Das vergangene Wochenende habe ich in Frankfurt verbracht – nicht als Marathon-Läufer wie geplant, sondern als Zuschauer, Team-World-Vision-Mitglied und Supporter für meinen Lauffreund und Trainingspartner Andreas V. Nachdem ich in der letzten Woche wegen eines Infekts das ärztliche „Startverbot“ erteilt bekommen hatte, schlugen meine Gefühle an diesem Wochenende Kapriolen wie das Wetter – von Regen über Wind bis zum Sonnenschein war alles dabei…
Auf der Marathon-Messe
Am merkwürdigsten fühlte es sich für mich auf der Marathon-Messe am Samstag an. Dass man Achim Achilles zuerst im Gespräch mit „Natural-Running-Papst“ Dr. Marquardt…
… und dann bei einem von ihm moderierten Läufer-Quiz („Habe ich jemals die 4-Stunden-Marke geknackt, ja oder nein?“) sieht, war ja noch ganz interessant…
… aber die eigene, nun völlig wertlose Startnummer in den Händen zu halten war schon nicht mehr ganz so lustig.
Andreas V. nutzte die Gelegenheit, mit Thoni-Mara-Chef Christian zu fachsimpeln.
Der Frankfurt-Marathon-Tag
Vor dem Start gab es ein kurzes Treffen mit den Team-World-Vision-Läuferinnen und -Läufern. Eigentlich sollte ich ja auch als Spendenläufer im Shirt des Teams laufen, aber wenigstens hielt Andreas V. die (Läufer-)Fahnen für die Berliner Delegation hoch. Mein TWV-Shirt hatte ich natürlich auch an (siehe erstes Foto), aber eben nur für die Stehparty am Streckenrand…
Zeit für schlechte Laune hatte ich aber nicht, denn ich konzentrierte mich voll darauf, Andreas V. bestmöglich zu unterstützen, wollte ihn an so vielen Streckenpunkten wie möglich anfeuern.
Dann ging es los, der Startschuss fiel und das Läuferfeld setzte sich in Bewegung.
Da Andreas aus dem zweiten Block starten sollte, hatten Doro, Manuela, Lars und ich etwas Zeit vorauszulaufen. Wir sahen ihn nach ein paar hundert Metern, dann wieder bei Kilometer 3 und zogen dann weiter zur Alten Oper (km 6). Es kam mir vor, als könnte man sich in Frankfurt an eine beliebige Kreuzung stellen und würde dort die Läufer auf jeden Fall vier Mal im Laufe des Vormittags aus verschiedenen Richtungen vorbeilaufen sehen.
Lars, der aufgrund von Achillessehnenproblemen ebenso wie ich auf seinen Start verzichtet hatte, machte fleißig Fotos.
War Andreas V. eben noch an dieser Kreuzung von West nach Ost durchgekommen, so sahen wir ihn etwas mehr als eine Viertelstunde und einen kleinen Positionswechsel später wieder von Osten kommen und zu uns nach Norden abbiegen. Da überrascht es dann auch nicht mehr, wenn die Läufer später noch einmal kurz vor dem Ende hier an der Alten Oper vorbeikommen. Der Frankfurter Zuschauer bewegt sich offensichtlich nicht gern und lässt lieber laufen ;-)
Ist auch egal, Andreas hatte offensichtlich Spaß – ein „High Five“ für die Supporter und weiter ging’s!
Ein absolutes Highlight an diesem Streckenpunkt war die Musik, die beiden DJs waren absolut gut drauf und ließen einen Knaller (z.B. „All right now“ von Free) nach dem anderen aus den Boxen dröhnen. Es juckte wirklich in den Füßen und ich war kurz davor, mich motiviert ins Läuferfeld zu stürzen ;-)
Lars machte sich nun auf den Rückweg, um den Zieleinlauf der Spitzenläufer zu sehen, und wir anderen drei bahnten uns den Weg vorbei an der Alten Oper zum Eschenheimer Turm bei Kilometer 12.
Wir konnten auf der Großbildleinwand sehen, wie die Top-Läufer mit enormem Tempo an der Spitze des Feldes liefen, während sich neben uns die Läufer bei einem weniger als halb so schnellen Tempo abmühten.
Eine der zahlreichen Musikgruppen machte den Läufern mit Trommelrhythmen Beine.
Kurz darauf wunderten wir uns, dass an einem Getränkestand noch gar nichts aufgebaut war und die Helfer sich recht entspannt unterhielten, während das Läuferfeld an ihnen vorbeizog. Wenige Meter weiter standen die Tische mit den Spezialgetränken der Marathon-Profis, ebenfalls noch unangetastet. Des Rätsels Lösung: Es war der Verpflegungspunkt für Kilometer 40, und da hier auch die Strecke zum Kilometerpunkt 9 entlangführte, hatten sich die Läufer den Kurz-vor-dem-Ziel-Schluck einfach noch nicht verdient.
Ein perfektes Timing: Gerade als wir am Eschenheimer Turm (km 12) ankamen, lief Andreas V. auf uns zu! Ein kurzes Aufjohlen und Klatschen und schon war er im Pulk an uns vorbei. Inzwischen hatte kräftiger Regen eingesetzt und wir Andreas-Supporter trennten uns. Manuela stieg in die U-Bahn, um ihn bei km 29 in Nied zu sehen, während wir anderen beiden uns auf den Rückweg zum Messeturm machten.
Dabei kam uns dann zufälligerweise der spätere Sieger Vincent Kipruto entgegen.
Und später – wir hatten schon zur Stärkung einen Pausen-Muffin in einem Café zu uns genommen – sah ich dann noch die schnellen Frauen mit Anna Hahner, als ich mich auf den Weg zur nächsten Call-a-Bike-Station machte.
Der Frankfurt-Marathon teilt sich nämlich streckenmäßig in ein dichtes Anfangs- und Endknäuel und in einen langen – von Kilometer 14 bis fast 37 – Ausflug gen Westen bis Frankfurt-Höchst und zurück. Und auf diesem „langen Jammer“ wollte ich Andreas V. mit dem Leih-Drahtesel (es war wirklich mehr ein Esel als ein Rennpferd) entgegen fahren.
Bis etwa Kilometer 32,5 kam ich gut durch, aber dann musste ich verkehrsbedingt passen, es war aufgrund einer Straßenbahn-Haltestelle einfach zu eng. So wartete ich mit Blick auf das Live-Tracking mit den Durchgangszeiten auf Andreas’ Erscheinen.
Endlich kam er, ziemlich wortkarg, so dass ich gleich wusste: Hier wird gekämpft, keine blöden Witze von der Seite. Immerhin erfuhr ich, dass er muskuläre Probleme hatte. Das war tatsächlich kein Grund zur Freude, wenn man noch neun Kilometer vor sich hat!
Zwischen den Läufern auf der linken und der entgegen kommenden Straßenbahn auf der rechten Seite fuhr ich – bis auf ein paar aufmunternde Kommentare – als „stiller Teilhaber“ auf gleicher Höhe mit ihm, immer auf der Hut, nicht beim einhändigen Fahren und gleichzeitigem Fotografieren versehentlich in die Straßenbahnschienen zu geraten.
Ein als Dante verkleideter Läufer hatte eine kurzzeitige Schwächephase, so dass Andreas V. am Bayern-Verteidiger vorbeiziehen konnte.
Kurz nach Kilometer 34 bog das Feld in eine Seitenstraße ab, die zu eng für eine Fahrrad-Begleitung war, so dass ich das Rad wieder abstellte und von dort aus in die Innenstadt lief. Machte richtig Spaß, sich mal wieder laufend zu bewegen, obwohl ich die Erkältung noch spürte. Ich postierte mich nun bei km 40,5 um auf Andreas V. zu warten. Und wen sehe ich da plötzlich? Einen anderen Andreas von Team World Vision, der an diesem Tag seinen ersten Marathon lief! Go, Team World Vision, go!
Kurz darauf kam Andreas V. vorbei, hoch konzentriert darauf, diesen Lauf jetzt trotz des kräftigen Gegenwinds zu beenden. Um ihm wenigstens etwas stille Unterstützung zu geben, lief ich einfach ein paar hundert Meter neben ihm her. Mit Laufschuhen und dem TWV-Shirt, nur die Jeans passte nicht ins Bild ;-)
Als die Absperrungen begannen scherte ich zur Seite aus und versuchte ihm nun auf der Zielgeraden parallel zu folgen, was aber aufgrund der Zuschauer nicht so gut gelang.
Ich freute mich, mal wieder zu laufen, aber ich spürte auch, dass ich doch recht kurzatmig lief – war doch die richtige Entscheidung gewesen, auf den Start zu verzichten.
Es ging nun auf den Mann mit dem Hammer zu.
Ein kleiner Schlenk nach links und dann ging es für die Läufer zum großen Finale in die Festhalle hinein. Andreas V. hatte es geschafft, und das auch noch in neuer Bestzeit!
Abschließend noch einmal das Innenstadt-Detail der Marathon-Strecke. Ein Marathon auf einem Bierdeckel ;-)
PS: Glückwunsch an Andreas V. zur tollen Zeit, die hast du dir hart erarbeitet und wohl verdient! Danke an Lars, von dem ich das Anfangsfoto bekommen habe und der eine tolle Arbeit für das Team World Vision Deutschland macht. Danke an alle, die für World Vision gespendet haben und schöne Grüße an die Team-World-Vision-Läuferinnen und -Läufer, es war schön, euch persönlich kennengelernt zu haben.
Danke Trainer ;-)
Super Bericht – oder eher eine super Foto-Story! Bin quasi jetzt auch mal in Frankfurt gelaufen: Dankeschön dafür! :-)
Klasse Bericht und super Fotos – da wird der Marathon noch einmal richtig lebendig!
Sehr Cool gemacht Andreas! Hut ab, dass du trotz der Enttäuschung so gut unterstützt hast. Glückwunsch an alle anderen Andreas’e zum finish und den Bestzeiten! Wir sehen uns in drei Wochen!
@Andreas V.
Nichts zu danken, meine Rolle war ja eher passiv ;-)
@Eddy
Stell’ dir vor, Andreas V. wollte trotz meines Hinweises auf dein tolles Bremen-Marathon-Video keine 5 Brötchen zum Frühstück essen ;-)
@Andreas
Deinen ersten Marathon wirst du auch so nicht vergessen. Die Bilder im Kopf bleiben!
@Marek
Danke, auf die Staffel freue ich mich schon. Das wird ein schöner, versöhnlicher Saison-Abschluss!
Toller Bericht. Vielen Dank dafür. Wir standen in Nied und die Shirts sind uns aufgefallen… sehr knallig und gut zu sehen.
Du warst bestimmt nach dem Rennen auch ordentlich fertig von Deinem Anfeueraktivitäten… sowas ist auch ziemlich anstrengend.
Viele Grüße, Claudi
http://claudigivesitatri.blogspot.de/
@Claudi
Ja, das Orange der Shirts hat auch geholfen, dass Andreas V. als Läufer mich (ebenfalls in Orange) jedes Mal schnell erkannt hat. Und anstrengend war das Wochenende tatsächlich auch ohne Laufen ;-)