Am vergangenen Sonntag war ich nach einjähriger Abstinenz mal wieder bei der Berliner Marathonstaffel am Start. In diesem Jahr mal nicht als (Aushilfs-)Läufer für die Marienfelder Schleicher, sondern als Startläufer von „Team Grün“, einem der vier Lauf-Teams, die die Running Twins aufgestellt hatten…
Henrik und Marek hatten bereits fast ein Jahr vorher mit der Organisation begonnen und viele, viele befreundete Läuferinnen und Läufer mobilisiert.
Bereits eine Stunde vor dem Start fanden sich die ersten Läufer gut gelaunt bei kühlen Temperaturen am Teamzelt auf dem Tempelhofer Feld ein.
Über Henriks Kontakte zur Running Company gab es neben den ortsansässigen Berlinern auch eine große Münchener Delegation. Nachdem alle ihre Beiträge zum Buffet abgestellt hatten, ging es auch schon mit der Verteilung der Startnummern und Laufchips durch Katja los.
Da ich statt der von mir eingeplanten 10-km-Etappe von Cheforganisator Henrik auf die Startposition über 12,195 km verlegt worden war, musste ich mich als einer der ersten fertig machen und stand – nach einem zufälligen kurzen Warmlaufen mit dem Marienfelder Schleicher Hartmut – um 10:25 Uhr im Hangar 5 und wartete auf den Startschuss.
Und dann ging es auch schon los! Meine ursprünglichen 10 km hatte ich in 4:25 min/km angehen wollen. Nun sollten es über 12 km sein und ich hatte mir als Ziel „möglichst knapp unter 4:30 min/km“ gesetzt. Kein Wunder, dass ich Gerald vom „Running-Twins-Team Rot“ nicht mehr gesehen habe, der flog nämlich mit unter 4:00 min/km über die ehemalige Startbahn!
Leider war es auf den ersten paar hundert Metern noch sehr voll. Ich musste höllisch aufpassen, niemandem in die Hacken zu treten und gleichzeitig irgendwie mein Tempo zu finden. Dass im Hangar-Bereich kein vernünftiger GPS-Empfang verfügbar war, erleichterte die Sache nicht gerade: Die Uhr zeigte wilde Fantasiezeiten zwischen 3:30 und 6:30 min/km!
Die Fotos stammen übrigens von einem späteren Zeitpunkt. Nicht dass jemand sagt: „So voll war das doch gar nicht!“ Bei mir war es noch so gedrängt, dass noch kurz bevor wir den Hangarbereich verließen, mir ein Läufer von hinten drängelnd die Ellenbogen in die Seite drückte! Immerhin zur Musik einer Trommelgruppe ;-)
Jetzt begann der schwierige Teil, denn es ging hinaus auf das ehemalige Flugfeld. Und das ist bekanntlich vor allem eins: öde. Ein hervorragendes Areal für Mentaltrainer und innere Schweinehunde. Ich bemühte mich, mein Tempo konstant zwischen 4:25 und 4:30 min/km zu halten, war sogar hin und wieder schneller.
Aber bereits als ich nach der ersten Runde durch die Zeltgasse kam, hatte ich zuvor in der Asphaltwüste ein wenig mit der inneren Stimme Bekanntschaft gemacht, die mir einflüstern wollte, wie anstrengend doch das aktuelle Tempo sei und dass ich ja eigentlich so gut wie gar nicht vom Fleck käme. Das Vorbeilaufen am Teamzelt mit den versammelten johlenden Running-Twins-Läufern brachte dann wieder den nötigen Adrenalinschub für die zweite Runde.
Genau so ging es wohl auch dem anderen Andreas vom „Team Blau“…
Auf der zweiten Runde kam ich nach anfangs recht gleichmäßigem Lauf bei etwa 4:26 min/km dann doch zwischen Kilometer 8 und 11 wieder ein wenig in die Sinnkrise und „gönnte“ mir ein Tempo von 4:36 min/km, bevor ich mich für den letzten Kilometer noch einmal zusammenriss.
Das Flughafengebäude kam in den Blick und ich zog das Tempo an. Gleich würde ich es geschafft haben! Ich überhole einige Läufer, werde aber auch von Läufern mit noch mehr Reserven selber überholt. Plötzlich beginnen meine Waden herumzuzicken! Nee, das geht jetzt nicht, das muss bis ins Ziel reichen. Letzte Kräfte werden mobilisiert, als ich am jubelnden „Running-Twins-Zelt“ vorbeilaufe. Ich hechele in den Hangar hinein und sehe sofort meinen Anschlussläufer Lars am Beginn der Wechselzone stehen. Ein kurzes Abklatschen und er ist auf dem Weg. Henrik empfängt mich mit den Worten, dass ich es sogar noch unter der eingeplanten Zeit von 55 Minuten geschafft hätte!
Während ich mich umziehe – mit dem kurzen Shirt und der kurzen Hose war mir doch bei 6 Grad auf den letzten Kilometern kalt geworden – und mich dann genüsslich über das kalte (ha!) Buffet im Zelt hermache, sind die anderen unterwegs. Bianca, Trainerin der Running Company, für das „Team Rot“ natürlich schon längst!
Lars, der für mein „Running-Twins-Team Grün“ lief, war bestens gelaunt auf der Strecke. Er ist übrigens Gründer des „Team World Vision Deutschland“, für das wir eigentlich auch alle in den entsprechenden Shirts bei der Marathonstaffel antreten sollten. Leider waren die meisten Shirts irgendwo im Versand hängen geblieben, so dass nur einige von uns in Orange-Weiß-Blau liefen. Aber das holen wir dann nächstes Jahr nach, Lars!
„Team Rot“ machte unterdessen mächtig Dampf, so dass es Läufer Nr. 3 Henrik sogar noch auf ein Foto mit Läufer Nr. 2 („Team Blau“) Christoph schaffte.
Zwischen Essen, Trinken und Anfeuern mit den Running Twins machte ich einen kurzen Besuch im Hangar bei meinen Freunden von den Marienfelder Schleichern.
Das Wetter war trotz vorgerückter Vormittagsstunde immer noch nicht viel freundlicher geworden.
Inzwischen war auch Henrik mit einer 5-km-Zeit unter 20 Minuten ins Ziel gerauscht.
Die Stimmung am Teamzelt war wunderbar. Wir fachsimpelten, hielten nach unseren Läuferinnen und Läufern Ausschau und brachen bei ihrem Auftauchen von 0 auf 100 in ekstatischen Jubel aus.
Während die einen ihren Lauf bereits hinter sich hatten, versuchten die anderen, sich bis zu ihrem Einsatz warm zu halten.
Im Zelt war es immer noch am wärmsten und gemütlichsten. Nur bekam man da natürlich nichts von den gerade Aktiven mit…
Bei einem zweiten Abstecher in den Hangar traf ich dann Monika und Joachim von den Marienfelder Schleichern, die ihre Läufe noch vor sich hatten, was ihrer guten Laune aber keinen Abbruch tat.
Klaus war derweil nach seinem Lauf schon völlig entspannt.
Dass unser dritter „Team-Grün-Läufer“ Bernd seine Runde barfuß lief, hat mich schon sehr fasziniert.
Es war ein ständiges Kommen und Gehen am Teamzelt. Nun war auch Stefanie vom Frauenteam „Pink“ zurück und wurde von Milosz gleich mit warmen Sachen empfangen.
Jedes Mal, wenn ein Teammitglied vorbei kam, reckten sich ihm ein halbes Dutzend Hände entgegen. Erstaunlich, dass wir Marek rechtzeitig haben kommen sehen, denn er war wie immer in einem unglaublichen Tempo unterwegs.
Ob Heiko hier vor seinem Lauf noch einen Witz von den anderen erzählt bekam?
Marek zog in der Zeltgasse noch einmal durch und hatte am Ende die 10 Kilometer in 37:33 geschafft! Und ich stellte erst jetzt fest, dass auf der anderen Seite ja meine Lauffreunde der Teams Heilandsweide 1 und 2 ihr Zelt hatten…
Bianca ist nicht nur schnell, sondern versprüht auch wo sie geht und steht gute Laune.
Und wieder eine Running-Twins-Team-World-Vision-Läuferin kurz vor dem Ziel!
Alle unsere Staffeln waren gut im Rennen und die Stimmung wurde immer besser.
Als vorletzter Läufer unseres grünen Teams kam Hugo nun mit bereits erhobener „Abklatschhand“ auf uns zugelaufen.
…und war im nächsten Moment auch schon vorbei!
Beim Aufwärmen im Zelt – mir war nun doch recht kalt geworden – stellte ich plötzlich fest, dass unsere Laufschuhe ja alle (bis auf eine Ausnahme, ähem) neon-gelb-grün waren. Schnelle Farbe halt ;-)
„Team Rot“ war nun fast komplett durch. Nadin zog beim Anblick des Zieles noch einmal kräftig durch, begleitet und angefeuert von ihren Teamkameraden Bianca und Henrik.
Wahnsinn! In einer offiziellen Zeit von 2:45:22 beendet „Team Rot“ die Marathonstaffel. Das sicherte ihnen Gesamtplatz 27 (und Mixed-Platz 2!)…
Entsprechend groß war die Freude des fast vollständig versammelten Teams im Ziel.
Alle waren zufrieden…
…aber noch waren ja die anderen drei Staffeln nicht durch! Während Nadin sich bereits stärkte, kam Blaues-Team-Schlussläufer Milosz vorbeigerannt.
Sein Schlussspurt sicherte dem „Running-Twins-Team Blau“ den 170. Platz in der Gesamtwertung.
Ein paar Minuten zuvor hatte unser Schlussläufer Karsten das „Team Grün“ mit einer Gesamtzeit von 3:10:58 ins Ziel und auf Platz 138 gebracht.
Nun warteten alle noch auf das Finale der Damen. Silvie wurde am Ende ihrer zweiten Runde bereits begeistert empfangen…
…aber als dann Schlussläuferin Sabrina für das „Team Pink“ die Marathonstaffel beendete – begleitet vom „Motivator“ Gerald – wurde sie von uns förmlich ins Ziel gejubelt.
Und so sahen dann die Endergebnisse aller vier Running-Twins-Staffeln aus:
Team | 12,2 km | 10 km | 5 km | 10 km | 5 km | Zeit | min/ km |
Platz |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rot | Gerald | Bianca | Henrik | Marek | Nadin | 2:45:22 | 3:55 | 27 |
Grün | Andreas | Lars | Bernd | Hugo | Karsten | 3:10:58 | 4:32 | 138 |
Blau | Andreas | Christoph | Heiko | André | Milosz | 3:14:01 | 4:36 | 170 |
Team | 6,2 km | 6 km | 10 km | 5 km | 10 km | 5 km | Zeit | min/ km |
Platz |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Pink | Sabrina | Constanze | Stefanie | Anna- Carolin |
Silvie | Sabrina | 3:53:33 | 5:32 | 65 |
Insgesamt kamen 1079 Männer/Mixed-Staffelteams und 136 Frauen-Staffelteams ins Ziel.
Ich war übrigens eine offizielle Zeit von 54:41 über die 12,2 km gelaufen und – mal abgesehen von meinem kleinen Hänger gegen Ende – sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Immerhin ein Schnitt von 4:29 min/km. Und dabei hatte ich es so nebenbei auch endlich mal geschafft, die 10er-Marke unter 45 Minuten (nämlich in 44:45) zu durchlaufen. Immer noch keine offizielle 10k-Zeit, aber das hole ich dann nächstes Jahr nach.
Danke an alle Läuferinnen und Läufer der Running Twins! Die meisten kannte ich vorher nicht, aber es hat einfach von Anfang an Spaß mit euch gemacht. Ich hoffe, ich sehe den einen oder anderen demnächst mal wieder.
Besonderen Dank natürlich an Henrik und Marek für die Einladung, im Running-Twins-Team mitlzulaufen. Klasse Organisation, ich hoffe, ihr stellt das nächstes Jahr wieder auf die (Lauf-)Beine.
Danke auch an alle, die nicht liefen und sich im Vorfeld und am Streckenrand so um die Läuferinnen und Läufer gekümmert und so ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben: Britta, Katja, Gregi, Oliver und all die anderen.
Ein abschließender Dank geht noch einmal und ausdrücklich an die diversen Fotografen, die mir für diesen Artikel ihre Fotos zur Verfügung gestellt haben!
Ein toller Bericht von einem tollen Event, mit tollen Bildern gespickt und mit tollen Zeiten gekrönt: meinen herzlichen Glückwunsch und höchsten Respekt dafür!
Gruß aus Bremen,
Eddy
ist ein toller Bericht geworden Andreas! danke dafür, lässt noch einmal die schönen Erinnerungen an diese gelungene Team-Leistung aufleben
Ein sehr schöner Bericht Andreas, danke für die Lobeshymnen, du bist natürlich gesetzt für 2013! Und Gratulation zu deiner beachtlichen Laufleistung, die 10k PB wird 2013 mit Sicherheit fallen. Wir sehen uns.
@Eddy
Danke, Eddy, du hast ja mit dem Tiger Balm Team ähnlich schöne Events erlebt und weißt, wie motivierend das ist.
@Gerald
Ja, ich habe beim Fotos zusammenstellen und beim Schreiben auch noch einmal alles durchlebt ;-) War ein tolles Team! Schön, dass wir uns dabei mal wieder gesehen haben!
@Marek
17.11.2013… Ich werde da sein ;-) Aber wir sehen uns sicherlich noch vorher!
Das sieht nach jeder Menge Spaß aus. Schöner Bericht!
LG Carsten
Tolles Event mit jeder Menge Spaß, dem man beim Lesen des Berichts und den Super-Fotos bei jeder Zeile spüren kann! Staffelwettbewerbe, zumal über solche Distanzen, haben wirklich ihren ganz eigenen Reiz. Glückwunsch zur (inoffiziellen) PB!
@Der Blaue
Danke, Ingo! Ich hoffe, wir sehen uns nächste Woche beim Ratzeburger Adventslauf!
Ratzeburg geht klar. Ich freu mich schon und melde mich nochmal wg. Treffpunkt.