Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Buchstabenlauf – Die 6. Etappe

Veröffentlicht am 09.06.2008 | 2 Kommentare

Buchstabenlauf, 6. Etappe Grunewald, Messegelände, Wilmersdorf
So langsam nähern wir uns dem Ende der XT Wings Challenge! Am vergangenen Sonntag war ich wieder mit Freunden unterwegs, um weitere Buchstaben in das Berliner Luftbild zu laufen. Das war dann schon die 6. Buchstabenlauf-Etappe und somit nähern wir uns mit großen Schritten der „schriftlichen Abschlussprüfung“ am kommenden Sonntag…

Laufen im Grunewald

Los ging es dieses Mal am großen Parkplatz vor dem Mommsenstadion. Monika, Hartmut, Sylvia, Andreas III. und ich begannen mit einem wunderschönen Stück durch den Grunewald. Wie es sich für einen richtigen Buchstabenlauf gehört, gab es auch gleich ein Hindernis: Da wo wir eigentlich durchwollten, um ein „B“ in den Wald zu schreiben, war ein Zaun. Glücklicherweise kennen sich Andreas III. und Sylvia im Grunewald bestens aus, so dass wir durch einen kleinen Schlenker doch noch zu einem „B“ kamen. Und ich muss sagen, es sieht wesentlich besser aus als ursprünglich geplant…

Teufelsseechaussee

Nach all den Straßenabschnitten der vergangenen Etappen, war es eine richtige Belohnung, mal im Grünen unterwegs zu sein. Schreibt sich deutlich leichter ;-) Ganz unbekannt war uns dieses Areal übrigens nicht, denn hier finden alljährlich im Herbst der 30-km-Trainingslauf – das berüchtigte Stück an der Teufelsseechaussee –, der Staffelmarathon und auch der Crosslauf statt. Aber wie sagte Monika doch so schön: „Im Sommer ist es was ganz anderes!“

Haus an der Soldauer AlleeHaus

Nach den mehr oder weniger eleganten Bögen des Einstiegs-„B“s folgte jetzt mal wieder eines der gefürchteten „E“s. Bei den Balken eines „E“s wird das Absurde der Aktion immer besonders deutlich. Typischer Dialog zwischen den Teilnehmern und dem Veranstaltungsleiter: „So, bis zu dieser Straßenecke!“ „Und jetzt?“ „Jetzt wieder zurück.“ „Wieder zurück??“ Ich hoffe, die schönen Häuser am Straßenrand haben ein wenig über das repetitive Element hinweggetröstet.

Haus an der Soldauer AlleeSchild am Restaurant

Am Ende des „E“ lockten idyllische Hauseingänge, mediterrane Spezialitäten und die Aussicht, dass das jetzt fast (!) das letzte „E“ des gesamten Buchstabenlaufs war. Bevor ich es vergesse: der Mittelbalken war dieses Mal besonders, denn der Frauenburger Pfad ist wirklich etwas für Pfadfinder. Solch dünne Linien – einer nach dem anderen im Gänsemarsch – sind wir bisher nicht gelaufen! Und am Wendepunkt dieses schmalen Balkens, in der Kurländer Allee, hat laut Wikipedia einmal die britisch-deutsche Schauspielerin Lilian Harvey gewohnt, die, so sei nebenbei verraten, am selben Tag Geburtstag hatte wie der Veranstalter dieses merkwürdigen Laufs durch ihren ehemaligen Kiez.

Türkisches KonsulatSkulptur am Theodor-Heuss-Platz

Nach diesen doch sehr läuferfreundlichen Kilometern ging es nun auf die Heerstraße, die ja eher etwas für motorisierte Zeitgenossen ist. Fotostopps gab es trotzdem, und zwar zuerst am Türkischen Generalkonsulat, an dem mir zwei deutsche Polizisten augenzwinkernd nur ein Foto gestatten wollten, und wenig darauf am Theodor-Heuss-Platz die Brunnenskulptur Blauer Obelisk.

Deutschlandhalle

War es an der Heerstraße noch halbwegs schattig, ging es nun in einem Bogen über heiße, baumlose Fußwege um das Messegelände herum. Zwischen Kilometer 7 und 10,5 verlief nämlich ein riesengroßes „G“. Die Heerstraße zurück, links in die ewig lange Jafféstraße und wieder links auf den Messedamm, vorbei an der Deutschlandhalle. Nach etlichen baubedingten Schließungen und Wiederöffnungen in ihrer fast 73-jährigen Geschichte – hier haben unter anderem die Stones gespielt und Muhammad Ali geboxt – wurde übrigens vor kurzem ihr endgültiger Abriss beschlossen. Mal abwarten ;-)

FunkturmICC

Nun liefen wir an der „gelben Spirale“ vorbei, einem Kunstwerk, das sich leider nicht ergoogeln ließ. Wer etwas darüber weiß, soll sich bitte melden… Oder ist es gar kein Kunstwerk sondern nur eines jener in Berlin oft zu sehenden oberirdischen Bau-Rohre, das nur etwas zu heiß geworden ist? Gegenüber liegt das ICC, das sich seine Spitznamen „Raumschiff“, „Kongressdampfer“ und „Panzerkreuzer Charlottenburg“ wahrlich verdient hat.

Skulptur am ICC

Ich bleibe kurz stehen, wodurch sich meine Mitläufer in Vorläufer verwandeln, und mache schnell ein Foto durch die Stahlplastik von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff, die ja auch die Skulptur „Berlin“ gemacht haben, die man auf dem Tauentzien und tausenden von Berlin-Postkarten bewundern kann. Momentan muss allerdings ich mich erst einmal wundern. Nämlich wie schnell meine Buchstabenläufer mir davongeeilt sind. Ohne Punkt und Komma! Nichts wie im Spurt hinterher…

Messe BerlinHaus des Rundfunks

Der letzte Innenbogen des „G“ endet vor dem Eingang der Messe Berlin. Hier ist mal wieder der Punkt erreicht, an dem ich meinen kleinen rechten Zeh mit einem Pflaster beruhigen muss. Keine Ahnung, warum der die XT Wings nicht mag, der Kleine auf der linken Seite mag den Schuh. Und weiter geht es. Vorbei am Haus des Rundfunks (hier wurde 1935 der erste reguläre Fernsehprogrammdienst in Deutschland gestartet) zurück zur Kreuzung Masurenallee/Messedamm.

U-Bahnstation

Wir biegen in den Messedamm links ein und passieren den Eingang zur Fußgängerunterführung, den ZOB und das Hotel Ibis. Hier ist die Zeit in den Siebzigern stehen geblieben, ein Traum in Orange und Braun.

Skulptur an der KnobelsdorffstraßeFriedhof an der Königin-Elisabeth-Straße

Auf der Königin-Elisabeth-Straße geht es jetzt zu einem langen „L“-Strich bis an den Spandauer Damm. Hartmut, Andreas III., Sylvia und Monika sind wieder längst plaudernd vorausgeeilt derweil ich mich fotografisch an der Ecke Knobelsdorffstraße „Heim“ und „Arbeit“ nähere. Auf der einen Seite der Straße steht die große Skulptur eines Mannes, auf der anderen Seite die einer Frau mit Kind. Und jetzt die Quizfrage: Wer ist hier wohl „Heim“ und wer „Arbeit“? Na gut, war nicht schwer ;-) Wieviel sich seit 1930 auf dem Gebiet getan hat, dürft ihr selber mit euren Partnern ausdiskutieren…

Auf dem Rückweg – denn natürlich ging es, kaum war der Spandauer Damm erreicht, wieder retour – kamen wir am etwas tiefer gelegenen Luisenfriedhof II vorbei. Nach diesem Ausblick war dann aber wieder Schluss mit Grün und wir bogen links in den Kaiserdamm ein.

Spiegelung an einer Hausfassade

Hinter der Autobahnbrücke dann ein schönes Sinnbild des Stadtteils: die Spiegelung eines schönen alten Gebäudes in einer doch etwas eintönigen modernen Fassade. Bis zur Sophie-Charlotten-Straße, ziemlich genau Kilometer 13, ging es noch und dann war auch das große „L“ geschafft. Fehlte nur noch das „I“, zu dem wir nun zurück ein kurzes Verbindungsstück laufen mussten.

PortalHaus in der Rhielstraße

Vom Kaiserdamm ging es nach wenigen Minuten links ab in die Riehlstraße, eine kleine, beschauliche Straße auf der Westseite des Lietzensees. Aber wie bereits bei den vorangegangenen Buchstabenlauf-Etappen zeigte sich auch hier, dass es überall etwas zu entdecken gibt. Neben dem Fußweg öffneten sich unverhofft Torbögen mit Treppen und, durch die Bäume fast verdeckt, auf der gegenüberliegenden Seite war ein schönes altes Gebäude (wenn ich Monika richtig verstanden habe wahrscheinlich aus den 1920er-Jahren) mit abgerundeten Ecken zu sehen.

Villa in der HerbartstraßeTreppe zum Lietzensee

Bis zur Dernburgstraße laufen wir noch auf der nun anschließenden Herbartstraße durch, dann drehen wir um. Geschafft! Der letzte Buchstabe für heute ist abgelaufen, nun geht es zurück zu den Autos. Zuvor staunen wir jedoch noch über drei Polizisten, die gegenüber auf dem Fußweg stehen. Was bewachen die bloß in dieser ruhigen Wohngegend? Wenn meine nachträglichen Recherchen stimmen, hier die Antwort für meine Mitläufer und alle anderen Interessierten: In der Herbartstraße befindet sich die kleine, 1981 erbaute Leo-Baeck-Synagoge. Die muss allerdings so klein sein, dass drei Polizisten reichten, sie zu verdecken…

Eingangstüren zum ICC

Mit den Füßen sind wir nun auf dem Heimweg und mit den Gedanken sogar noch ein Stück weiter. Aber das war nicht der Grund, weshalb es am ICC plötzlich noch einmal aufregend wurde. Andreas III. fand sich plötzlich in der Horizontalen, weil er über ein Stück Kopfsteinpflaster vor dem „Raumschiff“ gestolpert war! Da haben die Berliner einst 924 Millionen DM verbaut und für ein paar letzte Schläge mit dem Gummihammer hat es nicht mehr gereicht! Auf einer Breite von etwa einem Meter quer zum Fußweg standen die Steine tatsächlich 2-3 cm über.

Mauerstück am ICCAm ICC

Da das Knie ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, beschlossen wir, zu dritt zu den Autos zu laufen und Andreas und Sylvia dann abzuholen. War sicherlich kein Zufall, dass groß „Taxi“ auf dem Schild stand unter dem wir die weiteren Schritte beratschlagten…

AVUS-Denkmal

So liefen Monika, Hartmut und ich dann den „Endspurt“ zu dritt. Passenderweise an der ehemaligen Rennstrecke der AVUS entlang. Hier erinnert ein Denkmal an die vergangenen Zeiten der Motorrad- und Autorennen, bei denen einst Bernd Rosemeyer mit 276,4 km/h den Rundenrekord aufstellte und Rudolf Caracciola auf der Geraden eine Geschwindigkeit von fast 400 km/h erreichte.

Rückseite der AVUS-TribüneMommsenstadion

Auf der Rückseite der Tribünen liefen wir durch bis zur Waldschulallee, die uns geradewegs durch die Siedlung Eichkamp zum Mommsenstadion führte, das seinen Namen übrigens dem 1934 im Tribünengebäude einquartierten Mommsengymnasium verdankt. Wie unsportlich!

Gruppenbild der Teilnehmer der 6. Buchstabenlauf-Etappe

Mit dem klassischen Gruppenfoto am Zielort wurde es erst einmal nichts, aber nachdem wir mit den Autos am ICC bei Sylvia und Andreas angelangt waren, haben wir das dort nachgeholt. Das sonntagmorgendliche ICC ist so ziemlich die passantenärmste Gegend die man sich vorstellen kann, und so mussten wir uns denn in Ermangelung eines Hilfsfotografen schließlich gegenseitig ablichten.

Von dieser Stelle noch einmal beste Genesungswünsche an Andreas. Und natürlich meinen herzlichen Dank an das gesamte Buchstabenläuferteam. Es war wieder schön mit euch! Und nächsten Sonntag sehen wir uns alle hoffentlich zum großen Finale wieder!

» Fotos der 6. Buchstabenlauf-Etappe in besserer Qualität auf flickr.com
» Berlinkarte mit den Fotos der 6. Buchstabenlauf-Etappe auf flickr.com
» Luftbild mit dem 6. Buchstabenlauf in höherer Auflösung (1,5 MB)
» Luftbild mit dem Buchstabenlauf-Gesamtstatus in geringer Auflösung (124 k)
» Luftbild mit dem Buchstabenlauf-Gesamtstatus in hoher Auflösung (3,7 MB)

Kategorien

Buchstabenlauf, Lauferfahrungen, Laufevents

2 Kommentare zu “Buchstabenlauf – Die 6. Etappe”

  1. Andreas III. sagt:

    Hallo Andreas,
    wieder ein meisterlicher ‘startblog-f’ mit lehrreicher historischer Untermalung. Viele Textpassagen lassen eine feine wunderbare Ironie erkennen und sind somit recht erfrischend zu lesen. Trotz meines unglücklichen horizontalen ‘Fluges’ mit einer doch tiefen Knieverletzung war es wieder ein schönes gemeinsames Erlebnis.
    Sylvia und ich würden am letzten Buchstabenlauf sehr gern teilnehmen, doch der jetzt bestehende erhebliche Erguss in meinem linken Kniegelenk verbietet dies. Sehr bedauerlich!
    Terminverschiebung möglich? Ich unternehme alles, um schnell wieder fit zu sein.

    Mit freundlichen Grüssen
    Sylvia und Andreas III.

  2. webmaster@startblog-f.de sagt:

    Hallo Andreas III.,
    das ist sehr schade, dass deine Verletzung dich doch länger außer Gefecht setzt. Den Termin möchte ich ungern verschieben, da die Challenge für alle Teilnehmer bis auf Mitte Juni terminiert ist. Ich würde vorschlagen, du kurierst das Knie in Ruhe aus und in ein paar Wochen machen wir einen Lauf unter deiner Führung durch den Grunewald! Da würde ich mich sehr drüber freuen.

    Schöne Grüße an euch beide
    Andreas

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