In diesem Jahr schaffen wir offensichtlich, was wir uns eigentlich schon lange vorgenommen hatten: öfter mal neue Strecken zu laufen! Und so starteten wir am Pfingstsonntag zum ersten Mal bei Sylvia und Andreas III. und liefen einen langen Lauf am Teltowkanal entlang zur Hakeburg und weiter bis zur Schleuse Kleinmachnow und wieder zurück…
Wie es sich für einen Pfingstausflug unter Freunden gehört, waren wir in großer Besetzung unterwegs: Sylvia, Andreas III., Monika, Klaus, Hartmut, Andreas V. und ich.
Andreas III. führte uns auf einer wunderschönen Strecke zuerst den Teltowkanal entlang und dann durch die Straßen Zehlendorfs und Kleinmachnows zur Hakeburg.
Von der Straße aus kamen wir an einen Torbogen, unter dem uns Andreas kurz einiges Wissenswerte über die Geschichte der Hakeburg erzählte, bevor es weiter durch den Wald bis zur Neuen Hakeburg ging (von der alten sind an anderer Stelle nur noch Reste der Grundmauern erhalten).
Das Adelsgeschlecht von Hake hatte nicht nur in früheren Berliner Zeiten von sich reden gemacht – Hans Christoph Friedrich von Hacke legte 1751 als Kommandant von Berlin den bald darauf nach ihm benannten Hackeschen Markt an – ihre Neue Hakeburg spielte auch eine Rolle in der neueren Geschichte Berlins und Deutschlands.
1936 wegen finanzieller Probleme an die Deutsche Reichspost verkauft, wurde das Gebäude schnell zu einem Forschungs- und Versuchszentrum für Flugzeuge und Steuergeräte, einem High-Tech-Zentrum der Nazis. Ab 1948 fungierte die Neue Hakeburg dann als Parteihochschule der SED und wurde später als Gästehaus der SED genutzt. Hier sollen unter anderem Staatsmänner wie Nikita Chruschtschow, Fidel Castro, Yassir Arafat und Michail Gorbatschow übernachtet haben.
Nach einem kleinen Lauf-Schlenker kamen wir dann zur Schleuse Kleinmachnow – immerhin bereits 1906 von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht und heute unter Denkmalschutz.
Direkt an der Schleuse stand eine alte Straßenbahn der Linie 96, die 1889 in Betrieb genommen wurde und Lichterfelde mit Teltow verband. Im Jahr 1905 konnte man mit der Bahn für 30 Pfennig von Lichterfelde bis zur Kleinmachnower Schleuse fahren – eine Strecke, die wir soeben gelaufen waren! Mit dem Bau der Mauer war das Schicksal dieser Straßenbahnlinie allerdings besiegelt, sie machte am 31. Oktober 1961 um 12:42 Uhr ihre letzte Fahrt.
Wir hingegen setzten unseren Lauf fort. Immer am Ufer des Teltowkanals entlang, mit Blick auf das Wasser und die vereinzelten Anlegestellen der Ausflugsschiffe der „Stern und Kreis“, von denen aber an diesem frühen Pfingstsonntag nichts zu sehen war.
Ein Stück weiter rauf, an der Autobahnbrücke, machten wir dann kurz Halt und beschlossen umzukehren, da Andreas V. mit seinem Magen zu kämpfen hatte. Mit reduziertem Lauftempo ging es auf leicht abgewandeltem Weg über Stahnsdorf – vorbei an der alten Dorfkirche Kleinmachnow – zurück, bis wir wieder auf den Teltowkanal stießen.
Nun fühlte sich plötzlich auch Monika nicht ganz wohl und wir nahmen noch einmal Tempo raus. Die Landschaft um uns herum war wirklich ein Läufer-Traum, aber die leichte Sorge um unsere angeschlagenen Mitläufer trübte doch etwas den Genuss der Strecke.
Vorbei an schilfbewachsenen Ufern mit stoisch auf das Wasser blickenden Anglern und merkwürdig bekritzelten Bäumen, durch alte Mauerdurchgänge und über kleine Brücken ging es Richtung Ausgangspunkt.
Schließlich waren wir nach etwas über 25 Kilometern zurück und wurden von Sylvia gleich mit belebender Cola versorgt. Am Ende waren alle wieder halbwegs wohlauf und es herrschte die einhellige Meinung, dass wir wieder eine landschaftlich wunderbare Strecke erlaufen hatten.
Danke noch mal an Andreas III. für die Erweiterung unseres läuferischen und geschichtlichen Horizonts!