Ein Weinberg? Wo ist hier ein Weinberg? Auf der sonntäglichen Lauftour gab es für Eyyüp, Monika, Klaus und mich – begleitet von Andreas V. auf dem Fahrrad – einiges Neue zu entdecken! Zum ersten Mal ging es durch die Luchwiesen bei Großziethen. Und zum ersten Mal in diesem Jahr liefen Eyyüp und ich 30 Kilometer…
Andreas V. hatte Eyyüp und mich bei unserem „Vorlauf“ noch als Läufer begleitet, bevor er dann aufs Begleitfahrrad umstieg, als sich uns Monika und Klaus für die neue 16-km-Runde anschlossen.
An der Stadtgrenze Richtung Großziethen bogen wir auf den Mauerweg ab, den wir dann wenig später verließen, um „Neuland“ zu entdecken.
Auf dem Mahlower Weg liefen wir zwischen Feldern in einem kleinen Bogen Richtung Großziethen.
Am Kreisverkehr kamen wir kurz wieder auf bekanntem Terrain heraus, schwenkten dann aber gleich wieder bei den Pferdekoppeln auf „Neuland entdecken“ um.
Auf dem Luchweg liefen wir nun durch die Luchwiesen. Mein Hinweis, dass das da vorne der auf der Karte eingezeichnete Weinberg sein müsse wurde von den anderen ungläubig zur Kenntnis genommen.
Aber auf der unscheinbaren Erhebung in dieser ansonsten so flachen Landschaft soll wohl einst tatsächlich Wein angebaut worden sein.
Nachdem er uns viele Kilometer durch Matsch und über holprige Wiesen mit dem Rad begleitet hatte, bog Andreas V. an dieser Stelle nach Hause ab – die Finger waren eiskalt geworden.
Wir vier Läufer hatten inzwischen auch den geplanten Wendepunkt erreicht und liefen nun auf dem Rudower Damm parallel zum Rudower Fließ (von dem wir aber nichts sahen) zurück.
Nach vielen weiteren Kilometern erreichten wir die Stadtgrenze und liefen nach Lichtenrade hinein. Hier sah es stellenweise etwas trostlos aus.
Klaus und ich entdeckten direkt am Straßenrand einen Gedenkstein. Er erinnerte an die Opfer des ehemaligen Außenlagers des KZ Sachsenhausen, das sich an dieser Stelle befunden hatte. Zwischen 1943 und 1945 waren hier in Lichtenrade hauptsächlich Kriegsgefangene aus der Ukraine untergebracht, die in der Landwirtschaft arbeiten mussten.
Ein paar Meter weiter wollte anscheinend jemand seine privaten Erinnerungen loswerden und hatte einen Behälter mit alten Bilderrahmen einfach auf dem Fußweg abgestellt.
Ich hatte für den Lauf noch ein paar kleine Sightseeing-Stationen eingeplant. So kamen wir kurz darauf am Dorfteich Lichtenrade vorbei…
… und auch an der Mälzerei Lichtenrade. Dieses unter Denkmalschutz stehende Industriegebäude aus dem Jahr 1898 diente ursprünglich zur Herstellung von Malz zum Bierbrauen. Irgendwann war aber auch das einmal vorbei und so lagerte hier zu Zeiten des Kalten Krieges ein Teil der West-Berliner Senatsreserve.
Kurzer geschichtlicher Exkurs:
Die Senatsreserve war eine gesetzlich verordnete Bevorratung des Senats von Berlin für den Fall einer zweiten Blockade West-Berlins. […]
Jahrzehntelang wurden in der Senatsreserve etwa vier Millionen Tonnen Güter gelagert. Zeitweise bestanden über 700 Lager in West-Berlin und nur relativ wenige Menschen hatten detaillierte Kenntnisse darüber. […]
[…] das permanente Auswechseln der Güter gegen frische Produkte, die sogenannte „Wälzung“, kostete jährlich mehrere Millionen Mark.
aus: Wikipedia, Artikel über die Senatsreserve
Weiter ging es zum S-Bahnhof Lichtenrade, wo gerade ebenfalls Dinge für die Geschichtsbücher passieren: Durch den Ausbau der Dresdner Bahn wird der vor kurzem noch kleine und idyllische Bahnübergang in den nächsten Jahren zu einer Riesen-Beton-Unterführung umgebaut.
Von der anderen Seite des Bahnübergangs konnten wir noch einen kurzen Blick auf die Mälzerei werfen.
Am Ende der gemeinsamen Luchwiesen-Runde machten Eyyüp und ich noch eine kurze Teepause, verabschiedeten uns von den anderen und liefen unsere restlichen Kilometer, um die 30 voll zu machen.
Abschließend noch das Kartendetail mit dem „Luchwiesen-Neuland“.
PS: Danke an Andreas V. für das schöne Teepausen-Foto mit den beiden erwartungsvollen Hunden!