Vergangenen Sonntag war ich zum ersten Mal in Aachen, und da musste ich natürlich einen Sightseeing-Lauf machen! Kleines Problem war, dass ich dafür nur ein sehr enges Zeitfenster zur Verfügung hatte und mein Handy-Akku gerade einmal halb geladen war – das konnte knapp werden mit Navigation und Fotografiererei…
Ich lief also leicht gehetzt mit Blick auf die Uhr und den Akkustand los. Meine erste Station war das Klenkes-Denkmal. Wenn sich Aachener außerhalb der Stadt begegnen, grüßen sie sich anscheinend mit dem erhobenen kleinen Finger der rechten Hand. Warum sie das mit dem kleinen Finger tun ist wirklich interessant, lest einfach mal den Wikipedia-Artikel.
Gleich nebenan steht die „Frittezang“, ein Werk des amerikanischen Architekten Peter Eisenman. Im Endeffekt nur eine öffentliche Bushaltestelle, die die Aaachener aber anscheinend an eine Pommeszange erinnert.
Ein paar Meter weiter – ich war bisher noch keinen Meter gelaufen – kam gleich der Elisenbrunnen. Ein klassizistischer Bau benannt nach der preußischen Kronprinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern, unter deren Büste im Innern aus zwei Trinkbrunnen das 52 Grad warme Wasser der Kaiserquelle fließt.
Durch den Elisengarten lief ich auf den Aachener Dom zu…
… machte aber vorher noch kurz Station am Brunnen „Kreislauf des Geldes“. Die Figuren des Brunnens stellen den Geiz, die Gier, die Gönnerhaftigkeit und die Bettelei sowie einen Vater dar, dem sein Kind beim Zählen des Geldes zusieht.
Nach wenigen hundert Metern meiner Lauftour hatte ich auch schon den Sightseeing-Höhepunkt erreicht und war am über 1200-jährigen Aachener Dom angekommen. Hier liegt Karl der Große begraben und wurden über sechs Jahrhunderte die römisch-deutschen Könige gekrönt.
Am Fuß des Doms werden, wie an vielen Stellen der Innenstadt, Aachener Printen verkauft.
Vorbei am Vinzenzbrunnen…
… am Möschebrunnen (Spatzenbrunnen)…
… und am Brunnen Fischpüddelchen…
… kam ich zum Grashaus, einem der ältesten Häuser und erstem Rathaus der Stadt (1267 fertiggestellt). Warum Gras? Gras hieß der Dorfanger, der sich hier im Mittelalter befand – und auf dem damals sowohl Hinrichtungen als auch Volksfeste stattfanden.
Zur Abwechslung wieder etwas Gotik: Das „Kleine Drachenloch“ bildet den Eingang zur Domschatzkammer.
Nach erneuter Bewunderung von Printen…
… landete ich auf dem Hühnermarkt. Hier steht das Brunnendenkmal Hühnerdieb – die Figur zeigt den Augenblick, in dem der Dieb erstaunt feststellen muss, dass er statt eines Huhns einen Hahn gestohlen hat, der ihn prompt durch sein Krähen verrät.
Wie immer hatte ich meine Lauf-Uhr auf Auto-Stopp, was aufgrund der Dichte der Sehenswürdigkeiten und Fotomotive zu ständigem „Ich-bin-an-ich-bin-aus“-Piepsen führte. Aber das prächtige Aachener Rathaus mit dem Karlsbrunnen davor lohnte den Stopp allemal.
Die Skulptur Reiterringkampf nahm ich quasi im Vorbeilaufen mit…
… ebenso wie den Augustinerplatzbrunnen.
Vom Wespienhaus ist leider nur noch ein kleiner Teil der ehemals prächtigen Fassade zu sehen. Immerhin galt das Wohn- und Fabrikgebäude des ehemaligen Aachener Bürgermeisters und Tuchfabrikanten Johann von Wespien bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als das schönste Aachener Stadtpalais.
Direkt gegenüber in einem Schaufenster entdeckte ich einen goldenen Karl den Großen, was zusammen mit meinem Spiegelbild ein interessantes Foto ergab.
Enttäuschend war kurz darauf der Torbogen Klosterather Hof, Der historische Bogen wirkte zwischen Müllcontainern und Baustellenzäunen etwas merkwürdig.
Ich lief weiter zur Heilig-Kreuz-Kirche…
… und kam bald am Ponttor an, das Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde und eines der beiden noch erhaltenen Stadttore Aachens ist. Von hier aus führte mich mein Sightseeing-Lauf nach Osten…
… zum Marienturm (auch Marienburg genannt) zu dem ich eine lange Treppe hinauf musste. Er war als Wehrturm Bestandteil der etwa 1300 bis 1350 errichteten äußeren Stadtmauer.
1932 wurde er dann zu einem Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs umgestaltet.
Vom Marienturm führte eine stetig ansteigende Straße zum Lousberg hinauf. An ihrem Ende entdeckte ich die Skulptur Bauersfrau und Teufel, den beiden Figuren aus der Lousberg-Sage.
Weiter lief ich hinauf, inzwischen immer mal wieder ängstlich auf den Akkustand des Handys schauend. Wäre schon blöd, die vorgeplante Strecke abbrechen zu müssen, weil die Navi-Orientierung fehlt. Den Weg zum Hotel hätte ich natürlich noch gefunden (so groß ist Aachen nicht), aber ich hätte dann auf viele schöne Fotomotive verzichten müssen.
Das Gartenhaus des Tuchfärbers Nikolaus Mantels war 1737 vom berühmten Aachener Architekten Johann Joseph Couven für dessen Garten in der Stadt errichtet worden und wurde Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts dann am Lousberg wieder aufgebaut.
Oben auf dem Lousberg angekommen, entdeckte ich den ehemaligen Wasserturm Belvedere zwischen den Bäumen.
Ich umrundete ihn und kam an eine Stelle, die einen weiten Blick bot. Aufgrund der vielen Bäume und Sträucher war von Aachen allerdings nicht so viel zu sehen.
Etwas weiter lief ich auf den Tranchot-Obelisk zu. An dieser Stelle stand früher ein hölzernes Hilfsbauwerk, das vom französischen Geographen Jean Joseph Tranchot zur Vermessung und Kartierung des Rheinlandes genutzt wurde. Der Obelisk wurde dann später zur Ehrung Napoleons aufgestellt.
Ein weiterer Versuch, einen Blick auf die Stadt von hier oben zu bekommen…
… und dann ging es auch schon über viele Treppenstufen wieder hinunter.
Unten angekommen, setzte ich meinen Lauf in Richtung Osten fort und machte mein nächstes Foto an der Ningbo-Schale (gestiftet von der chinesischen Partnerstadt Ningbo).
Ich lief nun auf dem Mittel-Grünstreifen der Monheimsallee am Parkhotel „Quellenhof“ vorbei…
… besuchte das Denkmal für den preußischen Gartenkünstler Peter Josef Lenné…
… und genoss kurz die entspannte Atmosphäre am Neuen Kurhaus.
Meine nächste „Haltestelle“ war der Gedenkstein für Anne Frank, der am Wegesrand lag.
Bevor die Straße nach Süden abknickte, gab es noch das Hansemann-Denkmal zu betrachten.
Noch ein Stückchen weiter, am Kaiser-Friedrich-Denkmal, schwenkte ich dann in Richtung Innenstadt ab. Das Denkmal zeigt Friedrich III., der als 99-Tage-Kaiser in die Geschichte einging.
Von der Kirche St. Adalbert kommend…
… bog ich noch einmal am Kugelbrunnen um eine scharfe Kurve…
… zum Mahnmal auf dem Synagogenplatz. In Form eines Davidsterns erinnert es an die Novemberpogrome 1938 und die Zerstörung der Alten Synagoge von Aachen.
Mit einem Blick auf die Neue Synagoge endete der Sightseeing-Teil meines Laufs, und über die Einkaufsstraße Adalbertstraße kam ich nach etwa 7 Kilometern zurück an den Ausgangspunkt.
PS: Im Nachhinein fiel mir auf, dass ich so einige – eigentlich von mir eingeplante – Sehenswürdigkeiten in der Hoffentlich-hält der-Akku-Hektik versehentlich übersprungen hatte. So zum Beispiel den Paradiesbrunnen, den Puppenbrunnen (ist euch auch aufgefallen, dass Aachen wahnsinnig viele Brunnen hat?), das Haus Löwenstein und den Bahkauv. Nächstes Mal…