Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

6. swb Bremen-Marathon am 19.09.2010

Veröffentlicht am 22.09.2010 | 9 Kommentare

Läufer am Osterdeich

Am vergangenen Sonntag, den 19.09.2010 bin ich zum ersten Mal den Marathon in meiner Heimatstadt Bremen gelaufen. Der 6. swb Bremen-Marathon war eine vollkommen neue Erfahrung nach meinen bisherigen Berlin-Marathons. Und mein persönlicher Rennverlauf war auf jeden Fall extremer als sonst: so viel Spaß auf der ersten Hälfte eines Marathons hatte ich selten – und so viel Durchbeißen auf der zweiten Hälfte ebenfalls nicht…

Historisches Flair vor dem Marathon-Start

Marktplatz in Bremen mit Lauf-Absperrungen

Schon als ich etwa 50 Minuten vor dem Start auf dem Bremer Marktplatz ankam zeigte sich der erste Unterschied zum Berliner Mega-Marathon. Denn während man in Berlin ein riesiges, umzäuntes Startareal mit zehntausenden von Läufern vorfindet, die Hunderte von Metern zu den Kleider-LKWs und den Startblocks zurücklegen müssen, war hier bis auf ein paar Frühaufsteher mit den (viel zu kleinen) Marathon-Kleiderbeuteln über der Schulter noch kaum etwas los.

Läufer bei der Abgabe ihrer KleiderbeutelSanitäter und Reiter-Denkmal

Die Verlegung des Marathon-Starts in „Bremens gute Stube“, nämlich direkt neben den Roland auf dem Bremer Marktplatz war eine fantastische Idee der Veranstalter.

Kleiderbeutel-Abgabe neben dem Bremer Dom

So spielte sich die letzte Dreiviertelstunde vor dem Startschuss vor wirklich schöner historischer Kulisse ab. Das Umziehen und die Kleiderbeutel-Abgabe fanden auf dem Domshof, direkt hinter dem Bremer Dom und dem prächtigen Rathaus statt.

Läufer vor Bremer Rathaus

Wie vergleichsweise beschaulich es hier am Start zuging, kann man alleine der Tatsache entnehmen, dass nur 10 Minuten vor dem Marathon-Startschuss noch weit über tausend 10-km-Läufer durch den selben Startbereich auf die Strecke geschickt wurden.

Bremer Marktplatz mit Läufern und Schütting

Es war ziemlich kühl, aber immerhin trocken, und hin und wieder kam sogar die Sonne durch. So langsam rückte nun mein Start näher und ich sah mich noch einmal um, genoss die tolle Kulisse. Den Schütting

Marktplatz mit Roland und Bremer Rathaus

…und das Rathaus mit dem Roland. Die 1o-km-Läufer waren nun unterwegs, der Startkanal war frei und wir Marathon-Läufer konnten uns einsortieren.

Läufer im Startblock B

Beim Blick auf das Läuferfeld vor und hinter mir musste ich doch schmunzeln: Mit einer Bestzeit von unter 3:50 h war ich dem Startblock B zugeteilt, wollte dort aber nicht ambitioniert vorne stehen und hatte mich also etwas mittig eingeordnet. Aber vor mir klaffte eine läuferlose Lücke von 20 Metern…

Läufer im Startblock B

…und hinter mir auch! Wenige Minuten vor dem Start rückten dann aber alle auf. Wenn man da an das Startblock-Bild beim Berlin-Marathon denkt – unglaublich! Die gelassene Atmosphäre hier in Bremen gefiel mir zur Abwechslung aber sehr. Kein Drängeln in den vollen Startblock, keine dröhnende Startmusik, keine Läufermassen bis zum Horizont, nur ein gemeinsam in freudiger Erwartung gezählter Countdown und los ging es!

Marathon-Läufer auf der Bremer Obernstraße

Der erste Teil der Strecke führte über die Obernstraße, die Einkaufsmeile der Bremer Innenstadt. Hier fährt sonst die Straßenbahn und auch wir Läufer bewegten uns entschlossen und ruhig wie auf Schienen auf das erste Kilometerschild zu.

Mühle in den Wallanlagen

Aufregung auf den ersten Kilometern

Ich wollte keinesfalls zu schnell starten und war deshalb gespannt auf die erste Zwischenzeit. Aber der Schreck war groß, als ich die Zeit für den ersten Kilometer ablas: 6:00 min! War ich wirklich so langsam gewesen? Mein Plan hatte für die ersten vier Kilometer ein Tempo von 5:30 min/km vorgesehen. Nur nicht aufregen, ganz sachte leicht schneller werden… Als meine Uhr allerdings beim zweiten Kilometerschild 10:30 min anzeigte, war ich doch etwas verärgert; das Km-1-Schild war absolut falsch platziert gewesen!

Beck’s Bier Werbung

Ich reduzierte meine Laufgeschwindigkeit etwas und versuchte, mein Tempo zu finden. Erst ging es an einer Werbung für das „Werder-Fan-Bier“ vorbei, dann bogen wir ab und fanden uns etwas später gleich auch noch auf der Werderstraße wieder.

Läufer auf Parkweg

Mit mir gemeinsam waren etwa 1000 Marathon-Läufer gestartet, und das Läuferfeld hatte sich gleich wunderbar auseinander gezogen, so dass es selbst an engeren Stellen nie zu Staus kam. Ich unterhielt mich kurz mit einem sehr netten Nebenläufer über Bremen und Berlin. Er erzählte mir auch, dass dieser Abschnitt auf dem Kuhhirtenweg Teil seiner Stammstrecke sei. Nicht schlecht!

Läufer an der Weser

Inzwischen hatten wir das westliche Ende des Werdersees erreicht und konnten auf der anderen Uferseite die deutlich schnelleren Kollegen in die Gegenrichtung laufen sehen. Außer den Laufschritten, dem leisen Atmen der Läufer und einigen kurz gewechselten Worten war kaum etwas zu hören. Aus der Ferne klang Lautsprechermusik zu uns herüber.

Läufer auf Habenhauser Deich

Laufen auf dem Deich

Bei Kilometer 8 gab es dann eine nette Überraschung für mich. Beate und Konrad waren die ersten „meiner“ Bremer, die ich an der Strecke entdeckte. Ein schnelles, freudiges Hallo und schon war ich vorbei.

Läufer auf Habenhauser Deich

Auf dem langgestreckten Habenhauser Deich ging es nun den Werdersee entlang. Wasser und Bremen gehören einfach zusammen, und auf solch einem Abschnitt geht mir als gebürtigem Bremer natürlich das Herz auf. So war es denn kein Wunder, dass ich im Gespräch mit einem netten Läuferpaar feststellte, dass wir ganz schön flott unterwegs waren – 5:20 min/km liefen sich hier wirklich locker und entspannt.

Zuschauer und Läufer in Habenhausen

Richtig begeistert war ich von den Zuschauern in Habenhausen. Wir liefen durch eine kleine Straße mit lauter Einfamilienhäusern, und vor fast jedem Haus standen Oma, Opa, Mama, Papa und die Kinder und klatschten und winkten, dass es eine helle Freude war. Und da man teilweise alleine lief, mit weitem Abstand zu den Vorder- und Hinterleuten, galt der Jubel und Radau wirklich einem ganz persönlich!

Läufer auf Steigung

Nach ein paar kleinen Haken, die die Strecke schlug, ging es plötzlich eine kurze, kräftige Steigung hoch, zurück auf den Deich. Und apropos Steigung: Wer wie ich bei Marathons bisher nur die fast topfebene Berliner Weltrekordstrecke gelaufen ist, kommt in Bremen ganz schön ins Staunen. Klar, es gibt keine Berge, aber wie viele mehr oder weniger kurze Steigungen – Brücken, Unterführungen, Deiche – meine Beine im Laufe dieses Marathons zu spüren bekamen ist für eine „flache Strecke“ schon ganz beachtlich!

Läuferin auf Deichweg

Wir waren jetzt einmal um den Werdersee herum gelaufen und das Wetter schlug leicht um, es begann zu regnen.

Weg zum Weserwehr

Bei Kilometer 13 rief ein Trainer meinen Mitläufern ihre Zwischenzeiten und ein paar aufmunternde Worte zu. Die konnten wir alle gebrauchen, denn nun ging es hinauf auf die Brücke über das Weserwehr.

Marathonlauf durch die Kindheit

Läufer auf Weserwehr-Brücke

Diese Gegend hat sich seit meiner Kindheit sehr verändert, dennoch musste ich unwillkürlich an die Badeausflüge denken, die wir damals mit dem Fahrrad über das alte Weserwehr zum Werdersee machten.

Läuferin auf der Brücke über dem Weserwehr

Damals führte ein schmaler Holzsteg direkt an der Fassade des alten Backstein-Gebäudes des Wasserkraftwerks entlang und alle Ausflügler drängten sich mit ihren Fahrrädern über den tosenden Wassermassen aneinander vorbei. Heute, 30 Jahre später, war von diesen Kindheitserinnerungen nichts mehr zu sehen, nur das Wasser bewegte sich ähnlich stark unter uns.

Blick auf Weser mit Kraftwerk

Im Osten ragte neben der Weser vor einem schönen Himmel der Kraftwerksturm des Marathon-Sponsors hervor. Da wir gerade mal Kilometer 13 hinter uns hatten, machte ich mir über (mangelnde) Energie aber noch keine Gedanken.

Nachdem wir ungefähr bei Kilometer 15 die im Volksmund sogenannte „Erdbeerbrücke“ unterlaufen hatten, gab es mal wieder Getränke und auch kleine Obsthappen (Äpfel, Orangen, Bananen), sehr nett auf großen Tellern „in den Lauf“ gereicht. Ich griff mir einen Becher Wasser, lehnte das Obst der netten Damen aber freundlich dankend ab – ich hatte ja mein Gel dabei – und bemerkte erst beim Weiterlaufen, dass ich genau hier eigentlich mein erstes Gel genommen haben wollte. Ohne Wasser wird das allerdings nichts, also hieß es bis zum nächsten Stand zu warten.

Zuschauer an der KirchbachstraßeDrei Trommler

Durch das Gete-Viertel und Schwachhausen

Die Strecke führte uns nun durch das Gete-Viertel. Auch hier gab es zwar nur vereinzelte Zuschauer, aber die waren sämtlich gut drauf. Ich winkte närrischen Bremern (mit Sonnenschirm und Gartenstuhl am Straßenrand) zu, klatschte dutzende Kinderhände im Vorbeilaufen ab, ließ mich von Blechtrommeln vorwärts treiben und bekam einen kräftigen Adrenalinschub bei den ersten Takten von „Beat it“, die laut aus einer Musikanlage dröhnten.

Der Clou aber war eine nur etwa zweieinhalb Meter schmale Fußgänger-Unterführung unter der Kurfürstenstraße, die ich mangels Mitläufern alleine durchlief: Rampe runter, gekachelten, dunklen Tunnel – mit rotierenden blauen und roten Polizei-Blinklichtern am Boden – entlang und am Ende des Ganges ein DJ, der gerade AC/DC mit voller Lautstärke in die Röhre schickte. Woah! Die Rampe am anderen Ende bin ich förmlich hochgeflogen ;-)

Läufer auf breiter Straße

Auf der Schwachhauser Heerstraße, der wir nun fast dreieinhalb Kilometer folgten, schloss ich mich einer Läufergruppe an, die ein meiner Meinung nach sehr gutes Tempo lief. Meine prüfenden Blicke auf die Laufuhr hatten mir bei meinen „Meilensteinen“ bei 10 und 15 Kilometern bestätigt, dass ich nach wie vor meiner geplanten Zeit um etwa 2-3 Minuten voraus war. Ich fühlte mich gut und war zufrieden mit mir und der (Läufer-)Welt.

Läufer im Park

Nach einer Pendelstrecke auf der Marcusallee – musikalisch untermalt von einem alten Mann mit Megafon, aus dem es immerfort „Olé, olé, olé, olé, we are the champions olé“ plärrte – ging es am Rande des Rhododendronparks auf schönen kleinen Wegen weiter bis wir irgendwann an der Horner Heerstraße herauskamen und von dort aus links den Bahndamm entlang liefen.

Zwei Kilometer weiter kamen wir an der Universität vorbei. Breite, leere Straßen und kein Zuschauer weit und breit. Aber bald hatten wir das Ende des Universums erreicht…
(Ein Satz, den ich als Langstrecken-Läufer immer schon mal schreiben wollte ;-)

Die Halbmarathon-Läufer mischen das Läuferfeld auf

Natürlich hatte ich es gewusst und auf den Augenblick gewartet, aber dann kam es doch überraschend: auf der Parkallee am Rande des Bürgerparks stießen die Halbmarathon-Läufer zu uns Marathonis. Von Hartmut und Oliver, meinen beiden Berliner Halbmarathon-Läufern, war natürlich nichts mehr zu sehen, die waren längst durch, auf dem Weg zu neuen Bestzeiten.

Halbmarathon- und Marathon-Läufer

Die Lauf-Choreografie der Veranstalter empfand ich als absolut gemein: Da war man bereits über 26 Kilometer auf der Marathon-Strecke unterwegs und plötzlich „schossen“ von der linken Seite Halbmarathon-Läufer dazu, die gerade mal schlappe 5 Kilometer hinter sich hatten!

Man hatte plötzlich sein „Koordinatensystem“ verloren, konnte die Läufer um sich herum gar nicht mehr einschätzen. War der Läufer, der da zielstrebig an einem vorbeizog, nun ein mittelmäßiger Halbmarathon-Teilnehmer oder ein sehr gut trainierter Marathon-Mann? Sollte man sich mitziehen lassen oder wäre das ein fataler Fehler?

Läuferfeld im Bürgerpark

Das vereinigte Läuferfeld lief an einer afrikanischen Musikgruppe vorbei und bog etwas später ab auf die Straße durch den Bürgerpark, Bremens grüner Oase in der Stadt. Es zeigte sich, dass die gemeinsame Laufstrecke für die Marathon-Läufer noch einen weiteren psychologischen Haken hatte. Zuerst sah ich nämlich das Kilometerschild 28 und etwa 100 Meter weiter das Kilometerschild 7 des Halbmarathons und musste unwillkürlich daran denken, dass das ja sozusagen „noch nichts“ war, das Rennen hatte ja gerade mal begonnen…!

Die Läufer-Beine werden schwerer

Mit den langsam schwerer werdenden Beinen kamen auch die ersten Zweifel. In meinem Anfangstempo würde ich das Rennen nicht bis zum Ende durchhalten können. An der Wende am Torfkanal – wieder eine Pendelstrecke! – wollte Marcus stehen, das würde mir wieder Energie geben. Wo war er bloß? Ich lief die Kurve und scannte dabei jedes einzelne Gesicht am Rand. Da! Am Ende des Zuschauerbandes stand er, lächelnd und mit einem „Andreas“-Schild! Ein kurzer Wortwechsel und schon war ich wieder weiter.

Die folgenden Kilometer gehörten zu den weniger attraktiven, ich beschloss, das Tempo zu reduzieren, und lief stoisch vor mich hin. Zwischenzeitlich begann mein Rücken leicht zu schmerzen, aber das ließ glücklicherweise bald nach. Schön war immerhin, dass es auch hier wieder begeisterte Zuschauer gab. Und da mein Name auf der Startnummer stand, wurde ich hin und wieder sogar persönlich angesprochen und motiviert.

Ein roter Teppich für die Läufer

Wir kamen nun in den Europahafen und wurden durch eine kleine Streckenbesonderheit aus der Lethargie gerissen. Am „Speicher 1“ führte nämlich eine kurze Rampe – mit rotem Teppich bespannt – hoch in das Gebäude, das wir dann kurz durchliefen und auf der Gegenseite wieder über eine ebensolche Rampe verließen.

Es begann eine Zeit, in der ich mich über jedes Kilometerschild freute. Ich musste an das Interview mit dem Laufarzt Dr. Dimeo denken, in dem er mit dem Satz zitiert wurde: „Wenn man sich aber sportliche Ziele setzt und sich nach Kilometer 30 noch wohlfühlt, dann hat man etwas falsch gemacht.“ Na, dann war ja alles bestens ;-)

Kilometer 34. Und mein einziger Gedanke beim Anblick des Schildes: „Wie soll ich von hier aus bloß noch 8 km laufen?“ Aber ich hielt mein inzwischen sehr moderates Tempo weiterhin durch und beschloss, dass eines der heutigen Ziele zumindest sein müsste, nicht – im Sinne von keinesfalls! – zu gehen. Also weiter…

Läufer an der Schlachte

Ziemlich durch den Wind

An der Schlachte, direkt an der Weser, an der es sich bei Sonnenschein wunderbar entspannen lässt, wehte ein kräftiger Wind, und der nächste Erfrischungsstand, ein Fixpunkt, eine Oase in der Wüste, ließ auch noch auf sich warten.

Ich dachte an die wirklich lustige erste Hälfte des Laufs zurück. Jetzt musste ich offensichtlich für meinen Übermut büßen, jetzt kam der harte Teil, das Nur-noch-durchhalten. Die nächste Insel in diesem Meer der Erschöpfung würden hoffentlich gleich am Osterdeich weitere meiner Bremer Freunde sein.

Freunde mit Banner

Ah, ein Lichtblick! Da standen sie – Karin, Birgit, Thorsten und Rainer – und riefen und winkten mir zu. Die Frauen hielten ein eigens für mich gefertigtes Motivations-Banner hoch „Tschakka du schaffst das, Andi!!!“ Und Rainer hatte zur Erinnerung an eine gemeinsame Reise groß „London“ auf ein weiteres Banner gemalt. Für einen Moment durchströmten mich die Glückshormone, vergaß ich die Anstrengung.

Läufer auf Weg an der Weser

Die Steigung am Weserstadion

Ich hängte mich an meine Vorderläufer, wollte nicht nachlassen, kam mir unheimlich langsam vor. Später auf Thorstens Fotos habe ich gesehen, dass ich immerhin in einer Halbmarathon-Läufer-Gruppe gelaufen war. Jetzt musste eigentlich auf Höhe des Weserstadions die Steigung hoch zur Straße kommen. Endlich, es geht um die Kurve und dann hoch. Erst viel später an diesem Tag fiel mir im Rückblick auf, dass ich vor lauter Konzentration auf die Waden meiner Vorderleute das Riesenstadion zu meiner Rechten gar nicht wahrgenommen hatte!

Die Steigung machte mir nichts mehr aus, bei aller Müdigkeit der Beine dachte ich einfach daran, dass ich in wenigen Sekunden oben sein würde und es dann nur noch 3 Kilometer bis zur Zielgeraden auf der Obernstraße wären. Völlig unerwartet tauchten oben plötzlich Beate und Konrad auf und feuerten mich an. Das und der Gedanke, dass wahrscheinlich auch die anderen vier von vorhin gleich hier oben wieder postiert sein könnten, trieb mich erneut nach vorn.

Freunde mit Banner

Und richtig, da waren Birgit und Karin wieder. Dieses Mal mit einem anderen Banner. Waaas stand da? Unglaublich, meine Bremer… Stehen zum ersten Mal an einer Marathonstrecke und wissen bereits instinktiv, wie man noch einmal ein Lächeln auf das Gesicht eines dahinvegetierenden Läufers zaubert!

Läuferfeld bei Kilometer 40

Nur wenig später entdeckte ich Rainer wieder, der mit seinem Vater ebenfalls ein neues Banner hochhielt: „Krakau“. Eine weitere Erinnerung an eine schöne gemeinsame Fahrt.

Lächelnder Marathon-Läufer

Als ich später die Fotos von mir zum ersten Mal sah, fand ich es unerklärlich, wie ich darauf lächelnd zu sehen sein konnte. Denn ich war zu diesem Zeitpunkt – bei Kilometer 39 – vollkommen fertig und fühlte mich eigentlich zu keiner Gemütsregung mehr fähig. Da sieht man mal, was „Freunde in der Not“ bewirken können.

Lächelnder Läufer

Der Zielgeraden entgegen

Die Straße auf dem Osterdeich ist lang und geht in die ebenfalls lange Martinistraße über. Ach ja, hier gab es ja noch die Unterführung, die wir bereits zu Beginn in der Gegenrichtung durchlaufen hatten! Also wieder eine kleine Steigung? Das ist mir so was von egal, ich will jetzt in die Obernstraße, will die Zielgerade sehen!

Wann kommt endlich, endlich die Wende auf die Obernstraße? Es müsste doch eigentlich jetzt in eine kleine Straße nach rechts abzweigen, die uns auf die himmlische Gerade Richtung Ziel führt? Aber immer noch sind weit vor mir Läufer zu sehen, die biegen nicht ab, laufen immer weiter geradeaus. Dann endlich die Wende. Ich bin auf der Zielgeraden, sehe den Bremer Dom, das Ziel ist ja sogar noch davor, ich bin gleich da!

Nun wird die Uhr, die ich auf den letzten Kilometern kein einziges Mal eines Blickes gewürdigt hatte, auf einmal wichtig. Oha, ich kann trotz meiner müden zweiten Hälfte noch unter 4 Stunden kommen! Ich ziehe das Tempo ein letztes Mal an, meine Beine schmerzen wie selten bei einem Lauf. Irgendwie steht auf einmal meine Mutter am Straßenrand und ruft anfeuernd meinen Namen, aber das bekomme ich nur noch halb mit, ich will jetzt ins Ziel. Da vorne sind die Zielmarkierungen! Geschafft, ich habe meinen ersten Bremen-Marathon hinter mir! 3:57:36 – nicht die erhoffte Zeit, aber immer noch sehr im grünen Bereich…

Marathon-Läufer mit Medaille

Fazit oder Nach dem Marathon ist vor dem Marathon

Offensichtlich war meine Marathon-Vorbereitung nicht nur wegen des vorgezogenen Bremen-statt-Berlin-Starts eine Woche zu kurz. Was für eine lockere gute Halbmarathon-Zeit in Tegel gereicht hat, war zu wenig für die lange Marathon-Strecke. Ich hatte anscheinend wegen meiner eingelegten Regenerationswochen (die ich nach wie vor für richtig und sinnvoll halte) insgesamt zu wenig 30-km-Läufe, um das Tempo durchzuhalten, das mir in der ersten Hälfte so ideal erschien. Bei der nächsten Marathon-Vorbereitung sollten es auf jeden Fall 16 statt 12 (oder dieses Mal sogar nur 11) Wochen sein.

Der Bremen-Marathon ist auf jeden Fall eine Reise wert und ich würde mich nicht wundern, wenn ich ihn irgendwann noch einmal laufe!

PS: Hartmut und Oliver sind natürlich Klasse-Zeiten bei ihrem Bremen-Halbmarathon-Debüt gelaufen. Glückwunsch!

Kategorien

F-Klasse-Laufen, Laufevents

9 Kommentare zu “6. swb Bremen-Marathon am 19.09.2010”

  1. Hanna sagt:

    “Aber bald hatten wir das Ende des Universums erreicht…” Herrlich! Herzlichen Glückwunsch zu deiner wirklich guten Zeit. Mensch, es ist ein Marathon und kein Spaziergang… Die Zeit IST gut.

  2. Hannes sagt:

    Wahnsinn, wie viele Bilder du bei so einem Marathon machen kannst. Kein Wunder, dass man da am Ende irgendwie müde wird ;-)

    Die Bilder verdeutlichen schön, wie es dir ergangen ist und auch, das Bremen eben nicht Berlin ist!

  3. Uwe sagt:

    Schön geschrieben, schön bebildert! Ich glaub, im kommenden Jahr werd ich da auch mal mitlaufen, allerdings in den kleineren Disziplinen. Das wäre dann mein erstes Mal :)

  4. Andreas sagt:

    Hi Andreas,

    meine Familie schläft noch und ich konnte nicht anders als den Rechner anzumachen und deinen Bericht in Ruhe zu lesen.
    Erst einmal – HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH – Tolle Leistung.
    Der Bericht ist echt Klasse und ich bin schon am Überlegen, ob ich auch eine Kamera auf meinen ersten Marathon überhaupt mitnehme.
    Mal sehen, ob mir hinterher auch noch so motivierende Texte einfallen wie Dir.
    Also dann – Danke für die Tips und wenn Du mal einen Partner für den nächsten “Bremer-Lauf” brauchst, melde Dich. Ich bin dabei! Wir bekommen die Lücken vor und hinter Dir am Start schon aufgefüllt :-).

    Gruß
    Andreas

  5. Pierle sagt:

    Sehr schöner Bericht – da läuft man gedanklich schon fast mit.

  6. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Hanna
    Danke, zu Marathon+Universum passt auch der Douglas-Adams-Titel „Das Leben, das Universum und der ganze Rest“. Wobei „der ganze Rest“ in diesem Fall noch 17 Kilometer betrug ;-)

    @Hannes
    Bis die Handy-Kamera ausgelöst hat, hat man immerhin wieder einen weiteren Kilometer geschafft…

    @Uwe
    Solltest du machen, Bremen ist schön, nicht nur zum Laufen!

    @Andreas
    Lass die Kamera zuhause und genieße deinen „Ersten“ blanken Auges! Wir werden an der Strecke sein, dich anfeuern und natürlich wenn möglich auch im Bild festhalten!

    @Pierle
    Danke, ich glaube, das Lesen dauert fast länger als der Marathon ;-)

  7. Schinderhannes sagt:

    Hallo Andreas,
    schöner Bremenbericht, besonders wenn man selber die Strecken gelaufen ist. Der Werdersee, Weserwehr und der Bürgerpark sind schon schöne Ecken. Mir taten auch die Marathonis leid, denn wenn man auf 3:15 h Kurs ist und regelrecht stehen gelassen wird, ist weniger schön.

    Beim Halbmarathon hatten wir keinen 1 km, keinen 3 km und km 6 war auch falsch markiert.

    Von den Zuschauern war Findorf und die Schlachte schon grandios.

    Grüße

    Oliver

  8. Pat sagt:

    Großartiger Bericht…ich hatte mich an dem Tag wirklich gefragt, wies wohl lief in Bremen :-)

    Die Bebilderung lst mich durchaus mal darüber nachdeneken, auch mal in Bremen zu starten.

    Grüsse aus HH!

    Pat – 9.10.10 Brockenmarathon – Wenn schon durch die Hölle, dann nur im Harz.

  9. webmaster@startblog-f.de sagt:

    @Schinderhannes
    Ja, falsche Markierungen sind schon nervig. Aber bei einem „Heimspiel“ vergibt man auch das…

    @Pat
    Und ich werde bestimmt irgendwann mal in Hamburg den Marathon laufen (warum muss der bloß im Frühjahr sein?!).

    Für ein Nordlicht hast du dir mit dem Brocken-Marathon ja was ganz Nettes für den Herbst ausgesucht ;-) Ich drücke die Daumen!

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