Nachdem uns der Scharmützelseelauf im letzten Jahr so gefallen hatte, waren Andreas IV. und ich in diesem Jahr wieder am Start. Und auch Marek von den Running Twins hatte den Weg von Berlin nach Bad Saarow gemacht, nachdem ich so von diesem familiären 27-km-Lauf geschwärmt hatte. Dieses Jahr sollte es wieder ein schöner Lauf werden. So schön, dass es noch eine Zugabe von einem Extra-Kilometer gab…
Ein Laufevent mit Atmosphäre
Aber der Reihe nach. Als wir um kurz nach acht auf dem Schulgelände ankamen, war sie gleich wieder da, diese sehr nette persönliche Atmosphäre, die uns bereits 2011 so gefallen hatte. Man fühlt sich einfach wohl in dieser kleinen Lauffamilie. Dazu kam, dass das Wetter mitzuspielen schien: bedeckt, bei ca. 17 Grad am Morgen, viel besser kann es für einen Lauf Mitte Juni eigentlich nicht sein.
Beim Warmlaufen trafen wir Marek und Britta, die ihn mit dem Rad auf der Strecke begleiten wollte. Nachdem wir uns kurz unterhalten und natürlich auch ein gemeinsames Foto gemacht hatten, ging es auch schon bald in den Startbereich.
Ein Startschuss der besonderen Art
Der Start war wieder sehr familiär: Einer der Veranstalter erläuterte kurz ein paar Dinge (amüsiertes Gelächter, als gesagt wurde, dass um 10 Uhr die Siegerehrungen sein würden – damit waren natürlich die 10-km-Läufer gemeint, wir „27er“ rechneten nicht damit, nach einer Stunde wieder hier zu sein) und dann wurde auch schon, zünftig mit einer Holzklappe, der „Startschuss“ gegeben!
Blaue Männer und lila Frauen
Marek war selbstverständlich bei seiner derzeitigen Form gleich auf und davon, Andreas IV. und ich dagegen versuchten, mal nicht zu schnell zu starten. Das gelang nur zum Teil: Wir hatten uns vorgenommen, die komplette Distanz mit 5:10 min/km durchzulaufen, waren aber auf den ersten Kilometern konstant bei etwa 5:05 min/km.
Das lag aber auch an den drei „blauen Jungs“, die immerzu und kilometerlang direkt vor uns herliefen. Überholen schien uns zu vermessen („Wollt ihr vorbei?“ – „Nee, lass mal, ist schon gut, sonst sammelt ihr uns auf den letzten Kilometern wieder ein!“), das Tempo war gut, also weiter so.
Ich hatte Andreas IV. vor dem Lauf versprochen, nicht so viel zu fotografieren wie beim letzten Mal, und wenn, dann keinesfalls dafür stehen zu bleiben. Da müssen dann eben verwackelte Impressionen vom Lauf an dieser Stelle herhalten (mehr von der wirklich schönen Strecke im Lauf-Bericht vom letzten Jahr).
Ungefähr bei Kilometer 8 hatten wir die drei „Blaumänner“ irgendwie aus den Augen verloren und dafür Anschluss an eine „lila Frau“ gefunden. Unser Tempo war nach wie vor etwas langsamer als 5er-Schnitt und wir wechselten ein paar nette Worte über unsere Laufambitionen und bisherigen Zeiten mit ihr.
Das Läuferfeld hatte sich bereits seit einiger Zeit extrem auseinandergezogen. Nach vorne und nach hinten klafften große Lücken. Irgendwann nach ein paar weiteren Kilometern müssen wir die lila Läuferin hinter uns gelassen haben. Sie war auf jeden Fall nicht mehr da und wir zogen nur noch zu zweit unsere Bahn.
Jetzt kommt die anstrengendere Hälfte
Bald hatten wir die Halbzeitmarke in Wendisch Rietz erreicht. Kurz vorher hatten wir noch eine Bahnstrecke überquert und direkt danach das Bimmeln der sich schließenden Schranke gehört… Glück gehabt! Nun stand uns aber, wie wir wussten, die zweite, etwas anspruchsvollere Hälfte des Rennens bevor. Es ging auf und ab durch den Wald, manchmal über sandigen Boden, oft über mit Baumwurzeln übersäten schmalen Wegen.
Wir hatten zwischendurch immer mal wieder vereinzelte Läufer überholt, aber an die beiden nun vor uns laufenden im lila und im roten Shirt trauten wir uns nicht vorbei. Die sahen bei dem Tempo verdächtig entspannt aus ;-)
Eine neue Streckenführung?
Bald musste doch die berühmte Stelle mit der Treppe beim Hotel A-Rosa kommen? Nein, offensichtlich eine Änderung gegenüber dem letzten Jahr, wir werden über die Straße außen herum geführt. Inzwischen habe ich einen kleinen Hänger und bekomme leichte Zweifel, ob ich dieses Tempo – wir sind nach wie vor mit 5:05 bis 5:10 min/km unterwegs – bis zum Ende werde durchhalten können. Ich sage Andreas IV., dass ich jetzt ein wenig Tempo herausnehmen werde, aber wie so oft in solch einem Fall werde ich nicht wirklich langsamer, lasse mich etwas von ihm ziehen.
Die Straße führt nun hoch zum Silberberg, ein langer stetiger Anstieg. Und das, wo ich sowieso gerade schwächele… Andreas IV. motiviert: „Bis da vorne zum gelben Schild geht der Anstieg noch, dann geht es wieder bergab!“ Das hilft, obwohl es dann tatsächlich doch noch ein ganzes Stück weiter hinauf geht. Aber dann ist es geschafft und wir „rollen“ mit deutlich erhöhtem Tempo lange die abschüssige Straße und einen asphaltierten Waldweg hinab. Herrlich!
Probleme? Was für Probleme?
Diesen wunderbar leichten Kilometer laufen wir in 4:54 min/km und tanken dabei wieder Zuversicht und Elan. Die Halbmarathonmarke nehmen wir bei etwa 1:47 h, angesichts des Streckenprofils und der noch auf uns wartenden 6 Kilometer eine motivierende Zwischenzeit.
Ab diesem Punkt hatte im letzten Jahr Andreas IV. leichte Probleme bekommen, aber jetzt läuft alles gut. Wir sind zwar nicht mehr ganz taufrisch, laufen aber stoisch unser Tempo. Nicht ganz so einfach bei der inzwischen doch immer wärmer werdenden Sonne und dem Auf und Ab auf dem schmalen Uferweg. Aber heute wollen wir es wissen!
Kurz vor Schluss rückt das Ziel plötzlich wieder weiter weg
Nach einiger Zeit kommen wir auf die Uferpromenade und wissen, dass es nun nicht mehr ganz so weit ist. Bei mir kommen längst verloren geglaubte Kräfte wieder zurück und ich merke, dass ich beginne immer wieder leicht davonzuziehen. Aber wir hatten beschlossen, gemeinsam ins Ziel zu kommen, und im Bewusstsein, kurz davor zu sein, nehme ich mich wieder etwas zurück, rufe Andreas IV. zu „Jetzt lassen wir es nur noch ausrollen“ und will gerade hinzufügen, dass es laut meiner Uhr nur noch ein Kilometer ist, da taucht vor uns das KM-25-Schild auf!
Mir schwant, dass da etwas nicht stimmt. Wir steuern anscheinend geradewegs auf einen „Bonus-Kilometer“ zu! Jetzt zeigt meine Uhr den 27. Kilometer an – 2:18 h, super, viereinhalb Minuten schneller als im letzten Jahr! – aber das Ziel ist längst noch nicht in Sicht! Egal, das schaffen wir jetzt auch noch…
Der schnellste Kilometer
Nun geht es eine lange Straße entlang, dann endlich ein Ordner, der uns nach links in eine kleinere Straße winkt, geradewegs auf das Schulgelände zu. Ein weiterer Ordner ruft uns „Noch eine Stadionrunde!“ zu, und wir laufen und laufen und legen mit 4:49 min/km unseren schnellsten Kilometer hin.
Die letzte Sportplatzkurve, ich erkenne Marek, der uns einige Meter vor dem Zielband erwartet. Im Vorbeilaufen klatschen wir ab und sind gemeinsam im Ziel (ein schöner Moment, der netterweise von Britta im Foto festgehalten wurde)!
Was für ein Lauf! Wir sind beide absolut stolz und zufrieden mit unserer Leistung, ein absolut gelungener Lauftag, besser geht es (fast) nicht! Wir sind mit 2:22:47 offiziell zwar leicht hinter unserer Zeit vom letzten Jahr geblieben (2:22:29), haben dafür aber in der Zeit einen ganzen Kilometer mehr hinter uns gebracht ;-) Meine inoffizielle 27-km-Zeit lag mit 2:18:00 entsprechend deutlich unter der Vorjahreszeit.
Auf der Suche nach dem Extra-Kilometer
Ein nachträgliches Übereinanderlegen der Strecke vom letzten und von diesem Jahr zeigte später zuhause, wie es zu dem Extra-Kilometer gekommen war. Letztes Jahr waren wir beim Hotel A-Rosa direkt am See geblieben, dieses Jahr dagegen hatten wir einen Schlenker ins Landesinnere gemacht, der landschaftlich wirklich schön war, aber natürlich unsere offizielle Zielzeit etwas in Mitleidenschaft gezogen hat.
Die Frage ist nun, welche Läufer diese Extratour gemacht haben und welche einfach auf der altbekannten Strecke geblieben sind. Das bringt natürlich die Platzierungen etwas durcheinander. Klar ist, dass wir die kleine „Exkursion“ nicht alleine gemacht hatten, es waren sowohl vor als auch hinter uns Läufer. Interessant ist auch, dass Marek die „Silberberg-Variante“ auch auf der Uhr hatte – allerdings gepaart mit einer weiteren Streckenvariante, die ihn dann auf 27 km brachte!
Die ersten 14 km sind Andreas IV. und ich übrigens in 5:04 min/km und die zweiten 14 km – mit der anspruchsvolleren Strecke und den gestiegenen Temperaturen (am Ende waren es ca. 22 Grad)– in 5:08 min/km gelaufen. Ein Schnitt von 5:06 min/km über 28 Kilometer (und das so konstant) ist wirklich etwas, mit dem man zufrieden sein kann. Und das haben wir uns gemeinsam erkämpft!
Entspannung im Ziel des Scharmützelseelaufs
Britta hat dann noch Fotos von Marek, Andreas IV. und mir direkt unter dem Zielbanner gemacht (siehe erstes Foto). Die Läuferinnen und Läufer kamen so sporadisch ins Ziel, dass man durchaus dort stehen konnte, ohne jemanden zu stören.
Ich habe auch noch kurz mit Thomas vom Veranstalterteam gesprochen (noch einmal herzlichen Dank für dieses wirklich empfehlenswerte Laufevent), bevor wir einen ersten Blick auf die Ergebnislisten warfen (Marek war in einer klasse Zeit als Siebter ins Ziel gekommen!)…
… und unsere Startnummer gegen eine Bratwurst eintauschten.
Die Siegerehrung der Herren hätten wir vor lauter Entspannung bei dem schönen Wetter fast verpasst.
Nach einem letzten Stop bei den fleißigen Helferinnen und Helfern am Verpflegungsstand verabschiedeten wir uns dann von Britta und Marek und machten uns auf den Heimweg.
Auch jetzt kamen immer noch Läuferinnen und Läufer auf der Sportplatzrunde in Richtung Ziel, beobachtet von ein paar Zuschauern und glücklich, es bald geschafft zu haben.
Nach einem letzten Blick zurück machten wir uns auf in Richtung Berlin. Sauzufrieden mit unserer Leistung und mit der immer noch unbeantworteten Frage, wie es zu dem 28. Kilometer gekommen war…
“Sauzufrieden” könnt ihr auch sein! Habt ihr klasse hinbekommen, konstantes Tempo, das ist bei so einer langen Strecke (und durchaus anspruchsvollen) ja nunmal nicht selbstverständlich. Waren ja einige dabei, die zu schnell losgelaufen sind und hintenraus eingebrochen sind. Ich stimme dir absolut zu, ein sehr schöner Lauf, die kleinen Irritationen mit der Strecke – geschenkt. Der Veranstalter hat ja schon angeboten, dort im kommenden Jahr nachzubessern. Nächstes Jahr dann wieder!?
Hört sich wirklich nach einer schönen Lauf-Veranstaltung an, den ich im nächsten Jahr auch mal in meinen Kalender aufnehmen sollte. Ich finde es auch immer wieder beeindruckend, dass ihr so viele Fotos beim Laufen machen könnt, dazu würde mir einfach die Ruhe fehlen.
Die Streckenvarianten am A-Rosa sind ja lustig, gab es dort keine Markierungen? Ich kenne die Gegend ums A-Rosa von einigen Firmen-Event sehr gut, bin dort auch schon gelaufen, vielleicht ein Vorteil fürs nächste Jahr ;-)
@Marek und Gerald
Prima, dann sehen wir uns alle nächstes Jahr in Bad Saarow und suchen gemeinsam die offizielle Strecke! ;-)
Schöne Sache – 27 km überschaulich – und – man trifft überall einen Teil der Zwillinge, so wie ich kürzlich in Rostock, wo ich das Pendant kennenlernen durfte !!
@Margitta
Da sie so schnell sind, sieht man sie natürlich beim eigentlichen Rennen nicht mehr ;-) Aber es ist immer wieder schön, sich nicht nur virtuell sondern auch im richtigen Leben zu begegnen!
Einmal Scharmützel – immer Scharmützel! Das ist auch mein absoluter Lieblingslauf. Vielen, vielen Danke für Deine tollen Blogs dazu die mir das immer wieder in Erinnerung rufen.
Nun zum rätselhaften Kilometer: da hat ein “Spaßvogel” nachts die (wie ich finde vorbildliche) Streckenmarkierung manipuliert. Und zwar genau an der Stelle, wo Du in diesem Jahr links abgebogen bist. Ich habe es auch erst gemerkt da ich nach ein paar hundert Metern umgedreht bin, weil es mir komisch vorkam… und siehe da – der abgebrochene Ast mit dem Flatterband sowie der dazugehörige Sägemehl-Pfeil waren Sabotage :-( Direkt dahinter die berühmte Treppe und es ging (sehr gut markiert) so weiter wie im letzten Jahr.
Übrigens typisch für diesen Lauf: alle die mir bei meiner Umkehr entgegen kamen haben sich kurz erkundigt was los ist – und sich dann alle so eingereiht, wie es vorher war. Niemand hat das Malheur für ein “Überholmanöver” genutzt. Echter Sportsgeist! Und deshalb steht auch 2013 bei mir schon wieder im Kalender!
@Tobias
Aah, danke für die Aufklärung, ich war wirklich schon am rätseln, wo wir einen Wegweiser “missachtet” haben könnten… Wir sehen uns 2013 am Scharmützelsee!
glückwunsch zum tollen finish und herzliche grüße auch an andreas IV! es muss ganz schön frustierend sein, wenn man denkt das ziel ist nahe und dann gehts doch noch weiter. ich glaube ich wäre zusammengebrochen. morgen gehts zum mountainbiken in den spessart und natürlich kommen die laufschuhe auch mit.
@Der Blaue
Nee, zusammengebrochen wärst du nicht, aber hart ist es auf jeden Fall. Viel Spaß im Spessart!
Ein wirklich schöner Bericht von einem tollen Lauf, wie ich finde. Danke für die Impressionen, den hatte ich so gar nicht auf den Schirm und sollte ihn dringend mit in meine Pläne aufnehmen. Vielleicht klappt es ja schon im nächsten Jahr.
Glückwunsch zu der Leistung, ein schönes Tempo und so super durchgezogen.
@Din
Na, das wäre doch toll, wenn wir nächstes Jahr in etwas größerer Marienfelder Gruppe am Scharmützelsee auftauchen würden!