Am vergangenen Wochenende war ich zu einem Kurzbesuch in Hamburg und habe mir dabei nicht die Gelegenheit entgehen lassen, am Sonntag in der Frühe zu einem Sightseeing-Lauf durch die Stadt zu starten…
Gestartet war ich an der Feuerwache Innenstadt, die bei ihrer Eröffnung 1909 als eine der modernsten Deutschlands galt.
Von dort aus lief ich die Promenade am Alsterfleet entlang.
Nach kurzer Zeit stieß ich auf die „Grüne Schute“, einen ehemaligen Lastenkahn, der im Rahmen des Projektes „Lebendige Alster“ zu einem Ort der Umweltbildung umgebaut wurde.
Fische gibt es hier natürlich auch, wobei ich bezweifele, dass diese wandgemalten in den Hamburger Gewässern vorkommen.
Mit Impressionen vom Fleet…
… und der Promenade ging es weiter.
Alt und neu, schäbig und edel liegen hier dicht beieinander – am anderen Ufer entdeckte ich die luxuriösen „Fraser Suites“.
Am Görtz-Palais angekommen, das wirklich eine interessante Geschichte hat, machte ich kurz einen Fotostopp, um einen früheren Bewohner der Stadt zu begrüßen, …
… den ehemaligen Bürgermeister Carl Friedrich Petersen.
Ab hier begann die Karl-Lagerfeld-Promenade, die für mich interessante Schattenspiele auf das Pflaster zauberte.
Die Stadt ist voller Brücken und Schleusen – und an allen hängen Liebesschlösser.
Vom Rande des Rathausmarkts gesehen bietet das Fleet mit den Alsterarkaden einen geradezu venezianischen Anblick.
Etwas moderner sah es dann hinter mir auf dem Rathausmarkt aus.
Bestimmt wird der Platz aber vom Hamburger Rathaus. Beim Spaziergang am Vortag war hier auf dem Platz noch Trubel mit hunderten (tausenden?) Menschen gewesen, mit vielen Ständen und einer Bühne mit Chor – jetzt am Sonntagmorgen, um zwanzig vor sieben, hatte ich die ganze hanseatische Pracht für mich alleine.
Durch die Alsterarkaden…
… die nicht nur schicke Cafés und Boutiquen sondern auch kleine goldene Details am Geländer bieten, lief ich weiter.
Nun ging es weiter durch Hamburg…
… an den Jungfernstieg. Auch hier der starke Kontrast zum Touristentrubel gestern: Völlige Ruhe, nicht einmal die berühmte Wasserfontäne auf der Binnenalster war zu sehen, nur ein paar vereinzelte Menschen am Ufer, die wohl eher Party-Heimkehrer als Frühaufsteher waren.
Zwei Ausflugsbarkassen auf spiegelglattem Wasser…
… und Kunst-Plakate an einem Zaun: „Hier zu leben, und das hier zu lesen, ist ein Privileg“ – wohl wahr.
Am Promenaden-Fußweg lag so einiges an Müll, wie auch an anderen Stellen meiner bisherigen Strecke. Die Schattenseiten einer Großstadt: Nach den Touristenmassen (und Einheimische waren sicherlich auch dabei) am Samstag folgen Müll und Gestank am Sonntag. Aber zumindest hatte ich schon einige Reinigungsfahrzeuge in diesen frühen Morgenstunden gesehen.
Im Kontrast dazu die schicken Schiffrestaurants und -cafés an der Uferpromenade.
Die Hamburger Fahne am Steg hing noch etwas lustlos am Mast…
… und die Boote einer Segelschule dümpelten ebenfalls lautlos vor sich hin. Sonntagmorgen halt.
Nachdem ich noch etwas weiter gelaufen war, um zumindest einen kurzen Blick auf die Außenalster zu werfen, entdeckte ich blaue Streifen auf der Straße, die mich gleich an meinen Hamburg-Marathon mit Eyyüp erinnerten. Das war 2018 – schon eine Weile her, mein letzter offizieller Marathon.
Oder waren das Markierungen für den Halbmarathon, der in einer Woche hier ebenfalls entlang führen sollte?
Nach einem letzten Blick auf das Hotel Atlantic, dass die meisten Leute wahlweise mit Udo Lindenberg oder James Bond in Verbindung bringen…
… führte mich mein Sightseeing-Lauf an der Nordseite des Hamburger Hauptbahnhofs vorbei zum Steintorwall.
An der großen Straße angekommen stellte ich erstaunt fest, dass ich auf den ersten Kilometern den fest eingeplanten Abstecher zur Kunsthalle verpasst hatte! Nun war ich von der anderen Seite dort angekommen und musste den Sightseeing-Punkt natürlich sofort nachholen.
Statt wie geplant nach links zur Mönckebergstraße, lief ich also erst rechts herum zum Portal der Hamburger Kunsthalle.
„Die Fassade des Gebäudes ist im eleganten Stil der italienischen Renaissance in Backstein mit Künstlerporträts aus Terrakotta gestaltet.“ sagt Wikipedia. „Wunderschön!“ sage ich.
Vom Plateau des Vorplatzes fotografierte ich die imposante Front-Fassade…
… und auch den Sightseeing-Läufer, der sich in den Scheiben des Eingangs unter den surrealistischen Wolken der aktuellen Ausstellung spiegelte.
Jetzt aber weiter zur Mönckebergstraße!
Durch kleine Baustellen – die immerhin den Blick auf die breite „Finden-nur-Autofahrer-schön“-Straße verstellten – gelangte ich zur Stelle, wo ich rechts abbiegen konnte…
… und mich sogleich in der Einkaufsstraße Mönckebergstraße befand. Auch hier – zum Glück – sonntägliche Leere.
Abgesehen von den üblichen Shopping-Tempeln zumindest eine Stelle, die Sightseeing-mäßig dokumentiert gehörte: Ein Brunnen, der an Johann Georg Mönckeberg erinnerte, Hamburgs Bürgermeister im Jahr des Großen Brandes 1842 (und Namensgeber der Straße).
Ich bog von der Einkaufsmeile ab und stand kurz darauf verblüfft vor dem Redaktionsgebäude „meiner“ ZEIT! Das war gar nicht eingeplant. Fun Fact am Rande: Die große Hamburger Wochenzeitung erscheint seit exakt 79 Jahren mit dem Bremer Wappen im Titel! Wer weiß, dass es zwischen den beiden norddeutschen Hansestädten eine ewige Rivalität gibt und ich ursprünglich aus Bremen komme, sieht den „Fun“ im „Fact“.
Nächste Station meiner Sightseeing-Runde durch Hamburg war das Chilehaus, ein von 1922 bis 1924 erbautes Kontorhaus und eines der ersten Hamburger Hochhäuser. Mit seiner an einen Schiffsbug erinnernden Spitze nach Osten ist es zu einer Ikone des Backsteinexpressionismus geworden. Hier stand ich aber erst einmal an der Nordseite, Eingang C.
Fritz Höger, der Architekt des Chilehauses war damals auch am Sprinkenhof direkt gegenüber beteiligt.
Ein Blick um die Ecke, und da war sie, die (damals) weltberühmte Ansicht des Gebäudes von Osten! In einem legendären Foto hatten die Brüder Carl und Adolf Dransfeld mittels eines Spezialobjektivs die Spitze noch weiter dramatisiert und so das Chilehaus zum am meisten verbreiteten deutschen Architekturmotiv der 1920er-Jahre gemacht.
Ob überhaupt jemand beim staunenden Blick zur Spitze die vielen Figuren darunter bemerkt hat?
Ich lief weiter und überquerte den Zollkanal über den Wandrahmsteg.
Links von mir entdeckte ich das Gebäude des Spiegel-Verlags.
Nun kam ich in die Speicherstadt, die (zusammen mit dem Kontorhausviertel inkl. Chilehaus) zum UNESCO-Welterbe gehört.
Am Brooktorkai gab es im Vorbeilaufen weitere ehemalige Speichergebäude zu sehen…
… ebenso wie maritime „Deko“ in Form von Bojen und Ankern.
Beeindruckende Backsteinfassaden…
… säumten die große Straße.
Vom Sandtorkai bog ich nach links ab zu den Magellan-Terrassen, …
… von denen man direkt hinunter zum Traditionsschiffhafen kommt.
Damit ich nicht vergaß, in welcher Stadt ich gerade lief, buchstabierte es mir das Feuerlöschboot Repsold noch einmal in Weiß auf Stadtfarbe Rot. Ich hätte es aber auch an der Elbphilharmonie im Hintergrund erkannt.
Auf den diversen Museumsschiffen gab es einiges zu entdecken, wie zum Beispiel diese geschnitzten Figuren an der Reeling…
… oder das Fass mit Rostschutzmittel, das selber sehr schön angerostet war.
Vom Kehrwiedersteg hatte ich noch einmal einen Blick in die Speicherstadt im Gegenlicht…
… und den Binnenhafen mit der Flussschifferkirche (im Hintergrund war der Hamburger Michel zu sehen), …
… bevor ich dann über die Niederbaumbrücke zur Jan-Fedder-Promenade kam.
Motiviert durch ein sportliches Mega-Plakat lief ich weiter…
… bis zur Überseebrücke, die ab 1927 Anlegestelle für Fahrgastschiffe nach Übersee war. Heute ankert hier aber nur noch das Museumsschiff Cap San Diego. Auf jeden Fall war es interessant über die Brücke zu laufen, mit dem Auf und Ab über die Holzplanken.
Von der Brücke aus hatte ich auch nochmal einen guten Blick auf die „Elphi“.
Das Museumsschiff Cap San Diego sah ich mir nur kurz an und kehrte dann um. Ich hatte noch einen wichtigen Punkt auf meiner Liste und so langsam wurde es knapp mit der Zeit – ich wollte ja pünktlich zum Frühstück wieder im Hotel sein.
Auf der Promenade kam mir plötzlich eine entgegenkommende Läuferin bekannt vor: Es war Marie, die ebenfalls vom Hotel aus zu einem kleinen Morgenlauf gestartet war. Was für ein Zufall! Ein paar Worte, ein schnelles Selfie und dann liefen wir in entgegengesetzte Richtungen weiter.
Nun kam ich die Treppen der von der Architektin Zaha Hadid gestalteten Promenade hinunter, die eigentlich ein enormes Flutschutzbauwerk mit Tiefgarage ist (die Promenade, nicht die Architektin).
Das Museumsschiff Rickmer Rickmers (so hieß tatsächlich der Enkel des Reeders) verbreitete maritime Atmosphäre längst vergangener Zeiten.
Ich war nun an den St. Pauli Landungsbrücken angekommen…
… und ein Läufer und ein Hund liefen mir voraus zum berühmten Abfertigungsgebäude, dessen Turm eines der Wahrzeichen Hamburgs ist.
Aber ich wollte noch ein bisschen weiter, lief am Gebäude entlang bis zu seinem Ende, an dem ein Gebäude steht, das den Eingang zum Alten Elbtunnel bildet. Ein sehr spannendes Bauwerk, das bei seiner Eröffnung im Jahr 1911 als technische Sensation galt. Durch das sehr schön mit Mosaik verzierte Eingangsportal…
… kam ich in eine große Halle, an deren Wand eine Treppe im Kreis nach unten führte.
Über viele Stufen ging es 24 Meter tief…
… bis zum Tunnelanfang. Durch diese schmale Röhre(n) – es gibt noch eine parallele weitere Röhre, die aber gerade wegen Bauarbeiten gesperrt war – kamen damals pro Jahr zwanzig Millionen Menschen ans andere Ufer der Elbe, um zu ihren Arbeitsplätzen und zurück zu gelangen. In den letzten Jahren fand hier übrigens der Elbtunnel-Marathon statt, bevor es aufgrund der Tunnelsanierung nicht mehr möglich war.
Der Tunnel hat mit seinen Fliesen, der Beleuchtung und der Beschilderung ein sehr schön jugendstiliges Flair.
Nach etwas über 400 Metern kam ich am anderen Ufer wieder heraus (dieses Mal mit dem Fahrstuhl nach oben), wo mich außer einer leeren Bierflasche…
… auch ein guter Blick auf die Skyline der St. Pauli Landungsbrücken erwartete.
Klar, auch von hier konnte man die Elbphilharmonie sehen.
Einen kleinen Fischbrötchen-Snack bei „Brücke 10“ gab es leider nicht, alles zu.
Also zurück durch die Röhre!
Irgendwie machte der gerade Tunnel Lust aufs Schneller-Laufen. Ich zog also etwas das Tempo an und blieb nur einmal kurz stehen, um eines der vielen Steinzeug-Reliefs (lauter Tiere der Elbe) im Bild festzuhalten.
Wieder am St. Pauli-Ufer angekommen, beschloss ich, die Treppen „hochzulaufen“. Ok, es wurde dann nicht richtig „Laufen“, war aber doch wesentlich sportlicher als Gehen.
Immerhin waren es auch 135 Stufen, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Zurück im Sonnenlicht besah ich mir noch das Abfertigungsgebäude der St. Pauli Landungsbrücken von der Landseite, …
… überquerte dann die Straße – und lief erneut Treppen hinauf! Dieses Mal zum S-Bahnhof, weil irgendwo dort oben mein Weg weiterführen musste.
Ganz schön viele Höhenmeter für eine Stadt am Wasser! Immerhin bot sich mir noch ein wunderbarer Blick über den Hafen.
Die S-Bahntreppe ging irgendwann (links vorbei am S-Bahn-Eingang) in einen Parkweg über, der mich noch weiter hinauf und über den Venusberg…
… zur Michelwiese führte, an deren Rand ein idyllischer Springbrunnen und schattige Bäume für entspanntes Sommerfeeling sorgten.
Von der Wiese hat man selbstverständlich einen guten Blick auf das Wahrzeichen überhaupt, den Hamburger Michel (eigentlich Hauptkirche Sankt Michaelis), dessen Uhr mit 8 Metern Durchmesser die größte ihrer Art in Deutschland ist (der große Zeiger ist dabei fast 5 Meter lang und wiegt 130 kg!).
Ein letztes Mal Wasser: Am Herrengrabenfleet über die Brücke…
… und ich stand wieder am Ausgangspunkt meines Hamburger Sightseeing-Laufs, der Feuerwache Innenstadt. Über einem Eingangsportal prangte das aus dem Mittelalter stammende Leitmotto der Feuerwehren: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.“.
Da hatte ich richtig viel auf meinen 12 Kilometern durch Hamburg gesehen und konnte mich zufrieden auf das Frühstücksbuffet freuen!
Dass du den Bereich um die Reeperbahn ausgelassen hast, ist schon fast sträflich. Ich hab so ne Tour mal mit der Holden und einem “Einheimischen” gemacht. Der hat uns den Kiez gezeigt. Alles fernab der Touri-Hotspots. Das war spannend!
Ansonsten aber: Schöner Lauf, schöne Bilder!
St. Pauli und die Reeperbahn stand ursprünglich mit auf dem Laufplan, aber leider hat das zeitlich nicht mehr geklappt. Aber beim nächsten Mal ist es auf jeden Fall mit auf der Sightseeing-Strecke!