Als ich loslief war es noch trocken… aber dann setzte bereits nach 100 Metern der Regen ein. Erst zögernd nieselig, dann stärker und schließlich so heftig, dass ich mich unterstellen musste. Da stand ich nun, 370 Meter von zuhause unter einem Baum im Gutspark Marienfelde, und wartete…
Es machte einfach keinen Sinn durch diesen heftigen Regenguss zu laufen, zu dem sich noch hin und wieder ein Donnergrollen gesellte. 32 Kilometer nach Adlershof und zurück hatte ich geplant, und die wollte ich auch unbedingt durchziehen. Würde halt etwas länger dauern heute…
Nach fast zwanzig Minuten wurde der Regen etwas leichter und ich hatte keine Lust noch weiter zu warten – los ging es! Zuerst über Großziethen…
… nach Rudow bis zur großen Kreuzung. Bei so einigen unserer gemeinsamen Läufe der Wendepunkt. Aber heute war ich alleine unterwegs und lief weiter geradeaus.
Als ich gerade die Markierung des ehemaligen Verlaufs der Berliner Mauer überquert hatte, begann es wieder stärker zu regnen (bisher hatte mich ein ständiges leichtes Nieseln begleitet)…
… und wurde dann zu einem kräftigen Regenguss mit Gewittergrollen. Glücklicherweise kam ich gerade an eine Autobahn-Unterführung und konnte mich unterstellen. Es schien ein langer Vormittag zu werden. Regen beim Laufen macht mir nichts aus, solange es moderat bleibt oder ich in absehbarer Zeit zu Hause bin. Aber Duschen möchte ich lieber erst am Ende eines Laufs und nicht mittendrin. Nach einer Viertelstunde war das, was da noch vom Himmel kam, aber wieder akzeptabel. Also weiter!
Entlang der Rudower Straße lief ich durch Altglienicke und bog an einer einsamen Kreuzung nach links ab in die Köpenicker Straße.
An einer Bushaltestelle vor der Pfarrkirche Altglienicke warteten ungewöhnlich viele Menschen für diese Uhrzeit. Aber ich war vor allem fasziniert vom Anblick des Gebäudes gegenüber.
Über die Altglienicker Brücke kam ich dann…
… nach Adlershof. Hier lief ich erst am Adlergestell (B96a) entlang bis zur S-Bahn-Station „Adlershof“…
… wo ich abbog, um einmal um den WISTA herumzulaufen.
WISTA steht für Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof. Hier wurde enorm viel gebaut. Der Einfachheit zitiere ich mal aus der Wikipedia:
Seit 1991 ist auf einer 4,6 Quadratkilometer großen Fläche eine Technologie-, Medien- und Forschungsstadt mit jeweils rund 1.330 Unternehmen, 28.000 Mitarbeitern und 6.400 Studierenden entstanden (Stand: 2023). Das Gebiet gilt seit etwa 2005 als größter Technologiecluster Deutschlands und ist Standort von vielen Weltmarktführern in den unterschiedlichsten Branchen.
Nicht das schönste Laufareal, aber interessant.
Ich lief vorbei am Franz-Ehrlich-Haus, das zum Fernsehzentrum Adlershof gehört, aus dem zu DDR-Zeiten die „Aktuelle Kamera“ gesendet wurde. Irgendwo dahinter befinden sich übrigens die modernen Adlershofer Studios „Studio Berlin“, die Sendungen wie „Maischberger“ und „Klein gegen Groß“ produzieren.
Dann fiel mir ein merkwürdiges Gebilde auf, das im Innenhof einiger Gebäude stand. Es handelt sich (laut meiner nachträglichen Recherchen) um unter Denkmalschutz stehende Isothermische Kugellabore, die angeblich im Volksmund „Adlershofer Busen“ genannt werden.
Für die „Adlershofer Firmenstaffel“ war ich ein paar Wochen zu früh. Aber zum Landschaftspark Adlershof wollte ich sowieso.
Das Design dieses Gebäudes fiel mir schon von weitem auf. Die Schrift über der Bemalung erinnert an den Warschauer Aufstand, dessen 80. Jahrestag ja gerade begangen wurde. Und vor dem Haus parkten zwei Autos in rot und weiß, den polnischen Nationalfarben. Ob das jetzt ein Zufall war?
Nachdem ich den Groß-Berliner Damm mit all seinen Neubauten durchlaufen hatte…
… bog ich in den Landschaftpark Adlershof ab. Hier verlief ein Plattenweg…
… zwischen den Neubauten auf der linken Seite…
… und dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal, einem der ersten Flugplätze Deutschlands, auf dem von zahlreichen Pionieren Luftfahrt-Geschichte geschrieben wurde. Heute ist davon nur noch eine große Wiese mit Schafen übrig.
Unter der Autobahnbrücke hindurch kam ich wieder auf bekanntes Terrain.
Ich war am Teltowkanal angekommen!
Hier führte ein breit asphaltierter Weg am Ufer entlang.
Auf diesem Uferweg bin ich – in der Gegenrichtung – bei meinem bisher längsten Lauf, der Etappe 1 für die 100 Meilen von Berlin 2016, gelaufen.
Zwischenzeitlich wurde der Nieselregen wieder etwas stärker, aber das war nur vorübergehend, für den Rest des Laufs blieb es trocken.
Ich war nun an der Ernst-Keller-Brücke angekommen und lief die Rampe hinauf.
Das Laufen im Nieselregen war ja einfach, aber das Handy in der eingeregneten Schutzhülle mit feuchten Fingern zu bedienen wurde zur fast unmöglichen Aufgabe. Dabei wollte ich doch nur die kurze Trinkpause nutzen, um eine Nachricht an meine Familie zu senden!
Über die Brücke lief ich dann auf die Johannisthaler Chaussee, eine (mit ihren Verlängerungen Marienfelder Chaussee und Buckower Chaussee) fast 8 km lange Zielgerade, die mich nach Hause führen sollte.
Zwischendurch gönnte ich mir bei Kilometer 24/25 noch eine Erfrischung an der Tankstelle, bevor ich dann zum Finale ansetzte. Dummerweise zeigte meine Laufuhr mal wieder deutlich weniger an, als zuvor digital auf der Karte gemessen. Na gut, ich wollte unbedingt die geplanten 32 km auf der Uhr sehen und lief noch den einen oder anderen Zusatzschlenk dafür. Geschätzt müssten das dann wohl reale 33+ Kilometer gewesen sein.