Lauf-Blog für Läuferinnen und Läufer der F-Klasse

28. Berliner Halbmarathon am 06.04.2008

Veröffentlicht am 07.04.2008 | 1 Kommentar

Hartmut, Monika und ich nach dem Berliner Halbmarathon 2008
Hartmut, Monika und ich nach dem Halbmarathon fast so fit wie davor…

Endlich ist es soweit! Wir treffen uns morgens um 9 Uhr am S-Bahnhof, um gemeinsam zum 28. Berliner Halbmarathon zu fahren. Wir, das sind die drei übrig gebliebenen Läufer: Monika, Hartmut und ich (die anderen – Klaus, Bernd und Andreas – sind aus beruflichen, gesundheitlichen und privaten Gründen verhindert). Aufgeregt sind wir drei natürlich wie immer. Die Stimmung am Morgen so eines Laufes ist schon besonders und wir stellen übereinstimmend fest, dass es uns allen noch nie passiert ist, dass wir an solch einem Tag aufgewacht sind und das Gefühl hatten, Bäume ausreißen zu können.

Anfahrt mit Hindernissen

Schild SchienenersatzverkehrDummerweise hat die S-Bahn heute anscheinend auch beschlossen, die Bäume stehen zu lassen. Und die S-Bahnen gleich mit. Nach 2 Stationen müssen wir wieder aus der S-Bahn raus und uns mit vielen anderen Läufern und Zuschauern in den Bus des Schienenersatzverkehrs drängeln. Dann wieder raus aus dem Bus, Treppen hoch und wieder runter zur S-Bahn, warten und wieder S-Bahn fahren bis zur Friedrichstraße, wo uns schon ein schier unübersehbarer Pulk von Läufern auf dem Bahnsteig erwartet.

Läufer auf dem Bahnsteig FriedrichstraßeHelfer in den Zelten beim Berliner HalbmarathonAls wir schließlich am Hackeschen Markt ankommen sind wir froh, noch halbwegs gut in der Zeit zu sein. Wir trennen uns, um uns umzuziehen und unsere Tüten abzugeben. Die Zeltreihe hört unerklärlicherweise bei den Nummern 9000-9600 auf. Ich habe die 9700… Glücklicherweise sind die Helfer alle absolut nett und ich erfahre schnell, dass es noch eine kleine Extra-Zeltreihe gibt.

Halbmarathon-Zelte vor dem Roten Rathaus in BerlinAls ich am Treffpunkt, der Litfass-Säule neben den Zelten, ankomme, steht Hartmut schon da. Neben ihm ein kleiner, drahtiger Läufer im ärmellosen (!) Shirt. Und wir haben uns überlegt, wie dick oder dünn wir uns bei den etwa 7° anziehen! Aber durch seinen gelben Adidas-Plastik-Sack schimmert auf der Startnummer auch der Startblock A durch, und das erklärt ja alles ;-) Monika kam dann schließlich auch durchs Gedränge auf uns zu. Sie hatte noch einen Abstecher ins Aquadom zum Wasserlassen gemacht.

Der Startschuss fällt…

Jetzt wird es langsam ernst und wir begeben uns in unsere Startblöcke. Jeder in seinen, denn Hartmut startet in B, ich in C und Monika in Startblock D. Es ist zwar kühl, aber nun kommt sogar zaghaft die Sonne durch. Wie immer, wenn die Spannungs-Startmusik ertönt, bin ich kurz vor der Gänsehaut. Dann der Startschuss, und… nichts! Irgendwo da vorne müssen sie wohl schon laufen, aber hier in Startblock C tut sich erst einmal nichts. Wie sich nachher herausstellen wird, habe ich exakt 5:40 Minuten gebraucht, bis ich überhaupt über die Startlinie gekommen bin! Dummerweise setzt sich das dann aber auch nach dem Überschreiten der Startlinie fort, denn die Läufer vor mir kommen kaum in Gang. Ich hatte mir zwar vorgenommen, nicht den Fehler zu machen, zu schnell zu starten, aber das hier ist eindeutig zu langsam. Der Blick auf die Uhr bei Kilometer 1 ist dann auch schockierend: ich habe 5:40 Minuten bis hierher gebraucht. Und dabei wollte ich eigentlich im 5er-Schnitt laufen!

Oh, oh, oh, stop-and-go!

So richtig besser wird die Situation auch auf den folgenden Kilometern nicht. Alle Läufer vor mir scheinen es heute ruhig angehen zu wollen. Aber ich hatte doch im vorderen Drittel des Startblocks C gestanden! Mich beschleicht ein wenig das ungute Gefühl, dass es mit meiner Wunschzeit – um die 1:45 Std. – nichts werden könnte, denn ich habe durch das Gewühl schon nach den ersten 2-3 Kilometern einen Rückstand von etwa 2 Minuten. Dann wird die Strecke für mich etwas freier und ich pendele mich bei einem Kilometer-Schnitt von 5 Minuten ein. Aber auch auf den folgenden Kilometern gibt es hin und wieder kleine „Staus“, so dass ich doch wieder Tempo rausnehmen muss, um auf eine Lücke zu warten, die ich dann wieder mit erhöhtem Tempo nutzen kann. Irgendwie komme ich mir die überwiegende Zeit der ersten Hälfte vor, als wäre ich zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich überhole ständig Leute – natürlich werde auch ich überholt, aber nur selten zu diesem Zeitpunkt – was eigentlich nicht sein darf, wenn alles mit rechten Dingen zugeht.

Ich glaube, dass ich eigentlich zwischen Kilometer 5 und Kilometer 15 ganz passabel gelaufen bin, manchmal sicher sogar leicht unter 5 Min./km, aber dann machte sich so langsam die Erschöpfung bemerkbar. Sei es, dass mich die widrigen Umstände vom Anfang so viele Nerven und Kraft durch die kleinen Zwischensprints gekostet hatten oder dass ich einfach – auch aufgrund meiner krankheitsbedingten zweieinhalbwöchigen Laufpause in der Vorbereitung – noch nicht fit genug für die 5 Min./km über 21 km war: ich musste Tempo rausnehmen. Nun, spätestens ab Kilometer 16/17, beginnt der Kampf gegen den inneren Schweinehund. Meine Wunschzeit ist nun ohnehin dahin, die Beine werden müde und mir so langsam (fast) alles egal.

Das Finale

Startnummer und Medaille des Berliner HalbmarathonIch will unbedingt noch halbwegs akzeptabel abschließen und habe gleichzeitig große Lust einfach stehen zu bleiben. Bei der letzten großen Willens- und Kraftanstrengung, die Gertraudenstraßen-Steigung hoch auf Kilometer 21 zu, werfe ich endlich wieder einen Blick auf die Uhr (die ich aus Frust und Unlust die vorangegangenen 3 Kilometer nicht angesehen hatte): bereits über 1:48 Std.! Mist, so schlecht bin ich lange nicht mehr gelaufen. Aber dann will ich wenigstens in den 1:40ern bleiben. Ich ziehe noch ein letztes Mal das Tempo an (komisch, was so alles geht, wenn man kurz vor dem Ziel ist) und überquere froh und lächelnd bei 1:49:43 die Ziellinie!

Beim späteren Lauf-Analysieren mit Monika und Hartmut stellte sich übrigens heraus, dass die beiden ganz andere Erfahrungen gemacht hatten und fast davon schwärmten, wie gut und frei sie von Anfang an laufen konnten. Hartmut war mit 1:35:09 Std. durchs Ziel gerauscht (als 95. seiner Altersklasse!) und Monika mit 1:54:50 Std., wenn ich es richtig verstanden habe, ihre persönliche Bestzeit gelaufen (als 69. ihrer Altersklasse!). Nun ja, ich war mit mir nicht ganz so zufrieden, aber zumindest tröstet mich ein Blick in die Statistik, dass ich auch nicht gar so schlecht war: ich bin mit meiner Zeit immerhin noch 5443. von insgesamt 17.598 Finishern geworden…

Schön wie immer war die gelöste Stimmung auf der Rückfahrt und auch später am Nachmittag, als wir uns bei Hartmut auf ein Bier (und leckeren Kaffee und Kuchen mit Vanilleeis!) zur „Nachbesprechung“ trafen. Leute, es war toll mit euch!

Nachtrag: Andreas hat mich gerade tröstend darauf aufmerksam gemacht, dass Achim Achilles so ziemlich die gleichen Startprobleme hatte…
» Achilles’ Verse: Fleischsalat statt Honigbrötchen

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Ein Kommentar zu “28. Berliner Halbmarathon am 06.04.2008”

  1. monika sagt:

    Hallo Sportsfreund,
    Deine Beschreibung des Halbmarathons ist sehr ausführlich,sodass ich eigentlich nur folgendes ergänzen möchte: die Startsituation bei diesem Lauf war meiner Meinung nach viel besser als vor dem Schlossplatz. Wir hatten kürzere Wege zurückzulegen und alles war viel übersichtlicher. Es wäre schön, wenn es im nächsten Jahr bei diesem Start-Ziel bliebe. Ausserdem konnten die Frauen endlich in den umliegenden Kneipen im Warmen aufs Örtchen, ohne stundenlang warten zu müssen. Großen Dank an die Wirte, die uns den Zutritt ermöglichten!!
    Im nächsten Jaht machen wir das wieder! Es war toll und die Stimmung am Rand der Piste war mitreissend. Wie beim Marathon feuerten uns die Leute an und trugen uns förmlich durchs Ziel. Für mich der bisher schönste Saisonauftakt. Schade war für mich jedoch, dass Klaus nicht mitgelaufen ist. Er hat mir doch sehr gefehlt.
    Bis bald, Deine Laufkumpanin

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