Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

Crosslauf – Das ideale Winter-Lauftraining

Veröffentlicht am 14.12.2011 | 3 Kommentare

Läuferinnen bei einem Crosslauf-WettkampfFoto: Stefan Beumker/VfL Löningen

Nachdem ich in letzter Zeit einiges über Crosslauf gelesen und auch meine ersten Trainings-Crossläufe mit großer Freude gemacht habe (im Wettkampf bin ich mehrmals beim Berliner Cross-Country-Lauf im Grunewald dabei gewesen), fand ich es nun an der Zeit, die wichtigsten Infos zum Crosslauf zusammen zu tragen…

Was ist Crosslauf?

Anspruchsvolles Laufen im Gelände

Der Crosslauf (Querfeldeinlauf, Geländelauf, Traillauf) ist, neben den Straßen- und Bahnläufen, eine eigenständige Variante des Laufsports. Statt wie gewohnt auf der Straße oder auf der Bahn zu trainieren, absolviert der Crossläufer seine Läufe im Gelände auf ständig wechselnden Böden. Die Strecke führt meist querfeldein über Wiesen, Felder und durch den Wald. Es geht über schmale Pfade, durch Pfützen, Matsch und Schnee, und der Läufer muss auf seinem Weg auch Anstiege bewältigen oder über Hindernisse springen. Der Crosslauf ist somit nicht nur abwechslungsreich, sondern auch anspruchsvoll.

Laufen ohne Uhr

Das Crosslaufen macht den meisten Läufern großen Spaß, man muss sich stark konzentrieren und vergisst dabei die Zeit. A propos Zeit: Der Blick auf die Laufuhr ist aufgrund der ständig wechselnden Anforderungen und Tempi nahezu sinnlos, Kilometer-Durchgangszeiten sind hier ohne Wert, man kann sich vollkommen dem eigenen Laufgefühl hingeben. Eine Erfahrung, die den meisten Läufern gut tut.

Vielseitige Beanspruchung

Die Crosslauf-Saison erstreckt sich über die Monate November bis März und dient vielen Läufern als hervorragende Trainingsmethode, um sich über die Wintermonate auf die nächste Bahn- und Straßenlauf-Saison vorzubereiten. Aufgrund der Anforderungen, die eine Strecke quer durch die Natur an den Läufer stellt, ist die körperliche Beanspruchung beim Crosslauf vielseitiger.

Crosslauf-Geschichte und -Wettkämpfe

Laufen zwischen zwei Dörfern

Das Crosslaufen ist eine britische „Erfindung“ aus dem Jahr 1850. Damals waren die meisten Rennen einfach Volksläufe zwischen zwei Dörfern, bei denen die Teilnehmer quer über Felder und durch Bäche und Wälder laufen mussten.

Von 1912 bis 1924 war der Crosslauf eine kurze Zeit lang offizielle olympische Disziplin, bis er aus dem olympischen Programm verschwand. Als Teildisziplin beim Modernen Fünfkampf gibt es ihn seit den Sommerspielen 1912 bis heute noch.

Wettkämpfe in den Wintermonaten

Neben der Crosslauf-Weltmeisterschaft, die alljährlich Ende März stattfindet, gibt es nationale und kontinentale Meisterschaften (wie die Crosslauf-Europameisterschaft alljährlich im Dezember). Die Deutsche Meisterschaft im Crosslauf findet in der Regel im März statt.

Grafik mit Strecke

Die Strecke eines Crosslauf-Wettkampfs liegt meist in einem offenen oder waldreichen Gebiet, ist möglichst mit Gras bedeckt und führt über natürliche Hindernisse, die aber die Läufer nicht gefährden dürfen – es gibt dementsprechend keine hohen Mauern oder tiefen Gräben. Crosslauf-Wettkämpfe finden in der Regel mit einer maximalen Gesamt-Streckenlänge von 12 Kilometern (WM der Männer) auf einem Rundkurs von 1750 m bis 2000 m Länge statt.

Die führenden Nationen bei Crosslauf-Weltmeisterschaften sind Kenia und Äthiopien. In den letzten 31 Jahren gewann allein Kenia 23 Mal die Teamwertung der Männer (u.a. mit den Einzelsiegern Paul Tergat und Joseph Ebuya) und Äthiopien 8 Mal (u.a. mit den Einzelsiegern Kenenisa Bekele und Imane Merga).

Formen des Crosslauf-Trainings

Das Crosslauf-Training kann man entweder als gleichmäßigen Dauerlauf gestalten oder als Fahrtspiel, bei dem man beliebig, abhängig vom Gelände, mit dem Tempo spielt. Durch die sich stetig ändernden Bodenverhältnisse und Geschwindigkeiten trainiert man dabei automatisch wechselnd im aeroben und anaeroben Bereich. Je nach Trainingsstand und Geländeprofil läuft man dabei zwischen 10 und 45 Minuten querfeldein. Trailläufe mit geringerer Intensität werden auch über deutlich längere Strecken gelaufen.

Welche Trainingseffekte bietet der Crosslauf dem Läufer?

Intensives Lauftraining im Winter

Da ein Intervalltraining oder ein Tempodauerlauf auf der Bahn und auf Straßen während der Wintermonate aufgrund der klimatischen Bedingungen meist kaum möglich ist, bietet der Crosslauf die Chance, ein intensives Training zu absolvieren und gleichzeitig dabei Fähigkeiten wie Koordination und Kraftausdauer zu trainieren.

Mit jedem Schritt wird dabei die gelenkstützende und die umliegende Muskulatur gestärkt, was den Läufer auch auf der Straße weniger verletzungsanfällig macht. Darüber hinaus zwingt das Laufen über stetig wechselnde Laufuntergründe nicht nur zu hoher Konzentration, es führt auch zu einer Ökonomisierung des Laufstils sowie zu besserer Krafteinteilung und Koordination.

Aber nicht nur die Beine, auch der Rumpf und die Arme werden durch das Laufen im Gelände gestärkt, da sie im Gegensatz zum Straßenlauf aktiv arbeiten müssen, um das Gleichgewicht zu halten oder einen Anstieg zu erkämpfen.

Ein Crosslauf beansprucht 30% mehr als ein Straßenlauf

Laut einer von der Runner’s World zitierten dänischen Studie, bei der die Laktatkonzentration der Probanden nach einem 6-Kilometer-Crosslauf und nach einem 6-Kilometer-Straßenlauf ermittelt wurde, stellen Crossläufe bei gleichem Tempo einen 30 Prozent höheren Belastungsanspruch an den Läufer als Straßenläufe.

Da beim Crosslauf im Herbst und Winter oft unter widrigen Bedingungen gelaufen wird, wird auch die Willenskraft des Läufers gefordert. Das Durchstehen von Schwächephasen stärkt die mentale Widerstandskraft, die gerade für spätere Marathonläufe von Bedeutung ist.

Durch die völlig unterschiedlichen Ansprüche, die das Gelände an den Läufer stellt, ist das sonst übliche Trainieren nach Zwischenzeiten und Zeitvorgaben kaum möglich, was den positiven Nebeneffekt hat, dass man lernt, sich beim Laufen mehr auf sein eigenes Körpergefühl zu verlassen.

Wer sollte Crosslauf in seine Trainingswoche einbauen?

Vorteile für alle Läufer, vom Freizeitläufer bis zum Profi

Wie soeben beschrieben, bietet der Crosslauf große Vorteile, gerade für Läufer, die ambitionierter trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Nicht ohne Grund nutzen afrikanische Profi-Läufer den Crosslauf, um sich optimal auf die nächste Straßensaison vorzubereiten. Als Beispiel sei hier nur der 10.000m- (1997), Halbmarathon- (2005) und Marathon-Weltrekordler (2007) Paul Tergat erwähnt, der auch von 1995-1999 fünf Mal hintereinander Crosslauf-Weltmeister war.

Aber auch für weniger ehrgeizige Läufer bietet der Lauf durch das Gelände eine gelungene Abwechslung in der Laufwoche. Die erforderliche Konzentration, verbunden mit einem erhöhten „Abenteuer- und Spaßfaktor“ bietet eine willkommene Motivationsspritze im Laufalltag.

Verletzungsgefahr beachten

Einziger Nachteil des Crosslaufs ist die erhöhte Verletzungsgefahr. Das Laufen über unebene Untergründe stärkt zwar die Muskulatur und ist von daher unbedingt zu empfehlen, wer aber eine (noch) schwache Muskulatur hat, sollte sich nur mit Vorsicht daran wagen. Laufanfängern – oder erfahrenen Läufern nach einer Verletzungspause – ist diese Trainingsform also nur bedingt und in kleiner Dosis zu empfehlen.

Generell sollten Läufer mit Knieproblemen Bergabpassagen meiden (oder sehr behutsam laufen), wer Achillessehnenbeschwerden hat, sollte sich vor engen Kurven und vorstehenden Baumwurzeln in acht nehmen. Glatteis wiederum ist für alle gefährlich, wobei es allerdings meist im Gelände weniger vorkommt als auf Straßen und Wegen.

Was ist beim Crosslauf zu beachten?

Belastung für die Muskulatur langsam steigern

Zu den häufigsten Verletzungen beim Crosslauf gehören – neben Haut- und Schürfwunden durch Fallen – Zerrungen und Bänderdehnungen des Fußgelenks durch Umknicken.

Wer sich zum ersten Mal an einen Crosslauf wagt, sollte also, wie im vorangegangenen Abschnitt erwähnt, bereits über eine ausreichend starke Muskulatur verfügen. Zum Einstieg reicht es, wenn man, statt wie gewohnt auf asphaltierten oder gepflasterten Wegen zu laufen, einfach mal auf unbefestigte Wege ausweicht. Auch das Laufen über Grasflächen und Wiesen führt den Anfänger im ersten Schritt an die Anforderungen des Crosslaufs heran.

Die Belastung sollte auf jeden Fall kontrolliert und langsam gesteigert werden, also erst kürzer und in einfacherem Gelände laufen und sich erst nach und nach an längere Läufe durch schwieriges Terrain wagen.

Ergänzende Übungen und Maßnahmen

Aufgrund der erhöhten muskulären Beanspruchung ist nach dem Crosslauf ausgiebiges Dehnen zu empfehlen. Physiotherapie-Maßnahmen wie z.B. Massage und Sauna fördern die Regeneration.

Hilfreich ist der Einbau von Lauf-ABC-Übungen in die Trainingswoche, um auch die Muskeln und Bänder zu stärken, die beim Straßenlaufen kaum, beim Querfeldeinlauf aber besonders beansprucht werden.

Lauftipps für den Crosslauf

Beim Crosslauf selber sollten bergauf  die Schritte verkürzt werden. Dabei spielt auch der Einsatz der Arme zur Unterstützung eine große Rolle. Der Rücken bleibt möglichst gerade. Bergab wiederum setzt man möglichst mit dem Mittelfuß auf, um den Aufprall zu verringern. Dabei macht man zur Entlastung der Kniegelenke kleine Schritte. Hindernisse werden idealerweise mit leicht höherem Tempo angegangen, wobei im Zweifelsfalle („Komme ich da wirklich rüber/vorbei?“) doch immer lieber Tempo herausgenommen oder das Hindernis umgangen werden sollte.

Laufschuhe für den Crosslauf

Welche Laufschuhe am besten für den Crosslauf sind, hängt natürlich von den geplanten Strecken ab. Wenn das Gelände nicht allzu anspruchsvoll ist, eignen sich durchaus auch normale Laufschuhe. Wer allerdings intensiver in das Crosslaufen einsteigen möchte und auch vor Matsch und Geröll nicht zurückschreckt, benötigt schon geländegängigere Schuhe.

Crosslauf-Schuhe

Ambitionierte Wettkampf-Crossläufer laufen mit Crossspikes, leichten Rennschuhen mit recht langen Spikes (9-12 mm oder mehr). Ansonsten genügen für die meisten Geländeläufe normale Trailschuhe, deren Profil mit Stollen oder Noppen auch auf matschigen Passagen ausreichend Halt bietet. Da das Mesh-Material normaler Laufschuhe auf Dauer Läufen durch Gestrüpp nicht standhält, haben Trailschuhe meist ein deutlich widerstandsfähigeres Obermaterial. Idealerweise sollte dieses auch wasserdicht sein, damit man sich nicht bei der ersten Pfütze oder Läufen durch feuchte Wiesen nasse Füße holt.

 

Quellen:
Wikipedia: Crosslauf
Wikipedia: Crosslauf-Weltmeisterschaft
IAAF World Cross Country Championships 2011
Crosslauf-Training: Beste Vorbereitung für die neue Saison (Manfred Steffny in Spiridon 10/97)

Der Crosslauf – die anspruchvollste Variante des Laufsports (Joggen Online)
Crosslauf (Querfeldeinlauf) (laufberater.com)
Crosslauf – Keine Angst vor Schlamm und Dreck! (Runner’s World)
Crosslaufen – Das optimale Wintertraining
Crosslaufen als Herausforderung
Crosslauf – Abwechslung im Lauftraining
Abenteuer Crosslauf
Dr. Billigmanns Tipps gegen Verletzungen beim Crosslauf

Kategorien

F-Klasse-Laufen, Laufservice, Lauftraining

3 Kommentare zu “Crosslauf – Das ideale Winter-Lauftraining”

  1. Pierle sagt:

    Danke, für diese tolle Zusammenstellung.
    Da hast du dir ja richtig Arbeit gemacht.

    Ich finde das sehr interessant und ist bestimmt eine gute Abwechselung zum Lauf-Alltag. Allerdings habe ich unter der Woche nur abends Zeit fürs Laufen und im Dunkeln macht das Ganze ja nicht so viel Sinn. Aber für das Wochenende habe ich schon ein Waldgebiet im Auge, dass sehr viel Abwechselung verspricht. Ob das dann ein Crosslauf, Trailrunning oder nur “Laufen im Wald” ist, ist mir dabei dann aber egal ;-)

    LG Carsten

  2. Hanna sagt:

    voll kross, so ein Crosslauf… Danke für die gute Recherchearbeit.

  3. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Pierle
    Ja, ich finde so ein Lauf durch Wald und Feld – egal wie man ihn nennt – ist schon eine tolle Abwechslung. Und du hast recht: Im Winter bietet sich so ein Lauf für Berufstätige eigentlich nur am Wochenende an, wenn man nicht Kopf, Kragen und Knöchel riskieren will.

    @Hanna
    Hat wirklich etwas gedauert der Artikel, aber das Thema ist ja auch für Läufer gerade im Winter interessant. Und nach dem krossen Crosslauf ein krosses Brötchen für den krossen Läufer… Voll kross, äh krass, ey!

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