Mein letzter Sightseeing-Lauf durch Bremen war schon wieder zwei Jahre her (der davor datiert gar vom Jahr 2012) also war klar, dass ich neulich bei meinem Kurzurlaub in der Heimatstadt wieder los musste – Altbekanntes wiedersehen, Veränderungen wahrnehmen, Neues entdecken…
Gestartet bin ich wieder in der Neustadt. Eincremen war an diesem Tag wahrlich nicht nötig, denn der Sommer machte gerade Pause (= die Bremer Bedeutung des Wortes „Sommerpause“).
Die Innenstadt
Über die Weser kommend, kreuzte ich die Obernstraße und konnte einen ersten Blick auf den Bremer Dom werfen. Hier tummeln sich sonst die Massen, aber um 7 Uhr früh hatte ich fast alles für mich alleine.
Der SV Werder war wie immer überall im Stadtbild zu sehen. An einem Bürohaus am Wall hatte ein Mitarbeiter (oder eine Mitarbeiterin?) seine Liebe zum Verein mit Hafties am Fenster dokumentiert.
Vorbei am Hirten und seinen goldig glänzenden Schweinen durchlief ich die noch leere Sögestraße.
Der Bremer Schlüssel deckelt nicht nur das Bier in den grünen Flaschen sondern auch in etwas größerem Maßstab das (Ab)Wasser der Stadt.
Vorbei am Blumenmarkt auf dem Kirchhof Unser Lieben Frauen kam ich in…
Bremens gute Stube
Der Bremer nennt seinen Marktplatz „die gute Stube“, und genau diesem wohlvertrauten, heimeligen Ort näherte ich mich jetzt.
Von Laufen konnte nun aus Sightseeing-Fotografier-Gründen erst einmal nicht mehr die Rede sein.
Ich ließ meinen Blick einmal kreisen – über den Schütting…
… das Rathaus, den Bremer Dom und die aktuell bauzaunversperrte Bremische Bürgerschaft. Auch ein Selfie mit dem Bremer Roland musste sein.
Dann überquerte ich den Platz und lief in die Passage – in der an den Stadtpatron Bremens erinnert wurde – zur Böttcherstraße.
Die Böttcherstraße
Der „Lichtbringer“ am Eingangsportal war in seinem strahlenden Gold wie immer beeindruckend, hat aber leider eine dunkle Entstehungsgeschichte.
Die Böttcherstraße in ihrer kunstvollen Backstein-Architektur faszinierte mich schon immer. Welche Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Hitler, der gegen die „Böttcherstraßen-Kultur“ gewettert hatte, sie unter Denkmalschutz stellen ließ, um sie als „abschreckendes Beispiel“ zu erhalten.
Der Schnoor
Wenige hundert Meter weiter lief ich in den Schnoor hinein, ein kleines mittelalterliches Viertel mit winzigen Häusern,…
… engen Gassen…
… und liebevoll restaurierten Details.
Im Haus mit der Aufschrift „Us platt bewohr us ditt ole snoorhuus“ (Unser Plattdeutsch bewahre uns dieses alte Schnoorhaus) hat das Institut für Niederdeutsche Sprache seinen Sitz.
Die Kunsthalle und das „Viertel“
Weiter ging es, bzw. lief ich, zur Bremer Kunsthalle in der aktuell die Ausstellung „Tierischer Aufstand“ über 200 Jahre Bremer Stadtmusikanten zu sehen ist. Die tierisch gestapelten Fahrzeuge vor dem Gebäude fand ich schon sehr lustig.
Nun kam ich durch das „Viertel“ mit seiner alternativen Szene und den vielen interessanten Läden und Cafés.
Das „Café Engel“ gab es schon in meiner Jugend…
… aber die Bar „Wohnzimmer“ war mir neu.
An der Sielwall-Kreuzung mit ihren graffitibeschmierten Imbissen…
… bog ich rechts ab in Richtung Osterdeich und passierte dabei das Sielwallhaus, ein selbstverwaltetes linkes Jugendzentrum.
Der Osterdeich
Am Osterdeich sah ich zuerst den alten Kiosk, der schon immer hier stand. Seit meinem letzten Vorbeilaufen im Jahr 2012 war er aber umgestrichen worden. Natürlich immer noch im Sinne der Werder-Fans.
Ich blickte den Osterdeich entlang auf das Weserstadion. Da sollte es nun hingehen.
Am Osterdeich gibt es noch einige sehr schöne Häuser aus längst vergangenen Bremer Zeiten.
Ein mehrsprachiges „Willkommen“ begrüßte mich am Weserstadion.
Das Banner am Stadion mit dem Schriftzug „Green. White. Wonderwall“ hat wohl für Ärger bei den Fans gesorgt, da ihre wunderbare Aktion im Abstiegskampf vor drei Jahren dadurch nun kommerzialisiert wird.
Der Hemelinger Hafen
Um meinen Lauf noch ein wenig auszudehnen, lief ich weiter bis zum Hemelinger Hafen.
Dort war schließlich mein Wendepunkt erreicht, ich trank ein paar Schlucke und machte mich auf den Rückweg.
Über das Graffiti mit „ja_nein_vielleicht_nö_joa_hm“ musste ich im Vorbeilaufen schmunzeln.
Das Weserwehr
Als kleine Variante lief ich auf dem Rückweg am Weserwehr vorbei.
Wie immer kamen dabei Kindheitserinnerungen an das alte Weserwehr mit der Fußgängerbrücke entlang des Backstein-Wasserkraftwerks hoch.
Rückweg entlang der Weser
Im Gegensatz zum Hinweg lief ich nun auf der Weserpromenade, ziemlich direkt am Wasser, zurück.
Durch die Kleingartenkolonie am Richard-Jürgens-Weg…
… zwischen dichtbewachsenen Parzellen und verwitterten bemalten Mauern,…
… lief ich wieder bis zum Weserstadion, wo ich mir eine kleine Pause und einen weiten Blick über die Weser gönnte.
Weiter ging es auf dem Osterdeich, aber dieses Mal direkt am Wasser entlang, auf dem asphaltierten Fuß- und Radweg…
… der zwischendurch nette Impressionen bot.
Ich lief über riesige Buchstaben, deren Sinn sich erst beim Weiterlaufen entschlüsselte: „Burn weed, not coal!“ und „Klimawandel jetzt!“.
Das Ende des Deichs markiert seit 1965 ein Mast mit Fahnen, der damals anlässlich der 1.000-Jahr-Feier der Stadt von den Binnenschiffern gespendet wurde. Fast genauso so alt wie ich. Der Mast, nicht die Stadt.
Die Weserpromenade Schlachte
Die Kaisenarkaden wirkten ausnahmsweise sehr grafisch (hier ist häufig Flohmarkt, ein visuelles Chaos).
Das Clubschiff „MS Treue“ gibt es wohl schon länger, war mir aber nie aufgefallen.
Durch ein Baugerüst lief ich weiter die Schlachte entlang…
… und sah mehr Masten (hier die Alexander von Humboldt, das „Beck’s-Schiff“)…
… als Menschen auf diesem Abschnitt.
Von der Teerhofbrücke warf ich noch einen Blick zurück über Biergärten, Promenade und Schiffe und überquerte die Weser.
Der Teerhof
Vor dem Museum Weserburg ein Déjà-vu: Hier hatte ich schon mal bei einem Lauf ein Foto des Kunstwerks „Three Triangles“ gemacht.
Über den Teerhof bin ich dann an der Kleinen Weser zurück gelaufen.
20 Kilometer Bremen-Sightseeing vor dem Frühstück am frühen Mittwochmorgen… nicht schlecht!