So wunderschön das Wetter derzeit auch ist, wer (lange) laufen will, sollte früh starten. Bei unserem langen Lauf gestern war 7 Uhr allerdings schon fast zu spät, denn nachdem wir bei etwa 21 Grad gestartet waren, zeigte das Thermometer nach 30 Kilometern bereits über 27 Grad im Schatten…
Anfangs begleitete uns noch Monika, aber nach 6 Kilometern bog sie ab, und Klaus und ich liefen zu zweit weiter. Unglücklicherweise hatte er sich gleich zu Anfang an einem niedrig montierten Schild einen leicht blutenden Schnitt („Cut“ heißt es ja seit Schweinsteiger) auf dem Kopf zugezogen, aber das schien ihn nicht weiter zu behindern.
Sachen gibt’s: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach meinem langen Lauf mit Tiger entdeckte ich bei diesem langen Lauf wieder einen Tiger! Nicht so gesprächig und sympathisch wie Eddy, aber, hey, eine venezianische Gondel gab es damals in Bremen nicht ;-)
Die Schinkel-Kirche in Großbeeeren ließen wir im Morgenlicht rechts liegen. Genau, rechts, denn um etwas Abwechslung in die langen Läufe der Marathonvorbereitung zu bringen, liefen wir die „Diedersdorf-Diedersdorfer-Heide-Großbeeren-Runde“ in umgekehrter Richtung.
Nach etwa 10,5 km bogen wir in Großbeeren in eine Seitenstraße ab und fanden uns wenige Minuten später in der Natur.
Da wir trotz der steigenden Temperaturen noch recht entspannt waren, bot Klaus an, mich auch mal fotografisch festzuhalten.
Vorbei an Pferdekoppeln liefen wir nun hinaus in die Diedersdorfer Heide, einem Areal mit weiten, grünen Wiesen, durchzogen von Gräben und Plattenwegen.
Eine sehr idyllische Landschaft, allerdings mit so einigen schattenlosen Abschnitten.
Und während wir noch den Ausblick genossen, wurden wir plötzlich von einem Pulk Bremsen umschwirrt. Anfangs versuchten wir noch, sie zu ignorieren…
… aber spätestens als ich für ein Foto kurz anhielt, wurde mir klar, dass das jetzt kein Spaß war, denn die Viecher attackierten mich sofort.
So wurden wir notgedrungen immer schneller, und aus unserem ruhigen 5:50er-Schnitt wurden bald flotte 5:25 min/km. Die Plattenwege zogen sich endlos hin…
… und wir liefen stramm, etwas genervt und in einer kleinen Wolke von dunklen Quälgeistern durch die Sonne. Die Bremsen waren wirklich hartnäckig, und wir begannen uns zu fragen, wann wir sie wohl los werden würden. Meine Hoffnung, dass sie mit Erreichen des Landgasthofs Diedersdorf von uns ablassen würden, erwies sich als richtig. Erleichtert machten wir eine kurze Verschnaufpause und betrachteten unsere „Wunden“ – immerhin hatte ich an beiden Waden kleine blutende Stellen, die auf ein flottes Bremsen-Frühstück „to go“ hinwiesen. Deutlich gelassener setzten wir nun bremsenlos unseren Lauf fort.
An der Bahnlinie bei Diedersdorf stand der Mais schon hoch, nur die Qualität des Feldweges hatte sich nicht geändert, er war steinig wie eh und je.
Ein kleines Wäldchen brachte kurzzeitig etwas Abkühlung, …
… aber dann stand uns noch eine Probe bevor: Schon immer hat es an dieser Stelle zwischen Diedersdorf und Mahlow ekelhaft gerochen, aber was die Sonne in den letzten heißen Tagen aus den stinkenden Pfützen gemacht hatte, war unbeschreiblich! Wir versuchten, die nächsten hundert Meter ohne Atmung zu laufen.
Jetzt mussten es noch ungefähr 8 Kilometer bis nach Hause sein. Das gab Mut, aber wir merkten, dass unsere Kräfte zunehmend in der Sonne dahinschmolzen.
„Wann machen wir die nächste Trinkpause?“ – „Vor der Brücke?“ – „Nee, nach der Brücke.“ – „Nee, erst am Waldrand.“ Wir wurden immer langsamer. Jetzt war uns alles egal, Hauptsache gut ankommen. Leider bogen wir ein wenig später nicht rechtzeitig ab, so dass aus den geplanten 28 Kilometern nun fast 30 Kilometer zu werden drohten.
Der Pförtner beim BfR ließ uns netterweise die Wasserflaschen auffüllen. Wieder ein wenig frischer, aber doch schon ziemlich am Ende mit den Kräften, liefen wir weiter. Klaus hatte immerhin noch die Kraft, seinen kleinen Unfall vom Beginn des Laufs zu demonstrieren. Ich zog jetzt wieder etwas das Tempo an, wollte endlich nach Hause. An der Ecke zur Heilandsweide verabschiedeten wir uns. Ich schaute auf die Garmin: 29,5 km. Wenn ich schon so knapp vor einem „Dreißiger“ war, dann wollte ich den auch eintragen können, also machte ich noch einen kleinen Schlenker und stoppte exakt bei km 30 vor der Haustür. Das Thermometer zeigte über 27 Grad und ich war absolut fertig. Nächstes Mal starten wir unseren langen Lauf bei solch einem Wetter auf jeden Fall früher…