Ja, nun ist mein Rügen-Urlaub leider vorbei. Neben all den anderen schönen Aktivitäten mit der Familie habe ich ihn natürlich auch genutzt, um zu laufen. Und zwar mal etwas „anspruchsvoller“ als sonst. Unser Urlaubsort Sellin liegt nämlich am Hochufer und an der Granitz – einem Küstenhochwald, dessen „hügelige Landschaft […] in manchem einer Gebirgslandschaft ähnelt“ (Zitat Wikipedia) – und da wurde es für mich als Berliner Flachlandläufer vom ersten Meter an anstrengend…
Insgesamt habe ich fünf Läufe durch diese wunderschöne Landschaft gemacht, aber ich zeige euch einfach mal beispielhaft einen davon, einen Lauf von Sellin nach Göhren und wieder zurück. Los ging es gleich mit der langen und stetig ansteigenden Wilhelmstraße…
… die oben am Hochufer mit einem schönen Blick auf die Seebrücke endet.
Von hier aus gibt es einen Weg, der direkt auf den Hochuferwanderweg nach Baabe führt. Ob es Zufall ist, dass der Wanderweg ausgerechnet schwarz gekennzeichnet ist? ;-)
Nach dem „Warmlaufen“ auf der Wilhelmstraßen-Steigung ging es hier nun richtig zur Sache: Ein ständiges Auf und Ab auf einem wunderbaren Trail-Pfad, inklusive einiger wilder Treppen-Ab- und -Anstiege!
Ein Laufgefühl wie Achterbahnfahren. Mühsam und immer langsamer werdend kämpft man sich eine kräftige Steigung hoch, um dann auf dem Gipfel erfreut innezuhalten und mit Schwung und fliegenden Beinen wieder hinab zu laufen!
Hin und wieder gibt es faszinierende Ausblicke von hoch oben auf das Meer.
Der Weg schlängelt sich unaufhörlich zwischen Bäumen am Hochufer entlang, es gibt keine zehn gleichen Meter hintereinander, immer wieder geht es hoch und runter, nach links und rechts.
Diese Strecke widersprach völlig der sonstigen Trainingslehre, die da sagt, dass man jeweils 2 Kilometer ruhig ein- und auslaufen sollte und dazwischen dann die eigentliche Trainingsbelastung liegt. Hier lief ich am Anfang und am Ende jeweils 2 Kilometer die Hügel hinauf und hinunter, während mein Puls stetig mitkletterte – um dann an den Strandpromenaden von Baabe und Göhren 8 Kilometer kontrolliert und ruhig laufen zu können.
Ich lief also entspannt an Baabe vorbei Richtung Göhren und genoss dabei den Blick auf das Meer…
… bis ich an der Seebrücke von Göhren ankam – ein kurzer Abstecher bis zum Brückenende mit weitem Blick auf die Küste ist obligatorisch – und mich wieder auf den Rückweg machte.
Wieder am Südstrand von Sellin, dem Beginn des Hochuferwanderwegs, angekommen, hatte ich natürlich (?) den Ehrgeiz, die lange 20%-ige Steigung hinauf zu laufen…
… eine Aktion, bei der ich am Ende fast auf der Stelle trippelte, so schwer wurde das „Laufen“. Aber als endlich Steigung und Puls auf dem Höhepunkt waren, verschnaufte ich kurz und zufrieden und nahm dann den Rückweg über den Hochufer-„Parcours“ in Angriff.
Waren meine Beine bei der 20%-Steigung schon absolut weich geworden, so fühlten sie sich etwas später nach dem Hochlaufen der langgezogenen Treppe endgültig wie Gummi an!
Beim Ausblick auf die Seebrücke von Sellin mit der Tauchglocke an ihrem Ende wusste ich, dass ich mein Hügellauf-Training für heute fast geschafft hatte. Nur noch wenige hundert Meter…
Aber es gibt Tage, an denen man einfach nicht genug kriegen kann (oder einfach wissen möchte, ob man nicht doch irgendwie klein zu kriegen ist?) und so lief ich auch hier in Sellin hinunter an den Strand und auf die Seebrücke…
… um mir noch mit der abschließenden Steigung wieder hinauf zur Wilhelmstraße den „Rest“ zu geben. Wer so etwas (oder Ähnliches) schon einmal gemacht hat, weiß, wie sich grenzenlose Zufriedenheit beim Erreichen der letzten Höhe und dem abschließenden lockeren Hinuntertraben (der Wilhelmstraße) anfühlt!
Wie eingangs erwähnt habe ich insgesamt fünf solcher Läufe gemacht und kam mir dabei manchmal vor wie im „Höhentrainingslager“. War natürlich im Vergleich zu Läufern, die in süddeutschen, gebirgigeren Gegenden trainieren nicht der Rede wert, aber ich hatte das Gefühl, mal so einen richtigen Trainingsschub bekommen zu haben.
Mein langer 30-km-Lauf auf Rügen verlief übrigens unter ähnlichen Bedingungen von Sellin bis nach Prora und zurück. Aber davon im nächsten Lauf-Bericht…
PS: Soweit ich weiß, ist die Erfassung von GPS-Höhenangaben reichlich grob und mit Vorsicht zu genießen, insofern gibt die Grafik nur einen ungefähren Eindruck.
Hey, da bist du ja wieder, wurdest schon vermisst. Du bist bestimmt in aller Herrgottsfrühe gelaufen, es ist ja weit und breit kein Mensch (Hund, Vogel, Fisch) zu sehen. Das ist an der Ostsee sonst gar nicht möglich. Bei dieser Strecke kriegt man schon vom Lesen Gummibeine. Aber schön!
Kommt mir alles ziemlich bekannt vor – das schöne daran, dass man alles auf Rügen haben kann – Meer, Hügel, Seebrücken und tolle Touren unternehmen kann, was dir ja gelungen ist – Rügen – immer eine Reise wert !
@ Hanna
doch das kann man schon erleben, im Sommer frühmorgens – im übrigen Jahr fast immer !!
@Hanna
So früh war das gar nicht, ich bin meist um 7:30 Uhr losgelaufen. Für Urlauber ist das aber natürlich mitten in der Nacht ;-)
@Margitta
Rügen bietet tatsächlich so allerhand. Und dass es sich an der Ostsee gut laufen lässt, weißt du ja am allerbesten!