Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

7. RBB-Lauf – Drittelmarathon in Potsdam am 25.04.2010

Veröffentlicht am 26.04.2010 | 3 Kommentare

Läufer-Gruppenbild

Es wäre fast mein erster einsamer Wettkampf geworden: nachdem Hartmut als zweimaliger Drittelmarathon-Begleiter abgesagt hatte und auch Monika und Klaus trotz Debüt-Interesse absagen mussten, hatte ich mich am gestrigen Sonntagmorgen alleine aufgemacht zum 7. RBB-Lauf, dem Drittelmarathon in Potsdam. Aber es gab eine nette Überraschung, denn ich traf vor dem Start zufälligerweise Andreas IV., Thomas, Sven, Silke und Angela – einen Teil der Marienfelder Mauerweg-Läufer. Und nicht allein deswegen wurde es ein rundum gelungener Lauf…

Autos an der KönigstraßeGrenzmarkierung auf der Glienicker Brücke

Vor den Start zum Drittelmarathon in Potsdam hat der liebe Gott (oder der Veranstalter?) aber noch eine etwas komplizierte Parkplatzsituation gestellt. Trotz frühzeitiger Anreise kam ich auf der Zufahrtstraße nicht mehr durch und musste wie viele andere weit vor der Absperrung parken und eine Viertelstunde zu Fuß weitergehen. Auf der Glienicker Brücke angekommen habe ich erst einmal den ehemaligen Grenzstreifen fotografiert. Nur wenige Meter von dieser Stelle, an der vor Jahrzehnten die Spione ausgetauscht wurden, sollte heute nämlich der Zieleinlauf sein.

Blick von der Glienicker Brücke auf das Wasser

Das Wetter war gewohnt fantastisch am Drittelmarathon-Lauftag (etwa 15 Grad und sonnig), und auch die herrliche Wasserlandschaft ließ meine Vorfreude auf den Lauf steigen. Dass ich darüber hinaus dann gleich die Marienfelder Läufer traf und vor dem Start noch ein wenig plaudern konnte machte das Glück perfekt.

Läufer vor dem Start

Etwa 2.500 Läufer hatten sich um kurz vor zehn auf der Glienicker Brücke eingefunden und warteten mehr oder weniger aufgeregt auf den Startschuss.

Läufer-Feld vor dem Start

Wir flachsten noch ein wenig herum, um uns die Minuten bis zum Startschuss zu vertrieben, und Andreas VI. bemerkte gerade noch, dass anscheinend bei allen Laufveranstaltungen die gleiche Musik vor dem Start läuft, da ging es auch schon los.

Läufer beim Drittelmarathon Potsdam

Die ersten Kilometer

Ich hatte mir vorgenommen, wie beim Halbmarathon nicht zu schnell loszulaufen, was aber als erstes Teilziel schon mal nicht klappte: bei Kilometer 2 zeigte meine Uhr 9:00 Minuten, also ein Schnitt von 4:30 min/km statt der für die ersten beiden Kilometer anvisierten „ruhigen“ 4:50. Ich nahm sofort etwas Tempo raus und ließ Andreas VI., Thomas und Sven ziehen.

Die Strecke war gewohnt schön, besonders der Abschnitt durch die Innenstadt und die Fußgängerzone hat mir wie in den Jahren zuvor gefallen. An diesen Stellen sind noch am meisten Zuschauer, die in den angrenzenden Cafés sitzen und beim Morgenkaffee die schwitzenden Läufern beklatschen.

Inzwischen hatte ich mein Tempo gefunden – 4:40 min/km sollten es laut Plan sein – und lief konzentriert vor mich hin. Hatten mich zu Anfang noch etliche Läufer mit größeren Ambitionen überholt, ließ das jetzt nach und ich hatte „meinesgleichen“ gefunden. Da es teilweise Wind von vorne gab, bemühte ich mich öfter, im Windschatten des Vordermannes zu laufen, aber irgendwie kam der Wind immer bis zu mir durch. Na, Läufer sind ja auch nicht gerade bekannt für ihre breiten Oberkörper ;-)

Läufer sind nicht immer lustig

Wir bogen zum Havel-Ufer ab und liefen am Wasser an der Freundschaftsinsel vorbei. Hier gab es einen Erfrischungsstand und ich trank ein paar Schlucke Wasser. Beim Weiterlaufen bemerkte ich neben mir einen Läufer, der im Laufen trank. Darauf angesprochen, dass das ja eine ziemlich beneidenswerte Fähigkeit sei (klappt bei mir nämlich nie), entgegnete er nur knapp etwas Unverständliches, das mit den Worten „bis ich kotze“ endete. Naja, kann halt nicht jeder Läufer lustig sein.

Nun ging es die fast endlose Gerade an der S-Bahn-Trasse entlang, die mir mit ihren kleinen, alten Häusern und Läden schon immer gut gefallen hat. Die Läufer um mich herum waren inzwischen alle ruhiger geworden, es wurde nicht mehr nebenbei geplaudert, so langsam musste gearbeitet werden, um das Tempo zu halten. Ich hängte mich immer mal wieder an Läufer-Grüppchen an, zog aber dann meist nach einiger Zeit langsam vorbei.

Es geht bergauf

Nachdem wir ein Damen-Hockeyspiel passiert hatten, ging es bald links ab in die Karl-Marx-Straße hinein. Erfreulicherweise gab es auch hier bald wieder etwas zu trinken, denn diesen Teil der Strecke geht es stetig bergauf. Jetzt machten sich die Steigungsläufe der vergangenen Wochen positiv bemerkbar: ich hatte nicht nur physisch die nötige Kraft, sondern auch im mentalen Bereich stimmte es. „Wenn du den Rennsteig laufen willst, dann ist das hier jetzt ein Klacks!“ sagte meine zu diesem Zeitpunkt erstaunlich gut gelaunte innere Stimme und so lief ich denn ohne nennenswerte Tempo-Reduzierung die Steigung Richtung Ziel.

Was mir auf diesem Streckenabschnitt auffiel, war, dass es beim Drittelmarathon in Potsdam zwar verhältnismäßig wenig Zuschauer am Straßenrand gibt, diese aber sehr herzlich dabei sind. Gerade auf der Karl-Marx-Straße gab es viele Familien, die mit ihren kleinen Kindern vor dem Haus standen und die vorbeiziehenden Läufer anspornten.

Wo bleibt Kilometer 13?

So, jetzt hatte ich Kilometerschild 12 passiert und der Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich etwa 20 Sekunden in der Gesamtzeit hinter meinem 4:40er-Schnitt lag. Mmh, hatte ich jetzt noch die Kraft für ein leicht höheres Tempo auf den letzten beiden Kilometern? Na, mal sehen, schließlich ging es immer wieder bergauf und anschließend bergab, es fiel schwer, das eigene Tempo einzuschätzen.

Immerhin war es so anstrengend, dass ich mich schon sehr auf das Schild für den Kilometer 13 freute, dann wäre das Ziel greifbar nahe. Aber es ging mehrfach nach rechts und wieder nach links, und nach meiner Erinnerung konnte es nun keinesfalls mehr als einen Kilometer bis zum Ziel sein. Aber wo blieb bloß das Schild?

Dem Ziel entgegen

Spätestens als wir in den kleinen Parkweg einbogen, von dem ich wusste, dass er geradewegs zur Königstraße führte, wurde mir klar: das Kilometer-13-Schild kommt nicht mehr, du bist bereits auf dem letzten Kilometer! Dieser Gedanke motiviert mich nun so sehr, dass ich unwillkürlich schneller laufe. Meine Beine laufen von alleine, meine Gedanken kommen nicht mehr hinterher. Jetzt bloß aufpassen und nicht stolpern. Da vorne ist das Ende des Weges, ich kann die Königstraße sehen! Nein, falscher Alarm, der Weg macht eine Biegung, es geht noch weiter. Aber jetzt, da vorne, die letzte Kurze hin zur Glienicker Brücke! Kann es sein, dass ich immer schneller laufe?

Samba-Band und Läuferin

Jetzt geht es von alleine. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mein geheimes, unausgesprochenes Traumziel – unter 1:05:00 zu kommen – wohl nicht mehr schaffen werde, dafür ist es noch zu weit bis zum Zieltransparent, das ich nun oben auf der Brücke sehen kann. Aber eine neue Bestzeit ist trotzdem drin. Ich leiste mir den „Luxus“, nun leicht etwas Tempo rauszunehmen, will den Zieleinlauf genießen. Die Steigung hoch, vorbei an den Samba-Trommlern, an den jubelnden Zuschauern. Ich bin im Ziel!

Läufer im Ziel auf der Glienicker Brücke

Sofort setzt dieses Glücksgefühl ein, dass man längst nicht immer nach einem Laufevent verspürt. Heute ist alles bestens gelaufen. Tolle Stimmung, optimale Bedingungen und eine genau richtige Renneinteilung mit abschließender Bestzeit!

Getränkestand an der Glienicker Brücke

Und während ich mir meinen ersten Becher Tee im Ziel gönne, höre ich auch schon vertraute Stimmen: die Marienfelder Läufer sind bereits wenige Minuten vor mir eingetroffen und begrüßen mich freudig.

Gebäude mit Statue und Berliner Mauerstück

Wir unterhalten uns noch kurz, lassen entspannt ein Foto von uns machen (siehe ganz oben), aber dann muss ich los, während die anderen noch auf die jeden Moment zu erwartenden Damen warten wollen. Und siehe da: auf meinem Rückweg zum Auto treffe ich die erschöpfte, aber zufriedene Silke auf der Brücke und sehe auch noch „live“, wie eine glücklich lächelnde Angela ins Ziel einläuft.

Läufer mit Medaille

Zuvor beim Umziehen war mir aufgefallen, dass ich heute nicht nur exakt die Laufhose anhatte, die ich im letzten Jahr bei diesem Lauf getragen hatte, sondern, dass ich zu allem Überfluss auch noch das selbe „Nach-dem-Lauf-Shirt“ ausgewählt hatte. Da musste – als Parallele zum Drittelmarathon 2009 – natürlich noch ein Foto des „einsamen“ Läufers ohne Hartmut sein.

Zettel mit RenneinteilungUnd noch eine erstaunliche Parallele: Genau wie beim Berlin-Halbmarathon vor einigen Wochen, stellte ich zuhause beim Blick auf meinen herumliegenden Renneinteilung-Planungszettel fest, wie gut ich mein Lauftempo (bis auf den Schnellstart und einige wohl etwas langsamere Kilometer zwischendurch) eingeschätzt hatte. Meine gelaufene Zielzeit war nämlich 1:05:22!

Kategorien

F-Klasse-Laufen, Laufevents

3 Kommentare zu “7. RBB-Lauf – Drittelmarathon in Potsdam am 25.04.2010”

  1. Hannes sagt:

    Mit der Zeit findet man unter den Läufern immer mehr Bekannte, sodass man irgendwie fast nie allein ist. Eine schöne Erfahrung, die man gerne immer wieder macht.

    Glückwunsch zu dem guten Ergebnis!

  2. Running Twin Marek sagt:

    Schöner Bericht Andreas und ein klasse Ergebnis! Nächstes Mal schreibe ich mir auch so einen “Jens-Lehmann-Gedenkzettel”. Evtl. klappts dann mit der geplanten Zeit.

  3. webmaster@startblog-f.de sagt:

    „Jens-Lehmann-Gedenkzettel“ finde ich gut. Vielleicht kann ich meine Exemplare ja auch mal für einen guten Zweck versteigern ;-)

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