Auf unserem Marathon-Trainingsplan stand ein langer Lauf über 32 Kilometer. Warum dann nicht einmal wieder nach Genshagen laufen, wie wir es vor vielen, vielen Jahren gemacht hatten? Also machten Klaus und ich uns auf Richtung Diedersdorf, begleitet von Andreas V. auf dem Rad…
Tradition ist Tradition: So schlugen wir am Eingangstor zu Schloss Diedersdorf wenigstens einmal an, bevor wir weiter liefen. Im schmiedeeisernen Ornament am Tor sah Andreas V. eine abstrakte Karte unseres großen Rundlaufs (inkl. der zusätzlichen Schnörkel-Schlenks, die Klaus so gerne spontan läuft).
Über den Weg zwischen den weitläufigen Wiesen hinter Diedersdorf liefen wir weiter bis zum Wasserbecken kurz vor der Autobahn.
Kurz nach rechts abgebogen und da sahen wir sie zum ersten Mal: die neue Brücke über den Großbeerener Graben! Hier war ich zuletzt im Mai 2016 gelaufen, danach war die alte Holzbohlen-Brücke abgerissen worden.
Es hatte dann bis Juni 2021 gedauert, bis ein Neubau der Brücke über den Großbeerener Graben wieder eine Überquerung möglich machte.
Und es hatte danach noch einmal drei Jahre bis zum aktuellen Sonntag gebraucht, bis wir wieder in der Form und Laune waren, die 32km-Genshagen-Strecke zu laufen!
Über Plattenwege ging es hinter der Brücke weiter…
… bis wir schließlich am Schloss Genshagen ankamen. Während ich einfach nur schnell ein Foto machen wollte, setzte Klaus zu einem seiner bereits erwähnten spontanen „Schlenks“ an: „Komm, lass uns mal eine Runde durch den Park laufen!“
Ich also hinterher…
… durch den wirklich sehr schön angelegten Park…
… der sogar mit ein wenig Kunst aufwarten konnte.
Das Schloss ist übrigens Sitz der Stiftung Genshagen und dadurch trotz seiner etwas abgeschiedenen Lage Mittelpunkt zahlreicher europapolitischer Aktivitäten.
Da Fahrräder im Park nicht gestattet waren, hatte Andreas V. vor dem Eingangstor gewartet. Der Schlenk im weitläufigen Schlosspark war aber ziemlich lang geworden, so dass ich froh war, dass er uns noch nicht als vermisst gemeldet hatte.
Wir liefen nun weiter durch den Ort. Die Dorfgaststätte „Goldener Eber“ gab es inzwischen anscheinend nicht mehr (zum Vergleich siehe unser Genshagen-Lauf 2013).
Von der Landstraße führte uns der Teltower Weg durch eine kleine Siedlung…
… und dann in den Wald hinein, wo es auf einem Trampelpfad durch die Natur ging.
Notiz an mich selbst: „Selfie“ heißt Selfie, weil man selbst mit auf dem Foto ist – man sollte sich also nicht nur auf den nachfolgenden Radbegleiter, sondern auch auf den eigenen Gesichtsausdruck konzentrieren (zugegeben: beim Laufen auf einem schmalen Pfad auch nicht ganz einfach).
Wir unterquerten die Bahnstrecke…
… und gelangten über sandige brandenburgische Wege…
… an den Ortsrand von Großbeeren.
Ein Banner warb für das „Siegesfest Großbeeren“, bei dem auch die historische Schlacht gegen Napoleon mit kostümierten Truppen nachgespielt wird.
Wir durchquerten Großbeeren…
… kamen am Wahrzeichen des Ortes vorbei, und kurz darauf machte Andreas V. eine Ansage, die Klaus und mich, die wir beide inzwischen relativ lethargisch vor uns hintrotteten, wiederbelebte: „An der Kreuzung gibt es Cola!“ Das setzte neue Energien frei. Gerade auf dem letzten Drittel solch langer Läufe hilft Andreas V.s tolle Unterstützung enorm.
Auf jeden Fall liefen Klaus und ich plötzlich zügiger, den Blick immer zum Horizont gerichtet, wo die besagte Kreuzung schon zu erahnen war. Und wie herrlich die Erfrischung, als wir endlich da waren! Bei mir blubberte die Kohlensäure zwar danach noch eine Zeit lang im Magen, aber der Wiederbelebungsfaktor war einmalig. Vor dem „Schluss-Spurt“ (Klaus verwies auf die im Trainingsplan erwähnte Endbeschleunigung) noch ein Foto: Andreas V. und ich hatten zufällig das gleiche Laufshirt an, von unserem gemeinsamen Jakobsweg-nach-Leipzig-Projekt.
Eine weitere Erinnerung an vergangene Lauf-Abenteuer waren die aufgesprühten Pfeile, von denen wir bereits so einige gesehen hatten: Sie zeigen den Läuferinnen und Läufern der „100 Meilen von Berlin“ (die an diesem Wochenende stattfanden) den Weg. Diesen Lauf auf dem Berliner Mauerweg sind Klaus und ich damals mit Andreas IV. und Hartmut als Staffel gelaufen
Am Ende hatten wir (dank des Schlosspark-Schlenks?) knapp 35 Kilometer auf der Uhr. Zuhause war ich dann doch sehr geschafft, was aber nicht nur an der Distanz sondern auch am Tempo lag: Für einen so langen Lauf waren die 10 km im 6er-Schnitt am Ende schon ganz ordentlich für uns „alte Herren“ (beim Fußball gehört man ab 32 dazu, da sind wir schon ein bisschen drüber). Immerhin waren die Temperaturen mit 18 bis 20 Grad moderat geblieben, da hatte sich auch das frühe Aufstehen bezahlt gemacht.