Im Osterurlaub in Dänemark auf der Halbinsel Als bot sich überraschenderweise eine ideale Strecke für meinen langen Lauf: hier, in Skovby, befindet sich nämlich das östliche Ende des „Gendarmstien“, eines Wanderwegs von insgesamt ca. 74 km Länge. So machte ich mich am frühen Sonntagmorgen auf, um 15-17 km nach Westen und wieder zurück zu laufen…
Es wehte ein recht kräftiger Wind, den ich auf dem Rückweg von vorne haben würde, weshalb ich gleich beschloss, es bei 15 km für den Hinweg zu belassen. Mit Gegenwind in Dänemark hatte ich ja mal ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht.
Schnell stellte sich heraus, dass der Gendarmstien hervorragend ausgeschildert war. Wo immer es auch nur den leisesten Zweifel geben konnte, wie es weiterging, stand ein Pfeiler mit dem Symbol des kleinen blauen Gendarmen.
So lief ich zwischen Feldern, über kleine Treppen, am Wasser entlang…
… durch die Natur…
… und genoss es, mich über das Laufen und die Ausblicke freuen zu können…
… ohne groß über den Weg nachdenken oder mich orientieren zu müssen.
Hin und wieder gab es etwas zu fotografieren…
… am Wegesrand.
Und sogar kurze Anstiege hatte die Strecke zu bieten.
Überall begann es zu blühen und die ersten Narzissen kündigten das bevorstehende Osterfest an.
Menschen waren dagegen nicht zu sehen, ich schien Dänemark für mich zu haben.
Bald konnte ich vor mir den Ort Høruphav erkennen.
Der kleine blaue Gendarm zeigte mir den Weg über Brücken…
… und an Feldern vorbei.
Der Pfad schlängelte sich dezent auf und ab am Ufer entlang auf den Ort zu.
Über das klare Wasser hinweg konnte ich links den Zipfel der Halbinsel Kægnes erkennen. Dahinter lag die Flensburger Förde.
Kurz schwenkte der Weg dann wieder ins Landesinnere…
… und ich erreichte die ehemalige Torpedostation Hørup Klint. Hier hatte 1906 das Deutsche Kaiserreich Torpedos für U-Boote entwickelt und getestet (z.T. bis zu 11 km quer über die Flensburger Förde).
Während des 2. Weltkriegs war der Standort eine Versuchsstation der Deutschen Kriegsmarine, die Experimente mit Radar- und Infrarotgeräten durchführte. Bis zu acht U-Boote lagen zeitweise an den Betonstegen. Jetzt zeugten nur noch ein paar kleine graffitibesprühte Bunker von diesen traurigen Episoden dänisch-deutscher Geschichte.
Nach diesem kurzen Abstecher lief ich weiter auf Høruphav zu.
„Klint“ heißt übrigens „Klippe“ auf Dänisch – und der Blick nach unten zeigte auch unzweifelhaft, dass ich bereits einige Höhenmeter hinter mir hatte.
Alte Läuferweisheit: „Wo es hinauf geht, geht es auch wieder hinunter!“. In diesem Fall allerdings per Holztreppe.
Die auf einer kleinen betonierten Uferpromenade endete…
… die wiederum – über eine erneute Treppe hinauf – in den Ort führte.
Hier gab es reetgedeckte Häuser zu sehen…
… und das schicke weiße Hotel aus dem 19. Jahrhundert…
… vor dem leise flatternd der Dannebrog wehte.
Durch das Waldgebiet Lambjerg Indtægt lief ich am Rande des Vogelreservats Trillen.
Es gab viele Stellen, an denen ich ohne die Beschilderung ratlos stehengeblieben wäre, aber der kleine Gendarm zeigte verlässlich den Weg, selbst wenn es mal zwischen Privatgrundstücken durch ging.
So langsam näherte ich mich meinem Wendepunkt von 15 Kilometern…
… und wäre am liebsten noch weiter bis nach Sønderborg gelaufen…
… aber ich musste ja rechtzeitig zum Frühstück zurück sein. An einer Stelle mit Blick aufs Meer sah ich mich kurz um und beschloss, noch etwas weiter zu laufen, aber auf dem Rückweg hier meine kleine Verpflegungspause zu machen.
Einen halben Kilometer lief ich noch in den Sønderskoven, den großen Wald am östlichen Stadtrand von Sønderborg, hinein…
… bevor ich dann nach einem Blick von der Klippe über die Flensburger Förde (auf Dänisch: Flensborg Fjord) kehrt machte.
An der zuvor ausgesuchten Stelle machte ich dann kurz Rast um zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen und lief dann auf dem Gendarmstien zurück.
Den Namen hat dieser Pfad übrigens von den dänischen Gendarmen, die hier von 1920 bis 1958 die deutsch-dänische Grenze auf Patrouillengängen zu Fuß überwachten.
Wieder bei Høruphav angekommen nahm ich einen alternativen Weg, der mich unmittelbar am Jachthafen vorbei führte…
… wo die Boote leise plätschernd vor sich hin schaukelten.
Direkt an Ufergrundstücken entlang führte mich der Weg…
… vorbei an privaten Ruheplätzchen…
… und Kunst aus Steinen…
…wieder zu einer Treppe.
Ein kurzes Stück durch Sand war noch einmal kurzzeitig anstrengend, aber dann konnte ich wieder flotter als auf dem Hinweg weiter laufen.
Nun traf ich auch einige Spaziergänger, von denen mich der eine oder andere überraschenderweise mit „Mojn“ grüßte. Diese aus Norddeutschland bekannte Gruß- und Abschiedsformel ist in Dänemark allerdings nur in Sønderjylland gebräuchlich, wie ich später erfuhr.
Da ich jetzt kaum noch Fotos machte, dauerte der Rückweg längst nicht so lange wie der Hinweg – aber auch die Laufgeschwindigkeit nahm nun (trotz Gegenwind) stetig zu, weil ich mich beflügelt vom Erlebten nun auf ein leckeres Frühstück freute.
Am Ende hatte ich 31 Kilometer auf der Uhr. Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Gendarmstien zwar eine nicht allzu spannende Laufstrecke ist, aber landschaftlich sehr schön (wenn man die Weite des Meeres und der Landschaft mag). Für ortsfremde Läufer ist es einfach grandios, dass man sich dank der hervorragenden Ausschilderung ganz auf das Laufen und die landschaftlichen Eindrücke konzentrieren kann.
Hübsches Eckchen. So unspannend, wie du es beschreibst, finde ich es dort gar nicht.
Hallo Martin,
ich fand es dort auch schön und sogar spannend – wollte mich aber in der Beschreibung lieber vorsichtig ausdrücken, da es auch Läuferinnen und Läufer gibt, die endlose Landschaft todlangweilig finden ;-)
Das hat doch alles seinen Reiz. Diese Landschaften entschleunigen irgendwie, finde ich.
Da gebe ich dir Recht, vor allem, wenn man auch noch frühmorgens völlig allein auf weiter Flur unterwegs ist.