Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Tollensesee-Halbmarathon am 14.06.2014

Veröffentlicht am 15.06.2014 | 11 Kommentare

Großes Läufer-Gruppenbild aller Starter vor dem Schloss Hohenzieritz

„Keine Bergläufe und kein Tempotraining!“ hatte die Orthopädin gesagt. Da war der Tollensesee-Halbmarathon mit seinen Höhenmetern aber bereits lange gebucht. Und da auch Andreas V. seine Fußverletzung noch nicht völlig auskuriert hatte, konnte es mit uns beiden Reha-Läufern beim „Härtesten im Norden“ also spannend werden…

Höhenprofil des Tollensesee-Halbmarathon

„Der Härteste im Norden“ – Mit diesem Untertitel wirbt der Tollensesee-Marathon aufgrund der vielen Höhenmeter für sich. Die Halbmarathonstrecke ist allerdings etwas harmloser und stellt den 187 Metern aufwärts sogar 248 Meter bergab gegenüber (Laufstrecke auf gpsies.com). Für Oberschenkel- und Fußkranke sind die vielen Abwärtspassagen allerdings nicht gerade ein Grund zur Freude.

Läufer vor dem Schloss Hohenzieritz

Gestartet wurde am Schloss Hohenzieritz, wo Andreas V., sein Freund Helmut und ich noch Zeit für einige Fotos hatten…

entspannte Stimmung vor dem Start

… und auch Andrea, die ebenso wie Helmut in der Laufgruppe Running Gag trainiert, trafen.

Halbmarathon-Läufer vor dem Start

Nach einem Gruppenfoto aller Läuferinnen und Läufer auf den Treppen vor dem Schloss (siehe erstes Foto), ging es dann an den Start. Eine sehr schöne Tradition, solch ein Gruppenfoto, hat mir gefallen. Ebenso wie der gewaltige Startschuss: Wir wurden mit dem enorm lauten Knall einer historischen Muskete auf die Strecke geschickt!

Auf dem ersten Kilometer

Anfangs ging es erst einmal bergab. Andreas V. und ich hatten uns aus Rücksicht auf den Verletzungsstand und das Höhenprofil nur eine Zeit um die 2 Stunden vorgenommen.

Läufer mit Feldblumen im Vordergrund

Aber von Anfang an waren wir schneller und liefen dank des Gefälles lockere 5:10 min/km.

Läufer vor Wolkenhimmel

Wobei sich gleich zeigte, dass es schwierig werden würde gemeinsam bis ins Ziel zu laufen. Während mein Oberschenkel sich zwar letzte Woche „zurückgemeldet“ hatte – nachdem ich schon dachte, ich wäre die Probleme so gut wie los – aber bei den letzten Wettkämpfen immer gut mitgemacht hatte, durfte Andreas’ Fuß nicht zu sehr belastet werden.

Läufer des Tollensesee-Halbmarathon 2014

Das führte dazu, dass ich – angetrieben vom Adrenalin – den leichten Druck im Oberschenkel kaum spürte und voller Freude die abschüssige Strecke hinunterstürmte, während Andreas beim Bergablaufen seinen Fuß besonders zu spüren bekam und deshalb eher bremste.

Erste kleine Steigungen auf der Halbmarathon-Strecke

Ich wollte aber so lange wie es ging mit ihm laufen. Auch, weil es sicher vernünftiger für die endgültige Heilung meiner eigenen Verletzung wäre. Denn die Erfahrung der letzten Wochen hatte gezeigt, dass nach einem Wettkampf ohne größere Probleme Tage folgten, bei denen ich schon leichte Schwierigkeiten beim normalen Gehen hatte.

Schattige Alleen

Meinen „Abwärtsdrang“ konnte ich zwar nicht ganz zügeln, wartete aber dann immer auf Andreas und nutzte die paar Sekunden zu einem Foto.

Läufer in einem Dorf

Das fiel mir zuerst bei den Abwärts-Streckenabschnitten noch leicht…

Das Halbmarathon-Läuferfeld verlässt Prillwitz

… als aber die ersten Steigungen kamen und auch auf ebenen Abschnitten, wurde es dann doch sehr anstrengend, nach einem Foto wieder zu Andreas aufzuschließen.

Ein kleines Schild am Wegesrand: Noch 17 km

Die ersten vier Kilometer hatten wir inzwischen locker hinter uns gebracht.

Schöne Landschaft beim Tollensesee-Halbmarathon

Die Landschaft war wunderschön…

Die Halbmarathon-läufer erreichen Zippelow

… wenn auch von einem See weit und breit nichts zu sehen war.

Läufer vor Mohnblumen am Feldrand

Wir kamen an vielen Feldern und Wiesen vorbei, an deren Rändern Kornblumen und Mohn blühten.

Ein Getränkestand in der Sonne

Bei Zippelow gab es einen Getränkestand an einer Wegesecke. Wir liefen zwar bei recht angenehmen 18 Grad, aber in der Sonne wurde es einem doch ziemlich warm, so dass ich dankbar einen Becher nahm.

Es geht stetig auf und ab

Nach etwa 6,5 Kilometern beschloss ich, auch aus Rücksicht auf Andreas, alleine weiter zu laufen. Mein Oberschenkel verhielt sich ruhig und ich hatte einfach Lust, schneller zu laufen. Andreas dagegen musste bei dem Streckenprofil und auch bei den vereinzelten Kopfsteinpflaster-Passagen wirklich Rücksicht auf seinen Fuß nehmen. Dabei hilft ein zappeliger „Antreiber“ eher weniger. Also wünschten wir uns Glück und ich lief voraus.

Weiter auf Waldwegen

Zur Abwechslung ging es jetzt mal kurzzeitig durch den Wald. Da ich das Lauftempo erhöht hatte, überholte ich einige Läufer.

Eine hügelige Landschaft am Tollensesee

Witzig: Da hatte ich gerade Andreas hinter mir gelassen und entdeckte plötzlich vor mir Andrea!

In der Sonne ist es warm

Eine Weile liefen wir zusammen, tauschten ein paar Sätze aus – danke, Andrea, für den Tipp mit dem Strohhalm für das Trinken beim Laufen! – bis ich irgendwann wieder leicht vorauszog…

Läuferin an Steigung

… und sie, fast unbemerkt, auf jeden Fall unbeabsichtigt, an der nächsten Steigung hinter mir ließ.

Unter schattigen Bäumen geht es wieder bergab

Der Lauf begann mir richtig Spaß zu machen. Der Oberschenkel verhielt sich ruhig, und ich lief bei schönem Wetter durch eine herrliche Landschaft.

Fotografin filmt die Mühen der Läufer an einer Steigung

Und das Erlebnis, einen nach dem anderen zu überholen, hat man als Läufer ja auch nicht so oft. Aber ich lief trotz der hügeligen Strecke so euphorisiert und konstant, dass es mir tatsächlich gelang immer wieder zum Vordermann aufzuschließen.

Einsamer Fan am Streckenrand

Bei solch einem Landschaftslauf hält sich der Zuschauerzuspruch verständlicherweise in Grenzen. Umso mehr freut man sich, wenn ein „Fan“ lautstark am Streckenrand steht

Messpunkt an der Hälfte der Strecke in Alt Rehse

Wir liefen jetzt auf die Halbzeit-Marke in Alt Rehse zu, die neben der Zeitmess-Matte noch einen Getränkestand, einen Moderator und ein Grüppchen klatschender Zuschauer aufzuweisen hatte.

Gebäude „Brahmania“ in Alt Rehse

Es ging vorbei an einem sonderbaren Haus mit goldenen Buddha-Statuen und bunten Schildern, auf denen ich im Vorbeilaufen nur „Brahmania“ entziffern konnte…

Kleines Schild am Streckenrand: Noch 10 km

… bevor wir dann auf einer Straße hinab zum See liefen. „Noch 10 Kilometer“, na, das hörte sich doch gut an!

Dir Strecke führt nun hinunter zum See

Bei mir wiederholte sich immer wieder das gleiche Spiel: Gerade war ich Schritt für Schritt wieder an jemandem vorbeigezogen, sah ich weit voraus das nächste Läufer-Grüppchen bzw. den nächsten Läufer. Ob ich den auch noch schaffen würde?

Auf Forstwegen am Tollensesee entlang

Aber irgendwie wurde dann jedes Mal der Abstand doch wieder immer kleiner, bis ich schließlich erneut direkt dran war.

Kurzer Blick auf den Tollensesee

Blicke auf den See gab es aufgrund des dichten Baumbestandes leider sehr selten, obwohl wir nun für ein paar Kilometer direkt an ihm entlang liefen.

Ein weiterer Getränkestand mit Mikrofonansage

Zwischendurch immer wieder Getränkestände mit netten Helfern. Ich habe mir sogar hin und wieder einen Becher Cola gegönnt. Plus einen halben Becher Wasser für den Kopf.

Läufer zwischen Holzstapeln

Selten habe ich mich so gut bei einem Lauf gefühlt! Sicherlich: Ich war – aus den diversen Gründen – weit weg von meinem sonstigen Halbmarathon-Tempo, aber ich war gut drauf und sammelte einen „Vorläufer“ nach dem anderen ein. Was will man mehr?

Läufer vor Getränkestand

Natürlich wurde es mit der Zeit schwieriger. Je weiter ich im Feld vorrückte, desto schnellere Läuferinnen und Läufer hatte ich vor mir.

Auf forstwegen dem Ziel entgegen

Und das dauerte dann entsprechend lange, bis ich wieder „dran“ war.

Auch zum Schluss geht es noch einmal hoch und runter für die Läufer

Ich dachte mehrmals „Das war’s jetzt, den da vorne kriegst du nicht mehr…“ oder „Gut, den hast du überholt, aber es kann sein, dass er dann zum Schluss wieder an dir vorbeizieht, wenn die Kräfte nachlassen!“

Schöner Blick auf den Tollensesee

Wir waren jetzt auf den letzten Kilometern Richtung Neubrandenburg und es gab endlich einmal einen kurzen Panoramablick über den Tollensesee.

Kurz vor dem Ziel geht es für die Halbmarathon-Läufer noch über eine Brücke

Ich spürte, wie meine Kräfte nachließen. „Nur noch kurz, dann ist es geschafft!“, versuchte ich mich zu motivieren. Eine sehr kurze, sehr steile Brücke unterbrach den Laufrhythmus.

Kleines Läufer-Duell zum Schluss

Nachdem auch diese Hürde genommen war, habe ich nicht nur den Mann in Grün noch überholen können, sondern war auch am Mann in Schwarz dran.

Zieleinlauf beim Tollensesee-Halbmarathon

Über fast den gesamten letzten Kilometer liefen wir gemeinsam, bis er dann hundert Meter vor dem Ziel noch einmal kräftig nachlegte und ich ihn davonziehen lassen musste.

Zielbogen des Tollensesee-Halbmarathon

Kurz hinter einer spontanen „Familienzusammenführung“ lief ich glücklich nach 1:50:31 ins Ziel ein. Die Digitaluhr zeigt übrigens die Zeit der Marathonläufer an, wir Halbmarathonis waren ja nur Nebendarsteller ;-)

Medaillen-Übergabe im Ziel des Tollensesee-Halbmarathon

Im Ziel bekam ich nicht nur meine Medaille – sehr schön übrigens, mit ausgestanzter Kontur des Sees…

Laufblogger-Treffen beim Tollensesee-Lauf

… sondern traf auch Laufbloggerin Manu, die an diesem Tag den 10-km-Lauf in neuer Bestzeit absolviert hatte. Glückwunsch noch einmal von dieser Stelle!

Am Ende beginnt es zu regnen

Der lange vorhergesagte Regen setzte netterweise erst richtig ein, nachdem ich bereits im Ziel war.

Etwas später kamen auch Andrea (1:53:18), Andreas V. (2:03:18) und Helmut (2:04:39) ins Ziel. Andreas hätte sicherlich sehr viel schneller laufen können, wenn er nicht gehandicapt gewesen wäre. Aber für uns beide steht ja ein (Reha-)Ziel über allem: Am 7. Juli, dem Beginn unserer Marathonvorbereitung, wollen wir wieder verletzungsfrei ins Marathontraining einsteigen können!

Strecke des Tollensesee-Halbmarathons

Ich weiß nicht, ob wir den Tollenseseelauf, wie Manu, nun zu einem Traditionslauf für uns machen werden, da der Aufwand mit Anreise aus Berlin schon sehr groß ist. Aber empfehlenswert ist dieses Laufevent allemal – von der landschaftlich schönen und etwas anspruchsvolleren Strecke bis zur guten Organisation und den vielen netten Helfern.

Pace-Grafik Tollensesee-Halbmarathon 2014

Meine Pace-Grafik spiegelt fast exakt das Höhenprofil wider. Und nachher in der Ergebnisliste habe ich auch noch die Bestätigung für meine „Aufholjagd“ gefunden:
1. Hälfte in 57:18 (143.)
2. Hälfte in 53:13 (85.)

Ein negativer Split sagt bei einer Strecke mit unregelmäßig verteilten Höhenmetern zwar nicht allzu viel aus, aber immerhin! Am Ende hat es übrigens zum 112. Platz von 253 Männern gereicht. Vielleicht komme ich ja noch mal wieder, wenn ich trainiert und völlig unverletzt bin ;-)

 PS: Die Sache mit dem Überholen muss ich noch einmal relativieren, damit niemand denkt, ich würde mich jetzt für einen Wunderläufer halten: Es gibt Läufer, die kaum je im Wettkampf einen Mitläufer überholt haben. Weil sie an der Spitze laufen! Die Sache ist ganz einfach: Wer entsprechend seines Laufvermögens startet, wird umgeben von gleichklassigen Läufern das Rennen bestreiten und nur die (meist wenigen) Läufer überholen können, die sich mit dem Tempo verschätzt haben. Wer langsamer losläuft als er theoretisch könnte, wird mehr oder weniger viele Läufer relativ einfach überholen können. Das ist garantiert kein Rezept für Bestzeiten. Aber es macht Spaß!

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F-Klasse-Laufen, Laufevents

11 Kommentare zu “Tollensesee-Halbmarathon am 14.06.2014”

  1. Manu sagt:

    Ein toller Bericht! Und cool wieviele Bilder Du unterwegs noch machen konntest :-) Nach Deiner Beschreibung hätte ich jetzt auch richtig Lust auf den Halben in Neubrandenburg, aber war schon gut dass ich diesmal den 10er gelaufen bin. Mein Bericht ist hier zu finden: http://laufwelt.wordpress.com/2014/06/15/tollenseseelauf-2014/

  2. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Manu
    Wenn die Hügel des 10ers dich nicht mehr schrecken können, dann ist der HM wirklich fällig nächstes Jahr ;-) Ich habe übrigens während des Laufs mehr als 160 Fotos gemacht…

  3. Joshly sagt:

    Och Mensch dein Bericht kkingt richtig klasse, schade, dass es bei mir dieses Jahr nicht geklappt hat, aber wer weiss, vllt naechstes. Gute Besserung an deinen Oberschenkel, das zieht sich ja nu schon ewig.

  4. Manu sagt:

    160 Bilder?! Wahnsinn! Ich habe diesmal natürlich keine gemacht :-)

    @Judith: Ja, Du hast leider etwas verpasst! Aber am Geburtstag ist man entschuldigt :-) Dann aber auf jeden Fall nächstes Jahr!

  5. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Judith
    Den Lauf kann man auf jeden Fall empfehlen! Herzlichen Glückwunsch übrigens noch nachträglich! Das Bein wird besser, aber das dauert wirklich seehr lange…

  6. Claudi sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Halbmarathon! Ich wünsche Dir gute Erholung, damit Du bald wieder komplett verletzungsfrei unterwegs bist.
    Viele Grüße, Claudi

  7. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Claudi
    Ist schon merkwürdig: Im Wettkampf kann ich zu 90-95% laufen, aber im Alltag nervt die Spannung im Muskel und braucht anscheinend ewig, um zu verschwinden.

  8. Din sagt:

    Ich liebe dein PS und vor allem den letzten Satz. Es soll und muss unbedingt Spaß machen. Erst recht “beim Härtesten” im Norden.

    Glückwunsch zu dieser tollen Zeit und vor allem unter diesen Umständen. Hoffentlich konntest du dich schon etwas erholen.

  9. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Din
    Anstrengen und Spaß machen schließt sich ja auch nicht unbedingt aus ;-) Auf jeden Fall kann ich dir den Lauf empfehlen, wenn es mal ein paar Höhenmeter im Norden sein sollen!

  10. Laufhannes sagt:

    Ein gemeinsames Gruppenfoto aller Teilnehmer vor dem Start? Und das hat problemlos geklappt? Tolle Aktion vom Veranstalter!

  11. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Hannes
    Ganz so viele Teilnehmer waren es ja nicht. Aber ich fand es auch eine tolle Aktion, die sich ruhig ein paar andere Veranstalter abgucken können.

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