Am vergangenen Sonntag haben wir einen etwas kürzeren langen Lauf gemacht – etwa 17 km auf einem bisher von uns kaum belaufenen Abschnitt des Mauerwegs bei Lichtenrade…
Nach etwa dreieinhalb Kilometern auf Straßen bogen wir ab und kamen wenig später auf den Mauerweg. Die Temperaturen bewegten sich bei etwas über Null und die Sonne kam so langsam immer mehr durch.
Diesen Teil des Mauerwegs waren die meisten von uns noch nicht gelaufen, und es machte das Laufen wieder mal spannend, Neues zu entdecken.
So kamen wir auch an einigen Gedenkstelen für Mauertote vorbei. Zuerst an der für Horst Kullack, der am 21. Januar 1972 hier von Grenztruppen der DDR beim Fluchtversuch tödlich verletzt wurde. Der geistig zurückgebliebene Kullack hatte zuvor in Grenznähe bei einem Haus gefragt, wie nah er der Grenze sei und war daraufhin vom Hausbesitzer heimlich bei der Volkspolizei gemeldet worden.
Unser Weg ging nun von Asphalt über in einen Trampelpfad durch ein Wäldchen, der uns schließlich entlang eines Wohngebietes führte.
Ab hier erkannten wir die Strecke wieder, die wir bereits einige Male im vergangenen Jahr gelaufen waren, wenn auch in der Gegenrichtung.
Wenig später gab es allerdings für uns Mauerweg-Läufer eine kleine Variante, denn wir folgten nicht dem gewohnten Pfad zwischen den Feldern, sondern beschlossen, exakt dem Mauerweg zu folgen.
Hier stießen wir auf eine weitere Gedenkstele, dieses Mal für den Mauertoten Herbert Kiebler. Nach dem Beschuss durch zwei Grenzsoldaten war er hier am 27. Juni 1975 verblutet. Das Ministerium für Staatssicherheit vertuschte den Vorfall mit gefälschten Protokollen und Falschaussagen, in denen behauptet wurde, Kiebler hätte sich mit einem Messer selbst umgebracht.
Auf dem weiteren Weg fragten wir uns, ob wohl der breite Betonstreifen, der rechts an den Mauerweg grenzte, das Fundament der früheren Mauer gewesen war. Eher unwahrscheinlich…
Gegen Ende des kurzen langen Laufs hielt ich noch einmal für ein Foto bei der Gedenkstele für den Mauertoten Eduard Wroblewski, der hier am 26. Juli 1966 starb, nachdem fünf junge Grenzsoldaten über 270 Maschinenpistolen-Schüsse auf ihn abgegeben hatten. Wie so oft in solchen Fällen, wurden die Grenzsoldaten für ihre Tat ausgezeichnet. Makabrerweise wurde nur ihr hoher Munitionsverbrauch kritisiert.
Nach 1:43 h waren wir von unserem Sonntagslauf wieder zuhause und hatten nicht nur neues Lauf-Terrain erkundet, sondern auch einige traurige Orte der deutsch-deutschen Geschichte gesehen.
PS: Da man bei einem Lauf, zumal in der Gruppe, nicht ständig stehen bleiben kann, um ausführliche Gedenktafeln zu lesen, habe ich mich vor Ort nur auf das Fotografieren beschränkt und die historischen Informationen auf Wikipedia nachgelesen.
Dass es überhaupt noch Strecken gibt, die von euch noch nicht “belaufen” wurden, wundert mich ja doch ein bisschen ;-) Die Gedenktafeln stimmen einen ja doch recht nachdenklich. Noch gar nicht so lange her.
Gänsehaut, wenn man an den Fotos dieser Männer vorbei läuft, könnten sie so wie wir noch am Leben sein, wenn…, aber ein Mahnmal, dass solche Dinge sich nie wiederholen !