Heute fand unser erster Wettkampf des Frühjahrs 2010 statt, der Berlin-Halbmarathon 2010. 19.670 Teilnehmer zählten die Veranstalter auf dem Kurs durch die Berliner Innenstadt und ein Teil davon waren wir: Monika, Klaus, Jürgen, Hartmut, Andreas V. , Bodo und ich. Sylvia und Andreas III. sind ebenfalls gelaufen, aber leider haben wir sie nicht gesehen. Ich hatte nicht übermäßig ehrgeizige Ziele, aber einen Plan. Und am Ende musste ich überrascht und glücklich feststellen: so souverän bin ich noch nie nach der eigenen Renneinteilung gelaufen…
Schon in Marienfelde auf dem S-Bahnhof war zu spüren, dass eine Temperatur von etwa 9° nicht sehr angenehm ist. Vor dem Lauf schon gar nicht! Bei unserer Ankunft auf dem Alexanderplatz setzte dann auch noch Nieselregen ein und brachte die Kleidungsfrage wieder auf. Kurze Hose, ja, aber was oben herum? Ich bereute es so langsam, mein Lauf-Unterhemd zuhause gelassen zu haben. Wenig später stand ich – trotz Plastikumhang leicht frierend – mit Klaus und Jürgen gemeinsam in Startblock C (wir hätten auch in B starten dürfen, wollten es heute aber etwas ruhiger angehen) und wartete auf den Startschuss.
Und dann ging es auch schon los, unter nicht ganz optimalen Rahmenbedingungen, denn auf dem ersten Teil der Strecke setzte Nieselregen ein, und auf der langen Magistrale vom Start an der Schlossbrücke bis zum Ernst-Reuter-Platz (Kilometer 5) wehte dem Läuferfeld der Wind entgegen. Klaus (deutlich erkennbar an der roten Mütze) und Jürgen liefen beständig ein paar Dutzend Meter vor mir und ich ließ sie ziehen, denn ich wollte mir auf dem ersten Teilstück etwas mehr Zeit lassen.
Ein erster Blick auf die Uhr zeigte nach den Anfangskilometern, das ich mit einem Schnitt von 5:10 min/km eine Spur schneller als geplant gestartet war, aber ich war zufrieden und versuchte, ab Kilometerpunkt 4 den geplanten 5:00-Schnitt zu laufen. Die Stimmung am Rand der Strecke war trotz des bedeckten Himmels (der Regen hatte nachgelassen) gut und die Musik der zahlreichen Bands heiterte die Stimmung der Läufer auf. Am Sophie-Charlotte-Platz trieben mich die Trommeln der Gruppe von Mauerweg-Lauf-Läuferin Gabi an, und kurz darauf entdeckte ich Doro in strahlendem Neongelb am Straßenrand, was mir weiteren Schub gab.
Es lief alles prächtig, ich konnte das Wunsch-Tempo problemlos laufen. Auf Hartmuts Rat vom Vortag hin nahm ich dann am Getränkestand bei Kilometer 6 ein wenig Gel zum Wasser. Na, ob das hilft? Ich laufe auf jeden Fall auch die folgenden Kilometer rund. Der Zeitvergleich bei den Schildern 7, 8 und 9 ist immer ok: die 5:00 steht! Kilometer 10 passiere ich mit 50:41 min sogar etwas schneller als geplant (ich hatte für die ersten vier Kilometer mit 5:15 min/km kalkuliert).
So, das war bis jetzt nur Spaß, nun muss, bei aufkommendem Sonnenschein, gearbeitet werden. Um es mir leichter zu machen, hänge ich mich an einen Läufer und eine Läuferin von „Spiridon Frankfurt“ an, deren blaue Laufshirts ich von nun an für mehrere Kilometer direkt vor mir sehe. Ich schalte gedanklich ein wenig ab, laufe einfach beständig hinter dem Blau her. Irgendwann stelle ich allerdings fest, dass das Durchschnittstempo der beiden etwas langsamer als gewünscht ist. Schade, war gerade so bequem! Ich überhole langsam.
Etwas hinter Kilometer 14 gibt es dann beim Erfrischungsstand das zweite Gel (nicht, dass Hartmut mir nachher Vorwürfe macht ;-) Die Kilometer zum Potsdamer Platz – die Brückensteigung zur Neuen Nationalgalerie – sind mir noch vom Marathon als sehr anstrengend in Erinnerung, aber heute läuft es (fast) von alleine. Immerhin habe ich nun ungefähr 17 Kilometer ohne Probleme hinter mich gebracht.
Ich laufe zwischen den Hochhausschluchten auf den Potsdamer Platz zu und halte nach Andreas II. Ausschau, der uns an dieser Stelle anfeuern wollte. Nichts zu sehen, ich muss ihn verpasst haben. Aber hinter der Kurve, in der Stresemannstraße, steht eine aufgedrehte Doro, winkt, und schickt mich nach kurzem Halt weiter auf die Reise.
Zwischenzeitlich verliere ich zwar an den Erfrischungsständen und bei Steigungen einige Sekunden, habe aber inzwischen das sichere Gefühl, heute auf jeden Fall unter 1:47:00 bleiben zu können. Ich kann das Tempo nicht nur halten, sondern betrete (belaufe?) ab dem 19. Kilometer auch Wettkampf-Neuland: ich beschließe, auf den letzten zwei Kilometern noch einmal – wie geplant – das Tempo zu erhöhen. Ein letzter Blick auf die Uhr beim Kilometer-19-Schild zeigt mir 1:35:50, mal sehen, ob ich es schaffe…
Die Steigung zur Mühlendamm-Brücke hoch zum Ziel ist für dieses Vorhaben natürlich eine ziemliche Schikane, und wenige Hundert Meter vor dem Ziel stelle ich plötzlich erstaunt fest, dass sich ein Wadenkrampf andeutet. Ganz ruhig, ganz sauber weiterlaufen, denke ich mir, und bin heilfroh, dass die Andeutung auch nur eine solche bleibt.
Dort vorne, das Zieltor! Noch ein letzter kurzer Endspurt, dann bin ich im Ziel. Meine Zeit: 1:45:31! Das hätte ich im Traum nicht gedacht, dass ich so exakt im Plan bleiben könnte. Und das bedeutet auch, dass ich auf den letzten 2,1 Kilometern einen Schnitt von knapp unter 4:40 min/km gelaufen bin (im Herbst kein Problem, aber im Frühjahr war ich noch nie auf den letzten Kilometern so schnell bei einem Halbmarathon!).
Im Zielbereich haben wir übrigens dann auch noch die Mauerweg-Lauf-Teilnehmer Andreas IV. und seine zwei Mitläufer getroffen. Alle unsere Läuferinnen und Läufer sind bei diesem Berlin-Halbmarathon 2010 gut und zufrieden angekommen (Sylvia und Andreas III. laut SCC-Ergebnisliste wohl auch), wenn auch unterschiedlich müde ;-)
PS: Zuhause war ich dann doch verblüfft, als ich meinen Zettel vom Vortag mit der Renneinteilung liegen sah: Das stimmte fast auf die Sekunde mit meinem Rennverlauf und der Zielzeit überein. Besser geht nicht!
Man muss sich nur realistische Ziele setzen und einmal am Anfang nicht übertreiben – dann ist das möglich. Leichter gesagt als getan. Dir daher umso mehr: Glückwunsch, dass du das durchziehen konntest!
Klasse Leistung Andreas, wenn das kein guter Saisonauftakt war! Hast dich ja genau an den Zettel gehalten :-)
Klasseleistung !!!
Hut ab oder rote Mütze auf
Danke euch! Es war zwar nicht meine Bestzeit, aber der bisher gefühlt beste Lauf… (zum ersten Mal nicht verzettelt ;-)