Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit eine Sightseeing-Runde in Mailand zu laufen. Und dabei gab es nicht nur den Mailänder Dom sondern auch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu sehen…
Da ich wie immer recht früh unterwegs war, hatte ich die Stadt fast für mich alleine – um 7 Uhr am Sonntagmorgen ist auch die Galleria Vittorio Emanuele II. nahezu leer.
Wenn man sich hier auf dem Gemächt des Turiner Stiers mit dem Absatz im Kreis dreht, soll das Glück bringen. Oder Fruchtbarkeit. Aber wie oft drehen? Mit dem rechten Absatz oder linken? Und links herum oder rechts? Man hört und liest alle möglichen Varianten des Aberglaubens. Wie dem auch sei: Ich habe es gemacht – linke Laufschuh-Ferse, einmal links herum – und werde einfach mal sehen, was passiert.
Wenn man aus der Galerie herauskommt, sieht man gleich das Denkmal für Leonardo da Vinci…
… und dahinter die weltberühmte Mailänder Scala, die von außen etwas unscheinbar wirkt und erst innen ihren ganzen Glanz entfaltet.
Ich lief nun weiter, vorbei am Denkmal für Carlo Cattaneo, dem Führer des Volksaufstandes 1848 in Mailand (Cinque Giornate di Milano, s.u.), …
… durch eine kleine Passage und kam auf der Piazza Mercanti an, wo es nicht nur wunderschöne alte Gebäude zu bestaunen gab sondern auch einen historischen Brunnen aus dem 16. Jahrhundert. Dieser Platz war im 13. Jahrhundert – zu der Zeit existierte der Mailänder Dom noch gar nicht – der zentrale Handwerks- und Handelsplatz Mailands.
Von hier aus lief ich wieder am Dom vorbei…
… der durch Palmen…
… und Sicherheitsabsperrungen immer neue Anblicke bot.
Kurz darauf kam ich am Reiterdenkmal für Giuseppe Missori vorbei, der als Befehlshaber unter Garibaldi gekämpft hat. Das so gar nicht heroische Tier hat laut Wikipedia in Mailand zum umgangssprachlichen „Du siehst aus wie Missoris Pferd!“ geführt. Ich dagegen fühlte mich frisch und lief weiter.
Durch menschenleere Straßen mit prächtigen Gebäuden…
… und alten Kirchen…
… kam ich schließlich zur Via Molino delle Armi, in die ich nach rechts abbog.
Natürlich wird auch in Mailand viel gebaut und so war die Basilica di San Lorenzo Maggiore aus dem 4. Jahrhundert hinter einem Bauzaun für die Metro des 21. Jahrhunderts versteckt.
Nächste Station für mich war die Porta Ticinese, eines der früheren Stadttore, …
… hinter der man Säulen aus der Römerzeit – die Colonne di San Lorenzo – erblicken kann.
Wenige Schritte, aber historisch einen Riesensprung weiter, stand ich vor der Wall of Dolls. Hier machen Aktivisten mit Puppen und Informationstafeln eindringlich auf häusliche Gewalt gegen Frauen aufmerksam.
Die Basilica di Sant’Ambrogio lag eigentlich gar nicht auf meiner geplanten Route, aber da ich mich von einem Spaziergang am Vortag an die Gegend erinnerte, machte ich noch einen schnellen Abstecher zu dieser Kirche, die eine der bedeutendsten und ältesten Mailands ist (379 n. Chr.).
Auf dem weiteren Weg waren dann historische Bausubstanz und grobes Baugerät zu sehen, …
… menschenleere Straßen…
… und Plätze, …
… bis ich vor dem Castello Sforzesco stand.
Wo ich nun schon mal da war, lief ich durch den ehemaligen riesigen Exerzierhof, …
… passierte dann den Corte Ducale…
… und kam im Simplonpark (Parco Sempione) wieder heraus.
Am Wegesrand gab es im Park Kunst („Bagni misteriosi“) …
… und am Ende des Parks den Arco della Pace (Friedensbogen / Triumphbogen) zu bestaunen.
Von dort lief ich einen kleinen Schlenker und kam über sehr breite Parkwege…
… zur Arena Civica Gianni Brera, ein Stadion mit einer erstaunlichen Geschichte. Von Napoleon 1805 beauftragt und 1807 eröffnet, sah diese Arena im Laufe der Jahrhunderte nahezu alles, von nachgestellten Seeschlachten (Naumachie) über Pferderennen, pyrotechnische Spiele, den Buffalo-Bill-Circus, die italienische Radsportmeisterschaft 1895, das erste Spiel der italienischen Fußball-Nationalmannschaft 1910 (ein 6:2 gegen Frankreich), Boxkämpfe, Leichtathletikwettbewerbe, Rugbyspiele sowie vor und im Zweiten Weltkrieg die Heimspiele von Inter und AC Mailand – bis hin zu den heutigen Spielen des Sechstligisten Brera Calcio. Wahnsinn!
Nach so viel geballter Geschichte musste ich mich erst einmal neu orientieren, fand aber schnell meinen Weg wieder – und neue Eindrücke, wie das Aquarium Civico …
… die Kirche Chiesa di San Marco …
… und interessante Hausfassaden.
Überall in Mailand sieht man Zebrastreifen, und da asphaltierte Straßen (zumindest im Innenstadtbereich) selten sind, ist die Farbe über die Jahrzehnte meist dekorativ abgeblättert.
Nach dem Straßenabschnitt folgte nun der älteste Park in Mailand, der Giardini Pubblici Indro Montanelli.
Ein kurzer Blick auf den Palazzo Dugnani (der Familie Dugnani gehörte früher das Areal des Parks)…
… ein Gebäude der italienischen Steuerbehörde neben dem Park…
… und schon war ich an der nördlichsten Ecke des Parks angekommen, ein paar Stufen hinauf…
… und schon lief ich weiter gen Osten.
Etwas später dann ein weiterer Schwenk, dieses Mal Richtung Süden, der mich zu einem Kinderkarussell…
… und zum Naturkundemuseum (Museo Civico di Storia Naturale) führte. Hier kann man wohl einige der damals beliebtesten Tiere des Mailänder Zoos – der von 1932 bis 1992 im Park existierte – besichtigen, natürlich inzwischen ausgestopft.
Nun war wieder Straßenlauf angesagt…
… allerdings mit nicht weniger beeindruckenden Anblicken.
Da es der Tag der Europawahl war, zeigten sich alle öffentlichen Gebäude mit den Flaggen Italiens und Europas geschmückt.
Ein imposantes Gebäude reihte sich an das andere…
… und selbst als ich auf einem zum Parkweg umgestalteten breiten Mittelstreifen einer Straße lief…
… bekam ich noch spannende Fassaden zu sehen.
Auf der Piazza Cinque Giornate endete dann mein Lauf durch die Innenstadt von Mailand. Der Platz erinnert an den fünftägigen Volksaufstand im März 1848 gegen die österreichische Herrschaft.
Nach 11 Kilometern mit vielen Eindrücken und Fotos war ich genau rechtzeitig zurück zum Frühstück!
Herrlich , so macht eine Sightseeingtour ;-))
@AndreasV
Für mich wirklich eine der besten Arten, eine neue Stadt zu erkunden!