auf der Strecke.
Es ging auf einem Single-Trail weiter, und die Frau wollte mich netterweise vorbei lassen, aber ich lehnte dankend ab. Ich konnte noch ganz gut mithalten, aber davonziehen wäre wohl überambitioniert gewesen. Wieder bot sich uns ein schöner Blick auf den See, und ein Mann mit Gartenschlauch am Streckenrand gab uns dazu eine kleine Dusche. Erfrischend!
Ich heftete mich weiter an die Fersen der „zweiten Frau“, den Mann in Blau hatten wir zwischenzeitlich überholt.
Es ging nun auf die letzten drei Kilometer. Auf der Promenade liefen wir nur noch zu zweit – es war kein Läufer mehr davor und auch keiner mehr hinter mir zu sehen. Kurzzeitig überlegte ich, ob ich nicht doch noch versuchen sollte zu überholen, ließ den Gedanken aber gleich wierder fallen: Ich wollte jetzt einfach nur noch mein Tempo bis ins Ziel gut halten.
Ein letztes Mal abbiegen und wir liefen auf dem Sportplatz ein! Hartmut erwartete mich schon im Ziel. Da ich mit einer Zeit von 2:25:59 schneller als erwartet war, musste er auch nicht ganz so lange warten ;-)
Im Zielbereich herrschte entspannte Stimmung, und man plauderte gelöst mit den Läuferinnen und Läufern, die man auf der Strecke getroffen hatte. Oliver hatte das Rennen trotz Rippenprellung – und eines Sturzes am Westufer! – noch gut gefinished und war auf den dritten Platz seiner Altersklasse gelaufen. Da der Erste nicht zur Siegerehrung erschien, gab es ein Minigruppen-Siegerfoto mit Markus, der als Schnellster unserer kleinen Reisegruppe auf den zweiten Platz der Altersklasse gelaufen war.
Und Hartmut? Hartmut hatte in seiner Altersklasse souverän den ersten Platz belegt! Nachdem wir das entsprechend gewürdigt hatten, machten wir uns auf den Heimweg.
Ich war sehr zufrieden mit meiner Leistung: Trotz Wärme (die ich beim Laufen noch nie gut vertragen habe) war ich gut durchgelaufen und hatte vor allem die eigene Leistungsfähigkeit unter diesen Bedingungen gut eingeschätzt. Die Zahlen sprechen für sich (wegen der Autopause nicht ganz exakt): erste Hälfte in 5:23 min/km und zweite Hälfte in 5:24 min/km. Noch besser in Dritteln: 5:22 min/km, 5:29 min/km, 5:19 min/km. Wohlgemerkt bei einem Laufevent, das zu mindestens einem Viertel aus hügeligem Crosslauf besteht.
Ich kann nur wiederholen, was ich auch schon in den früheren Berichten über diesen Lauf geschrieben habe: Eine wunderbare Laufveranstaltung mit netten Teilnehmern und Helfern und einer sehr schönen, anspruchsvollen Strecke!
PS: Danke noch einmal an die Trainingsgruppe 1, es war ein sehr netter Laufausflug mit euch. Und ein besonderer Dank an Oliver für das Fahren – Bad Saarow liegt ja nicht gerade um die Ecke von Berlin aus.
Danke für den ausführlich (bebilderten) Bericht. Am Montag morgen lag ich im Bett und fühlte mich wie ein Hundertjähriger. Ich musste überlegen, wie ich aufstehe! Und dann auf der Arbeit meinte mein Kollege: : “sieht gar nicht gut aus!” …um dann heute zu sagen: “Ich hätte damit gerechnet,das du den Rest der Woche krank bist und nicht so schnell regenerierst…”
Tja, Schinderhannes eben. Ich merke die Rippen, aber nur noch bei bestimmten Bewegungen.
@Olli
Mein Oberschenkel-Muskelkater am nächsten Tag war auch nicht ohne und hat sich bis Mittwoch gehalten! Das hatte ich lange nicht mehr nach einam Lauf. Du hast wirklich super durchgehalten – mit Rippenprellung 27 km durch die Landschaft und auf und ab zu rennen ist eine klasse Leistung.
Hallo Andreas. Mein Bericht und wiederum Verlinkung auf deinen Blog ist unter http://www.djk-westen.de.
Sehr schön, Olli, das ist doch eine gelungene Zusammenfassung eines gelungenen Lauf-Ausflugs!