Am vergangenen Dienstag war ich gemeinsam mit Andreas V. bei der Leistungsdiagnostik, um mal wieder zu sehen, wie es um meine Gesundheit und den Trainingszustand bestellt ist. War mal wieder spannend zu sehen, wie sich die Werte im Vergleich zu meiner ersten Leistungsdiagnostik 2010 entwickelt haben…
Laufband für Fortgeschrittene
Zu den genaueren Umständen muss ich nicht viel weiter sagen, dass habe ich bereits vor 3 Jahren im Detail beschrieben. Der Anfang mit Echokardiografie (Herz-Ultraschall-Untersuchung) und Lungentest war exakt wie damals und schnell erledigt, und dann konnte es auch schon zur Laufband-Spiroergometrie gehen. Hier wurde es aber plötzlich ein wenig aufregend für mich.
Nachdem ich in Laufklamotten und angetakeltem Herzfrequenzmesser und Atemmaske fertig auf dem Laufband stand, hörte ich die beiden Mitarbeiterinnen neben mir kurz beratschlagen, ob denn nun „6-12“ oder „6-18, für Fortgeschrittene“ das richtige Programm wäre. „Moment“, dachte ich, „Minuten oder Stundenkilometer?“ 18 km/h, das wäre ja… fast 3er-Schnitt! Ich schaltete mich also schnell in das Gespräch ein mit der Bemerkung, dass ein derartiges Tempo von mir nicht zu erwarten sei, wurde aber sogleich beruhigt, dass ich bedenkenlos vorzeitig abbrechen könne. Na gut, dann also los mit dem Programm für Fortgeschrittene…
Laufen im Tunnel
Wie schon beim ersten Mal, war das Laufen mit Atemmaske auf einem Laufband wieder ein Erlebnis. Ich kam schnell in eine „Tunnelwahrnehmung“: Da ich ohne Brille laufen musste, konnte ich die Zahlen auf dem Display vor mir nur unscharf erkennen, mein Atem ging regelmäßig, aber das Atmen fühlte sich mit der Gummimaske sonderbar an, vor mir baumelten bei jedem Schritt die Kabel und ich konzentrierte mich höllisch auf jeden Schritt, um ja nicht zur Seite abzudriften oder zu weit nach vorne oder hinten zu geraten. Beim Eingangstempo von 6km/h war das alles noch vergleichsweise einfach, aber die Geschwindigkeit stieg stetig an, und spätestens als ich 12 km/h (5er-Schnitt) erreicht hatte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf „Pass bloß auf, dass du nicht die Konzentration verlierst und den Test mit einem spektakulären Sturz beendest!“
Wie schnell darf’s denn sein?
Irgendwann stellte sich dann auch die Frage, bis zu welchem Tempo ich noch weiter machen würde. Ich nahm mir vor, mindestens bis 14 km/h durchzuhalten. Doch als diese erreicht waren, dachte ich „Komm, bis 15 km/h schaffst du noch!“ und lief unverdrossen weiter. Klar, dass ab diesem Zeitpunkt die Geschwindigkeitsanzeige sich nur noch im Schneckentempo auf höhere Werte zuzubewegen schien. 14,3… 14,4… Ich rief den beiden Damen zu, dass ich noch bis 15 laufen würde, aber dann wäre wirklich Schluss. Durch die Maske und bei der Anstrengung muss sich das sehr merkwürdig angehört haben, aber auf jeden Fall schienen sie mich verstanden zu haben. 14,6… 14,7… Warum dauert das so lange? 14,8… 14,9… Nun ist aber wirklich genug… 15,0… Endlich!
Da das Laufband dummerweise von 15 km/h gleich auf 6 km/h herunterschaltet, bin ich froh, auf den Rat gehört zu haben, mich am Seitengeländer festzuhalten. Schnaufend komme ich auf dem Laufband gehend zur Ruhe. Geschafft, 15 Minuten bis zum 4er-Schnitt durchgelaufen! Na, da bin ich ja mal gespannt, wie das Ergebnis aussieht.
Das Ergebnis der Leistungsdiagnostik 2013
Beim abschließenden Gespräch ist der Arzt sehr zufrieden mit mir. Ich bin zwar drei Jahre älter geworden seit dem letzten Mal, aber die Ergebnisse sind genauso gut wie damals. Mein VO2-Wert lag wieder bei ungefähr 54 ml/min/kg – laut Cooper-VO2-Tabelle höchster Fitnesslevel „Superior“.
Cooper-Tabelle VO2max Männer
Alter | „Poor“ | „Fair“ | „Good“ | „Excellent“ | „Superior“ |
---|---|---|---|---|---|
20 – 29 | < 42 | 42 – 45 | 46 – 50 | 51 – 55 | > 55 |
30 – 39 | < 41 | 41 – 43 | 44 – 47 | 48 – 53 | > 53 |
40 – 49 | < 38 | 38 – 41 | 42 – 45 | 46 – 52 | > 52 |
50 – 59 | < 35 | 35 – 37 | 38 – 42 | 43 – 49 | > 49 |
60 – 69 | < 31 | 31 – 34 | 35 – 38 | 39 – 45 | > 45 |
70 – 79 | < 28 | 28 – 30 | 31 – 35 | 36 – 41 | > 41 |
Cooper-Tabelle VO2max Frauen
Alter | „Poor“ | „Fair“ | „Good“ | „Excellent“ | „Superior“ |
---|---|---|---|---|---|
20 – 29 | < 36 | 36 – 39 | 40 – 43 | 44 – 49 | > 49 |
30 – 39 | < 34 | 34 – 36 | 37 – 40 | 41 – 45 | > 45 |
40 – 49 | < 32 | 32 – 34 | 35 – 38 | 39 – 44 | > 44 |
50 – 59 | < 25 | 25 – 28 | 29 – 30 | 31 – 34 | > 34 |
60 – 69 | < 26 | 26 – 28 | 29 – 31 | 32 – 35 | > 35 |
70 – 79 | < 24 | 24 – 26 | 27 – 29 | 30 – 35 | > 35 |
Heywood, V. (2006) The Physical Fitness Specialist Manual, The Cooper Institute for Aerobics Research, Dallas TX, revised 2005. In: Heywood, V. (2006) Advanced Fitness Assessment and Exercise Prescription, Fifth Edition, Champaign, IL: Human Kinetics.
Fazit
Nach mir ackerte Andreas V. auf dem Laufband, aber wie sich hinterher herausstellte, muss/darf er den Test zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholen, denn er war nach dem Programm 6-12 km/h gelaufen, und das ist wohl für trainierte Läufer nicht so aussagekräftig wie das 6-18-km/h-Programm (Arzt-Zitat: „Die Maschine sollte immer stärker sein als man selbst.“)
Es war auf jeden Fall mal wieder eine interessante Erfahrung und ich habe erneut die Bestätigung erhalten, dass das Laufen mir gut tut und mich fit hält. Darüber hinaus habe ich anhand der gemessenen Daten (Anaerobe Schwelle) natürlich auch Anhaltspunkte für mein weiteres Training.
Spannend..!
@Hanna
Muss man mal gemacht haben – sich fühlen wie ein Astronaut im Vorbereitungstraining ;-)
Hi,
mal so eine ganz laienhafte Frage … für wen ist denn sowas geeignet? Jeden?
Klingt ja recht interessant, wenngleich man sich das wahrscheinlich auch leisten will/können muss(?).
@Benni
Also, geeignet ist eine Leistungsdiagnostik für:
– Läufer, die sich um ihre Gesundheit Sorgen machen (mein ursprünglicher Hauptgrund)
– Läufer, die für Wettkämpfe optimal trainieren wollen (die Berücksichtigung der Werte der Leistungsdiagnostik verhindert eine Über- oder Unterforderung)
– Läufer, die an Wettkämpfen teilnehmen und schon ein bisschen älter sind
– Läufer, die mal genau wissen wollen, wie fit sie sind
Die Echokardiografie wird bei mir aufgrund eines Vorbefunds von der Krankenkasse übernommen, die Leistungsdiagnostik kostete ca. 90€, was meines Wissens ein normaler bis günstiger Preis ist.
Da auf mich alle 4 oben genannten Gründe zutreffen, leiste ich mir gerne alle paar Jahre solch einen Test ;-)
Wichtig für Läufer ist allerdings: Für aussagekräftige Ergebnisse sollte der Test auf dem Laufband (und nicht dem Rad-Ergometer) stattfinden, und eine Spiroergometrie (Messung der Atemluft) ist einem Laktattest – zumindest nach dem, was ich in letzter Zeit so gelesen habe – vorzuziehen.
Ich hoffe, dir mit diesen Infos ein wenig geholfen zu haben!
Hi Andreas,
kurze Anmerkung: Der bestimmte RCP ist nicht die anaerobe Schwelle,
sondern er liegt meist darüber.
Auch beinhaltet die Grafik aus 2010 einen Fehler-
hier wird der RCP vor der AT bestimmt und das ist ganz falsch verstanden.
Die AT oder VT1 liegt im Bereich des 1. Laktatanstiegs und der RCP liegt über der VT2 (Laktat anaerobe Schwelle, auch IAS).
Hier mal für dich zum nachlesen:
http://dtserv3.compsy.uni-jena.de/__c125793300491fd6.nsf/0/ECD0197A40F097D7C12579960039A81A/$FILE/Gruppe_7_Quellen_spiroergometrie%20zur%20ausdauerleistungsdiagnostik.pdf
Und immer gilt: es kommt auf die Umsetzung der gewonnen Bereiche im Hinblick auf dein Ziel an. Eine Spiroergo ist dem Laktattest nicht überlegen, sondern eine anderer Versuch die Physiologie unter Belastung zu bestimmen und daraus Erkenntnis für das Training zu gewinnen.
Respekt für deine konsequentes Training und deine Willensstärke. Natürlich auch für die Mühe deinen blog zu schreiben und weiterhin viel Spaß wünscht Peter
@Peter
Toll! Danke für diese Infos, du bist anscheinend vom Fach. Das ist eine wunderbare Ergänzung zu meiner etwas einfachen Darstellung aus Läufersicht. Wieder etwas dazu gelernt ;-)