Am vergangenen Sonntag war es endlich soweit: Ich startete mit Jeanette, Monika und Klaus beim Big25 Berlin über die 25-Kilometer-Distanz! Nach dem 10-Kilometer-Lauf in Köpenick, bei dem ich ja erfolgreich eine Bestzeit angegangen war, sollte dieser Wettkampf mein Frühjahrs-Highlight werden, allerdings ohne Bestzeit-Ambitionen. Ich wollte zwar schnell, aber hauptsächlich entspannt ins Olympiastadion einlaufen. Nun, manchmal kommt es eben anders, als man denkt…
Bereits am frühen Morgen strahlte die Sonne über dem Stadion. Nicht gerade „Dem Fritz sein Wetter“ und meines erfahrungsgemäß auch nicht.
Bevor es losging trafen wir noch Running Twin Marek und Eiswürfelimschuh Nadin, wünschten uns gegenseitig Glück und verschwanden dann wenig später alle in den diversen Startblöcken.
Und während Klaus und ich so dastanden und spürten, wie uns die Sonne bereits deutlich den Rücken wärmte, wurde mir klar, dass es mit dem ursprünglichen Plan „Im 5er-Schnitt loslaufen und wenn es geht, auf der 2. Hälfte noch ein klein wenig beschleunigen“ nichts werden würde.
Wir beschlossen, erst einmal mit 5:00 min/km loszulaufen, denn den ersten Kilometer geht es vom Olympischen Platz herrlich bergab. Leider war es recht voll, so dass wir viel Slalom laufen mussten, um auf unsere Reisegeschwindigkeit zu kommen.
Aber nach 2-3 Kilometern lichtete sich das Feld ein wenig und wir pendelten uns auf unser Tempo ein. Von Anfang an suchten wir aufgrund der Wärme die Schattenbereiche der Straße, was aber leider nicht immer möglich war.
Auf der ersten Hälfte des Laufs geht es, nachdem man den Theodor-Heuss-Platz umkurvt hat, für mehr als 7,5 Kilometer auf der großen Magistrale Kaiserdamm-Bismarckstraße-Straße des 17. Juni-Unter den Linden immer geradeaus. Die einzige Abwechslung waren die Staffelübergabestellen und der Abzweig der 10-km-Läufer. Klaus und ich liefen konzentriert und ruhig nebeneinander. Nur beim Passieren der Kilometerschilder ein synchroner Blick auf die Uhren: „Stimmt, perfekt!“.
Wir ließen es einfach rollen und genossen die Atmosphäre und das Wetter (das sich zwar anstrengend anfühlte, aber immerhin schön aussah).
Irgendwann nach der Siegessäule bogen dann die Halbmarathon-Läufer ab in den Tiergarten und das Feld wurde wieder etwas freier.
Während wir so langsam dem Brandenburger Tor näher kamen, fiel mir ein Läufer auf, der schwer an seiner Eigenverpflegung zu tragen hatte – obwohl es doch auf der Strecke alle 5 Kilometer Getränkestände gab. Nun ja.
Jetzt tauchte das Brandenburger Tor vor uns auf. Der Anblick wurde akustisch von einer Trommelgruppe untermalt, die rhythmisch die Läuferinnen und Läufer vorantrieb. Ein erstes Highlight. Man wurde automatisch schneller.
Vor lauter Sightseeing bemerkten wir Oliver gar nicht, der uns mit der Kamera wunderbar einfing ;-)
Seit einigen Kilometern war mir aufgefallen, dass meine Laufuhr jeweils bereits 50-200 Meter vor den Kilometerschildern den vollen Kilometer bepiepste. Auf Höhe des Schildes waren wir von der Gesamtzeit her aber immer noch exakt im 5er-Schnitt (ließ sich ja wunderbar rechnen).
So langsam wurde es anstrengend unter der strahlenden Sonne und wir nahmen dankbar den nächsten Getränkestand mit. Wir waren uns einig: Das bisherige Tempo würden wir ziemlich sicher nicht bis zum Ende durchlaufen.
Zuerst aber kam mit dem Gendarmenmarkt noch einmal ein Sightseeing-Höhepunkt.
Plötzlich sah ich zwei Rücken vor uns, die mir bekannt vorkamen. Zwei Frauen von der LG Pegasos, die letztes Jahr beim Tegel-Halbmarathon viele Kilometer bis zum Ziel direkt vor mir gelaufen waren.
Das Lauftempo stimmt
Wir waren kurz vor dem Abbiegen auf die Leipziger Straße und ich freute mich nun auf Doro, die uns am Leipziger Platz anfeuern wollte. Ein Mann rief etwas vom Balkon und Klaus entgegnete ihm, er solle doch einfach mitlaufen. „Nee, ich geh’ gleich wieder ins Bett!“ kam es zurück. Na, toll!
Zwischen entgegenkommenden Autos und endlosen Bauzäunen liefen wir auf den Potsdamer Platz zu. Aber zuerst kam ja noch der Leipziger Platz. Wo stand nun Doro? Da war sie! Ich blieb kurz stehen, kündigte, um sie zu beruhigen, an, dass wir wegen der Wärme demnächst Tempo rausnehmen würden, und dann ging es schon weiter.
Bei Kilometer 13 stießen, von rechts aus dem Tiergarten kommend, die Halbmarathon-Läufer wieder auf uns 25er. Offensichtlich handelte es sich um das Ende des Feldes, denn von nun an überholten wir eine ganze Menge Läuferinnen und Läufer.
Es wird immer wärmer
Ab Kilometer 17 drückte ich dann schließlich doch auf die Bremse. Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt exakt im 5er-Tempo gelaufen, aber die Wärme machte sich immer stärker bemerkbar. Wenn das heute für mich ein gesundes Ende nehmen sollte – nach der Erfahrung von Kreislaufzusammenbrüchen im Ziel von Wärme-Wettkämpfen gab es mal die Überlegung, bei solch einem Wetter eigentlich gar nicht mehr zu starten – dann wäre es wohl spätestens jetzt an der Zeit, das Tempo zu reduzieren.
Wir liefen nun die Kantstraßen-Steigung und sahen viele Läufer gehen (Eigentlich sieht man so gut wie nie Frauen bei solch einem Wettkampf gehen… Was sagt uns das, Jungs?). So weit war es mit Klaus und mir noch nicht, aber das Tempo ließ an dieser Stelle schon deutlich nach.
Am Theodor-Heuss-Platz wollte eigentlich wieder Doro stehen und uns anfeuern, aber wir kamen suchend näher, ohne sie entdecken zu können (wie sich hinterher herausstellte, hatte sie am Leipziger Platz noch auf Monika und Jeanette gewartet und es dann nicht mehr rechtzeitig hierher geschafft).
Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich Klaus „vorausschickte“. Mir war warm, der Kreislauf lief auf Hochtouren und ich wollte mir mein Olympiastadion-Finish nicht verderben. Also lieber noch einmal leicht Tempo rausnehmen.
Laufen, laufen – nur nicht stehen bleiben
Jetzt lief ich also auf den letzten vier Kilometern allein und hatte nur noch ein, nein, zwei Ziele: Lächelnd und gesund ins Olympiastadion einzulaufen und bis dahin keinen Meter zu gehen. „Reduzier’ das Tempo bis auf Schleichniveau, aber bleib nicht stehen!“ war mein Mantra für die Reichsstraße, auf der ich trotz allem noch mit etwa 5:15 min/km unterwegs war. Ich überholte zahlreiche Geher, wurde aber auch von so einigen Läufern überholt, die sich anscheinend noch Kräfte aufgespart hatten.
Auf der Steigung hinauf zum Olympiastadion sprach mich plötzlich von der Seite ein Läufer auf mein startblog-f-Shirt an und erzählte, dass er einige Artikel meines Blogs gelesen habe, besonders die über Laufen bei Hitze, da er in dieser Hinsicht auch etwas anfällig sei. Sachen gibt’s! So liefen mein neuer Lauf-Bekannter Michael und ich also plaudernd auf das Stadion zu, aber schließlich schickte ich ihn ebenfalls – genau wie Klaus zwei Kilometer zuvor – voraus, da ich das Gefühl hatte, wieder Tempo rausnehmen zu müssen.
Zieleinlauf im Olympiastadion
Klaus kam etwa eineinhalb Minuten vor mir ins Ziel. Er ist wirklich ein Naturtalent, ich kenne wirklich keinen Läufer, der aus so wenig Training – geschätzt etwa 60% meines Trainings vor diesem Wettkampf – so viel macht.
Wir laufen bei solchen Wettkämpfen wirklich sehr harmonisch zusammen, sind aber so gut wie nie gemeinsam im Ziel, denn einer von uns ist immer für die letzten Kilometer besser drauf.
Für mich folgte nach dem Verabschieden von Michael mein langsamster Kilometer mit „regenerativen“ 5:58 min/km, bevor ich wieder Morgen- bzw. Stadionluft witterte und mich für den letzten Kilometer – die tolle Passage durch die trommeldröhnende Tiefgarage – zu einer deutlichen Temposteigerung aufraffte.
Beim Blick aus der Tiefgarage auf das helle Rechteck, das den Ausgang zum Stadion markierte, kam dann die Erleichterung in mir hoch. Ich war im Ziel, mir ging es gut (wie zur Mahnung wurde direkt an der Laufbahn gerade ein Läufer auf einer Trage von mehreren Sanitätern behandelt), und gegangen war ich auch nicht! Die Zeit war mir erst einmal egal, ich gönnte mir sogar noch ein Foto auf den letzten hundert Metern ;-)
Diese letzten Meter auf der blauen Tartanbahn sind wirklich jedes Mal ein Traum, man läuft beim Anblick des Ziels auf diesem tollen Belag wie von alleine.
Und dann war es geschafft und ich hatte nicht nur das sondern auch mein Ziel erreicht, mit einem Lächeln anzukommen! Und dieses Lächeln war in mehrfacher Hinsicht hart erkämpft, denn die Zielzeit von 2:08:17 lag natürlich schon ein paar Minuten über der ursprünglich geplanten Zeit. Aber manchmal setzt sich eben auch die Vernunft durch…
Zuerst einmal aber war ich glücklich, erst Michael wieder zu treffen, der wenige Sekunden vor mir ins Ziel gekommen war…
… und dann Klaus abzuklatschen!
Eines muss ich sagen: Ich bin zwar schon deutlich schneller im Olympiastadion angekommen, aber es ging mir danach, auch gesundheitlich, noch nie so gut.
Nach einigen Erinnerungsfotos mit Klaus…
… und Michael ging es dann über die große Treppe hinaus aus dem Stadion und zu den Verpflegungsständen.
Ein letzter Blick zurück ins Stadion, wo unaufhörlich weiter Läufer ins Ziel kamen.
Es dauerte etwas, bis wir endlich unseren Minibecher Bier in der Hand hielten…
… und uns dann zu den anderen relaxenden Läuferinnen und Läufern auf die Wiese neben dem Stadion gesellen konnten.
Hier trafen wir dann auch Nadin – die an diesem Tag sogar 3. ihrer Altersklasse geworden war (Glückwunsch!) – und Oliver, der gleich noch ein Foto von uns machte.
Etwas später trafen Monika und Jeanette bei uns ein, die sich ebenfalls entschieden hatten, den Lauf bei diesen Wetterbedingungen ruhig und entspannt anzugehen. Immerhin hatte die Sonne so stark gestrahlt, dass ich zuhause feststellen musste, dass ich einen leichten Sonnenbrand im Nacken davongetragen hatte. Zum weiteren Beleg hatte mir Andreas V. zwischenzeitlich ein Foto seiner Wetterstation geschickt. Temperaturen über 20 Grad – zum Laufen eindeutig nicht ideal, aber für das After-Finish-Relaxen wunderbar, so dass wir noch ein wenig die Atmosphäre am Stadion genossen, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Zum Schluss noch einmal die Pace-Grafik. Der Ausreißer bei Kilometer 21 ist der langen Steigung an der Kantstraße geschuldet, das ist ok, das war auch bei meinen schnelleren Big25-Läufen nicht anders, aber der Kilometer 24 wurmt doch ein wenig. Aber nur ein wenig ;-)
PS: Ein ganz großer Dank geht an Oliver, der wieder einmal fantastische Fotos gemacht und sie mir auch noch schnell zur Verfügung gestellt hat! Ich glaube zwar, dass man sofort an der Qualität erkennt, welche der im Artikel verwendeten Fotos von ihm sind, aber zur Sicherheit nenne ich sie noch einmal in der Reihenfolge des Erscheinens: 1, 7, 8, 9, 12, 13, 16, 17, 18, 19, 21, 22, 23, 24, 30
Herzlichen Glückwunsch, eine richtig starke Leistung! :-)
Freundliche Grüße
Bernd
Herzlichen Glückwunsch auch an euch in die gesamte Runde! Es war eine Freude euch gleich mehrmals zu treffen.
Das hast du auch genau richtig gemacht bei den Bedingungen. Lieber ein Mal zu viel etwas trinken als zu wenig und ruhig bleiben, auch wenn das immer leichter gesagt als getan ist.
Ein toller Bericht und das Thermometer ist ja der Hit. Ein kleines Männchen, dass die richtige Laufbekleidung vorgibt ;)
@Bernd
Danke, die Leistung lag wohl hauptsächlich im mentalen Bereich (den Ehrgeiz mal aus Vernunftgründen herunter zu fahren ;-)
@Nadin
Das Thermometerbild habe ich erst nachträglich bekommen, sonst hätte ich mich für den Lauf noch umgezogen ;-)
Schön euch getroffen zu haben.
Ich hatte ja ein paar wertvolle Tipps von Andreas zum Laufen bei Hitze, die man aber auch beherzigen sollte. Das ist nur sehr mäßig gelungen.
Es war mächtig heiß und wir können froh sein, das wir gut angekommen sind.
Ende September bin ich in Berlin, da möchte ich gerne ein paar Runden mit Dir/Euch drehen, vielleicht klappt das ja.
Herzlichen Gruß aus Bremen
@Michael
Würde mich freuen, mal unter etwas entspannteren Bedingungen mit dir zu laufen als am vergangenen Sonntag! Melde dich einfach, wenn du in Berlin bist.