8:40 Uhr Berlin-Marienfelde: Der erste Teil der „Marienfelder Schleicher“ macht sich auf den Weg zur 15. Kondius Berliner Marathon-Staffel. Der erste Teil, das sind Hartmut und ich, die Läufer 1 und 2. Die anderen – Christiane, Monika und Peter – hatten eine Stunde mehr Bettwärme vorgezogen und wollten daher etwas später auf dem Gelände im Grunewald eintreffen. Nach dem Crosslauf vor zwei Wochen nun eine weitere Premiere für mich: meine erste Marathon-Staffel!
Nachdem wir mit Glück einen Parkplatz am Ende der Welt gefunden hatten, suchten wir uns einen ersten Lagerplatz auf der Wiese und Hartmut erklärte mir die Feinheiten der Wechselzone. Nachdem ich mir die Startnummer angeheftet und mit Hartmut ein paar Organisations-Details geklärt hatte, war es dann auch schon soweit: nur noch wenige Minuten bis zum Start. Noch schnell Glück gewünscht und schon war der erste Läufer der „Marienfelder Schleicher“ in der Menge der Starter verschwunden. Bereits kurz darauf wurde die Marathon-Startmusik eingespielt, die auch meinen Puls beschleunigte, obwohl ich seelenruhig bei unserem Gepäck auf der Wiese stand, und um 10 Uhr fiel dann endlich der Startschuss und das Läuferfeld setzte sich bei kühlem (6° Höchsttemperatur), aber trockenen Herbstwetter in Bewegung.
Die Zeit verging unheimlich schnell. Gerade hatte ich noch Hartmut nach seiner ersten 6-km-Runde angefeuert und bei einem kurzen Rundgang Christiane und Monika – die gerade ankamen, während ihre Männer versuchten, das Auto loszuwerden – empfangen, da wurde es auch schon höchste Zeit, mich warmzumachen. Noch ein letzter Gang auf die Toilette und dann war ich bereits in der Wechselzone. Mit Spannung sah ich, wie Dutzende andere neben mir, den Läufern entgegen, die am etwas erhöhten Ende der Wiese ins Ziel kamen. Nur ja nicht den richtigen Zeitpunkt verpassen. Da! Das ist er! Ein lauter Ruf von mir, Hartmut rauscht heran, ein kurzes Abklatschen und ich bin unterwegs. Die aufgestaute Aufregung legt sich bereits auf den ersten Metern. Wie immer kommt es mir zu Anfang alles sehr schnell vor, aber ich weiß auch, dass sich dieses Gefühl nach den ersten Kilometern wieder legen wird.
Ich war nicht einmal 100 Meter gelaufen, gerade ging mir durch den Kopf, dass der Weg matschiger war, als beim Crosslauf vor zwei Wochen, da kam mir plötzlich der Läufer vor mir so bekannt vor… Richtig, das war Andreas, der ja für sein Team, die „CO2-Schleudern 1“, ebenfalls als zweiter Läufer auf der Strecke war! Wir beschlossen, zumindest einen Teil des Weges gemeinsam zu laufen. Da er heute nicht ganz so schnell unterwegs sein wollte und auch leichte Probleme mit seinem Magen hatte, waren wir langsamer unterwegs, als ich es eigentlich für mich geplant hatte. Aber ich entschied spontan, dass es nicht immer Bestzeit sein muss und es selten die Gelegenheit gibt, wirklich gemeinsam einen Wettkampf zu bestreiten. Wir redeten nicht viel, nur ab und zu eine Frage nach dem gegenseitigen Wohlbefinden oder eine Bemerkung über den einen oder anderen Läufer, der mit Wahnsinnsgeschwindigkeit an uns vorbeizog, aber es war nett, auf unserem „Trainingslauf“. Erstaunt hat mich wirklich, wie unterschiedlich das Tempo der Läufer war. Einerseits zogen wir regelmäßig an Läuferinnen und Läufern vorbei, andererseits wurden wir auch von deutlich Schnelleren – natürlich stets an den engsten Stellen des Waldweges – überholt. Glücklicherweise passierte ersteres doch wesentlich häufiger als letzteres.
Hatte ich mir auf der ersten Runde noch im Hinterkopf die Möglichkeit offengehalten, auf der zweiten Runde schneller zu laufen, fiel doch beim ersten Durchlaufen des Zielbereichs die Entscheidung. Nein, jetzt würden wir, Andreas und Andreas, auch gemeinsam die zweite Runde laufen und ganz entspannt „finishen“. Die Zeit verging wie im Nu, schon waren wir auf der Teufelsseechaussee, die sich zwar fast endlos dahinzieht, aber immerhin leicht abschüssig ist. Jetzt noch die Kurve nach rechts in den Wald hinein. Das letzte Stück, aber das hat es auch ein wenig in sich, da es spürbar bergauf geht und der Weg hier uneben und steinig ist. Hier warten Klaus und Hartmut auf mich und feuern mich mit lauten „Andreas!“-Rufen an. Praktisch, denke ich, gilt ja gleich für zwei… – aber wie sich später herausstellte, hatten die beiden den anderen Andreas neben mir gar nicht erkannt ;-) An der letzten großen Pfütze in der Kurve vorbei und schon sind wir auf der Zielgeraden! Ich sehe schon von weitem Christianes leuchtend grünen Pullover in der Menge der wartenden Läufer und klatsche fröhlich ab.
Während Christiane nun auf der Piste ihr Bestes gibt, erreiche ich zufrieden den Lagerplatz und ziehe mir frische, warme Sachen an. Joachim reicht mir einen Becher warmen Zitronentee. Toller Service! Klaus, der ja selber in letzter Minute den Lauf wegen seines schmerzenden Knies absagen musste, fotografiert. Monika und Peter machen sich zwischendurch warm. Sie haben ihre Läufe ja noch vor sich, während Hartmut bereits ganz gelassen mit einer Bratwurst dasteht. Ich bin mental irgendwie dazwischen und begnüge mich erst einmal mit Tee und Keksen. Wir unterhalten uns nett, haben unseren Spaß und dann ist es auch schon wieder soweit: Ab an die Wechselzone, um Christiane zu begrüßen und Monika loszuschicken.
So langsam näherten wir uns dem Finale, wir hatten bereits Monika bei ihrem ersten Durchlauf mit Zurufen für die zweite Runde motiviert, und Klaus und ich beschlossen, ihr auf der Strecke entgegenzugehen, um sie dann am Ende der Teufelsseechaussee noch einmal kräftig anzufeuern. Ich begann so langsam zu frieren, aber wir klatschten uns warm und riefen den entgegenkommenden Läufern immer wieder aufmunternde Worte zu. Und da kam auch schon Monika angerannt, lächelnd und zufrieden – ob das daran lag, dass das Ziel nun schon so nah war oder weil wir so frenetisch gebrüllt haben? Klaus und ich machten uns nun wieder auf den Rückweg, der immerhin auch so viel Zeit in Anspruch nahm, dass wir nur kurz bei den anderen am „Lagerplatz“ standen, bevor wir uns alle auf den Weg zur Zielgeraden machten, um Peter, unseren netterweise sehr kurzfristig eingesprungenen Schlussläufer, in Empfang zu nehmen. Fast hätten wir ihn verpasst, so schnell tauchte er plötzlich auf der Zielgeraden auf. Er war sehr gut auf seiner 5,195-km-Runde gelaufen und kam nun mit einer Gesamt-Zielzeit von 3:33:01 für die „Marienfelder Schleicher“ durchs Ziel.
Zum Abschluss dieses schönen, wenn auch recht kühlen, Lauftages, machten Klaus und Joachim noch ein Gruppenfoto unseres Marathon-Teams und dann ging es langsam auf den Nachhauseweg, auf dem Hartmut und Klaus bereits Pläne für 2008 machten. Wie es denn wäre, ich wolle doch sicher auch mit ihnen im nächsten Frühjahr zum ersten Mal am Rennsteig-Lauf teilnehmen…?
Was soll ich sagen: nach dem Lauf ist vor dem Lauf ;-)
…wann kann man schon mal an einen typischen Novembertag 10km gemeinsam “spazieren gehen”. Meine Kollegen behaupten, wir haben unterwegs Kaffee und Kuchen zu uns genommen.
Manchmal gibt es so Tage, da läuft es einfach nicht so rund. Die gefühlte Zeit war viel schneller.
Andreas
Das nächste Mal laufen wir schneller UND nehmen dabei Kaffee und Kuchen zu uns ;-)